Kulturmarxismus

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Kulturmarxismus ist ein aus dem englischen Sprachraum stammender Begriff für die kulturellen Linken, insbesondere deren Ideologie. Der Begriff steht im Zusammenhang mit der Frankfurter Schule und deren Versuch, die marxistische Lehre, insbesondere die so genannte Kritische Theorie[1] auf kulturelle oder gesellschaftliche Themen wie Familie, Geschlecht und Identität anzuwenden und die Wissenschaft damit entsprechend zu infiltrieren. Der Kulturmarxismus - auch als Fortsetzung des Neomarxismus bezeichnet[2] - ist die wirkmächtigste Ideologie innerhalb der politischen Linken in Deutschland, den USA, Kanada, Australien, Neuseeland und vielen anderen nord-, westmittel- und westeuropäischen Ländern. Er hat auch die Politik und Weltanschauung der ehemals konservativen bzw. liberalen Parteien CDU und FDP beeinflusst. Oft verbirgt er sich auch in einer sogenannten „Kulturkritik“.

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1 Entstehung des Kulturmarxismus

„Wir sind, in den Worten Marx, "ein Zusammenschluss sozialer Beziehungen" und wir leben unser Leben in der Mitte einer Intersektion einer Anzahl ungleicher sozialer Beziehungen auf der Grundlage hierarchischer miteinander zusammenhängender Strukturen, die zusammen die historische Spezifität der kapitalistischen Arten der Produktion und Reproduktion definieren und ihren beobachtbaren Manifestationen unterliegen.“

Zitat aus Marxism and Class, Gender and Race: Rethinking the Trilogy[3]

Laut dem UCLA-Professor und "kritischen Theoretiker" Douglas Kellner haben "viele marxistische Theoretiker des 20. Jahrhunderts von Georg Lukács[4], Antonio Gramsci[5] und Ernst Bloch[6] über Walter Benjamin[7] und Theodor W. Adorno[8] bis zu Fredric Jameson und Terry Eagleton die marxistische Theorie verwendet, um die kulturellen Formen in Bezug auf ihre Produktion, ihre Überlappungen mit der Gesellschaft und Geschichte, und ihre Auswirkung und Einflüsse auf ihr Publikum und das gesellschaftliche Leben zu analysieren."[9][10] Obwohl auf der ganzen Welt Geisteswissenschaftler verschiedene Formen der marxistischen Gesellschaftskritik zur Analyse kultureller Phänomene einsetzen, waren die zwei für den westlichen kulturellen Marxismus einflussreichsten akademischen Institutionen, das Institut für Sozialforschung an der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt am Main und das Centre for Contemporary Cultural Studies an der University of Birmingham.

Als Frankfurter Schule wird gewöhnlich die Denkschule bezeichnet, die in der Weimarer Republik mit dem Institut für Sozialforschung an der Goethe Universität Frankfurt assoziiert war. 1933, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, mussten dessen Angehörige ins Exil gehen, da sie ein Kreis von vor allem deutsch-jüdischen Denkern gewesen waren.[11] Dort erhielten sie - insbesondere während des Zweiten Weltkrieges zum Zwecke der psychologischen Kriegsführung - Unterstützung durch den CIA-Vorläufer Office of Strategic Services (OSS). Diese später für die gesamte westliche Welt folgenschweren Aufwertung durch die USA lag das Ziel zugrunde, in Deutschen nach Kriegsende eine Umerziehung durchzuführen. Nach 1945 kehrte eine Reihe der Emigranten zurück nach Deutschland und gründete das Institut für Sozialforschung als Frankfurter Schule neu. Ein anderer Teil blieb in den USA, verbreitete auch hier seine Ideen an den Hochschulen und prägte damit, in den darauffolgenden Jahrzehnten, auch den übrigen Westen. Zu den wichtigsten Werken der Frankfurter Schule, die die marxistischen Kategorien auf die Kulturwissenschaften anwandten, gehörten Adornos On Popular Music, welches er zusammen mit George Simpson verfasste und 1941 in der Zeitschrift Studies in Philosophy and Social Sciences publizierte,[12] Adornos und Horkheimers Kulturindustrie – Aufklärung als Massenbetrug, ursprünglich ein Kapitel in der Dialektik der Aufklärung (1947),[13] und Résumé über Kulturindustrie, ein Radiovortrag von Adorno im Jahre 1963. Im Westdeutschland der späten 1950er und frühen 1960ern brachte ein wiederbelebtes Interesse am Marxismus eine neue Generation Marxisten hervor, die sich um eine Analyse etwa die kultureller Wandlungsprozesse im Fordischen Kapitalismus, der Auswirkung neuer Arten der Populärmusik und Kunst auf die traditionelle Kultur bemühten.[14]

