Juden in der AfD
Obwohl in dieser Gruppe viele Menschen mit Migrationshintergrund aus der ehemaligen Sowjetunion mitmachen, sind die Juden in der AfD ständiger, teilweise antisemitisch motivierter Diskriminierung durch den Mainstream aber auch durch Diskriminierung von Juden in der AfD durch Juden außerhalb der AfD ausgesetzt.
Inhaltsverzeichnis
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1 Vorstand
Der Vorstand bestand zunächst aus folgenden Mitgliedern:
- Vera Kosova - Vorsitzende - KV Esslingen
- Wolfgang Fuhl - Stellv. Vorsitzender - KV Lörrach
- Artur Abramovych - Stellv. Vorsitzender - KV Bamberg
- Josef Kanewski - Schatzmeister - KV Amberg-Neumarkt
- Leon Hakobian - Beisitzer - KV Rhein-Neckar
- Emanuel Bernhard Krauskopf - Beisitzer - BV Berlin-Reinickendorf
2 Gründung
Die Vereinigung wurde am 7. Oktober 2018 von 24 jüdischen AfD-Mitgliedern in Wiesbaden-Erbenheim gegründet, von denen 19 anwesend waren.[2]
Bekannte Gründungsmitglieder sind:
3 Kritik
Zuerst machte der Publizist Micha Brumlik auf die beabsichtigte Gründung aufmerksam und wies darauf hin, dass die Gruppierung Juden in der AfD „weit rechts stehende Vorgängerorganisationen“ in der Weimarer Republik habe, und nannte als Beispiel den von Max Naumann 1921 gegründeten Verband nationaldeutscher Juden.[3]
Wolfgang Gedeon, Arzt und AfD-Abgeordneter in Baden-Württemberg, meinte zur Gründung: „Im günstigsten Fall ist diese Gründung überflüssig wie ein Kropf, im ungünstigsten Fall handelt es sich um eine zionistische Lobbyorganisation, die den Interessen Deutschlands und der Deutschen zuwiderläuft.“[4]
Von den Parteien CDU, CSU, SPD, FDP, den Grünen und der Linkspartei, aber auch von einigen jüdischen Verbänden wurde die Plattform Juden in der AfD bereits vor ihrer Gründung kritisiert bzw. sogar mit Hass und Häme überschüttet sowie diffamiert.
Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland (ZdJ) Josef Schuster äußerte sein Unverständnis und sagte: „natürlich treffen Juden nicht nur kluge Entscheidungen“.[5] Laut Schuster meinte ein anderes Mitglied des ZdJ-Präsidiums, dass alle Juden klug seien habe sich spätestens mit der Gründung der JAfD als „wirklich nur ein Vorurteil“ erwiesen.[6] In einer Erklärung des ZdJ und 46 weiterer Organisationen unter dem Titel „Keine Alternative für Juden – Gemeinsame Erklärung gegen die AfD“[7] distanzieren sich diese – auch mit Verweis auf das gemeinsame Vorgehen und Auftreten von AfD-Funktionären mit Rechtsextremen und Neonazis bei den gewalttätigen Chemnitzer Protesten – von der jüdischen Vereinigung innerhalb der AfD. Sie sei eine antisemitische und rechtsradikale Partei, in der Relativierung bis zur Leugnung der Shoa ein Zuhause hätten.[8][9] Mehr als 40 Vereinigungen schlossen sich der Erklärung an, darunter die Allgemeine Rabbinerkonferenz Deutschland, der jüdische Sportverband Makkabi Deutschland und der Bund traditioneller Juden.[10] Die ehemalige Präsidentin des Zentralrats, Charlotte Knobloch, warnte vor der Vereinigung mit den Worten: „Die AfD unternimmt etwas, um sich als judenfreundlich darzustellen, was sie nicht ist.“ Sie fühle sich dadurch an die Zeit vor der Machtergreifung der NSDAP in den späten 1920er Jahren erinnert.[10] In Frankfurt kam es nach einem Aufruf durch die Jüdische Studierendenunion Deutschland zu Protesten gegen die neue Gruppierung mit bis zu 250 Teilnehmern, darunter auch Vertreter jüdischer Organisationen in Deutschland.[11][12]
Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, fühlte sich bei den Erfolgen der AfD an den Aufstieg der NSDAP in der Weimarer Republik erinnert. „Wir stehen vor einem Ungetüm“, sagte die 85-Jährige dem „Spiegel“ Zum ersten Mal habe eine Partei den Einzug in den Bundestag geschafft, „deren Programm sich zusammenfassen lässt mit den Worten: Juden raus“. Man könne die AfD nicht anders als Nazipartei nennen, sagte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern.[13]
