Wiki-Immunity
Unter dem Anglizismus Wiki-Immunity versteht man die Tatsache, dass deutsche Gerichte den Verein Wikimedia Deutschland von der Haftung für die Wiki-Projekte praktisch befreit haben. Wikipedia wurde somit über viele Jahre zum rechtsfreien Raum in Deutschland, wodurch sich die u.a. die Wikipedia-Opfer erklären.
Inhaltsverzeichnis
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1 Rechtslage
Die Wikimedia Deutschland mit Sitz in Berlin ist der Trägerverein für die deutschsprachige Wikipedia, haftet jedoch nicht für deren Inhalte. Diese Situation ergab sich unter anderem aus Urteilen der Landgerichte Köln und Hamburg.[1][2] Der lexikonähnliche Blog Wikipedia selbst hat keine eigene Rechtsform, so dass man auch diesen juristisch nicht belangen kann. Allenfalls einzelne Benutzer können zum Beispiel mit einer Anzeige gegen Unbekannt vorgehen. Dies betrifft Personenartikel, in denen falsche und ehrenrührige Aussagen über lebende Personen gemacht werden.
Im März 2012 entschied das Landgericht Berlin[3] in einem Streit über das Urheberrecht zu Gunsten der Erben von Vicco von Bülow alias Loriot, dass Wikipedia im Gegensatz zu vielen anderen Websites und Zeitungen die von dem Künstler gestalteten Briefmarken nicht zeigen darf. An dem Verfahren war Wikimedia beteiligt. Die Abbildungen waren bereits im Herbst 2011 nach einer einstweiligen Verfügung gegen die Wikimedia Foundation mit Sitz in den USA entfernt worden.[4] Im August 2018 wurde Wikipedia erstmals von einem Landgericht in Deutschland wegen fehlerhafte Einträge verurteilt.[5] Am 15. Februar 2019 hat das Landgericht Hamburg die Offenlegung des Klarnamens eines Wikipedia-Autors zugelassen.[6][7] In einem Urteil vom 29. Oktober 2020 wurde ein Wikipedia-Autor zu Schadensersatz verurteilt.[8]
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2 Konsequenzen
Die sich daraus ergebenden Folgen sind weitreichend. Die meisten Autoren bei Wikipedia, sogar die Administratoren und höchstrangigen Mitarbeiter sind fast rechtlich immun bei ihrem Tun. Dies ist zahlreichen Autoren bekannt, wodurch keine Scheu besteht, Wikipedia unter dem Schutz der Wiki-Immunity für Zwecke zu nutzen, die nicht im Sinne der Erfinder des Projektes waren. Es gibt eine steigende Anzahl von Wikipedia-Opfern, die diesem Treiben hilflos ausgeliefert sind. Ein solches Beispiel von vielen ist der bekannte Professor Harald Walach.
3 Abhilfe und Gegenwehr
Die Presse hat den kuriosen Zustand bisher nicht aufgearbeitet, dass Deutschlands mächtigste Wissensquelle sich in einem rechtsfreien Raum bewegt und von Interessengruppen in Beschlag genommen wurde. Jede Form der juristischen Gegenwehr schient aufgrund der bisherigen Rechtsprechung zwecklos. Allerdings haben einige Urteile gezeigt, dass es zu einer Klagewelle gegen die seither angefallenen Rechtsbrüche (u.a. Falschbehauptungen, üble Nachrede) kommen könnte. Das Projekt Wiki-Watch beschäftigt sich ebenfalls intensiv mit diesem Thema und gibt Betroffenen Rat.
4 Sonstige Besonderheiten
Die deutschsprachige Wikipedia ist nicht die einzige mit festen hierarchischen Strukturen und Führungsposten (z. B. Administratoren und Checkuser). Die englische Wikipedia hat ein ähnliches System. Viele Führungspersonen und Aufgabenbereiche werden zudem nicht demokratisch gewählt, sondern durch eine Abstimmung in überschaubaren Gruppen von aktiven Benutzern. Dabei bestimmen oft diejenigen, welche die meisten lautstarken Freunde haben. Die Wikipedia ist somit in keiner Form eine Demokratie, sondern hat eher die Strukturen einer Oligarchie. Dies lud und lädt politische bzw. weltanschauliche Interessengruppen geradezu ein, sich dieses mächtigen Werkzeugs der Massenkommunikation zu bemächtigen und jeden zu vergraulen oder anzugreifen, der dies unterbinden möchte.
