Dithmarschen
Dithmarschen ist eine Region und ein gleichnamiger Kreis in Schleswig-Holstein zwischen Nordsee, Eider, Elbe und Nord-Ostsee-Kanal, dessen Grenzen seit dem Mittelalter bestehen. Dithmarschen wird traditionell als eine freie Bauernrepublik bezeichnet. Dies stimmt insofern nicht, da Dithmarschen nie lehensunabhängig (d.h. frei) war. Weil einige Lehnsherrn, wie z.B. die Bremer Erzbischöfe, ihre Lehnshoheit nicht straff ausübten, konnte sich eine Art Selbstverwaltung herausbilden. Die Landschaft Dithmarschen gehört daher zusammen mit den Landschaften Eiderstedt und Fehmarn zu den Bereichen in Schleswig-Holstein, in denen sich keine adligen Gutsherrschaften entwickelten.
Die Verwaltungsreform 1970 legte die Kreise Kreis Norderdithmarschen und Kreis Süderdithmarschen zusammen zum Kreis Dithmarschen und erhob Heide (Holstein) zur Kreisstadt. Wichtige Orte neben Heide sind Meldorf mit seiner Sankt-Johannis-Kirche (auch Dom genannten Pfarrkirche), Brunsbüttel, Burg (Dithmarschen), Marne (Holstein), Wesselburen und der bekannte Ferienort Büsum.
Von der Nordseeküste ausgehend besteht Dithmarschen aus Marsch (Schwemmland), im Landesinnern aus Geest-Gebieten. Die Grenze zu Holstein i.e.S. bzw. heute zum Kreis Steinburg bildete die Holstenau, die heute vom Nord-Ostsee-Kanal durchschnitten ist.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Älteste Erwähnung
- 2 Dithmarschen als Tagestour - etwas anders gesehen...
- 2.1 Wie entstand Dithmarschen?
- 2.2 Die Geschlechter
- 2.3 Der Dithmarscher Speicherkoog und der Meldorfer Hafen
- 2.4 Der "Meldorfer Dom" ...
- 2.5 Die Museen von Meldorf
- 2.6 Albersdorf
- 2.7 Heide
- 2.8 Die Dusenddüwelswarf als Gedenkstätte der Schlacht bei Hemmingstedt
- 2.9 Wöhrden (früher "Oldenwöhrden" genannt)
- 2.10 Lunden
- 3 Antiquariatisches Wissen
- 3.1 J. Bremer: Lage von Dithmarschen im frühen Mittelalter
- 3.2 J. Bremer: Politische Lage Dithmarschens im ausgehenden Mittelalter/"Letzte Fehde 1559" (Eroberung von Dithmarschen)
- 3.3 Jacob Christoff Beck/ August Johann Burtorff: Neu= vermehrtes Historisch= und Geographisches Allgemeines Lexicon, ...
- 4 Siehe auch
- 5 Einzelnachweise
- 6 Quelle des Abschnitts "Dithmarschen - etwas anders gesehen..."
- 7 Literatur
- 8 Weblinks
- 9 Andere Lexika
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1 Älteste Erwähnung
Als "Thiatmaresgaho" wird Dithmarschen erstmals im 9. Jahrhundert erwähnt. "Thiatmaresgaho" war eines von drei sächsischen Verwaltungsgebieten nördlich der Elbe, welches im Jahr 804 von Karl dem Großen in das Land der Franken (Volk) mit einbezogen wurden.[1]
2 Dithmarschen als Tagestour - etwas anders gesehen...
2.1 Wie entstand Dithmarschen?
Wissen Sie, warum die Nordfriesen Deiche bauen?
Damit sie nicht ins Meer laufen, wenn sie betrunken sind.
Und warum die Dithmarscher Deiche bauen?
Damit kein Nordfriese, der trotzdem ins Meer gelaufen ist, in Dithmarschen an Land kommt.
Das wird natürlich in Dithmarschen erzählt. Aber auch in Nordfriesland könnte man dieses erzählen, natürlich in umgekehrter Benennung.
