Kritik an Wikipedia
Kritik an Wikipedia findet vor allem an der deutschsprachigen Wikipedia statt. Es geht dabei um ideologische und wissenschaftliche Probleme. Auffällig ist in vielen Bereichen die einseitige, nicht neutrale Ausrichtung. Manche Personenartikel erinnern stark an die Methoden der Stasi in der DDR. Es gibt aber auch technische Einzelheiten, die ebenfalls zu kritisieren sind.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Ideologische Ausrichtung
- 2 Profilierung und Selbstdarstellung
- 3 Lobby-Arbeit
- 4 Irreführende Informationen
- 5 Mangelnde Systematik
- 6 Sichtungen und Sperren als Kontrolle
- 7 Zuverlässigkeit
- 8 Vandalismus
- 9 Selbstkritik
- 10 Siehe auch
- 11 Weblinks
- 12 Literatur
- 13 Andere Lexika
- 14 Einzelnachweise und Anmerkungen
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1 Ideologische Ausrichtung
Ein Teil der Kritik richtet sich gegen die einseitige Ausrichtung vieler Artikel über bestimmte Weltanschauungen und Ideologien, wie z. B. dem Feminismus oder der Hegemonie der politischen Linken im deutschen Sprachraum. Inzwischen gibt es viele Wikipedia-Opfer, deren Ansehen durch Wikipedia teilweise schwer beschädigt wurde. Bekannte Beispiele sind Harald Walach, Werner Haverbeck, Claus Fritzsche und Max Otto Bruker. Seit längerer Zeit ist der Schweizer Historiker und Friedensforscher Daniele Ganser Zielperson von Diffamierungen geworden, indem ihm immer wieder unterstellt wird, er vertrete Verschwörungstheorien. Damit wird versucht, seiner Reputation Schaden zuzufügen und damit einhergehend seine wissenschaftliche Tätigkeit gezielt zu behindern. Insbesondere „um den letzten Einleitungssatz wurde häufig Editwar geführt“.[1]
Die feministisch-ideologische Pseudowissenschaft "Gender Studies" wird als eine echte Wissenschaft dargestellt; Kritik an dem Konzept gibt es im Artikel nicht.
Besonders peinlich scheinen Veröffentlichungen zu sein, die zum Beispiel die Tätigkeit von Herbert Marcuse für US-amerikanische Geheimdienste betreffen und bereits in den 1970er Jahren von konservativen Kreisen aufgedeckt wurden. Anfang 2016 wurde dies sogar in der linksliberalen Tageszeitung taz dargestellt.[2] In der deutschen Wikipedia wurde seine diesbezügliche Tätigkeit zunächst nur ganz kurz erwähnt, eine weitergehend inhaltliche Auseinandersetzung findet nicht statt. Auch kritische Anmerkungen in der Wissenschaft wie etwa von Loren Graham zu Lyssenko und zur Epigenetik[3] werden oft ignoriert, da sie offenbar nicht in das ideologische Konzept passen.
Auffällig ist in diesem Zusammenhang der Umfang von Diskussionen, die sich teilweise sehr von den sachlichen Inhalten entfernen und oftmals ideologische Zuweisungen an die Diskussionsteilnehmer enthalten. Für nicht fachkundige Leser sind diese Diskussionen und deren Hintergrund oftmals schwer nachvollziehbar, so dass ein unabhängiges Urteil über die korrekte Formulierung schwer möglich ist, ohne sich eingehend mit den Spezialfragen zu befassen. Somit geht es in den letzten Jahren teilweise mehr um die ideologische Ausrichtung als um die Vervollständigung der Enzyklopädie. Vor allem bei ideologischen Begrifflichkeiten ist eine hohe Aktivität zu erkennen, insbesondere bei der Platzierung immer neuer Begriffe unter Verwendung einer speziellen Fachsprache zum Beispiel im Bereich der Soziologie. Dabei wird gerne an ideologisch unverdächtige Personen wie Max Weber angeknüpft, um die wahren Ziele, Motive und Absichten zu verschleiern. Doch in vielen Texten ist die deutliche Handschrift des Marxismus oder des Neomarxismus zu erkennen, insbesondere durch Verwendung von Literatur aus der DDR und Originalzitaten von Karl Marx. Beispiele sind die Begriffe Marxistische Archäologie und Hochkultur (Soziologe).
