Geschichte der Region Palästina

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Karte der Region Palästina aus Anthony Finley's General Atlas von 1872. Die Farbcodierung zeigt die Aufteilung nach den biblischen Stämmen Israels an.

Die Region Palästina umfasst in nicht eindeutig definierten und sich historisch wandelnden Grenzen das Gebiet des heutigen Israel einschließlich Gazastreifen sowie Teile von Jordanien, Libanon und Syrien. Historisch gab es bis zum Völkerbundsmandat für Palästina von 1920 keine klaren Grenzen. Insbesondere die Beschreibungen für das Land Israel, die auf Angaben im Alten Testament beruhen, sind unklar.[1]

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1 Antike

Die Region Palästina war bereits in der Jungsteinzeit besiedelt. In der Bronzezeit (3000 bis 1200 v. Chr.) bildete sich eine mesopotamisch beeinflusste Stadtkultur heraus, deren Bevölkerung man Kanaaniter nennt. Sie sprachen wie die späteren Israeliten eine westsemitische Sprache. Ab dem 16. Jahrhundert v. Chr. herrschten die Ägypter lange über Teile Palästinas. Das Land war – wie von den ältesten schriftlichen Quellen um 2600 v. Chr. bis ins 2. Jahrhundert v. Chr. in römischer Zeit bekannt – teilweise mit Wäldern bedeckt. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts ist in ägyptischen Quellen erstmals von Hebräern die Rede. Diese haben sich entweder in einem längeren Prozess aus der bereits ansässigen kanaanitischen Bevölkerung heraus gebildet oder sind (wie auch das Alte Testament berichtet) von außen nach Kanaan eingedrungen. Die Israeliten entwickelten bald den nur einen Gott anerkennden Monotheismus und ihre Erzählung von dem Land, welches der Gott Jahwe ausschließlich ihnen versprochen habe. Im 12. Jahrhundert v. Chr. fielen die Seevölker (auch Philister genannt) in der Region ein und siedelten an den Küsten des Mittelmeeres, während die Hebräer im Berg- und Hügelland lebten. Zudem lebten in diesem Gebiet auch die Aramäer, die bis nach Mesopotamien eindrangen. Im 10. Jahrhundert v. Chr. entstand auf dem Boden Palästinas ein jüdisches Großreich, welches sich bald in das Nordreich Israel und das südlicher gelegene Reich Juda spaltete.

In die Zeit Salomos fiel die Errichtung des Tempels in Jerusalem, der wichtigsten religiösen Kultstätte der Juden. Die beiden jüdischen Reiche gingen aber bald schon unter. Das Nordreich Israel wurde 722 v. Chr. von den Assyrern und das Reich Juda 587 v. Chr. durch die Babylonier erobert. Viele Juden des Reiches Juda wurden nach Babylon deportiert, durften erst 515 v. Chr. in ihre Heimat zurückkehren und errichteten den Tempel neu. Im Jahr 333 v. Chr. eroberte Alexander der Große die Region Palästina. Die dort lebenden Juden gerieten unter Alexanders Nachfolgern kulturell zunehmend unter griechischen Einfluss.[2]

Nach der Eroberung Kleinasiens durch Gnaeus Pompeius Magnus ab 66 v. Chr. wurden auch Palästina und Syrien römische Provinzen. Die Römer setzten von ihren Gnaden abhängige jüdische Könige wie z.B. Herodes ein. Im Jahr 66 kam es zu einem jüdischen Aufstand, der von den Römern brutal und mit der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 nieder geschlagen wurde. Nach dem ebenfalls niedergeschlagenen Bar-Kochba-Aufstand zwischen 132 bis 136 wurde Jerusalem in Aelia Capitolina umbenannt und Juden war es verboten sich dort nieder zu lassen. Menschen jüdischen Glaubens mussten Verfolgungen durch die Römer über sich ergehen lassen. [2] 193/194 wurde die Provinz Syria Palaestina in Syria Coele, Syria Phoenice und Palaestina aufgeteilt. Nach der Reichsteilung von 395 wurden diese Gebiete neu aufgeteilt und Palaestina I, Palaestina II und Palaestina III genannt.

Obwohl viele Juden inzwischen in der Diaspora rund ums Mittelmeer lebten, verblieben unter römischer, später oströmisch/byzantinischer und der kurzen persischen Herrschaft immer noch einige Juden in der Region Palästina und auch in Jerusalem. Sie gestalteten dort ein reiches religiöses und kulturelles Leben. Das Land war früher – wie von den ältesten schriftlichen Quellen um 2600 v. Chr. bis ins 2. Jahrhundert v. Chr. in römischer Zeit bekannt – teilweise mit Wäldern bedeckt. Die Araber hatten jedoch kein Verständnis für die traditionellen Feld- und Gartenkulturen.[3]

2 Mittelalter

Mittelalterliches Bild von Jerusalem mit Felsendom, Al-Aqsa-Moschee und Kirchen aus dem Jahr 1455
Um das Jahr 636 geriet die Region unter muslimische Herrschaft. Der christliche und jüdische Glauben wurde von den Muslimen toleriert. So bezeichnete Kalif Al-Walid Syrien und Palästina im 8. Jahrhundert als "das Land der Christen", und merkte an, dass ihre Kirchen wunderschön seien. 691 wurde in Jerusalem an der Stelle des zerstörten jüdischen Tempels der muslimische Felsendom errichtet.[4] In der Region Palästina lebte ein buntes Gemisch ethnischer und religiöser Gruppen: Griechen, Italiener, Armenier, Syrer, koptische Christen, Juden, Perser und Araber. Lange Zeit noch stellten Muslime eine Minderheit der Bevölkerung.[5] Juden und Christen wurden nicht missioniert, durften allerdings keine neuen Kirchen oder Synagogen bauen, nicht aktiv für ihren Glauben werben und mussten eine Kopfsteuer entrichten, die Muslime nicht bezahlen mussten. Als die Herrschaftsresidenz der Kalifen Mitte des 8. Jahrhunderts vom Palästina nahen Damaskus in das entfernte Bagdad verlegt wurde, sank Palästina bald zu einer unbedeutenden Randprovinz des muslimischen Reiches herab.[6] Dennoch florierte die Region wirtschaftlich auch im 10. Jahrhundert noch.[7] Es gab in Ägypten unter den Muslimen Unwillen dagegen, dass Juden und Christen Verwaltungsämter inne hatten. All das führte ab 1003 zu Christenverfolgungen und die seit langem beschädigte Grabeskirche wurde 1009 auf Befehl des Fatimiden-Kalifen al-Hakim abgerissen. Mit einem Pogrom gegen Juden und Christen begann eine fünf Jahre andauernde Verfolgung der „Ungläubigen“. Der Kalif führte die diskriminierenden Kleidervorschriften wieder ein. Juden mussten z. B. eine Glocke um den Hals tragen, und er verbot den Muslimen jeden geschäftlichen Verkehr mit ihnen. Außerdem zog er die Besitzungen aller Kirchen und Synagogen ein, mehrere ließ er zerstören.[8] Ende des 11. Jahrhunderts kamen christlichen Kreuzfahrer nach Palästina, es begann ein religiöser Krieg um das Land. Von 1099 bis 1291 existierten in der Region etliche Kreuzfahrerstatten. Bereits im späten 12. Jahrhundert ging es mit der muslimisch-arabischen Welt wirtschaftlich, kulturell und politisch bergab. Zahlreiche muslimische Herrscher bekriegten sich und das Kalifat war zunehmend machtlos und gelähmt. Der Mongoleneinfall im 13. Jahrhundert versetzte den muslimischen Herrschaften dann den Todesstoß. Danach lagen die Regionen des Nahen Ostens demografisch, wirtschaftlich als auch machtpolitisch am Boden. Dieses Machtvakuum konnten dann die turkstämmigen Osmanen für sich ausnützen.[9]