Schon zur Zeit Karls des Großen hatte Dithmarschen dieselben Landesgrenzen wie heute: Die Eider im Norden, die Elbe im Süden und die von ihnen abzweigenden Sumpfgebiete im Osten und Südosten. In den letzten 2000 Jahren hat Dithmarschen auf der Seeseite immer wieder Land hinzugewonnen. Da ist z. B. der Dithmarscher Speicherkoog, der gegen Ende der 70er Jahre fertiggestellt war. In Nordfriesland dagegen war es umgekehrt: Dort verlor man mehr Land, als man durch Eindeichungen gewann. Doch auch hier in Dithmarschen war jede Generation immer wieder neu gefordert: Immer wieder brachen die Deiche durch die Sturmfluten, überfluteten und gefährdeten das Land. Aber die Marsch liegt, im Gegensatz zu den Moorschichten in Nordfriesland, auf festem Untergrund. Und so ließ sich das Land nach jeder Sturmflut wieder neu bedeichen, oft noch mit Landzugewinn. Die Sturmfluten nehmen ja nicht nur das Land, sie lagern auch ab, dort jedenfalls, wo die Bedingungen dazu günstig sind. Und das waren sie meistens zwischen Elbe und Eidermündung, in Dithmarschen.
In der Besiedlung und Nutzung des aus dem Meer kommenden Bodens gab es zwei große Epochen. Im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung lebten unerschrockene Leute draußen im Vorland ohne den Schutz von Deichen in halligartigen Siedlungen. Im Anfang sogar ohne Wohnhügel, einfach auf der natürlichen Oberfläche. Die Bauern damals haben nicht nur Vieh geweidet, sie haben auch Ackerbau betrieben. Das ist bei archäologischen Ausgrabungen in Ostermoor/Brunsbüttel festgestellt worden.
In der zweiten Besiedlungsphase haben die Bewohner im Vorland kleine Hügel aufgeworfen oder aus Soden und Abfall des Hauses aufgesetzt. Die meisten dieser Wurten haben sich bis heute erhalten. Wesselburen, Wöhrden und Marne sind die größten von ihnen. Markante Beispiele sind auch die Kirchwurt von Hemme, die Dorfwurt von Ketelsbütel, Elpersbütel und Busenwurth.
Später haben die Bewohner des Vorlandes ihre Siedlungen mit Deichen geschützt und damit zur Marsch gemacht. Mit Marsch wird hierzulande eingedeichtes Land bezeichnet. Wann die ersten Deiche entstanden sind wissen wir leider nicht. Angenommen wird, daß die ersten Deiche um 1000 nach Christi Geburt entstanden sind. Zunächst wurden die einzelnen Wurten eingedeicht, später wurden Verbindungsdämme zwischen den einzelnen Wurten aufgeschüttet und ein großflächiges Entwässerungssystem wurde geschaffen, welches auch heute noch überall in Dithmarschen anzutreffen ist. Diese Deiche und Grabensysteme sind nicht von einzelnen Dorfgemeinschaften hergestellt worden, nein, dafür brauchte man großräumige Zusammenschlüße. Nur durch eine gemeinsame Leistung war es möglich aus den verstreuten, ungeschützten und und unverbundenen Vorlandsiedlungen eine kultivierte und ertragreiche Marsch zu machen. Es entstanden "Deich- und Sielverbände". Diese Verbände existieren bis heute, denn auch heute müssen die Deiche und Siele ständig gepflegt und erneuert werden.