Die Schwesterprojekte von Wikipedia sind bisher weniger von dieser ideologischen Ausrichtung betroffen, allerdings gibt es auch dort teilweise landesspezifische Befindlichkeiten. In der englischsprachigen Version finden vergleichbare Auseinandersetzungen statt, jedoch auf einem anspruchsvolleren Niveau als in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein, weil insbesondere in den USA ein Interesse von Wissenschaftlern an der Wikipedia gibt. Hierzu ist anzumerken, dass der englischsprachige Artikel zu Herbert Marcuse bereits in der Einleitung einen deutlichen Hinweis auf dessen Tätigkeit für die Vorgängerorganisation des US-amerikanischen Auslandsgeheimdienstes CIA enthält.[4]
2 Profilierung und Selbstdarstellung
Viele Autoren bei Wikipedia haben einen außerordentlichen Geltungsdrang. Obwohl es inzwischen klare Regeln (z.B. Relevanzkriterien, Zitierpflicht) gibt, werden diese noch vielfach ignoriert. So sind in der Anfangszeit oft Texte ohne ausreichende Quellen entstanden, doch werden diese inzwischen auch kritisiert. Solche Kritik wird von den sogenannten Urautoren, die angeblich das Recht auf „ihren“ Artikel gepachtet haben, zurückgewiesen. Obwohl dies den Wikipedia-Regeln widerspricht, pochen einige Autoren auf ihre originäre geistige Leistung und verlangen, dass jede Änderung durch Zitate und Quellen belegt wird, obwohl es ja gerade dem ursprünglichen Text an eben diesen Belegen gemangelt hat. Viele Artikel sprengen inzwischen den Rahmen einer Enzyklopädie, indem einzelne Autoren lange Romane schreiben, die zwar von ihrer intensiven Beschäftigung mit dem Thema zeugen und durchaus publikationswürdig sind, aber den Charakter eines Essays und in einer Enzyklopädie, wie sie geplant war, in dieser Form nichts zu suchen haben. Außerdem wird es dadurch für viele Leser schwierig, die wesentlichen Informationen zu einem Thema zu erfassen. Eine Kategorie für solche romanhaften Ausschweifungen gibt es bei Wikipedia nicht. Wenn zufällig sich sonst niemand um ein Thema kümmert, gibt es keine Organisation oder Instanz, die solche Ausschweifungen kürzen oder für ein Auffüllen der Lücken sorgen. Es gibt nur in großen Städten einige Stammtische, die eine gewisse Systematik durchzusetzen versuchen. Diese Stammtische sind letztlich eine Versammlung von Individualisten mit sehr speziellen Themen, die nicht immer auf einen Nenner zu bringen sind. In diesem Umfeld der vielen Individualisten gelingt es einzelnen Lobby-Gruppen unterschiedlicher Richtungen sehr schnell, die Oberhand zu gewinnen. Umgekehrt wird aus Einzelpersonen bestimmter politischer Richtungen ein Skandal konstruiert, wenn angeblich plötzlich eine parteigesteuerte Unterwanderung stattfindet.[5][6][7][8][9]
Wie weit einzelne Wikipedia-Nutzer das System für ihre geschäftlichen Zwecke missbrauchen, zeigte der Streit um Fotolizenzen.[10] Eine Randerscheinung ist dabei, dass oft Bilder - vor in längeren Artikeln - eingebaut werden, die nicht immer einen Zusammenhang mit dem Text haben, sondern nur allgemein zum Thema passen. So entstand folgende Regel: „Wikipedia ist kein Bilderbuch“. Durch Fotowettbewerbe wird gelegentlich dazu animiert.
Das elitäre Benehmen von Autoren ist ein neues Phänomen, welches etwa seit 2011 auftritt und sich besonders durch die zahlreichen akademischen Mitarbeiter und deren Wettstreit um Anerkennung in der deutschen Wikipedia verstärkt hat. Es führt dazu, dass
- Beiträge von nicht akademisch gebildeten Autoren rücksichtslos gelöscht werden, ohne einen Verbesserungsvorschlag zu machen
- schwerverständliche Begriffe und Abkürzungen benutzt werden (z.B. LDHW)
- weniger gebildete Leser und Autoren als „Oma“ bezeichnet oder anderweitig disqualifiziert werden
- bei einzelnen Professoren - insbesondere an Fachhochschulen - die Relevanz als Wissenschaftler bezweifelt wird.[11]
Bei Quellenangaben, die nicht der herrschenden Meinung des „harten Kerns“ bei einem Thema entsprechen, wird die jeweilige unerwünschte Quelle dann oft als unwissenschaftlich bezeichnet. Dem steht entgegen, dass in vielen Artikeln aus der Boulevardpresse oder privaten Webseiten zitiert wird. Wikipedia selbst versucht dieser unbefriedigenden Entwicklung durch ein sogenanntes Mentorenprogramm abzuhelfen, welches jedoch den Schwerpunkt auf neue Autoren und die technischen Funktionen setzt. Einige Autoren versuchen persönliche Kommentare und Wertungen unterzubringen, zum Beispiel in der Literatur zu Friedrich Hölderlin.[12]
In der Diskussion zum Thema Linksextremismus wurde 2014 kritisiert, dass der umstrittene Buchautor Armin Pfahl-Traughber 70mal in der damaligen Version zitiert wurde, was auf eine Unausgewogenheit schließen lasse.[13] Auch in der neuen Version von Januar 2021 ist dieser Autor in den 180 Einzelnachweisen mit seinem Buch von 2014 stark vertreten, was den Verdacht erhärtet, dass es sich hier um eine Form des Marketing handelt. Andere Autoren kommen bis heute kaum zu Wort.
3 Lobby-Arbeit
In der deutschen Wikipedia ist es - im Gegensatz etwa zur englischen - erlaubt, für einen Verein oder eine Firma eine Benutzerkennung anzulegen, um Informationen zu pflegen, welche die eigene Organisation betreffen. Dadurch wird offengelegt, dass jemand bestimmte Interessen vertritt. Mit dem gesonderten Anmeldeverfahren wird aber nicht verhindert, dass Lobby-Arbeit auch unter anderen Namen oder sozusagen „anonym“ mit einer IP-Adresse erfolgt. Die IP-Adresse verhindert nur die Kommunikation per E-Mail mit dem jeweiligen Benutzer. Zudem finden sich unter den Weblinks zahlreiche private Seiten und Inhalte mit ausgesprochenem Werbecharakter.[14]