Der JAfD-Mitgründer Wolfgang Fuhl hielt dem entgegen, die jüdischen Verbände hätten sich freiwillig einer „Merkelpolitik“ unterworfen. Merkel habe mit ihrer Politik erreicht, die Juden in Deutschland zu „spalten“.[9][14] Der religionspolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Bundestag Volker Münz erklärte, es widerspreche der Demokratie, wenn die Organisationen vorschreiben wollten, welcher Partei sich Juden anschließen dürften.[2]
Mehrere Bundestagsabgeordnete wie Lars Castellucci (SPD), Hermann Gröhe (Unionsfraktion), Christine Buchholz (Linke), Stefan Ruppert (FDP) und Konstantin von Notz (Bündnis 90/Grüne) schlossen sich den Warnungen jüdischer Repräsentanten vor der AfD an oder äußerten ihr Unverständnis in Bezug auf jüdische AfD-Mitglieder.[15] Zwei Tage nach der Gründung der Vereinigung bezeichnete der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann sie als „in hohem Maße irritierend“.[16]
In der Süddeutschen Zeitung interpretierte Ronen Steinke in seinem Artikel "Alibi-Juden in der AfD" die Gründung als Inszenierung der AfD-Spitze und kommentierte, die AfD bemühe sich damit nur scheinbar besonders um jüdische Wähler. Während deren Anteil unter den Wahlberechtigten gering sei, wolle man mit der Gründung vielmehr potenzielle nichtjüdische Rechts-Wähler ansprechen. Juden käme „in diesem Spiel nur die Rolle der nützlichen Idioten zu“.[17]
Für Dalia Grinfeld, Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD), bleibt die Partei indiskutabel. „Absoluten Blödsinn“ nannte sie es, wenn sich Juden wegen muslimischen Antisemitismus der AfD anschließen, und erklärte: „Die AfD hat keine Lösung dafür. Ängste in der Bevölkerung heizt sie mit ihrer Rhetorik an. Natürlich gibt es muslimischen Antisemitismus, aber es gab auch schon vor der Migrationskrise Antisemitismus in Deutschland.“[18]
Der Vorsitzende der FDP-Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg Hans-Ulrich Rülke meinte, die JAfD sei, „wie wenn man in der Kanalisation einen Schwimmverein gründet“. Laut der Vorsitzenden der israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg Barbara Traub sind nur zwei Mitglieder der JAfD tatsächlich Juden.[19]
Die hessische FDP bezeichnete die Gründung der "Juden in der AfD" als Versuch der Partei, sich von dem "wohl begründeten Vorwurf antisemitischer Tendenzen reinzuwaschen". Dieser Plan sei so durchsichtig, dass er sicher scheitern werde, sagte der hessische Parteivorsitzende Stefan Ruppert.
Marcus Funck schrieb auf der Webseite von Neues Deutschland: "Als Juden sind sie der AfD von bestenfalls strategischem Interesse: als nützliche Idioten im antimuslimischen Kulturkampf."[20]
Gegen die Gründung des Vereins demonstrierten am 7. Oktober 2018 rund 250 Menschen in Frankfurt am Main. Zum Protest hatten jüdische Studenten aufgerufen. Ihre Botschaft: kein "Koscher-Stempel" für die AfD.[21]
Die Jüdische Allgemeine sieht die Vereinigung Juden in der AfD sehr kritisch.[22] Dalia Grinfeld schrieb: »Wir stellen uns gegen den Hass der AfD. Es ist ein Widerspruch, Jude zu sein und zugleich der AfD anzugehören.« Die AfD versuche, die Grundlage jüdischen Lebens in Deutschland unmöglich zu machen, führte Grinfeld weiter aus. Als Stichwörter nannte sie das von der AfD beabsichtigte Beschneidungsverbot und das Verbot des rituellen Schächtens. »Wir werden uns niemals von der scheinbar judenfreundlichen Maske der AfD in die Irre führen lassen«, kündigte die Studierendenvertreterin an. Auch gibt sie zu bedenken: »Die AfD ist antidemokratisch, menschenverachtend und in weiten Teilen rechtsradikal«, so heiße es in der Erklärung von 25 deutschen und internationalen jüdischen Organisatoren.
4 Mitgliederzahl
Ende Januar 2023 behauptete die antifaschistische Amadeu Antonio Stiftung, dass auf dem Höhepunkt der JAfD nur 24 Personen Mitglied. Zudem seien auf der Webseite der Gruppierung seit 2020 insgesamt vier Beiträge veröffentlicht worden, der letzte stamme von Juni 2021.[23]
5 Links und Quellen
5.1 Siehe auch
- Christen in der AfD
- Vorläufig abgestimmtes Arbeitsprogramm der Juden in der Alternative für Deutschland (JAfD)
5.2 Weblinks
- Facebook-Auftritt
- Gründung von "Juden in der AfD" "Diese Alternative ist nicht koscher!"