3 Osmanische Zeit

Von 1516 bis 1918 gehörte Palästina als Teil der Provinz Bilad al-Sham zum Osmanischen Reich.[10] Die Infrastruktur des Gebietes wurde in dieser Zeit wenig entwickelt. Nur einige, meist ungepflasterte Straßen verbanden im Binnenland die Städte und Dörfer miteinander. Über Land bewegte man sich zu Fuß oder per Pferd, Esel, Maultier oder Kamel. Pferdefuhrwerke und Kutschen, die befestigte Straßen voraussetzen, kamen hier erst im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts in Gebrauch. Die im 17. Jahrhundert noch bestehenden Ost-West-Verbindungen innerhalb der Region waren im 18. Jahrhundert vielfach verschwunden. Der Binnenhandel war deshalb langsam und beschwerlich.[11] Das Gebiet war selbst im Vergleich mit anderen osmanischen Provinzen wirtschaftlich unterentwickelt. Um das Jahr 1800 lebten nur noch zwischen 250.000 bis 300.000 Menschen in der Region. Die Mehrheit der Bevölkerung lebte teilweise unter ärmlichen Verhältnissen als Bauern auf und von dem Land. Die Zahl der Beduinen betrug zu Beginn des 19. Jahrhunderts an die 16.000. Der Anteil der Stadtbevölkerung lag bei um die 20 bis 25%, wobei aber zu erwähnen ist, dass hier selbst Siedlungen ab 1.000 Einwohnern als Stadt eingeordnet sind, wobei es sich oft um Oasen handelte. Selbst die größten Städte wie Jerusalem, Akko, Gaza und Nablus hatten kaum mehr als um die 10.000 Einwohner. Die Dörfer variierten zwischen einigen Dutzenden bis mehreren Hundert Einwohnern. Die Häuser waren meist aus Lehmziegeln und im Gebirge aus Naturstein errichtet. Ein gutes Bild der damaligen Situation der Region gibt der Geograph Yehoshua Ben-Arieh:

Bis zur Kultivierung durch jüdische Pioniere war die Region Palästina (Foto um 1857) ein unterentwickeltes und kaum besiedeltes Gebiet im Hinterhof des Osmanischen Reiches
"Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war Palästina nur eine verlassene Provinz des zerfallenden Osmanischen Reiches. Die Hohe Pforte war an ihr nur interessiert wegen der heiligen Stätten und der mageren Steuereinnahmen, die sie den elenden Einwohnern abpresste. Das Land war schlecht regiert, da für sich genommen politisch unbedeutend, seine Wirtschaft war primitiv, die spärliche, ethnisch gemischte Bevölkerung lebte auf erbärmlich niedrigem Niveau, die wenigen Städte waren klein und armselig und die wenigen Straßen vernachlässigt. Kurz: Palästina war nur ein trauriger und rückständiger Teil eines auseinanderbrechenden Reiches - weit entfernt von dem fruchtbaren, blühenden Land, das es in alten Zeiten gewesen ist." [12]

Die gesundheitliche und hygienische Situation in Palästina unter osmanischer Herrschaft war verhältnismäßig schlecht. Krankheiten wie Cholera, Typhus, Gelbfieber, Pocken und Malaria waren bis ins frühe 20. Jahrhundrt weit verbreitet und sorgten für eine hohe Sterblichkeit vor allem unter Kindern und Säuglingen. 1865 forderte ein Choleraepidemie in Nordpalästina Tausende von Toten. [13] 1902 starben erneut Hunderte an der Cholera. [14] Die Malaria blieb auch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts endemisch. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts eröffneten europäische und amerikanische Missionare in den Städten modern eingerichtete Hospitäler. Ein jüdischer Arzt schrieb über die damaligen Verhältnisse in Palästina:

"Hier ist Higiene ein unbekanntes Ding. Ein jeder Tourist, welcher den Orient bereist hat, kennt wohl die Indolenz der orientalischen Behörden in Bezug der Reinlichkeit der Strassen, wo Thierkadaver und Unrath ganze Stadtviertel verpesten. (...) Was ist aus diesen einst gottgesegneten Gefilden gewoden? Was aus den herrlichen Landschaften! Nur Schutt und Trümmer decken die einstigen Herrlichkeiten und grossartigen Ruinen, in deren Schatten elende Nachkommen, in elenden Hütten vegetieren, Zeugen von längst entschwundener Pracht. Entwaldet liegen ganze Länder, entblösst von Humus die Hochplateaux und das ermüdete Auge sucht vergebens nach etwas Grün. Nur wo kleine Bäche genährt von halbversiegten Quellen sich dahinschlängeln, zeigt sich etwas Leben, etwas Vegetation und dort wo - fremder Colonisten Hände zeigen, was Menschenfleiss vermag." [15]

