Heilbronn

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Stadtbild 2019

Heilbronn ist eine mittelgroße Stadt am Neckar in Baden-Württemberg in Deutschland. Sie bildet heute das Oberzentrum der Region Heilbronn-Franken. Im Laufe ihrer wechselvollen Geschichte war Heilbronn Residenzstadt, Finanzmetropole, die "bedeutendste württembergische Industriestadt"[1] mit der "höchsten Kirche im Württembergischen"[2] und einem "qualitativ überregionalen [Theater-]Bau".[3]

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1 Geschichte

1.1 Residenzstadt

Ehemalige Residenz der Deutschordensballei Franken in Heilbronn, "Blühendes Deutschordensbarock"

Heilbronn entwickelte sich aus einem im 7. Jahrhundert bestehenden fränkischen Königshof. In einer Urkunde aus dem Jahr 822 wird villa Helibrunna als Ort einer Michaelsbasilika in Heilbronn erwähnt. Fekete[4] schreibt, dass 1976 Helmut Schmolz den Königshof samt Kapelle im Bereich des ehemaligen Katharinenspitals bei der Gerberstraße, Kaiserstraße und Unteren Neckarstraße vermutet. Ein Kupferstich aus Civitates Orbis terrarum [5] zeigt, dass beim Katharinenspital auch die Johanneskirche stand, welche als Michaelsbasilika in Heilbronn angesehen werden kann. Seit 889 gab es in Heilbronn eine Residenz bestehend aus einer Königspfalz (palatio regio) mit Kapelle. Die Mauern der alten Kaiserpfalzkapelle sind in den Mauern der Anbauten im Süden des heutigen Münsters des Deutschhofes westlich des romanischen Turmchors zu sehen.[6] Teile eines Vorgängerbaus des Münsters wurden bei dessen Renovierung 1994/95 in der Chorturmkapelle gefunden. An der Südwand des Turmes wurden Fundamentmauern aus Kalksteinen gefunden, weiter entdeckte man die Gewände einer 40 cm tiefen, 212 cm breiten und im Scheitelpunkt ebenso 212 cm hohen Nische, die aus Kalksteinen gemauert war. Am Außenbau des Turmuntergeschosses wurde nach dem Abschlagen des Putzes auch Kalksteinmauerwerk gefunden, das zwei Drittel der Turmwandstärke einnimmt.[7] Dieser Kalkstein reicht bis in die Mitte des ersten Obergeschosses an der südöstlichen Seite des romanischen Chorturmes, während das übrige Gebäude aus Sandstein besteht. Die Kalksteinfundamente sind älter als die erste bekannte spätromanische Chorturmkapelle, wobei die Größe und das Ausmaß dieser Kalksteinfundamente und die Art der Einfügung der Kalksteinmauerreste in den Turm beweisen, dass diese bereits vor der Errichtung des Deutschhofes existierten.[8] Auch beim Abbruch der ehemaligen Ritterherberge aus dem Jahre 1556 im kleinen Deutschhof wurden Fundamente gefunden, die aus 625 Kubikmeter Kalksteinmauerwerk bestanden.[9]

Heilbronn erhielt im Jahre 1281 von König Rudolf I. von Habsburg in Gmünd das Stadtrecht. Das Stadtrecht hatte einen Stadtrat und zwei königliche Beamte zum Gegenstand.[10]

Heilbronn war auch in der Neuzeit Residenzstadt. So residierte im Deutschhof der Landkomtur von Franken ab 1785[11] Ab 1789 nahm der Landkomtur de jure im Heilbronner Deutschordenshaus seine Residenz ein. So war von 1789 bis 1805 das Deutschmeistertum mit der Ballei Franken vereinigt worden, und die Residenz wurde von Ellingen nach Heilbronn verlagert.[12] Dies erklärt auch den schlossartige Ausbau des Deutschordenshofes Heilbronn im 18. Jahrhundert. Bestrebungen der Heilbronner Bevölkerung die in den 1990er Jahren entstandene Grünfläche vor der Deutschhoffassade zu erhalten und einen Art "Schlosspark" anzulegen, wurden durch den Bau der neuen "Stadtgalerie" zunichte gemacht.