Im Artikel John Yudkin, der in der deutschen Wikipedia am 8. Juli 2008 angelegt worden war und auf der englischen Version beruhte, war als Quelle auch ein Bericht aus dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel von 1967 aufgeführt. Diese Quelle wurde am 23. Dezember 2009 mit der Begründung entfernt, dieser Bericht habe nichts mit Yudkin zu tun. Der Spiegel behandelt darin zunächst das Thema Cholesterin und beginnt dann einen Absatz wie folgt: „Als erster vertrat der britische Ernährungswissenschaftler Professor John Yudkin die Hypothese, daß zwischen Zuckerkonsum und der Zahl der Infarktfälle ein Zusammenhang bestünde.“ Andere Autoren, die bereits ähnliche Ansichten vertraten oder zitierten, werden bei Wikipedia disqualifiziert. Und bis 2019 fanden sich zum Thema Zucker und Ernährung in der Wikipedia nur wenige kritische Aussagen. Das Thema Zuckerlobby fehlt ganz.[15] Gleichwohl gibt es selbst zu allgemeinen Themen wie Lebensmittelindustrie immer wieder lange Diskussionen,[16] deren Ergebnisse sich aber im jeweiligen Hauptartikel oft nicht wiederfinden. Auch Ergebnisse der Ernährungswissenschaft werden nicht dargestellt.[17]
DIE ZEIT schrieb am 1. Dezember 2011: „Heimliche Einflussnahme - Beispiele, wie Unternehmen ihr Image aufpolieren wollen, sind auf der Seite WikiScanner zu finden: Anhaltspunkte dafür liefern die sogenannten IP-Nummern. Das sind im übertragenen Sinne die Telefonnummern von Computern im Internet. Sie erlauben den zuverlässigen Datenverkehr von einem Adressaten zum anderen. WikiScanner registrierte nun: Ein Nutzer hat aus dem »Störfall« des Atomkraftwerks Biblis ein harmloses »meldepflichtiges Ereignis« gemacht. Von derselben IP-Nummer aus wurde hinzugefügt, dass »Biblis Meilenstein in puncto Sicherheit« sei. Aus dem »Export von Atommüll« wurde schlicht die »Rückführung von Brennstäben«. Der Nutzer, der die Änderungen eintrug, kam von RWE. Eine IP-Adresse von der Firma Boehringer Ingelheim löschte die Lieferung von Agent Orange an die USA aus der Firmenvergangenheit. Der Hersteller eines Ginkgo-Gedächtnis-Präparats entfernte einen kritischen Kommentar zur Wirksamkeit aus dem Artikel.“[18]
Ein Informatikstudent in den USA entwickelte den WikiScanner und entdeckte seit 2007 systematische Manipulationen an Wikipedia-Artikeln durch große Konzerne, zu denen auch Microsoft gehört. Die Website Wikibu soll Schülern und Lehrern helfen, die Zuverlässigkeit von Wikipedia-Texten zu überprüfen.[19] So gilt z.B. ein Text als verdächtig und wenig zuverlässig, wenn besonders häufig Änderungen an derselben Stelle vorgenommen werden.
Bestimmte Berufs- und Interessengruppen sorgen dafür, dass ursprünglich sehr allgemeinverständliche Texte durch Fachbegriffe verfremdet und umständliche Satzkonstruktionen nicht nur schwerer verständlich, sondern auch unübersichtlich werden. Dies bedeutet, dass viele Themen nur noch von Spezialisten bearbeitet und verstanden werden. Dadurch lassen sich kritische Informationen geschickt verbergen und deren Verschwinden unauffällig gestalten. Eine systematisch gepflegte Enzyklopädie sähe anders aus. Kritik an Sprache und Stil wird dann häufig mit dem Argument „keine Verbesserung des Artikels“ abgebügelt, oder es beginnt ein Kampf um Zitate, Quellen und Relevanz.
Im Jahre 2012 wurde die Lobbyarbeit von Roger Bamkin, dem Direktor der britischen Wikimedia aufgedeckt und von Jimmy Wales selber öffentlich beanstandet. Auch weitere Mitarbeiter stehen im Verdacht, gegen Bezahlung tätig zu sein und die Texte im Sinne ihrer Auftraggeber zu verändern.[20] Einige Unternehmen bieten sogar öffentlich an, gegen Bezahlung Texte für Wikipedia zu schreiben.[21]
Der Merck-Wikipedia-Skandal im Herbst 2015 hatte weitreichende Konsequenzen und führte zu genauerer Beobachtung der Autoren durch Administratoren bei der Wikipedia.
Der US-amerikanische Autor Jeremy Rifkin wurde jahrelang als Soziologe dargestellt,[22] doch findet sich bisher kaum eine Rezeption in der Literatur dazu. Er ist Wirtschaftswissenschaftler, seine Hypothesen sind umstritten, seine Voraussagen treffen teilweise nicht zu. Hier wurde offenbar gezielt versucht, Werbung für diesen Autor zu machen.
Die anfänglich heimliche Lobby-Arbeit ist inzwischen sehr offensichtlich, weil große Unternehmen eigene Mitarbeiter damit beschäftigen, um die jeweiligen Artikel bei Wikipedia zu pflegen und unliebsame Aussagen entfernen lassen. Eine Kontrolle darüber ist aufgrund der Organisationsstruktur der Wikipedia fast nicht möglich.[23]
4 Irreführende Informationen
Falsche Zitate und Verfälschung von Quellen sind nicht nur Teil der Lobby-Arbeit, sondern können auch dazu dienen, Leser zu irritieren (Desinformation) und Meinungen zu beeinflussen. Eine unabhängige Qualitätskontrolle, um so etwas aufzudecken, gibt es nicht. Berichtigungen sind also dem Zufall überlassen. Näheres dazu wird z.T. in den entsprechenden Artikeln der Pluspedia dargestellt. Hier einige Beispiele:
