Islamisierung Deutschlands

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Als Islamisierung Deutschlands wird der wachsende Einfluss des Islam auf die Kultur in der Bundesrepublik Deutschland bezeichnet. Der Begriff wird seit der Flüchtlingskrise in Deutschland ab 2015 immer wieder von den Medien aufgegriffen.

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1 Begriffsgeschichte

Der Terminus „Islamisierung Deutschlands“ wird nachweislich spätestens seit Beginn des 21. Jahrhunderts verwendet. So warnte Edmund Stoiber 2006 vor einer schleichenden Islamisierung Deutschlands.[1] Vor allem seit der Flüchtlingskrise in Deutschland wird dieses Schlagwort unter anderem von islamkritischen Bewegungen und Parteien wie zum Beispiel der Pegida[2] oder der Alternative für Deutschland[3] zunehmend verwendet und in den Medien verbreitet.

Der algerische Schriftsteller Boualem Sansal sagte, das Pendant zur „Islamisierung Deutschlands“ sei in Frankreich der Grand remplacement.[4]

2 Verwendung des Begriffs

In der Auseinandersetzung im Umgang mit der Zuwanderung muslimischer Migranten nach Deutschland taucht öfters die Befürchtung auf, die islamische Kultur und Religion würden die deutsche Gesellschaft unterwandern und Deutschland dadurch in unerwünschter Weise verändern – eine „Islamisierung“ Deutschlands. Befürchtet wird mit der Zuwanderung muslimischer Menschen beispielsweise auch ein Zuwachs des Islamismus in Deutschland. Boualem Sansal meinte dagegen, Muslime hätten mehr Angst vor dem Islamismus als die Menschen im Westen[5][4]. Ein weiteres Argument in diesem Zusammenhang ist demographischer Natur: Die Geburtenraten muslimischer Familien liegen deutlich höher als der deutsche Durchschnitt, auch dadurch werde der Anteil der Muslime an der deutschen Bevölkerung überproportional steigen.[6] Zudem werde für eine „Islamisierung Deutschlands“ die seit dem Zweiten Weltkrieg vorherrschende Toleranz Deutschlands ausgenutzt. So hätten algerische Islamisten zur Zeit des algerischen Bürgerkriegs in Deutschland als politische Flüchtlinge Unterschlupf gefunden.[4] Als Indikatoren einer bereits angelaufenen „Islamisierung Deutschlands“ werden zum Beispiel öffentliche Koranverteilungen, die Bürger „merkwürdig“ finden[7], der Anstieg antisemitischer Straftaten durch Muslime[8] oder auch die Gründung der „KT Bank“ genannt.

Am 2. Mai 2016 berichtete das Meinungs- und Debattenmagazin The European, die Türkei habe „1000 staatlich bezahlte Prediger nach Deutschland geschickt“, ihr Präsident Recep Tayyip Erdoğan investiere „in die offene Islamisierung Deutschlands“[9].

3 Faktenlage

Zahl der Kinder bei Deutschen und Türken

Der Islam hat sich in Deutschland seit dem Ende des 20. Jahrhunderts als zweitgrößte Religion nach dem Christentum etabliert. Für das Jahr 2005 wurde die Zahl der Muslime noch mit 3,2 Millionen angegeben. Schätzungen zufolge lebten zehn Jahre später zwischen 3,8 und 4,3 Millionen Bürger muslimischen Glaubens in Deutschland.[2][10] Diese Zahlen sagen jedoch nichts über die religiöse oder politische Einstellung aus. Bekannt ist zum Beispiel, das ungefähr 7900 der salafistischen Szene zuzurechnen sind.[11] Im Jahr 2012 lag die Zahl der deutschen Salafisten noch bei 4500, ist seitdem also um ca. 75 % gestiegen.[8] Schätzungen, in welchem Maße sich der Anteil an der deutschen Bevölkerung durch den Flüchtlingszustrom vergrößert, gehen dabei merklich auseinander. So sagt das Pew Research Center in Washington für Deutschland einen Anstieg auf 5,5 Millionen Muslime bis zum Jahr 2030 voraus, das wäre ein geringerer Anteil der Gesamtbevölkerung als heute in Frankreich (7,5 %).[2][12] Im Gegensatz dazu rechnet beispielsweise Uwe Brandl unter Einbeziehung eines möglichen Nachzugs von drei Familienmitgliedern pro Migrant mit 20 Millionen Menschen muslimischen Hintergrunds bereits im Jahr 2020.[13] Tatsächlich erlebten islamische Gemeinden in Deutschland 2015 erheblichen Zuwachs: Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, spricht von „Moscheegemeinden, die sich wegen der Flüchtlinge innerhalb eines Monats verdoppelt haben“. Seines Erachtens werden 80 % der Flüchtlinge Muslime sein.[14] 73,1 % der Menschen, die im Jahr 2015 in Deutschland einen Asylantrag stellten, gehören dem islamischen Glauben an.[15] Saudi-Arabien bot daraufhin an, für syrische Flüchtlinge in Deutschland 200 Moscheen zu bauen.[16]