2 Begriffsgeschichte

Nach dem Zweiten Weltkrieg lehnten Konservative noch die Ideen des „Social Engineering“ ab. Ein Beispiel hierfür ist die Reaktion von US-Präsident Richard Nixon auf eine Episode der CBS-Serie All in the Family – einer Serie, welche die weiße US-amerikanische Arbeiterklasse und deren konservative Anschauungen verspottete, und Ansichten bewarb, die im Wesentlichen den Grundelementen des Kulturmarxismus entsprechen. In einem, nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Gespräch mit seinem Beraterstab ließ sich Nixon über eine Folge der Serie aus, in welcher Homosexualität beworben wurde. In diesem Gespräch identifizierte er Homosexualität, Legalisierung von Drogen, und laxe Moralvorstellungen – allesamt Dinge, deren Förderung Kernbestandteil kulturmarxistischer Politik sind – als „Feinde starker Gesellschaften” und daher als Mittel der klassischen marxistischen „Kommunisten und Linken”, die Gesellschaft der USA zu zerstören und so den Weg frei für deren Machtübernahme machen:[15]

NIXON: Ich versuchte ein verdammtes Baseball-Spiel auf CBS einzuschalten. Und das Spiel verschwand und CBS brachte einen Film, ... das verdammteste Zeug, das ich jemals hörte, zwei prächtige, hübsche Burschen und ein dummer alter Kerl und ein nettes Mädchen -- sie verherrlichten Homosexualität. Ich meine, diese Kerle gaben zu, dass sie Homosexuelle waren und so weiter.
ERLICHMANN: Eine Panel-Show?
NIXON: Hölle, nein. Es ist ein Film.
HALDEMAN: Nein, das ist eine regelmäßige Sendung. Sie läuft jede Woche. Und gewöhnlich spielt sie sich im Haus von diesem Kerl ab, der ein Spießer ist. ...Und dann hat er diesen Hippie-Schwiegersohn, und gewöhnlich ist der allgemeine Trend dieser Sendung, dass er niedergemacht wird, und aufgewertet wird
NIXON: Der Hippie-Schwiegersohn (...) Also bei Gott, ich kann euch sagen, das empörte mich. Nicht aus irgendwelchen moralischen Gründen. ...Es empört mich, weil ich nicht mitansehen will, wie sich dieses Land in diese Richtung entwickelt. Ihr müsst wissen, Homosexualität, Gras und Morallosigkeit im allgemeinen: Diese sind die Feinde starker Gesellschaften. Und das ist der Grund, warum Kommunisten und Linken dieses Zeug fördern, sie verursachen uns zu zerstören.

Seit den 70er Jahren fingen Konservative allerdings zunehmend an, vor derartigen Äußerungen zurückzuschrecken, um nicht als "Rechtsextremisten" ettiketiert zu werden.

Seit den frühen 1990ern argumentierten nichtetablierte Konservative, allen voran Patrick Buchanan und William S. Lind, dass „Kulturmarxismus“ eine dominante Denkweise innerhalb der US-amerikanischen Linken sei. Sie stelle eine Philosophie dar, die zur Zerstörung Westlichen Zivilisation führe. So behauptet Buchanan, dass die US-amerikanischen Massenmedien unter starken Einfluss der Frankfurt Schule stünden.[16]

Lind argumentiert:

„Politische Korrektheit ist Kulturmarxismus. Es ist Marxismus der von der ökonomischen auf kulturelle Belange übertragen würde. Seine Bestrebungen reichen nicht in die 1960ern und den Hippies und der Friedensbewegung, sondern bis zum Ersten Weltkrieg zurück. Wenn wir die Grundsätze der Politischen Korrektheit mit dem klassischen Marxismus vergleichen, so sind die Prallerlen sehr offensichtlich.“ [17]