- Der umstrittene Autor Ernst Jünger wird in der Kategorie „Militärperson (Reichswehr)“ geführt, obwohl er dort nur noch kurze Zeit nach Ende des Ersten Weltkriegs tätig war, was sich aus seinem Rang als Leutnant ergab, sonst wäre er wie viele andere ehemalige Soldaten arbeitslos geworden. Angeblich wurde er kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs zur Wehrmacht eingezogen, was aber aufgrund seines Alters unwahrscheinlich ist - er war bereits 44 Jahre alt! Zudem war er nicht Mitglied der NSDAP und politisch daher nicht zuverlässig. Es ist eher anzunehmen, dass er sich freiwillig meldete, so dass er bereits im August 1939 - also noch von Beginn des Krieges - zum Hauptmann befördert wurde. Quellen werden dafür übrigens nicht angegeben. (Stand 27. Juni 2020)
- Über Namensaktien heißt es: „Ende 2006 waren 12 der 30 im DAX gehandelten Aktien Namensaktien. Die Zahl aller Aktiengesellschaften mit Namensaktien beläuft sich mittlerweile in Deutschland auf 62.“[24] Die angegebene Quelle stammt jedoch von 2001 und enthält nur folgende Information: „Ein Drittel der im DAX-30 notierten Gesellschaften hat in den letzten beiden Jahren die Notierung auf Namensaktien umgestellt.“[25] Ob es sich bei den 62 Aktiengesellschaften um börsennotierte handelt, wird nicht klar. Offenbar soll hier die Transparenz bei Aktien in ein besonders positives Licht gestellt werden. Angesichts der Zahl der Aktiengesellschaften in Deutschland wäre die Zahl 62 jedoch lächerlich gering. Wikipedia schreibt selbst an anderer Stelle: „Am 01. Januar 2016 waren 15.453 Aktiengesellschaften in deutschen Handelsregistern registriert.“[26]
- In der Einleitung zu Gibraltar ist folgendes zu lesen: „Es steht seit 1704 unter der Souveränität des Vereinigten Königreichs [...]“[27] Hier werden die meisten Leser zunächst keinen Verdacht schöpfen. Das Vereinigte Königreich gab es jedoch 1704 noch nicht, das Königreich Großbritannien entstand erst 1707. Auch eine Souveränität existierte nicht, sondern Gibraltar wurde im Krieg von England erobert, wie in der englischen Wikipedia richtig dargestellt ist. Offenbar handelt es sich bei der Formulierung in der deutschen Version um das Ergebnis einer Werbe-Kampagne, worauf in der Diskussion[28] auch hingewiesen wird.[29] Ein maßgeblicher Betreiber dieser Werbe-Kampagne war - wie inzwischen aufgedeckt wurde - Roger Bamkin, ein britischer Mitarbeiter von Wikipedia.
- Im Jahr 2015 wiesen Historiker im Wikipedia-Artikel Massaker von Katyn mehr als 130 fachliche, teils schwerwiegende Fehler nach. Anlass war der 75. Jahrestag des Massakers, bei dem mehr als 4000 polnische Offiziere und Nachwuchskräfte vom sowjetischen Geheimdienst erschossen worden waren. Das pikante an dieser Angelegenheit: Der Artikel war in der Wikipedia im Rahmen eines Schreibwettbewerbs als exzellent bewertet worden.[30]
- Über Lin Bao, einen der wichtigsten Kampfgefährten Mao Zedongs heißt es ganz harmlos: „Lin Biao war der Sohn eines kleinen Grundbesitzers ... “.[31] Wie aus der englischen Wikipedia jedoch hervorgeht, hatte er reiche Eltern und sein Vater betrieb sogar eine Fabrik. Aus der deutschen Wikipedia könnte der Leser irrtümlich schließen, dass er aus einer Bauernfamilie stammte - das scheint auch eher in die Ideologie des „Arbeiter- und Bauernparadieses“ (siehe DDR) zu passen.
- Bei der Darstellung von Inhalten aus Fernseh- und Kinofilmen werden oft ungeprüft Aussagen aus Tageszeitungen und von Kritikern übernommen. So wird im Zusammenhang mit dem Tatortfilm „Böser Boden“ u.a. die Frankfurter Rundschau wie folgt zitiert: „Im Landkreis Rotenburg (Wümme), wo der Film spielt, werden rund 95 % der deutschen Fördermenge und rund ein Zehntel des jährlichen Verbrauchs an Erdgas gefördert, darunter auch per Fracking.“[32]
- Ein Problem sind die zunehmenden Begriffserklärungen, die den Leser nicht immer zu den gewünschten Informationen führen, wie das sonst in einer Enzyklopädie üblich ist. Daraus ergeben sich dann oft falsche oder irreführende Links. Eine Lösung dafür ist nicht in Sicht, obwohl doch der Grundsatz gilt, dass Wikipedia kein Wörterbuch ist.
- Trotz des Anspruchs der Wissenschaftlichkeit werden häufig unzuverlässige Quellen verwendet, was oft damit begründet wird, es gebe keine andere. Obwohl es gerade in der Naturwissenschaft umfangreiche Fachliteratur gibt, wird diese teilweise ignoriert oder es wird völlig veraltete Literatur verwendet. Die ist leicht an der Sprache zu erkennen. So findet sich bei Theoderich der Große immer noch der überholte Begriff Völkerwanderung.[33] Ob das immer Absicht oder nur Nachlässigkeit ist, lässt sich wahrscheinlich nie aufklären. Auffallend ist die zunehmende Verwendung von aktuellen Meldungen aus der Tagespresse, die im Internet zwar meist schnell zu finden sind, aufgrund der dauernden Veränderungen dieses Mediums aber auch bald wieder verschwinden und dann in Archiven oder hinter Bezahlschranken gesucht werden müssen. Zudem handelt es sich um Momentaufnahmen, die später auf ihre Allgemeingültigkeit überprüft werden müssten.
5 Mangelnde Systematik
Für die Qualität einer Enzyklopädie ist die Systematik ein wichtiges Kriterium. Folgende Beispiele sind in diesem Zusammenhang auffällig:
- Der Nationalsozialismus mit seinen Organisationen wird nicht systematisch dargestellt. Bei wichtigen Organisationen wie der Waffen-SS muss der Leser mühselig nach Zusammenhängen und Merkmalen suchen. Dabei besteht die Gefahr, dass sich an verschiedenen Stellen Fälschungen verstecken, was der historischen Aufklärung zuwiderläuft. Somit tut die Wikipedia der Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit keinen Gefallen, sondern öffnet Tür und Tor für unterschwellige Propaganda - auch aus dem rechtsradikalen Lager.