4 Besiedlung und jüdische Einwanderer

Einzelne Juden lebten über die Jahrhunderte auch nach ihrer Vertreibung bzw. nach der Zerstörung des Tempels in Palästina. Auch kehrten immer wieder Einzelne und Gruppen meist aus religiösen Gründen nach Eretz Yisrael zurück um dort zu leben, die Tora zu studieren oder nur um dort begraben zu werden. Anfang des 13. Jahrhunderts unternahmen Rabbiner aus Frankreich und England eine Alija, die in historischen Darstellungen als Alija der ba`ale tosafot bezeichnet wird. 1211 sollen laut Chronik 300 von ihnen im Heiligen Land eingetroffen sein und siedelten sich in Akko an. Nach der Eroberung der Region durch die Osmanen im Jahr 1516 kamen aus Spanien vertriebene Juden sowie Juden aus Italien, Europa und Nordafrika nach Palästina.[16] Das palästinensische Safed war damals die drittgrößte jüdische Ansiedlung im Osmanischen Reich und ein spirituelles Zentrum des Judentums. Um 1556 wurden dort 719 jüdische und 1093 muslimische Haushalte gezählt.[17]
Werbung des Jüdischen Nationalfonds aus dem Jahr 1905 für ein Aufforstungsprojekt in Palästina
Im 18. Jahrhundert kam es zur Einwanderung religiöser jüdischer Gruppen aus Ost- und Mitteleuropa. Die erste dieser Einwanderungen war die von Rabbi Jehuda he-Chassid und seinen Anhängern um das Jahr 1700.[18] Danach folgten 1747 die Chassidim Rabbi Abraham Gerschon von Kiter[19] sowie 1764 und 1777 weitere Chassidim. Im 19. Jahrhunderten ging die Einwanderung weiter, so dass die Juden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erstmals die Mehrheit der Bevölkerung Jerusalems stellten.[20] Diese bereits länger im Land ansässigen Juden wurden in Abgrenzung zu den später eingewanderten Juden als alter Yishuv bezeichnet.

1845 lebten in Palästina 11.800 Menschen jüdischen Glaubens. [21] Die Idee einer gezielten, größeren Einwanderung wurde dann noch vor dem Zionismus in der 1840er- und 1850er-Jahren durch die Rabbiner Jehuda Alkalai und Zvi Hirsch Kalischer sowie den jüdischen Sozialisten Moses Hess formuliert. 1870 gründete die Alliance Israélite Universelle nahe Jaffa eine Landwirtschaftsschule,[22] und 1878 entstand die jüdische Siedlung Petah Tikva.

Von 1882 bis 1903 fand dann die erste größere Einwanderungswelle (1. Alija) von Juden aus Osteuropa und Russland, aber auch muslimischen Regionen wie dem Jemen, Kurdistan und Nordafrika nach Palästina statt. Von diesen insgesamt 20.000 bis 30.000 jüdischen Einwanderern lebten um die 5.000 in 28 ländlichen Siedlungen und der Rest in den Städten. Die Anzahl der jüdischen Bewohner Jerusalems stieg von 1882 bis 1905 auf 35.000 an.[23] Ebenfalls ab 1882 begann der in Frankreich lebende Baron Edmond Rothschild in 16 Musterdörfern 12.000 Juden anzusiedeln.

Mit der 2. (1904/1905 bis 1914) und 3. Alija (1918/1919 bis 1923) kam die Generation der Pioniere und Gründerväter ins Land, welche den weiteren Kurs der zionistischen Bewegung in Palästina gestalten sollte. Die 2. Alija brachte um die 35.000 Einwanderer, vor allem aus Russland und Polen, in die Region, und die 3. Alija ebenfalls um die 35.000 Menschen,[24] von denen 53 Prozent aus Russland und 36 Prozent aus Polen stammten.
Mann mit Esel im Jesreeltal, das der Jüdische Nationalfonds im Jahr 1920 einer arabischen Großfamilie abkaufte, und in dem dann bald jüdische Siedlungen errichtet wurden
Ab 1910 entstand nördlich von Jaffa die neue jüdische Stadt Tel-Aviv.[25] Die jüdischen Einwanderer gründeten Arbeiter-, Handwerker- und Künstlervereinigungen, Berufsverbände, Clubs und Zeitungen. Ab 1909 gab es ein Amtsgericht für innerjüdische Angelegenheiten, 1911 wurde eine Arbeiterkrankenkasse gegründet, und ein Jahr darauf wurde in Jerusalem eine jüdische Bibliothek eröffnet. In den jüdischen Siedlungen und Städten bildeten sich Orchester und in Jaffa traten die ersten Theatergruppen mit jüdischen Stücken auf. Auch Gymnasien, Kinos, Sportvereine und Technische Hochschulen wurden von den jüdischen Einwanderern gegründet.[26] Die jüdischen Einwanderer brachten der Region Palästina somit die Kultur, Bildung und Modernität, welche ihr unter der muslimischen Herrschaft über Jahrhunderte gefehlt hatte.

5 Britische Mandatszeit

Während des Ersten Weltkrieges hatten die Briten aus taktischen Gründen den Arabern, Juden sowie ihren europäischen Alliierten sich gegenseitig ausschließende, allerdings bewusst vage gehaltene Versprechungen bezüglich der Aufteilung der Gebiete des Nahen Ostens und auch Palästinas nach einem Sieg über die mit dem Deutschen Reich verbündeten Osmanen gemacht: So sicherte Sir Henry McMahon, der britische Hochkommissar von Ägypten, Husain ibn Ali, dem haschemtischen Emir von Mekka die Schaffung eines unabhängigen arabischen Reiches mit weitreichenden Gebieten auch im Nahen Osten zu.[27] Den Juden wurde mit der Balfour-Deklaration, einem inoffiziellen Brief des britischen Außenministers Lord Arthur Balfour an Lionel Walter Rothschild, den Ehrenvorsitzenden der Zionistischen Föderation von Großbritannien und Irland, die britische Unterstützung bei der Schaffung einer nationalen Heimstätte in Palästina für das jüdische Volk zugesichert.[27] 1916 vereinbarten Großbritannien und Frankreich im geheim gehaltenen Sykes-Picot-Abkommen eine Aufteilung des Nahen Osten untereinander: Der mittlere und südliche Irak, Jordanien und das Gebiet um Haifa sollten an Großbritannien fallen. Frankreich sollte den Nordirak, Syrien, den Libanon und die südöstliche Türkei übernehmen. Die Region Palästina sollte unter internationale Verwaltung gestellt werden.[28]

Am 7. November 1918 kapitulierte das Osmanische Reich. Aufgrund ihrer vielen Versprechungen gegenüber allen Seiten standen die Briten, die keine ausgefeilten Pläne für die Zukunft hatten, nun vor einem Problem: So wurden erstmal alliierte Militärverwaltungen eingerichtet. Ende 1919 wurde die Bevölkerung Palästinas von den Briten auf 648.000 Menschen geschätzt. Darunter befanden sich 551.000 Muslime, 63.500 Juden, 62.500 Christen und 5.050 "Sonstige" (d.h. Drusen, Armenier, Bahais, usw.). [29] 1920 wurde die Region britisches Völkerbundmandat. [30] Das Völkerbundsmandat für Palästina bestand bis 1948.