5 Rechtliche Vorsorge
Gegenwärtig ist ein juristisches Vorgehen wegen unlauteren oder offensichtlich falscher Inhalten aufgrund der Wiki-Immunity in vielen Fällen aussichtslos. Dennoch empfiehlt es sich, problematische Inhalte zu sichern. Dies geht zum Beispiel über so genannte Screenshots[9] eine Speicherung im Webarchiv oder notfalls auch durch das Abfotografieren und/oder Ausdrucken des betroffenen Wikipedia-Artikels. Gegebenenfalls ist zum Beispiel der Wikipedia-Benutzer "DerHexer" ein brauchbarer Adressat für ein juristisches Vorgehen, da er als Deutscher auf deutschem Boden globale Macht- und Durchgriffsbefugnisse in der Wikipedia besitzt. Er ist zudem hauptamtlicher Mitarbeiter von Wikimedia Deutschland.[10]
6 Siehe auch
7 Weblinks
- Eine grausame Welt, Spiegel Online am 13. November 2006 (Der Digitalvisionär Jaron Lanier über seine Zweifel an Wikipedia, den gefährlichen Glauben an die Weisheit der Massen und die mächtige Religion der Computerfreaks.) (Frühwarner Jaron Larnier im SPIEGEL 2006 - seine Befürchtungen wurden wahr)
- Katrin McClean: Kafkaeske Prozesse - Ist die Open-Source-Plattform ein Marktplatz für Gesinnungspranger geworden? Ein Erfahrungsbericht., Le Bohemien am 19. t
- Henning Hoffgaard: Gefangen in der Wiki-Falle, 24. Juni 2011 (Wikipedia: Die angeblich demokratische und neutrale Internet-Enzyklopädie ist alles andere als frei)
- Moritz Schwarz: Bis zur sozialen Lynchjustiz, 24. Juni 2011 (Wikipedia gilt als ein Segen des Internet-Zeitalters. Doch tatsächlich hat die Online-Plattform zahllose Opfer. Der Berliner Medien-Anwalt Torsten Walter vertritt Menschen, die in Wikipedia verunglimpft werden und der Macht des Netzes kaum etwas entgegenzusetzen haben.)
- Henning Lindhoff: Der Todestrieb der Wikipedia, Kopp-Verlag am 30. Oktober 2012
- Michael Brückner: Die Akte Wikipedia. Falsche Informationen und Propaganda in der Online-Enzyklopädie. Kopp-Verlag 2014, ISBN 3-86445-123-X
- Volkmar Weiss: Der Totalitätsanspruch der Gleichheitsideologie in der Wikipedia: Der exemplarische Fall Andreas Kemper alias Schwarze Feder (Ein Blick in das Milieu des geistigen Lumpenproletariats)
- Wikipedia: Ideologensturm auf das Internetlexikon, ef-magazin am 3. September 2013
- Peter Mühlbauer: Wikipedia als Neocon, Heise/Telepolis am 1. Juli 2009
- Youtube: Wikipedia - Nachschlagewerk mit Hidden Agenda?
- Jonas Rest: PR bei Wikipedia: Mitarbeiter manipulieren Wikipedia, Frankfurter Rundschau am 20. September 2012
- Jan Moenikes: Wiki-Immunity: Durchsetzbarkeit von äußerungsrechtlichen Urteilen gegen Wikipedia, 6. Mai 2010
8 Einzelnachweise
- ↑ Details zu den Urteilen
- ↑ Rechtsanwalt Kompa mit Details
- ↑ Urteil des Landgerichtes Berlin Az-15-O-37711 im Volltext.
- ↑ Torsten Kleinz: Urteil: Keine Loriot-Briefmarken in Wikipedia. Bericht in Heise.de, 20. Juni 2012
- ↑ https://www.online-und-recht.de/urteile/Haftung-von-Wikipedia-fuer-fehlerhafte-Eintraege-ab-Kenntnis-Landgericht-Berlin-20180828
- ↑ https://www.pressenza.com/de/2019/02/urteil-im-wikipedia-prozess
- ↑ https://kenfm.de/tagesdosis-26-2-2019-wikipedia-manipulationen-feliks-darf-nach-gerichtsurteil-wieder-mit-klarnamen-genannt-werden
- ↑ Urteil des Landgerichts Koblenz vom 29. Oktober 2020
- ↑ Screenshots
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:DerHexer
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