- Im Februar 2020 entstand die Kategorie:Mediziner (Bremen),[34] obwohl es bisher keine entsprechende Kategorie für Deutschland mit räumlicher Zuordnung gab. Sie wurde dann etwa einen Monat später gelöscht.[35]
- Das WikiProjekt Kommunen und Landkreise in Deutschland wird nicht regelmäßig gepflegt: So zeigt die Versionsgeschichte hauptsächlich Aktivitäten bis zum Jahr 2012. Am 24. Oktober 2005 hatten alle 12.336 selbstständigen Gemeinden Deutschlands einen Artikel. Inzwischen beschäftigen sich einige Autoren offenbar mehr mit Statistik, geplanten Gebietsänderungen und weniger mit der Geschichte z.B. von Verwaltungs- und Gebietsreformen.[36] So entstand auch eine Kategorie, in der Listen von Gebietsreformen gesammelt werden,[37] und eine Kategorie mit Listen von Städten nach Staat.[38]
- Hinsichtlich des Tourismus ist eine starke Lobbyarbeit zu beobachten. Es werden willkürlich Listen von Sehenswürdigkeiten angelegt,[39] deren Sinn manchmal diskutiert wird.[40]
- Der Titel Dr. (Titel nach der Promotion) wird in der deutschen Wikipedia konsequent weggelassen, während die englischen Titel wie Sir und Baron auffallend häufig eingetragen werden. Der Grund dafür ist nicht nachvollziehbar.
- Zu aktuellen Ereignissen mit dem gleichen Thema werden manchmal mehrere Artikel angelegt, was die Übersichtlichkeit erschwert. Eigentlich gehören solche Beiträge in die Wikinews. Beispiele sind Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023,[41] Israelische Blockade des Gazastreifens 2023,[42] Geiselnahmen der Hamas während des Terrorangriffs auf Israel 2023[43] und Krieg in Israel und Gaza 2023.[44]
Einzelne Themen werden teilweise sehr wissenschaftlich behandelt, häufig sind die Texte schwer verständlich und mit Begriffserklärungen überhäuft. Hier zeigt sich oft eine strenge Systematik im Gegensatz zu den meisten anderen Themen. Insgesamt ist es angesichts der Größe des Projektes nicht verwunderlich, dass bestimmte Bereiche regelrecht ausufern, weil manche Autoren ihre Lieblingsthemen pflegen wollen. Auf Kritik wird eher selten eingegangen, wie die Diskussion zur Kategorie der Sehenswürdigkeiten zeigt.[45] Oft prallen Grundsätze und persönliche Befindlichkeiten von Autoren aufeinander: So wurde z.B. diskutiert, ob die BLG Logistics Group eigenständig und abgrenzbar von der Bremer Lagerhaus-Gesellschaft AG[46] dargestellt werden soll. Auch in ähnlichen Fällen versagt die Community, weil es bisher keine Regeln dafür gibt: Die Schweizerische Kreditanstalt mit einer über 140jährigen Geschichte wird einfach in einen Artikel mit der heutigen Credit Suisse geklatscht, während bei vielen anderen Themen sehr stark differenziert wird. Teilweise ist die Zersplitterung in viele Einzelartikel nicht mehr nachvollziehbar.
In den Richtlinien heißt es, Wikipedia sei kein Wörterbuch. Hierzu diene das Wiktionary.[47] Dennoch finden sich in der Kategorie:Begriffsklärung der deutschen Version inzwischen mehr als 300.000 Einträge,[48] die wiederum mehrere Links zu verschiedenen Wörtern mit ähnlichen Bedeutungen und Schreibweisen enthalten. Manche Wörter werden jedoch nicht erklärt, wie zum Beispiel Hexenjagd, sondern es wird auf Buch- und Filmtitel verwiesen.[49] In der umfangreicheren englischen Version gibt es jedoch es nur knapp 350.000 Einträge zu mehrdeutigen Wörtern[50] - also relativ weniger. Bei einer durchschnittlichen Zahl von 10 Erklärungen ergab die Hochrechnung 3 Millionen Lemma in der deutschen und 3,5 Millionen in der englischen Version. Rein statistisch gesehen wäre damit zwar der Grundsatz, Wikipedia sei kein Wörterbuch, offenbar eingehalten. Die zahlreichen, zum Teil irreführenden Querverweise sind aber ein Hinweis auf die mangelnde Systematik. So werden oft Links gesetzt, die zu ganz anderen Begriffen führen und somit den Leser in die Irre führen; Beispiele finden sie hier in der Kategorie:Wikipedia führt in die Irre. Andererseits werden Links auf Begriffe gesetzt, die eigentlich nicht erklärt werden müssen, sondern nur im Zusammenhang mit einem bestimmten Fachgebiet beschrieben werden; ein Beispiel ist der Begriff Erzählung.
Hinzu kommt die sehr aufwändige Erfassung von Namen, die zu Verzerrungen gegenüber der Wirklichkeit führt. Die Kategorie:Pseudonym enthält in der deutschen Version rund 11.700 Einträge,[51] die Kategorie:Familienname mehr als 7000,[52] Stand jeweils Anfang 2023. Die Zahl der Vornamen und sonstigen Namen, die auch einzeln erfasst sind, lässt sich nicht auf Anhieb ermitteln. Beispielsweise stehen in der Kategorie:Männlicher Vorname mehr als 5000, in der Kategorie:Weiblicher Vorname jedoch nur etwas mehr als 3000 Einträge, was ein großes Ungleichgewicht bedeutet. Aufgrund der Tatsache, dass viele Namen sowohl Vorname als auch Familienname sein können, ergibt sich im Zusammenhang mit den dazu erstellten Begriffsklärungen automatisch schon eine Vermehrung der Artikelanzahl.