Die Zeit ab 1920 war dann von zunehmender muslimischer Gewalt gegen Juden geprägt. Am 4. und 5. April 1920 kam es anlässlich des Nabi-Musa-Festes (mausim al-nabi Musa), welches Muslime und Christen früher immer friedlich gemeinsam begangen hatten, in Jerusalem zu schweren Ausschreitungen. Das Fest fiel 1920 mit dem orthodoxen Osterfest sowie dem jüdischen Pessah-Fest zusammen, so dass die Stadt vor Pilgern überquoll. Nachdem muslimische Würdenträger wie der Bürgermeister Musa Kazim al-Husaini und der Großmufti Amin al-Husaini die muslimische Menge mit Reden gegen Briten und Juden aufgehetzt hatten, attackierte die muslimische Masse wahllos zionistische und nicht-zionistische Juden. Das Ergebnis waren neun Tote und an die 230 Verletzte. Anfang Mai 1921 kam es in Jaffa zu Unruhen mit der Bilanz von 43 toten Juden und 14 toten Arabern sowie mehr als 180 Verletzten. Davon aufgeheizt griffen arabische Bauern und Beduinen zwischen dem 5. und 7. Mai die jüdischen Siedlungen Hadera, Petah, Tikva und Rehovot an. 1928 kam es an der Klagemauer in Jerusalem zu Konflikten zwischen Muslimen und Juden, und 1929 kam es in Tel Aviv zu Zusammenstößen als demonstrierende junge Juden angeblich den Propheten Mohammed beleidigt (ein Vorwurf der auch heutzutage noch in muslimischen weltweit zu unkontrollierten Gewaltexzessen führt) hatten. In Folge kam es auch in Jerusalem zu Gewaltausbrüchen, als ein undefinierter arabischer Mob in die außerhalb der Stadtmauern liegenden jüdischen Wohnviertel Mea Shearim und Yemin Moshe eindrang und wahllos Juden abschlachtete. In Safed wurden 20 Juden ermordet und in Hebron stürmten Muslime das jüdische Viertel, verwüsteten Synagogen, folterten und verstümmelten jüdische Männer, vergewaltigten jüdische Frauen und erschlugen Kinder mit Beilen. Insgesamt kamen dabei 67 Juden um. Insgesamt kamen bei den Vorfällen des Jahres 1921 circa 250 Menschen um. Die meisten Juden wurden dabei anscheinend durch Araber getötet, während die muslimischen Opfer durch die Briten verursacht wurden, welche versuchten die Juden zu beschützen. Dennoch kann man zumindest für den Anfang der 1920er-Jahre dabei noch nicht von Protesten eines geschlossenen Arabischen Nationalismus, sondern eher nur von Unruhen aufgrund lokaler Unzufriedenheit der muslischen Bevölkerung der Region Palästina sprechen. Mit dem am 7. Dezember 1931 in Jerusalem stattfindenden Alllgemeinen Islamischen Kongress wurden die Ansätze des arabischen Nationalismus in Palästina dann in ein heute noch bestehendes Länder übergreifendes Netzwerk eingebunden. Währenddessen hatte sich die linkszionistische Haganah als Rekation auf die muslimische Gewalt nun verstärkt Schusswaffen besorgt und bildete Freiwillige in der Verteidigung gegen arabische Agressoren aus.[31][32]
Tabelle 1: Entwicklung der Bevölkerung Palästinas nach Religionszugehörigkeit zwischen 1922 und 1946

Im Zeitraum 1922 bis 1946 stieg (siehe Tabelle 1) die Anzahl der Juden in Palästina um mehr als das sechsfache, während der muslimische und christliche Anteil sich nur knapp verdoppelte. Mit der von 1924 bis 1927 andauernden 4. Alija kamen an die 67.000, vorwiegend aus Polen stammende jüdische Einwanderer nach Palästina. Die 5. Alija von 1930 bis 1939 und brachte auch aufgrund der Verfolgung der Juden in Nazi-Deutschland und den von Deutschen besetzten Gebieten mit 250.000 Einwanderern das bislang größte Kontigent an jüdischer Einwanderung mit sich.[33] Die fünfte Alija nennt man deshalb auch aliyah germanit. [34] Die aus dem deutschsprachigen Raum stammenden Juden waren großteils kulturell gebildet, wissenschaftlich gut und modern ausgebildet, brachten typisch deutsche Tugenden wie Fleiß, Kreativität, Ordnungsliebe, Organisationstalent und Pünktlichkeit, aber auch liberale und demokratische Traditionen und Einstellungen mit[35] und waren die Gruppe, welche die Basis für Israels späteren wirtschaftlichen Erfolg legte. So braucht es nicht zu verwundern, dass Bauwirtschaft, Industrie, Handel sowie Bank- und Dienstleistungsgewerbe sich in Palästina stürmisch entwickelten. Der Anteil jüdischer Unternehmer am erwirtschafteten Gewinn des produzierenden Gewerbes in Palästina kletterte zwischen 1922 und 1932 von 50 auf 60%, erreichte zwischen 1933 und 1939 72% und während des Zweiten Weltkrieges an die 80%. Die Muslime konnten damit nicht mithalten: Die arabische Wirtschaft erlebte in den 1930er-Jahren keinen vergleichbaren Aufschwung, stagnierte aber auch nicht. Aufgrund der bei Muslimen traditionell hohen Geburtenrate wuchs die muslimische Bevölkerung jährlich um 2,8% und deren allerdings von einem sehr niedrigen Niveau startendes Bruttoinlandsprodukt um jährlich 6,5%. Dass jüdische Pro-Kopf-Einkommen lag in diesem gesamten Zeitraum um zwei bis fünf mal höher als das der arabischen Bevölkerung.[36]