2.2 Die Geschlechter
Die eigentlichen Leistungen waren damals von den Siedlern der Wurten zu erbringen. Sie waren in zweifacher Weise miteinander verbunden: einmal durch den Ort an dem sie wohnten, durch eine lokale Organisation also. Und zum anderen durch ihre Zugehörigkeit oder den - wieder kündbaren - Beitritt zu einer Sippe. Ohne Sippe konnte keiner überleben. Sie war eine Rechtsschutzgemeinschaft. Mehrere Sippen schlossen sich zu Geschlechtern zusammen. Auch nach der Grundlegung des Deiches blieben die Geschlechter zusammen, um so den neu erarbeiteten Besitz zum einen gegen die mächtige See - zum anderen gegen die Gefahren der menschlichen Gesellschaft bei nachbarlichen Zwisten oder bei Übergriffen von außen zu schützen. Sie sicherten den einzelnen in seiner Existenz, leisteten in Rechtsstreitigkeiten Eideshilfe oder, wenn Fehde angesagt war, Waffenhilfe, damals ein Rechtsinstrument. Die Geschlechter sind oft als die Urzellen dargestellt worden, die Dithmarschen im Innersten zusammengehalten haben sollen. Entsprechend wurde das Ende der Selbstständigkeit Dithmarschens gern mit der Entmachtung der Geschlechter in dem Jahrzehnt der Reformation in Verbindung gebracht. Peter Swin, einer der regierenden Bauern (s.u.), der schon zu seinen Lebzeiten legendäres Ansehen genoss, starb deswegen 1537 gewaltsam. Aber schon im Jahrhundert vor der Reformation ist die Geschlechtergewalt immer mehr eingegrenzt worden. Die führenden Zeitgenossen hatten die Zwiegesichtigkeit der Geschlechter erkannt, ihre Gemeinschaft stärkende und zerstörende Wirkung durch die Fehden zwischen den Geschlechtern. Doch genug jetzt, wir kommen später noch einmal zu den Geschlechtern, beziehungsweise zum Lundener Geschlechterfriedhof zurück.
2.3 Der Dithmarscher Speicherkoog und der Meldorfer Hafen
Die Sturmflut vom 16./17. Februar 1962 richtete an den Deichen und Uferschutzanlagen der schleswig-holsteinischen Westküste und der Elbe schwerste Schäden an. Daraufhin wurde das gesamte Schutzsystem noch einmal, wie nach der Hollandflut 1953, auf den Grad seiner Sicherheit überprüft. Deshalb stellte das Land Schleswig-Holstein 1963 alle Maßnahmen zur Sicherung der Küsten im Generalplan "Deichverstärkung, Deichverkürzung und Küstenschutz" zusammen. Dazu gehörte auch der Dithmarscher Speicherkoog. Es herrschte Eile, denn nach den schweren Sturmfluten vom 3./4. und 21. Januar 1976 zeigten sich große Schäden an dem alten Seedeich des Christankoogs. Er bestand schon seit 1845, und war so sehr zerstört, daß der Koog mehrfach überschwemmt und die Bewohner evakuiert werden mussten. Für die Vordeichung im Inneren der Meldorfer Bucht sprach auch die Tatsache, daß die vorhandene Seedeichlinie stark gegliedert und gewunden war. Sie sprang vor allem an den Standorten der Entwässerungsgräben weit in das Binnenland zurück.
Der neue Seedeich verkürzt nun die gefährdete Seedeichlinie von 30,6 auf 14,8 Kilometer Länge. Die bestehenden Deiche, deren Deichkrone bis zu 2,50 Meter unter dem notwendigen Maß liegt (Christianskoog 6,20 Meter über Normal-Null) und deren Böschungen zu steil sind, mußten ersetzt werden; sie bilden nun streckenweise die vordem fehlende zweite Deichlinie, um die bei einem etwaigen Deichbruch denkbare überflutung der Marschen zu begrenzen. Der neue Seedeich hat eine Kronenhöhe von 8,80 Meter über dem Meeresspiegel, das sind rund 7,30 Meter über dem mittleren Tidehochwasser.
Das neue Deichsiel, das fünf Öffnungnen enthält, wird durch ein Stemmtorpaar und ein Hubschütz doppelt gesichert. Die Stemmtore schließen sich bei aufkommender Flut automatisch. Die Hubschütze werden bei einem Wasserstand von 2,50 Meter über dem Mitteltidehochwasser heruntergedreht.
