Deutschordenshaus Heilbronn

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Ehemalige Residenz der Deutschordensballei Franken in Heilbronn

Das Deutschordenshaus Heilbronn, kurz auch Deutschhof genannt, ist ein historischer Gebäudekomplex in Heilbronn. 1279 wurde erstmals eine Niederlassung des Deutschen Ordens urkundlich als Kommende Heilbronn erwähnt,[1] daher der Name. Die Deutschordensballei Franken war eine Ordensprovinz des Deutschen Ordens; sie bestand zeitweise aus 21 Kommenden (etwa im Sinne von „Aufsichtsamt“), von denen eine ihren Sitz in Heilbronn hatte.[2] Aus der Zeit vor 1500 liegen keine Bauakten vor, sie wurden wahrscheinlich im Deutschen Bauernkrieg 1525 vernichtet; die Grabungsbefunde werden unterschiedlich gedeutet. Im 16. Jahrhundert wurde der Deutschhof im Stil der Renaissance erneuert und im 18. Jahrhundert erweitert. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Deutschhof beim Luftangriff vom 4. Dezember 1944 auf Heilbronn zerstört, lediglich Teile der Umfassungswände blieben intakt.[3] Das Deutschordenshaus war Ort verschiedener historischer Tagungen und Konferenzen. So für den "Heilbronner Konvent" im Dreißigjährigen Krieg, zu dem Axel Oxenstierna 1633 erschien. Als Deutschhof wird heute auch ein innerstädtisches Quartier in Heilbronn bezeichnet, zu dem einst weitere Gebäude gehörten.

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1 Beschreibung

Zerstörte Gebäude in Heilbronn 1945

Die Ursprünge des Heilbronner Deutschordenshauses gehen bis in das frühe Mittelalter zurück. So gab es seit 889 in Heilbronn eine Residenz bestehend aus einer Königspfalz (palatio regio) mit Kapelle. Die Mauern der alten Kaiserpfalzkapelle sind in den Mauern der Anbauten im Süden des heutigen Münsters des Deutschhofes westlich des romanischen Turmchors zu sehen.[4] Teile eines Vorgängerbaus des Münsters wurden bei dessen Renovierung 1994/95 in der Chorturmkapelle gefunden. An der Südwand des Turmes wurden Fundamentmauern aus Kalksteinen gefunden, weiter entdeckte man die Gewände einer 40 cm tiefen, 212 cm breiten und im Scheitelpunkt ebenso 212 cm hohen Nische, die aus Kalksteinen gemauert war. Am Außenbau des Turmuntergeschosses wurde nach dem Abschlagen des Putzes auch Kalksteinmauerwerk gefunden, das zwei Drittel der Turmwandstärke einnimmt.[5] Dieser Kalkstein reicht bis in die Mitte des ersten Obergeschosses an der südöstlichen Seite des romanischen Chorturmes, während das übrige Gebäude aus Sandstein besteht. Die Kalksteinfundamente sind älter als die erste bekannte spätromanische Chorturmkapelle, wobei die Größe und das Ausmaß dieser Kalksteinfundamente und die Art der Einfügung der Kalksteinmauerreste in den Turm beweisen, dass diese bereits vor der Errichtung des Deutschhofes existierten.[6] Auch beim Abbruch der ehemaligen Ritterherberge aus dem Jahre 1556 im kleinen Deutschhof wurden Fundamente gefunden, die aus 625 Kubikmeter Kalksteinmauerwerk bestanden.[7] Heilbronn war auch in der Neuzeit Residenzstadt. So residierte im Deutschhof der Landkomtur von Franken ab 1785.[8] Ab 1789 nahm der Landkomtur de jure im Heilbronner Deutschordenshaus seine Residenz ein. Zudem war von 1789 bis 1805 das Deutschmeistertum mit der Ballei Franken vereinigt worden, und die Residenz wurde von Ellingen nach Heilbronn verlagert.[9] Dies erklärt auch den schlossartigen Ausbau des Deutschordenshofes Heilbronn im 18. Jahrhundert.

Ab 1958 erfolgte in mehreren Bauabschnitten der Wiederaufbau des Deutschhofs unter Verwendung bestehender Mauerreste, die Gebäude wurden lediglich in ihrer äußeren Form wiederhergestellt. Bestrebungen der Heilbronner Bevölkerung, die in den 1990er Jahren entstandene Grünfläche vor der Deutschhoffassade zu erhalten und einen Art "Schlosspark" anzulegen, wurden durch den Bau der neuen "Stadtgalerie" zunichte gemacht.

2 Literatur

  •  Alois Seiler: Das Deutschordenshaus und die Stadt Heilbronn im Mittelalter. In: Das Deutschordensmünster St. Peter und Paul Heilbronn. Festschrift zur Renovation 1994/95 und zur Altarweihe. Süddeutsche Verlagsgesellschaft, Ulm 1995, S. 45–59.

3 Einzelnachweise

  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Deutschhof_(Heilbronn)#Kommende_Heilbronn_des_Deutschen_Ordens
  2. laut Wikipedia bei Seiler 1995, S. 50
  3. https://de.wikipedia.org/wiki/Deutschhof_(Heilbronn)#Zerstörung_im_Zweiten_Weltkrieg_und_Wiederaufbau
  4. Hans Koepf: Die Heilbronner Kilianskirche und ihre Meister. Stadt Heilbronn, Stadtarchiv 1961 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn Heft 6). S. 12 [Die königliche Pfalzkapelle St. Michael und spätere Deutschordenskirche zur Hl. Maria (heute St. Peter und Paul)]
  5. Max Georg Mayer:Entdeckungen während der Renovierungsarbeiten am Deutschordensmünster St. Peter und Paul in Heilbronn. In: Katholische Pfarrgemeinde St. Peter und Paul, Heilbronn (Hrsg.): Das Deutschordensmünster St. Peter und Paul Heilbronn, 1995, (Festschrift zur Renovation 1994/95 und zur Altarweihe am 2. Juli 1995), S. 31 f. und Katholische Pfarrgemeinde St. Peter und Paul, Heilbronn (Hrsg.): Deutschordensmünster St. Peter und Paul Heilbronn. 2000, Kunstverlag Josef Fink in Lindenberg, S. 6f. , ISBN 3-933784-84-0., S. 2 f.
  6. Christhard Schrenk u. a.: Von Helibrunna nach Heilbronn. Eine Stadtgeschichte. Theiss, Stuttgart 1998, ISBN 3-8062-1333-X (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 36), S. 25
  7. Werner Heim/Helmut Schmolz: Archiv und Museum der Stadt Heilbronn im Kulturzentrum Deutschhof. Ihre Aufgaben und ihre Geschichte. Zur Einweihung des III. Bauabschnittes Deutschhof am 12. März 1977. (Kleine Schriftenreihe des Archivs der Stadt Heilbronn 9), Heilbronn 1977, S. 15 f.
  8. Katholische Pfarrgemeinde St. Peter und Paul, Heilbronn (Hrsg.): Deutschordensmünster St. Peter und Paul Heilbronn. 2000, Kunstverlag Josef Fink in Lindenberg, S. 6f. , ISBN 3-933784-84-0., S. 6.
  9. Alois Seiler, dort S. 56

4 Weblinks

5 Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Deutschordenshaus Heilbronn) vermutlich nicht.

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