Zwischen 1936 und 1939 kam es im britischen Mandatsgebiet erneut zu einer Serie von Gewaltakten arabischer Einwohner gegen Juden und die britische Mandatsmacht. Anführer des Aufstands war Mohammed Amin al-Husseini, der beste Beziehungen zu den Nazis unterheilt, die NS-Propagande in der muslimisch-arabischen Welt verbreitete und später auch Mitglied der SS war. Im April 1936 töteten Araber in Jaffa 16 jüdische Hafenarbeiter. Danach griffen kleine Gruppen bewaffneter Araber im ganzen Land jüdische Verkehrskonvois und Passanten an. Im Frühjahr 1938 erreichte die arabische Rebellion mit rund 15.000 bewaffneten Aufständischen ihren Höhepunkt. In Folge gaben die Briten, nachdem die Muslime 1939 Jahr erneut 59 Juden ermordet hatten, dem muslimisch-arabischen Terror nach und erließen Beschränkugen für die weitere jüdische Einwanderung.[37]

6 Gründung des Staates Israel

Der UNO-Teilungsplan von 1947

Auch nach Ende des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1945 kam es weiterhin zu Terrorangriffen der Muslime, aber auch der jüdischen Untergrundorganisation Irgun auf britische Einrichtungen und Repräsentanten. Im Juni 1946 verhafteten die Briten daraufhin alle zionistischen Anführer. Angesichts der Eskalation, aber auch der Erfahrungen des frischen Völkermordes an den Juden beschloss die Generalversammlung der Vereinten Nationen am 29. November mit Zweidrittelmehrheit den UN-Teilungsplan für Palästina und machte damit den Weg für die Gründung eines jüdischen sowie arabischen Staates auf dem Boden Palästinas frei. Mit dem Beginn des britischen Rückzugs nahmen die arabischen Unruhen und Anschläge wieder zu, und am Tag nach der Verkündung des UN-Teilungsplans am 30. November 1947 begann ein zunächst nur guerillaartiger jüdisch-arabischer Bürgerkrieg. Am 14. Mai 1948 verkündete David Ben-Gurion dann in Tel Aviv die Gründung des unabhängigen Staates Israel.

Den muslimischen Arabern Palästinas stand nach dem Teilungsplan ungefähr die Häfte des Gebietes zu, wobei das jüdische Gebiet zu etwa zwei Dritteln aus der unfruchtbaren Negev-Wüste bestand. Im Gegensatz zu den Juden war der arabische Teil Palästinas zusammenhängend und hatte ebenso wie der jüdische Teil auch Zugang zum Mittelmeer. Diese Lösung war angesichts der Bevölkerungsanteile von Juden und Muslimen im Jahr 1946 (siehe Tabelle 1) fair und gerecht. Doch Ägypten, Saudi-Arabien, Transjordanien, der Libanon, Irak und Syrien überfielen gemeinsam noch in der Gründungsnacht Israels ohne Vorwarnung den jungen jüdischen Staat. Sie scheiterten im circa ein Jahr andauernden Israelischen Unabhängigkeitskrieg mit ihren mit veraltetem Material ausgerüsteten und schlecht ausgebildeten Truppen kläglich am zwar an Truppenstärke unterlegenen, aber an taktischem Können und patriotischer Motivation überlegenen israelischen Gegner. 1949 wurden dann unter Vermittlung der UN Waffenstillstandsverträge zwischen den Kriegsgegnern geschlossen. Die Israeli bestzten (ein historisch nicht unübliches Vorgehen) auch Gebiete, die ihnen nach dem Teilungsplan nicht zustanden, so dass sich das israelische Territorium von 14.100 auf 20.700 Quadratkilometer vergrößerte. Aber auch Israels Nachbaarstaaten vereinnahmten Gebiete die ihnen nicht zustanden: Jordanien behielt die Kontrolle über die West Bank (Westjordanland) einschließlich Ost-Jerusalems, der von ägyptischen Truppen besetzte Gaza-Streifen wurde unter ägyptische Verwaltung gestellt und auch Syrien machte einige Geländegewinne an der Golanfront.[38]

Im Rahmen des Krieges verließen Tausende von "Palästinensern" die Region. Circa 65 % von ihnen verblieben innerhalb der Grenzen des Mandatsgebiets, 39 % in der jordanisch kontrollierten West Bank, 26 % gingen in den von Ägypten besetzten Gaza-Streifen, 14 % in den Libanon und 10 % verblieben in Syrien oder Transjordanien. Diese im Rahmen eines Krieges nicht unüblichen Migrationsbewegungen werden von der muslimisch-arabischen Welt seit nun mehr an die 70 Jahren unter dem Begriff Nakba fälschlicherweise als ethnische Säuberung, Völkermord oder gar neuer Holocaust dargestellt und zum angeblich fundamentalen Trauma der islamischen Welt hochstilisiert. Israel eroberte einige Gebiete, die nach dem UN-Teilungsplan den Arabern zustanden und zugegebenermaßen wurden von der israelischen Armee auch muslimische Einwohner teilweise auch unter Gewaltanwendung vertrieben. Der Großteil der Palästinenser verließ ihre Heimat aber aus anderen Gründen: Viele wohlhabende Muslime verließen das Land aus Angst vor einem bevorstehenden Krieg, weitere Tausende kamen dem Aufruf muslimischer Herrscher oder Regierungen nach, den vorrückenden Armeen Platz zu machen, und etliche gingen einfach, um nicht zwischen die Fronten des Krieges zu geraten. Viele planten nur kurzfristig das Land zu verlassen, um nach dem erhofften Sieg der muslimisch-arabischen Kriegskoalition zurückkehren zu können und sich an Hab und Gut der dann vertriebenen oder ermordeten Juden schadlos halten zu können.[39] Der Mythos Nakba wird auch von europäischen Sympathisanten der "Palästinenser" vertreten, wie beispielsweise die Wanderausstellung Die Nakba – Flucht und Vertreibung der Palästinenser 1948 zeigt, die an über 100 verschiedenen Orten in Deutschland und der Schweiz zu sehen war. Sie präsentiert die "Palästinenser" durchweg als unschuldige wie harmlose Opfer einer generalstabsmäßig geplanten zionistischen Aggression, während vom arabischen Antisemitismus, der auf die Vernichtung des jüdischen Staates zielt, keine Rede ist. [40] [41]
Von Muslimen aus ihrer Heimat im Irak vertriebene Juden in einem Auffanglager in Israel um das Jahr 1950