Neben dem Siel ist ein kleines Hafenbecken errichtet worden, das während der Normaltide jederzeit schiffbar ist. Der Hafen nimmt die Bauschiffe für den Küstenschutz und rund 100 Boote von Sportfischern, Motorbootseglern und Seglern auf. Auch die Schleuse für die Schiffahrt besitzt zwei Stemmtore.
Meldorf ist durch einen Kanal und eine Straße mit dem Sielwerk verbunden, wobei der alte Meldorfer Hafen bei Bau des neuen Hafen aufgegeben wurde.
Den Hafen kann man über zwei Zufahrtsstraßen erreichen: Aus Richtung Meldorf, über den Meldorfer Hafen und vom Christianskoog aus.
2.4 Der "Meldorfer Dom" ...
... wurde irgendwann zwischen 809 und 826 n. Christi erbaut. Natürlich nicht dieser mächtige Bau, der ganz Meldorf beherrscht und die Besucher schon von weitem begrüßt. Aber an der gleichen Stelle ließ Karl der Große die erste Kirche Dithmarschens bauen. Mit dem Bau dieser, ersten, Kirche bekam Meldorf eine zentrale Funktion, die bis zum Aufkommen Heides nach einem Bruderkrieg beibehalten werden konnte. Vielleicht hat sich Karl auch etwas dabei gedacht, als er genau diesen Ort für den Bau eines christlichen Gotteshauses auswählte. War Meldorf doch damals der zentrale Versammlungsplatz für den Gau Dithmarschen als er die Unterwerfung durchsetzte. Zentraler Versammlungsplatz hieß Gerichtsplatz, Platz der Heerschau und der Kultübungen. Platz - von einer Stadt war noch lange nicht die Rede. Sie entwickelte sich erst im 12. und 13. Jahrhundert. Der zentrale Marktplatz, im Verhältniss für eine mittelalterliche Stadt übergroß gestaltet, und die Hauptstraßen sind also älter als die städtische Bebauung. Die alte Hauptstraße, die heutige Zingelstraße, führt von Osten, über einen Höhenrücken unmittelbar auf den Marktplatz zu. Und ungefähr dort, wo sich heute das Landwirtschaftliche Museum befindet, war, bis zum Bau des neuen Meldorfer Hafens, der alte Hafen. Damals ein einfacher Schiffslandeplatz, der eine bequeme Handelsverbindung mit Bremen und Hamburg ermöglichte.
Doch zurück zum "Dom": Freilich ist der "Meldorfer Dom" kein richtiger Dom, war doch Meldorf nie Bischofssitz gewesen, aber von Meldorf aus, ging, wie gerade schon erwähnt, die Christianisierung Dithmarschens aus. Die Meldorfer Kirche ist die Mutterkirche aller Dithmarscher Kirchen. Richtig muß man diesen stattlichen Bau mit St. Johannes-Kirche benennen. Vielleicht haben wir Glück, und eine Tür ist nicht verschlossen:
Im Inneren sind Gewölbefresken mit biblischen Motiven aus dem 13. Jahrhundert erhalten. Das Bronzetaufbecken stammt aus der Zeit um das Jahr 1300, der Passionsaltar ist 1520 erbaut worden. Die Kanzel 1601, das Chorgitter 1602/03. Der Kirche gut angepasst erscheint auch die Marcussenorgel von 1977 mit ihren 42 Registern. Im Dom erinnert eine Grabplatte an den Arabienforscher Carsten Niebuhr, der als einziger eine Expedition des dänischen Königs in dem Jemen in den Jahren 1761-1767 überlebte. Ihm gehörte das Haus am Marktplatz, in dem heute die Domgoldschmiede untergebracht ist.
(Weitere Informationen über die St.-Johannes-Kirche finden Sie bestimmt auf einem kleinen Tisch hinter der letzten Sitzreihe.)
2.5 Die Museen von Meldorf
In Meldorf gibt es gleich mehrere Museen.