Die Einträge im Kalender zu den einzelnen Jahren blähen diesen Bereich unnötig auf. Die Auswahl der Ereignisse ist sehr willkürlich: So gibt es für das Jahr 2015 einen Abschnitt für Terroranschläge.[53] Die Pflege von Kategorien wird oft Spezialisten überlassen. Bei einiges Themen kommt die Geschicht zu kurz oder ist nicht bekannt, bei Städten wird sie manchmal - oft von örtlichen Chronisten - bis ins Uferlose ausgebreitet. Dies ist schon als Unart zu bezeichnen und schwappte zeitweise auch in die Pluspedia hinein, z.B. bei Heilbronn.
6 Sichtungen und Sperren als Kontrolle
In der deutschsprachigen Wikipedia werden neue Artikel oder Artikeländerungen neuer Autoren erst akzeptiert, nachdem sie „gesichtet“ wurden.[54] Dass Beiträge eines Autors automatisch gesichtet werden und keiner fremden Sichtung mehr bedürfen, geschieht nach wenigstens 150 Bearbeitungen und 30 Tagen seit der Registrierung automatisch. Autoren besitzen nach 60 Tagen und 300 Bearbeitungen auch die aktiven Sichtungsrechte.[55] Das Recht, die Änderungen von Autoren zu sichten, deren Sichtung noch nicht automatisch erfolgt, wird nur auf Antrag und von Administratoren nach deren eigenem Ermessen vergeben.[54] Diese Regelung wurde Anfang Mai 2008 in der deutschsprachigen Wikipedia eingeführt, aber inzwischen wegen des damit verbundenen Aufwands inzwischen etwas verändert.
Die englische Wikipedia hatte dieses System zunächst anders entwickelt und mehr auf die einzelnen Artikel bzw. auf kritische Themen bezogen. Grundsätzlich wurde das Sichterrecht nicht automatisch für einzelne Nutzer vergeben, sondern nur auf Antrag. Allerdings galt auch hier zum Beispiel als Voraussetzung, dass jemand etwa seit zwei Monaten angemeldet ist und entsprechende Erfahrungen bei der Mitarbeit nachweisen kann. Mit der Sichtung und Rechtevergabe waren in der englischen Wikipedia mit Stand vom September 2017 rund 1250 Administratoren und über 8000 Sichter beschäftigt.[56] Während die deutsche Version noch mehr als 7300 ungesichtete Artikel hatte, lag die Zahl in der englischen Version trotz einem Vielfachen von Artikeln mit 6840 etwas niedriger. Dies zeigt, dass gerade die deutsche Wikipedia heftig umkämpft ist.
Bei der folgenden Gegenüberstellung ist zu beachten, dass die Zahl der Sichter in der deutschen Wikipedia sowohl die passiven als auch die aktiven Sichter umfasst (Stand 23. September 2017).
Version | Artikel | ungesichtet | Sichter | Administratoren |
---|---|---|---|---|
englisch | 5.482.306 | 6.840 | 8.089 | 1.249 |
deutsche | 2.103.479 | 7.347 | 17.540 | 181 |
Mit dem Sichten soll gewährleistet werden, dass der Leser eine Version sieht, die frei von offensichtlichem Vandalismus ist. Ausdrücklich nicht erreicht werden kann mit einer gesichteten Version eine fachliche Kontrolle.[57]
In der englischen Version wurde für das Anlegen neuer Artikel eine automatische Eingangskontrolle eingeführt, die den Benutzer nach einer möglichen Befangenheit (Interessenkonflikt) fragt. Neue Artikel werden zunächst einem Review unterzogen, bevor sie in dem Artikelnamensraum erscheinen. Da sich das bisherige System der Rechtvergabe als zu schwerfällig erwies, kann an einem solchen Review jeder als Sichter mitwirken, der seit 90 Tagen angemeldet ist und mehr als 500 nicht gelöschte Änderungen in Artikeln vorgenommen hat. Die Hürde liegt damit etwas höher als in der deutschen Version. Mit Stand vom 25. Dezember 2017 gab es nur noch 2563 zu sichtende Artikel, wobei diese Zahl nichts über den Umfang der Änderungen aussagt und sowohl neue als auch bestehende Artikel umfasst. Bei vielen Artikeln finden Prüfungen der Rechtschreibung, der Grammatik und der Quellen statt, was sich an entsprechenden Kategorien ablesen lässt.
Es gibt zudem die Möglichkeit, bestimmte Artikel gegen Änderungen von nicht oder erst seit einer bestimmten Zeit angemeldeten Benutzern oder sogar ganz zu sperren. Diese Maßnahmen sind jedoch angesichts der Vielzahl von Artikeln eher dem Zufall überlassen und meist von aktuellen politischen Diskussionen als von wissenschaftlichen Bedenken geprägt.
7 Zuverlässigkeit
Die Zuverlässigkeit einer Enzyklopädie beruht auf den verwendeten Quellen. Erste Ansätze zu entsprechenden Überlegungen fanden sich bereits in den Diskussionen um die Relevanzkriterien im Jahr 2004.[58]
Im Dezember 2005 veröffentlichte die Zeitschrift Nature einen Artikel, der die Qualität der Online-Ausgabe der Encyclopædia Britannica anhand von 42 Stichproben mit der englischen Wikipedia verglich.[59] Der Autor kam zum Schluss, dass es bei der Stichprobe bezüglich Korrektheit und Vollständigkeit der Naturwissenschaftsartikel nur wenig Unterschiede gibt. Aus diesen wenigen Fällen werden oft Rückschlüsse auf die deutsche Wikipedia gezogen.