Häufig wird beim Mythos Nakba die andere Seite der Medaille vergessen: Aus Rache vertrieben die Herrscher der muslimisch-arabischen Länder nach der Niederlage gegen Israel 1948 die in ihren Ländern seit Jahrhunderten meist harmonisch mit ihren Nachbarn zusammen lebenden Juden. Über 800.000 Juden wurden fast über Nacht aus Ägypten, den Maghreb-Staaten und den Ländern des Nahen Osten, wie Irak, Syrien, Jordanien, Libanon, Jemen, Afghanistan oder Iran vertrieben, und durften weder ihren Besitz noch Schmuck oder Bargeld mitnehmen.[42] Das junge Israel integrierte diese aus ihren jeweiligen Heimatländern vertriebenen Menschen innerhalb weniger Jahre, was keine leichte Aufgabe war. Die arabischen Nachbarländer dagegen zeigten keinerlei Interesse daran, ihre aus den von Israel besetzten Gebieten geflohenen "palästinensischen Brüder" in ihren Ländern zu integrieren. So leben viele "Palästinenser" noch heute in Jordanien oder dem Libanon in Lagern und müssen immer mittels Geldzahlungen der UNO versorgt werden. Die muslimisch-arabischen Diktatoren machen keinerlei Bemühungen diese Menschen in ihre Gesellschaften zu integrieren. Das hat auch den Vorteil, dass sie ständig auf das angeblich durch Israel ihren "palästinensischen Brüdern" zugefügte schwere Unrecht verweisen können und somit die eigene Bevölkerung durch inszenierten Hass auf Israel vom eigenen Versagen beim Aufbau funktionierender Staatswesen ablenken können.[43][44][45]

Im Mai 1967 verkündete Ägypten die Blockade der Meerenge von Tiran für israelische Schiffe. Ägyptische Truppen wurden in den Sinai verlegt, und Ägypten sowie Syrien, Jordanien, der Irak und Saudi Arabien stationierten 250.000 Soldaten, 2.000 Panzer und 700 Kampfflugzeuge an Israels Grenzen. Dem jüdischen Staat blieb somit nichts anderes als ein Präventivschlag übrig: Dieser begann am 5. Juni 1967 mit einem erfolgreichen Überraschungsangriff der israelischen Luftwaffe auf alle ägyptischen Flughäfen, bei dem zwei Drittel der ägyptischen Luftwaffe ausgeschaltet wurde. Gleichzeitig rückten israelische Bodentruppen vor, besetzten am 6. Juni 1967 Ostjerusalem und das Westjordanland und drei Tage später die syrisch kontrollierten Golanhöhen. Bereits am 11. Juni 1967 gaben die Araber auf, weswegen man diesen Krieg auch Sechs-Tage-Krieg nennt. Israel besetzte das Westjordanland, Ost-Jerusalem, die Golanhöhen und den Gazastreifen, und vergrößerte damit sein Gebiet erheblich. [46]

1973 griffen Syrien und Ägypten ausgerechnet am hohen jüdischen Feiertag Jom ha-Kippurim Israel erneut ohne Vorwarnung an. Aber auch diesmal wieder siegte jüdische Tapferkeit über muslimische Hinterlist. 1979 kam es dann zum ersten Lichtblick im Nahen Osten als Menachem Begin und Ägyptens Präsident Anwar as-Sadat einen Friedensvertrag unterzeichneten.[47]

In den 1970er-Jahren begann die palästinensische Terrororganisation PLO verstärkt damit die ganze Welt mit Terroranschlägen heimzusuchen, um damit auf die angeblich so furchtbare Lage der "Palästinenser" hinzuweisen. 1972 kam es zur feigen Ermordung israelischer Sportler bei der Olympiade in München. Etliche Flugzeugentführungen, Bombenanschläge und Mordanschläge folgten. Dabei ermordete die PLO mit Vorliebe nicht nur israelische Zivilisten, Frauen und Kinder, sondern einfach auch Juden die gar keine Israelis waren. Von der deutschen Linken der 1970- und 1980-er-Jahre wurde diese antisemitische Gewalt der PLO nicht nur geduldet und bejubelt, sondern Linksterroristen der RAF halfen bei Flugzeugentführungen ihrer arabischen Dreckskumpanen auch dabei, Juden für anschließende Hinrichtungen zu identifizieren und auszusortieren. Fast scheint es, als verspürten viele Linke damals das dringende Bedürfnis, das Werk ihrer Eltern und Großeltern aus der NS-Zeit fortzusetzen, und die Welt "judenrein" zu machen.

Die ab 2002 errichteten israelischen Sperranlagen

Ab den 1980er Jahren nahmen die Spannungen zwischen Israelis und "Palästinensern" zu, und es kam zu mehreren, gewalttätigen Aufständen der "Palästinenser", die man als Intifadas bezeichnet. Mit Steuerstreiks, dem Boykott israelischer Waren und Demonstrationen wollten die "Palästinenser" ein Ende der Besatzung erzwingen. Das Werfen von Steinen gegen Soldaten und Panzer auch durch Jugendliche und Kinder wurde zu einem beliebten Ritual. Die erste Intifada begann 1987 damit, dass dem israelischen Geschäftsmann Schlomo Takal in Gaza von einem Muslim die Kehle durchschnitten wurde wofür sich die Fatah bekannte. Drei Tage später flogen in Dschebalja Steine und Molotow-Cocktails gegen israelische Soldaten. Gleichzeitig nahmen auch die Bombenanschläge muslimischer Terroristen auf Busse, Cafes, Schulen und Kindergärten in Israel zu. Israel reagierte mit dem Bau eines 700 Kilometer langen Schutzwalles, der in der Nähe besiedelter Gebiete aus einer acht Meter hohen Mauer besteht und das Einsickern von Terroristen erschwert. [48] [49]

In den 1990er-Jahren gab es erstmals inoffizielle israelisch-palästinensische Verhandlungen, die schließlich zur Unterzeichnung der Osloer Prinzipienerklärung führten. Als Ziel avisierte man u. a. die Einrichtung einer palästinensischen Selbstverwaltung. 1996 ging man an die Errichtung einer palästinensischen politischen Struktur. Das Westjordanland ist demnach in drei Zonen aufgeteilt: Die Zone A umfasst die großen Städte mit Ausnahme Hebrons und wird vollständig von den Palästinensern kontrolliert. Die Zone B steht unter gemeinsamer Regie. Die aus jüdischen Siedlungen und unbewohntem Gebiet mit Militärstützpunkten bestehende Zone C steht unter dem Kommando Israels. [50] Doch der Friedensprozess kam dann bald durch fortwährenden palästinensischen Terror wieder ins Stocken. Außerdem verfeindeten sich die palästinensischen Parteien Fatah (eine Fraktion innerhalb der PLO) und die noch gewalttätiger als die Fatah agierende Hamas. Diese scheinen sich gegenseitig mindestens genauso zu hassen wie sie den gemeinsamen Feind Israel hassen. Man muss sich deshalb fragen, wie man von Israel ernsthaft erwarten kann, den "Palästinensern" Vertrauen entgegenzubringen, wenn diese noch nicht mal untereinander Frieden halten können und sich mit Begeisterung gegenseitig einsperren, foltern und ermorden. Israel zog sich 2005 auf einseitigen Beschluß hin vollständig aus dem Gazastreifen zurück. Eine abschließende Friedens- und Territorialregelung mit Israel (Zweistaatenlösung) steht mit offenem Ende weiter zur Diskussion.[51]