Das Landwirtschaftliche Museum (rollstuhlgerecht), an der heutigen B5 gelegen, beherbergt alte landwirtschaftliche Gerätschaften, mit denen teilweise bis vor wenigen Jahren noch die umliegenden Felder bewirtschaftet worden sind. Die Veränderung des Lebens und der Arbeit durch die seit fast 150jährige Industrialisierung wird anhand diverser Maschinen dargestellt. Eindrucksvoll ist z. B. eine dort ausgestellte Lokomobile und eine komplette Sauerkrautfabrik. (Der Dithmarscher Kohl findet sich in vielen Supermärkten Deutschlands wieder.) Auch eine Bäckerei mit Laden und Backstube und eine Dorfschmiede sind dort zu besichtigen. Angeschlossen an dieses Museum ist das Freilichtmuseum "Dithmarscher Bauernhaus", ein Fachhallenhaus aus dem 17./18. Jahrhundert, das bis 1907 bei Albersdorf gestanden hat. Ebenfalls ist dem Museum ein typischer Bauerngarten angeschloßen, wo besonders die alten Bauernrosen zu empfehlen sind. Die Anlage wird übrigens von einer angeschloßenen Behindertenwerkstatt betreut und instandgehalten.
In der Bütjestr. 4 ist das Dithmarscher Landesmuseum untergebracht. (Rollstuhlfahrer sollten sich kräftige Begleitpersonen mitbringen, es geht teilweise leider über Treppen.) Die Hauptthemen sind: Landesgeschichte, Kunst- und Kulturgeschichte, Volkskunde, Schiffahrt und Fischerei. Auch ein kompletter Kinosaal aus den 30er Jahren, eine Gastwirtschaft, eine Arztpraxis mit Operationssaal, eine Eisengießerei und div. Kaufmannsläden sind zu besichtigen. Berühmt ist der aus dem Jahre 1568 bestehende Swin’sche Pesel, eine typische Dithmarscher Bauerstube. Eine Spielzeugsammlung erfreut besonders die Kinder.
Zu erwähnen sei auch die Museumsweberei in der Papenstr. / Ecke Gartenstraße. Wenn sie möchten, so besuchen Sie den Meldorfer Galgenberg in der heutigen Österstraße. An dem Tagelöhner Johann Wiese aus Ketelsbüttel (Ortsteil von Wöhrden) wurde dort am 12. November 1796 das letzte Todesurteil Dithmarschens vollstreckt. Er nahm am Krieg Dänemarks gegen Schweden teil. Später versuchte er als Leineweber eine Existenz für sich und seine Frau aufzubauen. Harte Umstände bringen ihn in große Not. Er wird zum Dieb und auch des Totschlags angeklagt. Folgen wir seinem letzten Weg vom Meldorfer Südermarkt bis zum Galgenberg in der österstraße: Vom Südermarkt aus gehen wir über die Einkaufzonen Spreetstr. und Zingelstr. in Richtung Bahnhof, von dort folgen wir der österstr. in Richtung Nindorf über die Bahnschienen (bzw. durch die Unterführung) hinweg. Einige hundert Meter hinter den Schienen sehen wir an der linken Straßenseite, etwas versteckt, zwischen zwei Häusern, den kleinen Hügel des Galgenberges an dessen Fuß Johann Wiese seine letzte Ruhestätte gefunden hat.
2.6 Albersdorf
Wir fahren über Nindorf in Richtung Albersdorf. Albersdorf und seine Umgebung gehören zu den vorgeschichtlich interessantesten Gebieten Schleswig-Holsteins. Diese kleine Stadt mit ihrer schönen Umgebung wird auch klassische Quadratmeile der Archäologie genannt. Es sind dort etliche Stein- und Bronzezeitliche Grabhügel, im Volksmund auch "Hünengräber" genannt, in mehr oder weniger gutem Zustand erhalten.
Das erste dieser Gräber begegnet uns in der Ortschaft Dellbrück an der rechten Straßenseite. (Ein Schild weist daraufhin.) Das gut erhaltene Großsteingrab wurde kurz vor 1850 freigelegt. Die außen umherliegenden Steine gehören zu dem Rundhügel, den die Grabkammer einst bedeckt hat. Die Kammer selbst ist ein großer Dolmen ohne Gang. In dieser Kammer müßen über Jahrhunderte hinweg Menschen bestattet worden sein, dieses wird aus dem halbhohen Eintrittsstein an der hinteren Stirnseite deutlich.