Ein Grundproblem der Wikipedia ist der Spagat zwischen angestrebter Aktualität und selbstgewählter Relevanz. Im Laufe der Zeit wurde immer mehr Wert auf zuverlässige Quellen gelegt. So lautet inzwischen eine Grundregel „Artikel sollen nur überprüfbare Informationen aus zuverlässiger Literatur enthalten.“[60] Da Internetlinks keine auf Dauer verfügbare Quelle darstellen, gehen viele Informationen verloren, und Aussagen sind nicht mehr nachprüfbar. Dem Anspruch einiger Autoren, nur wissenschaftliche Quellen zu verwenden, kann das Projekt aufgrund der Vielzahl der Artikel inzwischen nicht mehr nachkommen. So werden aus Bequemlichkeit oft Meldungen aus den Medien verwendet, die aber irgendwann veralten. Selbst ein aktueller Stand der Wissenschaft wird nicht garantiert. Gerade in weniger beachteten Artikeln sind Fehler zu finden, die dem Leser zunächst nicht auffallen. Die vielbeachteten Artikel wachsen - insbesondere durch die mehr oder weniger bewusste Mitwirkung von Journalisten an der Entwicklung der Texte - ins Unermessliche und gleichen teilweise mehr einem Blog als einer Beschreibung, wie sie in einer Enzyklopädie zu finden wäre. Wie die Diskussionsseiten und Versionsgeschichten zeigen, gibt es oft Streit um die Darstellung im Text. Insgesamt handelt es sich eher um ein Internetforum, wobei trotz des selbst gesetzten Qualitätsanspruchs sogar oft gegen die einfachsten Grundsätze eines seriösen Journalismus verstoßen wird.
Aus Reaktion darauf haben viele Autoren bei Wikipedia ihre Arbeit vorübergehend oder endgültig eingestellt. Eine Begründung dazu lautete 2014: „Nachdem ich die Beiträge aufmerksam gelesen und überdacht habe: Ich beende hiermit meine Mitarbeit bei Wikipedia als Protest gegen eine aufgestülpte Bewertung von Artikeln.“ Am Schluss schrieb der Autor: „Das System der Wikipedia ist einfach schon zu festgefahren.“[61]
Mit den Kategorien Exzellente und Lesenswerte Artikel versucht die deutsche Wikipedia bestimmte Qualitätsstandards zu setzen.
8 Vandalismus
Vandalismus ist seit Jahren ein zunehmendes Phänomen bei Wikipedia. Dieser tritt in verschiedenen Formen auf. IP-Adressen treten dort sehr häufig in Erscheinung, deren Tätigkeit wird jedoch als sehr kritisch gesehen, Änderungen von diesen werden oft rückgängig gemacht. Das kann ein Hinweis darauf sein, die entsprechende Textstelle kritisch zu sehen. Dagegen gibt es bei Wikipedia zwar einige Maßnahmen, doch gerade in der deutschen Version sind diese bisher nicht hinreichend. So können Benutzer auf einer Seite „Vandalismusmeldung“ einen Hinweis geben, und manchmal kommt es dort auch zu Diskussionen. Oft werden aber Änderungen, die ohne Anmeldung - also nur mit IP-Adresse - erfolgten, einfach rückgängig gemacht. Gerade im internationalen Raum wird immer wieder betont, dass es zur „Freiheit des Internet“ gehöre, dass sich ein Benutzer nicht anmelden muss. Dass die IP-Adresse die Anonymität sichert, ist jedoch ein Irrtum, der immer wieder anzutreffen ist.[62] Allerdings gibt es dynamische und verschlüsselte IP-Adressen, die einen gewissen Schutz bieten. Warum diese immer noch ihr Unwesen bei Wikipedia treiben dürfen, bleibt unverständlich. Es können sogar neue Artikel von einer IP-Adresse angelegt werden. Das Hauptproblem ist dabei, dass inzwischen Hunderte von freiwilligen Autoren mit der Überwachung von Vandalismus beschäftigt sind, zumal eine Diskussion auf diesem Wege meist nicht zielführend ist. Das bindet Zeit und Energie, was langfristig zur Entropie des gesamten Projektes führen wird. Hinzu kommt, dass auch fehlerhaft geschriebene Artikel angelegt werden, die bald wieder gelöscht werden,[63] und oder die Berichtigung offensichtlicher Fehler durch IP-Adressen häufig rückgängig gemacht werden.
9 Selbstkritik
Nach eigener Darstellung von Wikipedia gibt es Kritik seit der Gründung im Jahr 2001. So wird eingeräumt, dass die Vergleiche mit seriösen Enzyklopädien umstritten sind.[64] An anderer Stelle heißt es: „Wikipedia selbst bestätigt das Problem inhaltlicher Beeinflussung.“ Dennoch gibt es zahlreiche Probleme, die zum Teil nicht erkannt werden, wie der zunehmende Lobbyismus großer Organisation durch bezahlte Schreiber und ein versteckter Militarismus in der Wikipedia.
Zudem ist Wikipedia zum großen Teil nicht barrierefrei und somit zum Beispiel für Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen nicht geeignet. Wikipedia versucht das Problem dadurch zu lösen, dass manche Artikel vorgelesen werden können. Den Grundsätzen der Barrierefreiheit widerspricht, dass Weblinks dabei nicht richtig oder garnicht dargestellt werden.