Während die arabisch-muslimische Welt sich seit 1945 mit Bürgerkriegen, internen religiösen Streitereien, Putschen, Terroraktionen, Allah und dem Propheten Mohammed, ihrer muslischen Ehre und dem Gejammer über den "bösen Westen" und den "zionistischen Satan Israel" beschäftigt, hat sich Israel zu einer der modernsten und technologisch am fortgeschrittensten Volkswirtschaft der Welt entwickelt, erwirtschaftet große landwirtschaftliche Überschüsse für den Export und stellt Hightech-Produkte im IT-Bereich und Medizin-, Bio- wie Militärtechnik her. Das top-moderne Tel Aviv stand zeitweise in scharfem Kontrast zu den überwiegend rückständigen muslimisch-arabischen Metropolen des Nahen Ostens. Nach den USA hat Israel die größte Zahl der an der Technologiebörse Nasdaq registrierten Unternehmen. Mit 5% des BIP investiert Israel mehr als jedes andere Land in Forschung und Entwicklung.[52] Im Index der menschlichen Entwicklung belegt Israel weltweit Platz 19 und im BIP pro Kopf Rang 26. Das Land hat mit 140 pro 10.000 Mitarbeiter auch die höchste Zahl von Wissenschaftlern, Technikern und Ingenieuren pro Kopf weltweit. Die arabisch-muslimischen Länder dagegen belegen im Human Development Index der Vereinten Nationen Plätze zwischen 112 und 189. Kein einziges dieser Länder schneidet besser als mit Platz 34 ab.[53] Der ägyptisch-deutsche Politikwissenschaftler und Publizist Hamed Abdel-Samad sieht die wirschaftlichen Probleme der muslimisch-arabischen Welt und somit auch der Palästinenser sowohl in der Religion des Islam als auch in der muslimisch-arabischen Mentalität begründet.[54][55]

7 Die Palästinenser

Zunächst galten alle die im Völkerbundsmandat für Palästina wohnten, also auch Juden und Christen, als Palästinenser. Später wurde diese Bezeichnung auf die Arabisch sprechenden Bewohner eingeschränkt. „Palästina“ als Landesname erscheint erstmals in der um 200 v. Chr. entstandenen griechischen Bibelübersetzung, der Septuaginta.

Die heutigen Palästinenser entwickelten ihre Identität als eigenständiges Volk erst in Abgrenzung zu den jüdischen Rücksiedlern in das historische Israel ab dem späten 19. Jahrhundert (siehe auch Zionismus). Vor den 1970er-Jahren wurde der Begriff Palästinenser noch nicht mal von den Betroffenen und auch nicht in der arabischen Welt verwandt.

Erst später wurde er unter anderem von der Terrororganisation PLO propagiert, um die Legende von einem aus seiner angestammten Heimat vertriebenen „Volk“ zu etablieren und das Existenzrecht des Staat Israel zu bestreiten. Am 15. November 1988 wurde in Algier ein Staat Palästina ausgerufen, weitere Ausrufungen erfolgten durch die Palästinensische Autonomiebehörde.

8 Siehe auch

9 Literatur

  • Edouard Atiyah und Henry Cattan: Palästina - Versprechen und Enttäuschungen, Palästina-Monographien Band 3, Verlag für zeitgeschichtliche Dokumentation, Rastatt 1970
  • Walid Khalidi: Das Palästinaproblem - Ursachen und Entwicklung / 1897-1948, Palästina-Monographien Band 6, Verlag für zeitgeschichtliche Dokumentation, Rastatt / Baden 1972
  • Gudrun Krämer: Geschichte Palästinas - Von der osmanischen Eroberung bis zur Gründung des Staates Israel, C. H. Beck, München, 2002
  • Michael Wolffsohn: Israel - Grundwissen Länderkunde, Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Leske Verlag + Budrich GmbH, Opladen, 1984
  • Martin Noth: Geschichte Israels, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 1950