Die Stadt war Ort verschiedener historischer Tagungen und Konferenzen. So für den "Heilbronner Konvent" im Dreißigjährigen Krieg als auch für die "Heilige Allianz", ein Bündnis gegen Napoleon im frühen 19. Jahrhundert.

Im Rahmen einer Verwaltungsreform wurde Heilbronn 1938 kreisfreie Stadt. Zugleich wurde Heilbronn Sitz des neuen Landkreises Heilbronn.

1.2 Finanz- und Wirtschaftsmetropole

Da bereits im 11. Jahrhundert in Heilbronn die sogenannten Kawertschen Geldhandelskaufleute zu finden waren, galt die Stadt als Finanzmetropole Württembergs.[13] Einen ernormen Reichtum der Stadt erlebte sie im 14. Jahrhundert, als sie das Recht erwarb, den Neckar umzugestalten und ein Umschlagsmonopol zu errichten. Daher wurde Heilbronn in dieser Zeit an ihrem Steueraufkommen mit Zürich verglichen. Die erste Bank Heilbronns im 19. Jahrhundert war die Privatbank Rümelin & Co. Sie war damals die einzige Bank Württembergs, die nicht in Stuttgart zu finden war. Die Firma Rümelin & Co war einst ein Speditions- und und Kolonialwarengeschäft gewesen und wuchs zu einem Bankenhaus heran. Das Kreditwesen in Württemberg hing damals von den Bankenhäusern in Frankfurt am Main ab. Besonders wichtig war das Bankhaus Rothschild, zu dem die Heilbronner Privatbank Rümelin & Co gute Verbindungen hatte. Dies war der Tatsache geschuldet, weil es Wechsel auf Stuttgart oder andere württembergische Städte nicht gab und niemand solche Wechsel aufgrund der Zahlungsunsicherheit hätte annehmen wollen.[14] 1856 wurde Rümelin & Co in eine Kommanditistin der Bank für Handel und Industrie in Darmstadt[14] und in eine Kommandistin des Frankfurter Bankhauses Rothschild umgewandelt.[15] Danach erstreckte sich der Kundenkreis des Heilbronner Bankenhauses "über große Teile des Landes",[15] da es in Heilbronn die einzige Filiale des Frankfurter Bankenhauses war. Zudem waren die Wechsel des Bankenhauses Rümelin in Heilbronn die einzigen, die in Württemberg als sicher galten. Die anderen württembergischen Privatbanken hatten selbst nicht ausreichend Finanzmittel, um die nötigen Kredite für den Ausbau des Handels und die Entwicklung der Industrie zur Verfügung zu stellen.[14]

Die Bank für Handel und Industrie Darmstadt, Niederlassung Heilbronn (Bankgeschäft Gumbel-Kiefe), erwarb das Haus Kaiserstraße 25, das später zum prächtigsten und pompösesten Geschäftshaus auch als "Barbarinoeck" nach Plänen des Architekten Walter Luckscheiter umgebaut wurde.

Im 19. Jahrhundet wurde Heilbronn die "bedeutendste württembergische Industriestadt".[16] Zu den bedeutendsten Heilbronner Unternehmen jener Zeit gehörten die Silberwarenfabrik Peter Bruckmann & Söhne (1805 gegründet), die Suppenfabrik Knorr (1838 gegründet), die Heilbronner Zuckerfabrik (seit 1853), die Maschinenbau-Gesellschaft Heilbronn (seit 1854) und die Brauerei Cluss (1865 gegründet).[17] Bereits 1830 wurde die Heilbronner Schwefelsäurenfabrik von Friedrich Michael Münzing, einem der Väter der chemischen Industrie, in Betrieb genommen. Im Jahre 1832 war Heilbronn mit 17 Fabriken, in denen 450 Arbeiter beschäftigt waren,[18] die Stadt mit den meisten Fabriken in Württemberg[19] und wurde als das schwäbische Liverpool[20] bezeichnet.[21] 1871 wurde die Seifenfabrik der Firma Krämer & Flammer gegründet.