Wir gehen durch die Absperrung zurück, und folgen dem Weg nach Süden, er biegt nach links. Kurz hinter einer Brücke, dort ist auch ein kleiner Autoparkplatz, finden wir die Erläuterungstafel zur Marienburg. Nach einem kurzen Fußweg erreichen wir das Wallburggelände. Im Jahre 1402 wurde diese Turmhügelburg von den Holsteinern erbaut, mit dem Ziel von hier aus Dithmarschen zu erobern. Zunächst provisorisch mit Holzgebäuden, sollte eigentlich hier eine stolze Burg entstehen. Doch soweit kam es nicht mehr. Die Burg diente als Stützpunkt bei Raubzügen in das Dithmarscher Land, bei denen die Orte Tensbüttel und Röst so zerstört wurden, daß sie später wieder an anderer Stelle aufgebaut wurden. Man müßte im Burggelände eigentlich noch den zentralen Turmhügel erkennen können, der das Holzblockhaus getragen hat. Er ist von einem inneren Graben und einem vollständigen Wall mit einem weiteren Graben ringförmig umgeben. Unklar allerdings ist bis heute geblieben, wo der Eingang der Burg zu finden ist.
Kehren wir wieder zurück zur Hauptstraße und folgen ihr in Richtung Albersdorf. Auf den Feldern rechts werden sie immer wieder vollständig erhaltene und noch unerforschte Grabhügel entdecken. Forschungsgebiet für die zukünftigen Archäologen. Kurz hinter der Brücke des Baches Gieselau, noch vor Albersdorf, halten wir nach rechts in der Nähe des Horstenmoorweges an und parken dort.
Wir folgen dem Horstenmoorweg und biegen den zweiten Weg links ab. Nach einigen Metern stehen wir vor den beiden Langbetten im Bredenhoop. Sie enthalten je eine langgestreckte Steingrabkammer. Das vordere Langbett ist im Jahre 1955 restauriert worden, indem die umgestürzten Einfassungssteine in die Standlöcher wieder eingesetzt wurden. Zwei Steine mußten damals ergänzt werden. Bei diesen Arbeit fand man in der Erde des Langbettes eine gut erhaltene Sichel aus der ausgehenden Steinzeit oder der Bronzezeit aus Feuerstein. Das zweite Langbett ist leider nicht mehr so gut erhalten.
Zwischen den beiden Langbetten folgen wir dem Pfad nach Norden. Er führt auf einen kraterförmigen Rundhügel zu, auch einstmals ein Grabhügel. Links können wir ein drittes Langbett erkennen. Leider sind auch hier beide Gräber "geplündert". Bis in das vorige Jahrhundert hinein waren die Steingräber rund um Albersdorf willkommene Steinbrüche. Gehen wir vor dem Grabhügel den Weg nach links, und dann die erste Abzweigung wieder rechts, so kommen wir an eine zweiten Grabhügel. Dieser Grabhügel wurde 1876 "untersucht". Jedoch gibt es leider nur noch einen phantasiereichen Bericht: Es sollen dort Baumsärge mit Beigaben, darunter eine Lanzenspitze, ein Bronzedolch und ein Flintdolch gefunden worden sein.
Kehren wir zurück zum Parkplatz, und fahren mit dem Auto weiter in Richtung Albersdorf. Nach ca. einer Minute Fahrzeit erreichen wir das Archäologisch-Ökologisches Zentrum Albersdorf (AÖZA), ein steinzeitliches Freilichtmuseum wo man sich über die Frühgeschichte Dithmarschens informieren kann.