10 Siehe auch
11 Weblinks
- https://www.schwarzbuch-wikipedia.de/ Schwarzbuch Wikipedia Mobbing, Diffamierung und Falschinformation in der Online-Enzyklopädie und was jetzt dagegen getan werden muss | (Andreas Mäckler), veröffentlicht 2020
- Blog Till Eulenspiegel: Kritik an Wikipedia: Die neue Inflation des Wissens (Augsburger Allgemeine 14.08.2013)
- Diffamierung in der Wikipedia auf www.meine-biographie.com
- Nur Bildung schafft Ordnung, Junge Freiheit am 12. Februar 2010
- Adorján F. Kovács: Die AufseherInnen von Wikipedia (Freie Welt, 7. Februar 2014)
- Helge Denker: Warum Heilmanns Wikipedia-Kritik berechtigt ist (Die Welt, 18.11.08)
- Selbstversuch Wikipedia: Löschen was nicht passt, Jacob Jung Blog am 27. Januar 2012
12 Literatur
- Andreas Mäckler:Schwarzbuch Wikipedia: Mobbing, Diffamierung und Falschinformation in der Online-Enzyklopädie und was jetzt dagegen getan werden muss, 2020
13 Andere Lexika
14 Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Daniele_Ganser
- ↑ Frankfurter Schule half US-Geheimdienst Nazideutschland besiegen TAZ vom 13. 03. 2016
- ↑ https://www.heise.de/newsticker/meldung/Genforschung-im-Licht-der-marxistischen-Ideologie-3223306.html
- ↑ https://en.wikipedia.org/wiki/Herbert_Marcuse
- ↑ https://www.welt.de/kultur/article160303017/Hat-die-deutsche-Wikipedia-ein-AfD-Problem.html
- ↑ SWR Krise im Wikipedia-Schiedsgericht: Interview mit „MAGISTER“
- ↑ http://www.fr.de/politik/wikipedia-wer-steckt-hinter-afd-freund-lukati-a-989868
- ↑ http://www.deutschlandfunk.de/streit-bei-online-enzyklopaedie-das-wikipedia.676.de.html?dram:article_id=374356
- ↑ https://www.jungewelt.de/artikel/299430.streit-im-wikipedia-schiedsgericht.html
- ↑ https://www.heise.de/tp/features/Wikipedia-beraet-ueber-Distanzierung-von-Fotolizenz-Abzockern-3630842.html
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:L%C3%B6schkandidaten/27._Mai_2010#Andrea_Kobylka_.28gel.C3.B6scht.29
- ↑ Ein Kommentar lautet bei Wikipedia: „anspruchsvolle Einführung; eigenwillig“
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Linksextremismus/Archiv/3#Massenhafte_Zitation_von_Armin_Pfahl-Traughber
- ↑ Versuche, dieses zu unterbinden, werden gezielt bekämpft, wie ein Beispiel zum Stichwort Bad Freienwalde zeigt
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Zucker/Archiv#Zuckerlobby
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Lebensmittelindustrie
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Ern%C3%A4hrungswissenschaft
- ↑ https://www.otto-brenner-preis.de/fileadmin/user_data/preis/2010/Bilder/DZ_49_11_035.pdf
- ↑ https://www.welt.de/print/welt_kompakt/print_wissen/article10659498/WikiScanner-und-Wikibu.html
- ↑ Kirsty Weakley: Wikimedia trustee resigns over conflict of interest concerns. , Civil Society Governance, 24 September 2012.
- ↑ https://www.heise.de/newsticker/meldung/Wikipedianer-bei-PR-erwischt-1713093.html
- ↑ https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Jeremy_Rifkin&type=revision&diff=188068701&oldid=187954015
- ↑ Beispielsweise werden Informationen aus der Geschichte vieler Unternehmen gelöscht, weil sie aus heutiger Sicht nicht mehr relevant sind
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Namensaktie#Transparenz
- ↑ http://www.handelsblatt.com/archiv/ein-drittel-der-dax-30-unternehmen-stellte-in-den-vergangenen-zwei-jahren-um-namensaktien-immer-populaerer/2059796.html
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Aktiengesellschaft#Deutschland
- ↑ Stand 11. Juni 2017
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Gibraltar#Ausgangspunkt_des_Wikipedia-Korruptionsskandals
- ↑ Näheres dazu unter https://www.cnet.com/news/corruption-in-wikiland-paid-pr-scandal-erupts-at-wikipedia
- ↑ Wikipedia: Mehr als hundert Fehler, Süddeutsche Zeitung am 16. Dezember 2015
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Lin_Biao
- ↑ Version vom 26. November
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Theoderich_der_Große
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:WikiProjekt_Kategorien/Diskussionen/2020/Februar/11#Kategorie:Mediziner_(Bremen)_(kein_LA,_erl.)
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:WikiProjekt_Kategorien/Diskussionen/2020/Februar/24#Kategorie:Mediziner_(Bremen)_(erl.)
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:WikiProjekt_Kommunen_und_Landkreise_in_Deutschland
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Liste_(Gebietsreformen)
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Liste_(St%C3%A4dte_nach_Staat)
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Liste_(Sehensw%C3%BCrdigkeiten)
- ↑ siehe z.B. die Löschdiskussion zum Burgenlandkreis
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Terrorangriff_der_Hamas_auf_Israel_2023
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Israelische_Blockade_des_Gazastreifens_2023
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Geiselnahmen_der_Hamas_während_des_Terrorangriffs_auf_Israel_2023
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_in_Israel_und_Gaza_2023
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:L%C3%B6schkandidaten/29._Juni_2020#Listen
- ↑ Löschdiskussion 2019
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Wikipedia_ist_kein_Wörterbuch
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Begriffsklärung
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Hexenjagd
- ↑ https://en.wikipedia.org/wiki/Category:Disambiguation_pages
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Pseudonym
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Familienname
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/2015#Terroranschläge_(Auswahl)
- ↑ 54,0 54,1 Wikipedia:Gesichtete Versionen/Rechtevergabe Wikipedia:Gesichtete Versionen/Rechtevergabe
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Gesichtete_Versionen#Sichterstatus
- ↑ https://en.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Reviewing_pending_changes#Reviewing_process
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Gesichtete_Versionen
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia_Diskussion:Relevanzkriterien/Archiv/1#Anmerkungen
- ↑ Jim Giles: Internet encyclopaedias go head to head. Nature, 2005-12-15, S. 900 f. Archiviert vom Original am 2010-05-24. Abgerufen am 8. Juni 2016. (PDF)
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Belege
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:Regiomontanus/Bewertungsrichtlinien_für_meine_Artikel_(nach_Siga)
- ↑ Anonyme Änderungen in der Wikipedia taz 21. 7. 2014
- ↑ Ein Beispiel ist Hans D Mummendey, angelegt am 30.12.2009
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Kritik_an_Wikipedia#Umstrittene_Vergleiche_mit_etablierten_Enzyklop%C3%A4dien
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