- AfD und Judentum - „Ein einseitig instrumentelles Verhältnis zum Antisemitismus“, Deutschlandfunk
5.2.1 Videos
- Jeder 3te Deutsche jüdischen Glaubens wählt AfD! Juden in der Alternative für Deutschland-Wahl
- Israelische Juden würden AfD wählen
- Baumann und Brandner zu Gründung von Juden in der AfD
- GRÜNDUNG DER JAFD - JUDEN IN DER AFD
- Beatrix von Storch zum Thema Jüdisches Leben in Deutschland auf freiewelt.net
5.3 Literatur
- Gideon Botsch: Die „Juden in der AfD“ und der Antisemitismus. In: Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien (Hrsg.): Mitteilungen der Emil Julius Gumbel Forschungsstelle. April 2020, S. 1–15 (PDF).
5.4 Einzelnachweise
- ↑ AfD begrüßt Zusammenschluss von Juden in der Partei
- ↑ 2,0 2,1 Juden in der AfD: Jüdische AfD-Mitglieder gründen Vereinigung. In: ZEIT ONLINE. (https://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-10/juden-afd-jafd-vera-kosova).
- ↑ Micha Brumlik: Schande und Farce. www.taz.de, 4. September 2018
- ↑ https://www.welt.de/politik/deutschland/article181808082/Juden-in-der-AfD-AfD-Politiker-sprechen-von-zionistischer-Lobbyorganisation.html
- ↑ Zentralrat der Juden: Kein Verständnis für Engagement von Juden bei AfD, Passauer Neue Presse, 27. September 2018
- ↑ Josef Schuster: Sorge vor wachsendem Antisemitismus, Bayerischer Rundfunk, 24. November 2018
- ↑ Zentralrat der Juden in Deutschland u. a.: "Keine Alternative für Juden – Gemeinsame Erklärung gegen die AfD. 5. Oktober 2018 (https://www.zentralratderjuden.de/fileadmin/user_upload/pdfs/Gemeinsame_Erklaerung_gegen_die_AfD_.pdf).
- ↑ "In weiten Teilen rechtsradikal": Juden protestieren gegen jüdische Vereinigung in der AfD. In: Spiegel Online. 7. Oktober 2018 (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/juden-protestieren-gegen-juedische-vereinigung-in-der-afd-a-1232001.html).
- ↑ 9,0 9,1 Juden in der AfD wehren sich gegen Vorwürfe. www.faz.net, 7. Oktober 2018
- ↑ 10,0 10,1 Charlotte Knobloch warnt vor der Vereinigung "Juden in der AfD". In: Huffington Post. 8. Oktober 2018 (https://www.huffingtonpost.de/entry/charlotte-knobloch-warnt-vor-der-vereinigung-juden-in-der-afd_de_5bbb5d3de4b0876edaa006a1).
- ↑ WELT: „JAfD“: Juden gründen Vereinigung in AfD – Hunderte demonstrieren dagegen. In: DIE WELT. 7. Oktober 2018 (https://www.welt.de/politik/deutschland/article181795790/JAfD-Juden-gruenden-Vereinigung-in-AfD-Hunderte-demonstrieren-dagegen.html).
- ↑ Jüdische AfD-Mitglieder gründen umstrittene Vereinigung. In: Handelsblatt. 7. Oktober 2018 (https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/juden-in-der-afd-juedische-afd-mitglieder-gruenden-umstrittene-vereinigung/23158228.html).
- ↑ https://www.wp.de/politik/knobloch-man-muss-die-afd-eine-nazipartei-nennen-id215501501.html
- ↑ Treife Alternative in: Jüdische Allgemeine, 11. Oktober 2018
- ↑ Gregor Mayntz: Warnungen vor Plattform „Juden in der AfD“, Rheinische Post, 26. September. 2018
- ↑ „Juden in AfD sind mir vollkommen unbegreiflich“, Stuttgarter Nachrichten, 9. Oktober 2018
- ↑ Ronen Steinke: Alibi-Juden in der AfD. www.sueddeutsche.de, 7. Oktober 2018
- ↑ Feigenblatt ohne Koscher-Stempel, in: tachles, 12. Oktober 2018
- ↑ Michael Abschlag: Antisemitismus - Schleichendes Gift, Rhein-Neckar-Zeitung, 23. Oktober 2018
- ↑ Strategisch benutzt
- ↑ https://www.hessenschau.de/politik/250-menschen-demonstrieren-gegen-gruendung-der-juden-in-der-afd,jafd-wiesbaden-protest-100.html
- ↑ https://www.juedische-allgemeine.de/politik/vereinigung-juden-in-der-afd-gegruendet/
- ↑ Stefan Lauer: 10 Jahre Antisemitismus Belltower.News, 26. Januar 2023
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