Einer im Januar 2015 veröffentlichten Studie der Bertelsmann-Stiftung zufolge orientieren die Muslime in Deutschland sich stark an westlichen Werten, auch wenn die Mehrheitsbevölkerung dies kaum wahrnehme. 90 % der religiösen Muslime hielten die Demokratie für eine gute Regierungsform. Dennoch brächten die Deutschen dem Islam zunehmend Ablehnung entgegen, 57 % der nicht-muslimischen Bundesbürger empfänden den Islam als Bedrohung, im Jahr 2012 seien es noch 53 % gewesen. Nun fühlten sich 40 % der Befragten wie Fremde im eigenen Land. Die Angst ist zudem am stärksten dort, wo die wenigsten Muslime leben. In Nordrhein-Westfalen, wo ein Drittel von ihnen wohnt, fühlen sich 46 % Prozent der Bürger bedroht – in Thüringen und Sachsen, wo nur wenige Muslime leben, hingegen 70 %. Obwohl mit 85 % eine große Mehrheit der Deutschen behaupte, anderen Religionen gegenüber sehr tolerant zu sein, scheine dies nicht für den Islam zu gelten.[17]

Muslimische Familien in Deutschland sind im Durchschnitt kinderreicher als nichtmuslimische: Die Geburtenrate in Deutschland lag zwischen 2006 und 2008 im Schnitt bei 1,3 Kindern pro Frau, türkische Frauen bekamen durchschnittlich 1,8 Kinder und afrikanische Frauen, darunter ebenfalls viele Musliminnen, sogar 2,6. Allerdings nehmen auch bei Türkinnen die Geburtenraten ab, was aber durch die sogenannte Heiratsmigration, d.h. dem Nachzug von aus der Türkei stammenden religiös-traditional sozialisierten Ehepartnern geringen Bildungsgrades und niederer sozialer Herkunft, ausgeglichen wird.[2] Weil auch in der Türkei die Geburtenzahlen stark fallen, wird der Familiennachzug spätestens dann ausfallen, wenn in der Türkei die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen.

4 Kritik

Von einer „Islamisierung Deutschlands“ zu sprechen, wird von vielen Medien kritisiert. Nikolas Busse meint in der FAZ, dass eine Minderheit von ungefähr 5 % Muslimen die restlichen 95 % der deutschen Bevölkerung dominiere, wäre allenfalls in einer Diktatur vorstellbar.[2] Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann wies dementsprechend Behauptungen einer angeblichen Islamisierung Deutschlands als unbegründet zurück: „Wir haben eine stabile Demokratie und eine freie Gesellschaft. […] Staat und Religion sind getrennt. Wie sollten Muslime, die eine Minderheit darstellen, unsere Gesellschaft islamisieren?“.[18] Der private Nachrichtensender n-tv nennt die „Islamisierung Deutschlands“ eine „Mär“: Unter den häufigsten 20 Herkunftsländern nach Deutschland kommender Migranten seien nur zwei Staaten mit einer Bevölkerung mehrheitlich muslimischen Glaubens, die Türkei und Syrien.[19] Auch das Bistum Münster ließ verlauten, in Deutschland drohe „ganz sicher keine Islamisierung“. Zuvor hatte ein Pfarrer aus dem Bistum behauptet, Europa kämpfe bereits seit 1400 Jahren gegen den Islam.[20]

