Gazastreifen

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Das alte Philistia von vor rund 2000 Jahren lag dort, wo heute der Gazastreifen ist.

Als Gazastreifen (hebräisch רצועת עזה Retzuat asa) wird ein im Nahen Osten liegendes Gebiet mit ca. 2 Millionen Einwohnern und 360 Quadratkilometern Fläche bezeichnet. Benannt ist es nach der Stadt Gaza, die auch Hauptstadt des Territoriums ist. Geografisch liegt der Gazastreifen am Mittelmeer zwischen Israel und Ägypten. Er steht seit 1994 de jure unter Verwaltung der Palästinensischen Autonomiebehörde, wird seit Juni 2007 aber de facto von der Terrororganisation Hamas kontrolliert. Seit dem Abzug israelischer Siedler aus dem Gebiet im Jahr 2005 besteht die Bevölkerung zu 99% aus Arabern, die sich als Palästinenser bezeichnen. Das Gebiet war zur Zeit des alten Israel - also vor rund 2000 Jahren - als Philistia bekannt.

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1 Antike bis Zweiter Weltkrieg

Osmanische Truppen während der zweiten Schlacht um Gaza im April 1917

Die Stadt Gaza lag von jeher an Handelswegen zwischen Europa und Asien, dem Nahen Osten und Afrika. Die Stadt und ihr Umland war schon seit der Antike ein Anlass zum Streit zwischen den Mächten, von Altägypten über das Römische Reich bis zum Byzantinischen Reich. In Gaza wurden die christlichen Byzantiner 634, zwei Jahre nach dem Tod des Propheten Mohammed, erstmals von muslimischen Truppen besiegt. Von da an blieb das Gebiet bis zum Ersten Weltkrieg - unterbrochen nur von kürzeren oder längeren Episoden der Kreuzfahrer, der mongolischen Invasion oder der Expedition Napoleons - unter muslimischer Herrschaft. Ende 1917 wurde Gaza dann vom britischen General Edmund Allenby erobert. Die Kontrolle über den Gazastreifen war für die Briten wichtig, da er die Ostflanke des für das weltweite Empire wichtigen Suezkanals sicherte.[1]

1936 und 1939 kam es in Gaza zu großen palästinensischen Revolten, die von den Briten niedergeschlagen wurden.

2 Ägyptische Militärverwaltung

Nach dem ersten Krieg zwischen Israel und den arabischen Staaten im Jahr 1948 kam der Gazastreifen unter ägyptische Militärverwaltung, blieb aber das einzige palästinensische Gebiet, in dem nicht offiziell eine ausländische Macht herrschte. Bis dahin hatte der Gazastreifen nur 80.000 Einwohner. Doch in Folge des Krieges kamen 200.000 palästinensische Flüchtlinge hinzu. Die lebten unter elenden Bedingungen und wollten so schnell als möglich in ihre Heimatorte zurückkehren. Ihre massive Präsenz und der spezielle Status des Gebiets trugen dazu bei, dass Gaza zu einem Zentrum der politischen Entwicklung der Palästinenser wurde.

Die Palästinenser bauten eine autonome Organisation auf, unternahmen Guerilla-Aktionen gegen Israel und wandten sich gegen jeden Versuch, die Flüchtlinge endgültig in Gaza anzusiedeln. Das war der Beginn des bis heute anhaltenden Terorrs der Palästinenser nicht nur gegen Israel sondern auch gegen unschuldige israelische Zivilisten.

1955 wandte sich Ägypten von den USA ab und der Sowjetunion zu, welches Ägypten großzügig mit Waffen belieferte. Ägypten ließ in Folge den im Gazastreifen lebenden Palästinensern noch mehr Raum für den Aufbau bewaffneter Gruppen. In Folge des kurzen Krieges von Israel, Frankreich und Großbritannien gegen Ägypten wegen der Verstaatlichung des Suezkanals wurden der Gazastreifen und die Sinai-Halbinsel von Ende Oktober 1956 bis März 1957 von Israel besetzt.

3 Entwicklung seit 1967

Folgen der Aktivitäten der Israel-Lobby: Von der israelischen Armee zerstörtes Gebäude des Hauptquartier des UN-Flüchtlingshilfswerks für die Palästinenser

Im Rahmen des Sechstagekriegs 1967 wurde der Gazastreifen erneut von Israel besetzt. Anfang der 1980er Jahre bestand im Gazastreifen ungeachtet der Unzufriedenheit der Palästinenser über die Besatzung eine überwiegend friedliche Koexistenz.[2] Die israelische Regierung genehmigte allerdings den Bau jüdischer Siedlungen im Gazastreifen und begann als Reaktion auf die Erste Intifada im Dezember 1987 den Gazastreifen einzuzäunen, um Anschläge von palästinensischen Terroristen auf israelische Zivilisten zu verhindern. Der Gazastreifen wurde 1994 durch das Gaza-Jericho-Abkommen nominell Teil der Palästinensischen Autonomiegebiete. Nach langen innenpolitischen Auseinandersetzungen setzte der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon 2005 den Abzug der Israelis aus dem Gazastreifen durch – verbunden mit dem Abbau aller israelischen Siedlungen. Ein Wahlsieg der Hamas im Jahr 2006 führte 2007 zu einem Bürgerkrieg im Gazastreifen zwischen der Hamas und der bei der Wahl unterlegenen Fatah.

Im Oktober 2023 drangen Terroristen der Hamas in den Süden Israels ein und schlachteten über 1000 unschuldige jüdische Zivilisten (Männer, Frauen und Kinder) bestialisch ab. Noch nie seit dem Holocaust wurden so viele jüdische Menschen an einem einzigen Tag ermordet. Zusätzlich entführten die Mitglieder der Hamas circa 200 jüdische Zivilisten in den Gazastreifen, um sie dort als Geiseln und menschliche Schutzschilde zu missbrauchen. Siehe dazu auch Krieg gegen Israel 2023.

4 Einzelnachweise

  1. Alain Gresh: Das Besondere an Gaza; in Edition le monde diplomatique - Israel und Palästina Nr. 21/2017, taz Verlags- und Vertriebs GmbH, Berlin, 2017, S. 27
  2. Susanne Knaul: Vorgeschichte des Angriffs auf Israel: Wie Gaza zu Gaza wurde. In: taz.de. 2023-10-14. Abgerufen am 17. Oktober 2023.

5 Andere Lexika





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