1.3 Architektur

Allee von 1952: wiederaufgebautes Jugendstiltheater am Nordende der Grünanlage mit Linden, Brunnen, historischen Bronzestatuen
Robert-Mayer-Denkmal auf der Allee vor 1958
Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf der Allee vor 1958

Für Heilbronn wurde wegen seiner Architektur in der Kunstgeschichte auch der Begriff Heilbronner Renaissance eingeführt. Grund dafür ist der Westturm der Kilianskirche, die wegen ihrer Architektur und Karikaturen ihresgleichen in der Kunstgeschichte sucht. So wird der Mund der Bischöfe und Franziskanermönche als Vogelschnabel mit gespaltener Schlangenzunge dargestellt. Ohne jegliche Karikatur werden nur zwei Köpfe dargestellt: Ein Mann mit Turban (der Kabbalist Moshe ben Maimon ?) und ein Mann mit Flügel-Helm (Flügel als Zeichen des Gottes Hermes bzw. Merkur, dem Patron der Diebe und Kaufleute). Der Westturm war bei seiner Fertigstellgung 1529 "die höchste Kirche im Württembergischen" bis 1890 Heilbronns Konkurrenzstadt Ulm das Ulmer Münster fertigstellte.[22]

Den Reichtum der Stadt des 19. Jahrhunderts präsentierte sich in den Prachtbauten an der Heilbronner Allee, eine Ringstaße, an der die Synagoge, das Stadtbad, die Harmonie und das Stadttheater erbaut wurden.

1.4 Der Zweite Weltkrieg

1944 wurde die Stadt durch alliierte Bomben zerstört. Der Wiederaufbau "Phönix aus der Asche" erfolgte nach Plänen von Hans Volkart, einem Schüler von Theodor Fischer, im Stil der "Stuttgarter Schule" bzw. des "Heimatstils". Dabei entstand ein Gesamtkunstwerk im Stil der 50er Jahre mit ein zwei- bis dreigeschossigen Wohn- und Geschäftshäusern, die Putzfassaden mit vorkragendem Traufgesims hatten. Walm- und Satteldächer bildeten eine harmonische Dachlandschaft. Gleichzeitig erfolgte in den spätern 1940er und frühen 1950er Jahren eine Rekonstruktion historischer Bausubstanz, wie des Stadtbades und des Stadttheaters an der Allee. Die Allee selbst war damals eine lindenbestandener parkähnlicher Boulevard.