Lind argumentiert dass die "Politische Korrektheit" bzw. der Kulturmarxismus dazu geführt habe, dass US-Bürger, insbesondere Akademiker "Angst haben ein falsches Wort zu benutzen, ein Wort, das als beleidigend, unangemessen, rassistisch, sexistisch oder homophob verunglimpft wird".[17]

Der US-amerikanische Politikwissenschaftler Paul Gottfried argumentiert in seinem Buch, The Strange Death of Marxism, dass der Marxismus seit dem Niedergang der Sowjetunion in der Form des Kulturmarxismus überlebt und sich weiterentwickelte habe.

„Die Neomarxisten nannten sich selbst Marxisten ohne alle historischen und ökonomischen Theorien von Marx zu akzeptieren aber den Sozialismus als Gegenmodell zum Kapitalismus hochhielten als eine moralische Grundhaltung. Danach stützen Sozialisten ihre konzeptionellen Rahmen auf der Marx'schen Konzept der „Entfremdung”, die auf seine Schriften der 1840er zurückging ...[sie] konnten deshalb auf eine strikt materialistische Analyse verzichten und den Fokus auf die Religion, Moral, und Ästhetik verlagern.”

William S. Lind kommentiert in seiner Rezension von Gottfrieds Buch:

„Ist deshalb die kritische Beobachtung über die Frankfurter Schule korrekt, dass diese "Kulturbolschevismus", exemplifiziert, der die Marxistisch-Leninistische Revolution unter einer soziologisch-freudschen Aufmachung vorantreibt? In dem Sinn, dass sowohl ihre Anhänger als auch ihre Verächter diese Charakterisierung bejahen würden, mag sie tatsächlich richtig sein, aber wenn der Marxismus unter der Frankfurter Schule alle diese Veränderungen durchlaufen hat, dann ist vielleicht nur mehr wenig Marxismus darin übriggeblieben Die Berufung der Vertreter der Kritischen Theorie auf Marx ist immer mehr zum Ritual geworden und was es an Theorie in den Marxistischen Quellen gibt, ist nun mit nachweisbar nichtmarxistischen Quellen vermischt. Auf den Punkt gebracht, sie hatten sich über Marx hinaus bewegt... hin zu einer militant antibürgerlichen Einstellung, die unabhängig von marxistischen ökonomischen Annahmen arbeitet.” [18]

In ihrem Politically Incorrect Guide to English and American Literature (deutsch in etwa: "Der politisch inkorrekte Führer zur Englischen und Amerikanischen Literatur") , erklärt die Autorin Elisbeth Kantor, dass es sehr wohl möglich sei, zu bestimmen welche Werke der Literatur von Wert sind. Jedoch hätten "Kulturmarxisten" seit den 1960ern die Kriterien komplett verändert, um mittelmäßige Werke zu feiern und wahrhaft gute Literatur als rassistisch, sexistisch, homophob und elitär abzutun.[19]

3 Kritik

Der Begriff des „Kulturmarxismus“ ist nach Ansicht von Kritikern ein Widerspruch in sich: Nach dem Verständnis der Marxismus ist die Kultur nur ein Überbau der Gesellschaft, so dass der Historische Materialismus den eigentlichen Sinngehalt der Kultur ignoriert.

Laut Iring Fetscher beruht der heutige Kulturmarxismus im wesentlichen auf dem Materialismus und dem Menschenbild von Karl Marx, bei dem der Mensch zunächst auf eine Stufe mit dem Tier gestellt wird.[20] Er ist allerdings anders als der ursprüngliche Marxismus kaum an wirtschaftspolitischen, sondern an kulturellen und gesellschaftspolitischen Themen interessiert. Leitgedanke ist hierbei der Kampf gegen den sogenannten "autoritären Charakter" (der sich durch Nationalismus und Konservatismus auszeichne), da dieser als kuturelle Voraussetzung des Nationalsozialismus angesehen wird. In der Praxis läuft dies oft auf einen Aktionismus gegen den heterosexuellen, weißen Mann hinaus. Insbesondere die deutsche Wikipedia steht seit Jahren sehr stark unter dem Einfluss dieser Ideologie.