5 Literatur

6 Einzelnachweise

  1. Stoiber warnt vor "Islamisierung" Deutschlands (Archivversion vom 22. Oktober 2009), Financial Times Deutschland am 14. Oktober 2006.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Nikolas Busse: Droht eine Islamisierung Deutschlands?, Frankfurter Allgemeine Zeitung am 2. Februar 2015. Abgerufen am 20. September 2016.
  3. Josef Kelnberger: Blick nach rechts, Süddeutsche Zeitung am 19. September 2016. Abgerufen am 20. September 2016
  4. 4,0 4,1 4,2 Martina Meister: „Der Islam wird unsere Gesellschaft aufsprengen“. Interview mit Boualem Sansal in der Welt am 30. Mai 2016. Abgerufen am 20. September 2016
  5. Tobias Lill: „Ich will keine Islamisierung Deutschlands" - Experten zufolge könnten viele Migranten diesmal AfD wählen. The Huffington Post, 27. Februar 2016. Abgerufen am 20. September 2016 um 18:44 Uhr.
  6. Dietmar Neuerer: Jüdischer Verband AJC greift Merkel an. Handelsblatt, 14. Januar 2015. Abgerufen am 20. September 2016 um 18:57 Uhr.
  7. Muslime verteilen kostenlos Koran in Osnabrücker Innenstadt. Neue Osnabrücker Zeitung, 21. April 2012. Abgerufen am 20. September 2016 um 20:05 Uhr.
  8. 8,0 8,1 Jü­di­sches Le­ben in Deutsch­land - ei­ne ak­tu­el­le Be­stands­auf­nah­me zum An­ti­se­mi­tis­mus in Deutsch­land. Rede von Thomas de Maizière im Bundestag am 20. Mai 2015. Abgerufen am 20. September 2016 um 17:14 Uhr.
  9. Wolfram Weimer: „Wie schön, ein Märtyrer zu sein“. The European, 2. Mai 2016. Abgerufen am 21. September 2016 um 14:14 Uhr.
  10. Marc Brost und Heinrich Wefing: "Alles muss sehr schnell gehen". Interview mit Thomas de Maizière, Zeit Online am 17. September 2015. Abgerufen am 20. September 2016
  11. Frank Jansen: Terror in Deutschland: "Es besteht eine ernstzunehmende Anschlagsgefahr", Der Tagesspiegel am 3. Dezember 2015. Abgerufen am 20. September 2016
  12. Conrad Hackett: 5 facts about the Muslim population in Europe, Pew Research Center Fact Tank am 19. Juli 2016. Abgerufen am 20. September 2016
  13. Dramatischer Appell, Bayerische Staatszeitung am 16. Oktober 2015. Abgerufen am 20. September 2016
  14. Hans Monath: "Die Zahl der Muslime wird signifikant wachsen", Der Tagesspiegel am 27. August 2015. Abgerufen am 20. September 2016
  15. Das Bundesamt in Zahlen 2015 - Modul Asyl. Broschüre vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, 12. April 2016, S. 22. Abgerufen am 20. September 2016
  16. Rainer Hermann: Die arabische Halbinsel schottet sich ab, Frankfurter Allgemeine Zeitung am 8. September 2015. Abgerufen am 20. September 2016
  17. Dirk Halm, Martina Sauer, Kai Hafez, Sabrina Schmidt, Richard Traunmüller: Muslime in Deutschland mit Staat und Gesellschaft eng verbunden, Pressemitteilung der Bertelsmann-Stiftung am 8. Januar 2015. Abgerufen am 20. September 2016
  18. Kretschmann: Angst vor Islamisierung Deutschlands unbegründet, Focus Online am 1. Januar 2016. Abgerufen am 20. September 2016
  19. Roland Peters: Islamisierung Deutschlands findet nicht statt, n-tv am 21. Januar 2015. Abgerufen am 20. September 2016
  20. Christian Schwerdtfeger: Bischof erteilt "Pegida-Pastor" Predigtverbot, RP Online am 21. Januar 2015. Abgerufen am 20. September 2016

7 Andere Lexika

  • Dieser Artikel wurde in der Wikipedia gelöscht.



8 Siehe auch

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