2 Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. slg: Späth gegen Teufel (in der Reihe 'S KILIANSMÄNNLE). In: Neckar Express vom 8. November 2000 (Nr. ?), S. 11
  2. slg: Späth gegen Teufel (in der Reihe 'S KILIANSMÄNNLE). In: Neckar Express vom 8. November 2000 (Nr. ?), S. 11
  3. Julius Fekete: Kunst- und Kulturdenkmale in Stadt und Landkreis Heilbronn. Theiss, Stuttgart 2002, ISBN 3-8062-1662-2, S. 21
  4. Fekete et al.: Denkmaltopographie. S. 93
  5. Fekete et al.: Denkmaltopographie. S. 34
  6. Hans Koepf: Die Heilbronner Kilianskirche und ihre Meister. Stadt Heilbronn, Stadtarchiv 1961 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn Heft 6). S. 12 [Die königliche Pfalzkapelle St. Michael und spätere Deutschordenskirche zur Hl. Maria ( heute St. Peter und Paul)]
  7. Max Georg Mayer:Entdeckungen während der Renovierungsarbeiten am Deutschordensmünster St. Peter und Paul in Heilbronn. In: Katholische Pfarrgemeinde St. Peter und Paul, Heilbronn (Hrsg.): Das Deutschordensmünster St. Peter und Paul Heilbronn, 1995, (Festschrift zur Renovation 1994/95 und zur Altarweihe am 2. Juli 1995), S. 31 f. und Katholische Pfarrgemeinde St. Peter und Paul, Heilbronn (Hrsg.): Deutschordensmünster St. Peter und Paul Heilbronn. 2000, Kunstverlag Josef Fink in Lindenberg, S. 6f. , ISBN 3-933784-84-0., S. 2 f.
  8. Christhard Schrenk u. a.: Von Helibrunna nach Heilbronn. Eine Stadtgeschichte. Theiss, Stuttgart 1998, ISBN 3-8062-1333-X (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 36), S. 25
  9. Werner Heim/Helmut Schmolz: Archiv und Museum der Stadt Heilbronn im Kulturzentrum Deutschhof. Ihre Aufgaben und ihre Geschichte. Zur Einweihung des III. Bauabschnittes Deutschhof am 12. März 1977. (Kleine Schriftenreihe des Archivs der Stadt Heilbronn 9), Heilbronn 1977, S. 15 f.
  10. Schmolz, Weckbach: Heilbronn. Nr. 23: Erstes bekanntes Stadtrecht, verliehen von König Rudolf I., 1281. S. 31
  11. Katholische Pfarrgemeinde St. Peter und Paul, Heilbronn (Hrsg.): Deutschordensmünster St. Peter und Paul Heilbronn. 2000, Kunstverlag Josef Fink in Lindenberg, S. 6f. , ISBN 3-933784-84-0., S. 6.
  12. Alois Seiler:Das Deutschordenshaus und die Stadt Heilbronn im Mittelalter. In: Katholische Pfarrgemeinde St. Peter und Paul, Heilbronn (Hrsg.): Das Deutschordensmünster St. Peter und Paul Heilbronn, 1995, (Festschrift zur Renovation 1994/95 und zur Altarweihe am 2. Juli 1995), S. 45-59, dort S. 56
  13. http://www.stadtarchiv-heilbronn.de dort: Geschichte im Archiv – Geschichte der Stadt Heilbronn – Stadtgeschichte Teil 1: 741 bis etwa 1200, von Christhard Schrenk
  14. 14,0 14,1 14,2 Festschrift zum 100 jährigen Bestehen der Industrie und Handelskammern Stuttgart Heilbronn Reutlingen und Ulm 1855–1955, S. 114
  15. 15,0 15,1 Festschrift zum 100 jährigen Bestehen der Industrie und Handelskammern Stuttgart Heilbronn Reutlingen und Ulm 1855–1955, S. 169
  16. slg: Späth gegen Teufel (in der Reihe 'S KILIANSMÄNNLE). In: Neckar Express vom 8. November 2000 (Nr. ?), S. 11
  17. https://de.wikipedia.org/wiki/Heilbronn#Geschichte
  18. Harald Winkel: Zur Entwicklung des nordwürttembergischen Raumes. In: Historischer Verein Heilbronn, Jahrbuch 30/1983, S. 169, zitiert nach Der württembergische Gewerbebestand zusammengestellt im Jahr 1832. In: Wjb 1832, 1. Heft, S. 168–172.
  19. Christhard Schrenk, Hubert Weckbach, Susanne Schlösser: Von Helibrunna nach Heilbronn. Eine Stadtgeschichte, ISBN 380621333X, Seite 112
  20. Uwe Jacobi: Heilbronn so wie es war. Droste, Düsseldorf 1987, ISBN 3-7700-0746-8
  21. https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Stadt_Heilbronn#Industrialisierung
  22. slg: Späth gegen Teufel (in der Reihe 'S KILIANSMÄNNLE). In: Neckar Express vom 8. November 2000 (Nr. ?), S. 11

3 Literatur

  • Chronik der Stadt Heilbronn. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1895–2004, bislang erschienen sind die Bände I – VII (741 bis 1957) und X (1970 bis 1974)
  • Wolfram Angerbauer, Hans Georg Frank: Jüdische Gemeinden in Kreis und Stadt Heilbronn. Geschichte, Schicksale, Dokumente. Landkreis Heilbronn, Heilbronn 1986 (Schriftenreihe des Landkreises Heilbronn. Band 1)
  • Hans Franke: Geschichte und Schicksal der Juden in Heilbronn. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1963 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn, 11) (hier als PDF mit 1,2 MB)
  • Heilbronn. Kultur- und Wirtschaftschronik. Kunstverlag Josef Bühn, München 1973.
  • Uwe Jacobi: Die vermißten Ratsprotokolle. Verlag Heilbronner Stimme, Heilbronn 1981, ISBN 3-9219-2309-3
  • Uwe Jacobi: Heilbronn so wie es war. Droste, Düsseldorf 1987, ISBN 3-7700-0746-8
  • Helmut Schmolz, Hubert Weckbach: Heilbronn. Geschichte und Leben einer Stadt. 2. Auflage. Konrad, Weißenhorn 1973, ISBN 3-87437-062-3
  • Christhard Schrenk, Hubert Weckbach, Susanne Schlösser: Von Helibrunna nach Heilbronn. Eine Stadtgeschichte. Theiss, Stuttgart 1998, ISBN 3-8062-1333-X (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 36)
Karte
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