4 Literatur

5 Weblinks

6 Einzelnachweise

  1. Kritische Theorie im Online-Wörterbuch Philosophie
  2. https://www.misesde.org/2018/11/im-abwaertsstrudel-des-kulturmarxismus
  3. Marxism and Class, Gender and Race: Rethinking the Trilogy, by Martha E. Gimenez, Published (2001) in Race, Gender and Class, Vol. 8, No. 2, S. 23-33.
  4. infoartisan:Georg Lukács
  5. http://www.krisis.org/1993/die-wundersame-renaissance-des-antonio-gramsci
  6. http://www.bloch.de/wissenschaft/wer-ist-ernst-bloch
  7. http://www.dhm.de/lemo/biografie/walter-benjamin
  8. hdg:Theodor W. Adorno
  9. Douglas Kellner, "Cultural Marxism and Cultural Studies," http://www.gseis.ucla.edu/faculty/kellner/essays/culturalmarxism.pdf, circa 2004.
  10. Douglas Kellner, "Herbert Marcuse," Illuminations, University of Texas, http://www.uta.edu/huma/illuminations/kell12.htm.
  11. Christoph David Piorkowski: Zeuge der Verschlimmerung, Philosophie Magazin, 7. Juli 2023.
  12. "On popular music". Originally published in: Studies in Philosophy and Social Science, New York: Institute of Social Research, 1941, IX, 17-48. See Gordon Welty "Theodor Adorno and the Culture Industry" (1984)
  13. Theodor W. Adorno and Max Horkheimer "Enlightment as mass deception" Dialectic of Enlightenment. London: Verso, 1979, 120-167 (originally published as: Dialektik der Aufklärung. Amsterdam: Querido, 1947). On-line the University of Groningen website and http://www.marxists.org/reference/archive/adorno/1944/culture-industry.htm Marxist Internet Archive]. Siehe Gordon Welty "Theodor Adorno and the Culture Industry" (1984).
  14. beispielsweise Jürgen Habermas (1962 trans 1989) The Structural Transformation of the Public Sphere: An Inquiry into a category of Bourgeois Society, Polity, Cambridge.
  15. RICHARD NIXON TAPES: Archie Bunker & Homosexuality. Youtube-Video mit der ungekürzten Unterhaltung zwischen Richard Nixon und dessen Berater John Ehrlichman und Bob Haldeman vom 13. Mai 1971.
    NIXON: I was trying to tune into a damn baseball game on NB --CBS. And the game went off and CBS came on with a movie, … and I’ll be -- the damnest thing I ever heard, two magnificent handsome guys and a stupid old fellow and a nice girl-- they were glorifying homosexuality. I mean, these guys were admitting they were homosexuals and so forth.
    ERLICHMANN: A panel show?
    NIXON: Hell, no! It’s a movie.
    HALDEMAN: No, that’s a regular show. It’s on every week. And usually it’s just set in the guy’s home, who’s a hard hat. ...And then he has this hippie son-in-law, and ususually the general trend of it is to downgrade him and to upgrade.
    NIXON: The hippie son-in-law. (...) Well by God, can I tell you it outraged me Not for any moral reasons ... It outrages me because I don’t want to see this country go that way. You see, homosexuality, dope, immorality in general: These are the enemies of strong societies. That's why the Communists and the left-wingers are pushing the stuff, they're trying to destroy us.
  16. Buchanan, Pat; The Death of the West: How Dying Populations and Immigrant Invasions Threaten Our Culture and Civilization]]; pp. 73-96. ISBN 0312302592
  17. 17,0 17,1 The Origins of Political Correctness:An Accuracy in Academia Address by Bill Lind http://www.academia.org/lectures/lind1.html
  18. Quoted in Lind, William S.: "Dead But Not Gone." 10 October 2005. The American Conservative. Review of Paul Gottfried, The Strange Death of Marxism, University of Missouri Press.
  19. Kantor, Elizabeth; The Politically Incorrect Guide to English and American Literature; S. 189-198, ISBN 1596980117
  20. Iring Fetscher: Von Marx zur Sowjetideologie, 12. Auflage 1966, Verlag Moritz Diesterweg, Frankfurt am Main, Seite 15

7 Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Kulturmarxismus) vermutlich nicht.




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