10 Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Israel Finkelstein und Neil Asher Silberman: Keine Posaunen vor Jericho - Die archäologische Wahrheit über die Bibel, Deutscher Taschenbuch Verlag, 2004
  2. 2,0 2,1 Kurt Schubert: Jüdische Geschichte, C. H. Beck, 7. Aufl., 2012, S. 13 bis 17
  3. Annie Francé-Harrar: Die letzte Chance, Ausgabe 2010, Seite 457
  4. Susan Tyler Hitchcock und John L. Esposito: Der grosse National Geographic-Atlas der Weltreligionen, National Geographic De, 2004, S. 302
  5. Sari Nusseibeh: Ein Staat für Palästina? - Plädoyer für eine Zivilgesellschaft in Nahost, Antje Kunstmann, 2012
  6. Günter Stemberger: Juden und Christen im spätantiken Palästina, Walter de Gruyter, 2012, S. 71
  7. Nur Masalha: Palestine - A Four Thousand Year History, Zed Books Ltd., 2018
  8. Claude Cahen: Der Islam. Vom Ursprung bis zu den Anfängen des Osmanenreiches. S. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 1987, ISBN 3-596-60014-6, S. 265.
  9. Wie sich Sklaven zum „Retter des Islam“ machten; auf www.welt.de
  10. Ulrich Haarmann: Geschichte der arabischen Welt, C.H.Beck, 2001, S. 347
  11. Gudrun Krämer: Geschichte Palästinas - Von der osmanischen Eroberung bis zur Gründung des Staates Israel, C. H. Beck, München, 2002, S. 59
  12. Eigene Übersetzung nach Yehoshua Ben-Arieh: The Rediscovery of the Holy Land in the Nineteenth Century, Detroit, 1979, S. 200
  13. Dhiman Barua: History of Cholera; in William B. Greenough III und Dhiman Barua (Hrsg.): Cholera, Springer Science & Business Media, 2013, S. 12
  14. Annual Report of the Medical Officer - Supplement to the Annual Report of the Local Government Board, Band 33, 1905, S. 310
  15. zitiert nach Gudrun Krämer: Geschichte Palästinas - Von der osmanischen Eroberung bis zur Gründung des Staates Israel, C. H. Beck, München, 2002, S. 98
  16. Dan Diner: Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur, Band I (A–Cl), Springer-Verlag, 2016, S. 37
  17. Martin Jacobs: Islamische Geschichte in jüdischen Chroniken - Hebräische Historiographie des 16. und 17. Jahrhunderts, Mohr Siebeck, 2004, S. 17
  18. Eine Bewegung schafft sich ihren Staat - Der Zionismus; auf der Seite der Bundeszentrale für politische Bildung
  19. Dan Ben Amos: Folktales of the Jews, V. 3 (Tales from Arab Lands), Jewish Publication Society, 2011, S. 29
  20. Dan Diner: Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur, Band I (A–Cl), Springer-Verlag, 2016, S. 37
  21. Michael Wolffsohn: Israel - Grundwissen Länderkunde, Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Leske Verlag + Budrich GmbH, Opladen, 1984, S. 115
  22. Curt Nawratzki: Das neue jüdische Palästina, Jüdischer Verlag, 1919, S. 71 und 72
  23. Gudrun Krämer: Geschichte Palästinas - Von der osmanischen Eroberung bis zur Gründung des Staates Israel, C. H. Beck, München, 2002, S. 125 bis 131
  24. Mark Tessler: A History of the Israeli-Palestinian Conflict, Indiana University Press, 2009, S. 61 und 185
  25. Maoz Azaryahu: Tel Aviv - Mythography of a City, Syracuse University Press, 2006, S. 33
  26. Gudrun Krämer: Geschichte Palästinas - Von der osmanischen Eroberung bis zur Gründung des Staates Israel, C. H. Beck, München, 2002, S. 132 bis 141
  27. 27,0 27,1 Jonathan Schneer: The Balfour Declaration - The Origins of the Arab-Israeli Conflict, A&C Black, 2011, S. 62 ff.
  28. Elie Kedourie: Arabic Political Memoirs and Other Studies, Routledge, 2012, S. 236 ff.
  29. Gudrun Krämer: Geschichte Palästinas - Von der osmanischen Eroberung bis zur Gründung des Staates Israel, C. H. Beck, München, 2002, S. 184
  30. Anm.: Der Völkerbund war eine Vorgängerorganisation der UNO
  31. Der Konflikt zwischen Juden und Aarabern - Die Lunte brennt; in Juden in Palästina - Der Zionismus und die frühen Einwanderer, Damals - Das Magazin für Geschichte, 49, Jahrgang, 11.2017, S. 41 bis 44
  32. Gudrun Krämer: Geschichte Palästinas - Von der osmanischen Eroberung bis zur Gründung des Staates Israel, C. H. Beck, München, 2002, S. 242 bis 250 und 262 bis 271
  33. Michael Wolffsohn: Politik in Israel - Entwicklung und Strukur des politischen Systems, Springer-Verlag, 2013, S. 148 bis 160
  34. Robert Fleisher und Robert Jay Fleisher: Twenty Israeli Composers - Voices of a Culture, Wayne State University Press, 1997, S. 45
  35. Anja Siegemund: Eine Bürgergesellschaft für den Jischuw - Deutsche liberalnationale Zionisten in Palästina; in José Brunner (Hrsg.): Deutsche(s) in Palästina und Israel - Alltag, Kultur, Politik, Wallstein Verlag, 2013, S. 73 und 74
  36. Gudrun Krämer: Geschichte Palästinas - Von der osmanischen Eroberung bis zur Gründung des Staates Israel, C. H. Beck, München, 2002, S. 278 bis 281
  37. Jörg Rensmann: Der Mythos Nakba - Fakten zur israelischen Gründungsgeschichte, Arbeitsgemeinschaften der Deutsch-Israelischen Gesellschaft e.V., 2013, S. 30 bis 33
  38. Die Geschichte Palästinas auf der Seite der Landeszentrale für Politische Bildung des Landes Baden-Württemberg
  39. Mitchell Bard: Behauptungen und Tatsachen - Die Flüchtlinge; auf www.jewishvirtuallibrary.org
  40. Alex Feuerherdt: Mythos „Nakba“ - Die Entstehung Israels, der arabische Antisemitismus und die Vertreibung der Juden aus den arabischen Staaten
  41. Jörg Rensmann: Der Mythos Nakba - Fakten zur israelischen Gründungsgeschichte, Arbeitsgemeinschaften der Deutsch-Israelischen Gesellschaft e.V., 2013, S. 30 bis 33
  42. Donna Rosenthal: Die Israelis, C.H. Beck, München, 2007, S. 136
  43. Edy Cohen: There Was a Jewish Nakba, and It Was Even Bigger than the Palestinian One, auf www.thetower.org
  44. The Jewish Nakba in der Jerusalem Post vom 9. Dezember 2016
  45. Lyn Julius: Recognising the Jewish Nakba auf www.theguardian.com
  46. Sascha Pfeiffer: Israel zwischen Sechstagekrieg und Yom-Kippur-Krieg - Stabilisierung oder Eskalation des Nahost-Konflikts, diplom.de, 2015, S. 6 ff.
  47. Die Geschichte Palästinas auf der Seite der Landeszentrale für Politische Bildung des Landes Baden-Württemberg
  48. Die Geschichte Palästinas auf der Seite der Landeszentrale für Politische Bildung des Landes Baden-Württemberg
  49. Friedrich Schreiber: Aufstand der Palästinenser - Die Intifada, Springer-Verlag, 2013, S. 14 und 15
  50. Die Geschichte Palästinas auf der Seite der Landeszentrale für Politische Bildung des Landes Baden-Württemberg
  51. BPB zum Beobachterstatus
  52. Michel Rauch: DuMont Reise-Handbuch Reiseführer Israel, Palästina, Sinai, Dumont Reiseverlag, 2014, S. 25
  53. Hermann Sileitsch-Parzer: So schneidet die islamische Welt ökonomisch ab; am 11. Mai 2019 auf www.kurier.at
  54. Thomas K. Luther: ISLAM - Das System der Gestrigen, neobooks, 2017
  55. Hamed Abdel-Samad: Der Untergang der islamischen Welt - Eine Prognose, Droemer, 2010, S. 31

11 Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Geschichte der Region Palästina) vermutlich nicht.




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