Weiter geht es nach Albersdorf hinein. Dort folgen wir der Beschilderung Brutkamp, so gelangen wir zu dem wohl, hier in dieser Gegend, berühmtesten Großsteingrab. Wir können an der Grundschule auf dem Parkplatz unser Fahrzeug abstellen, und gehen über eine kleine Parkanlage zum Brutkamp. Dort befindet sich eine ausführliche Erläterungstafel. Das Großsteingrab besitzt den größten Deckstein Schleswig-Holsteins, der ca. 15 Tonnen wiegt. Man erkennt auch noch gut den Rest eines Rundhügels, aus dem einige größere Steine herausragen. Sie müßten die Steineinfassung des Hügels gebildet haben. Die Größe des Decksteines wirft die Frage auf, wie man damals solche Steine bewegt hat. Beim Bau dieser Gräber griff man auf Findlinge zurück, die damals häufig in der Landschaft herumlagen. Der Transport erfolgte auf nachzulegenden, rollenden Baumstämmen und durch Hebelwirkung längerer Stämme bzw. Äste. Auch Seile kamen wohl zum Einsatz. Um den Deckstein auf die senkrechten Tragsteine zu bekommen, wird man nach der Aufstellung der Tragsteine den Grabhügel auf etwas mehr als die heutige Höhe aufgeschüttet haben. Nun konnte der Tragstein problemlos auf den Hügel transportiert und dort abgelegt werden. Anschließend wurde die aufgeschüttete Erde wieder weggeräumt. Spazieren wir nun über die Straße "Johann-Buhmanswurth" zum Albersdorfer Aussichtsturm. Auch er steht auf einem bronzezeitlichen Grabhügel. Wer schwindelfrei ist, hat von dort oben einen wunderbaren Ausblick über Albersdorf. (Auch von hier aus kann man zu Fuß das steinzeitliche Freilichtmuseum (s.o.) gut erreichen.)
Wenden wir uns nun einer weitere Attraktion zu: Dem Schalenstein von Bunsoh. Wir fahren aus Albersdorf in Richtung Bunsoh hinaus und parken auf dem Parkplatz L148, Ecke Ziegeleistraße. Der Schalenstein von Bunsoh ist eines der bekanntesten derartigen Vorzeitdenkmäler Deutschlands. Er ist einer der drei Decksteine eines Großsteingrabes, das von einem großen Grabhügel überwölbt war und 1874 nicht sachgemäß ausgegraben wurde. Man grub damals nur das Zentrum des Grabhügels aus und fuhr die Erde ab. Man stieß auf eine Lage faust- bis kopfgroßer Steine, auf denen eine schmierige, schwarze Masse verteilt war. Es handelte sich um einen verrotteten Baumsarg aus der späteren Bronzezeit. 1908 erst fand man unter diesen Steinen ein Altsteinzeitliches Ganggrab. Die Steinkammer, innen 1.30 m hoch, trug ursprünglich den Schalenstein, wohl noch ohne seine Schalen. Erst zwischen Bauernsteinzeit und mittlerer Bronzezeit, als der aus Sandstein bestehende Deckstein nur ein klein wenig aus der Erde schaute, galt er als "heiliger Stein" und wurde nach und nach mit Schalen, Rinnen und kleinen Zeichen versehen. Auch die Hände, ein Fuß, das Speichenrad und die Schale mit dem Ring entstammt dieser Zeit. Besser als vor Ort kann man diese Zeichen im Albersdorfer Museum für Ditharscher Vorgeschichte betrachten.
2.7 Heide
Heide, heute Kreisstadt und grösste Stadt Dithmarschens, wurde im Jahre 1434 "gegründet": Zunächst nur eine lose Ansiedlung von Häusern rund um den Versammlungsplatz "uppe de Heide", dem heutigen 4,7 Hektar großen Marktplatz, wuchs Heide im Laufe der Jahre zu einer Stadt heran.
Zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt Heide gehört natürlich auch die St.-Jürgen-Kirche, am Marktplatz gelegen, deren älteste Spuren bis in die Zeit der Stadtgründung zurückgehen. (Mit dem Rollstuhl gut zu befahren, Behindertenparkplatz befindet sich auf dem Marktplatz direkt neben der Kirche.) Vielleicht finden Sie in der Grünanlage der Kirche einen alten Grabstein mit kyrillischen Schriftzeichen: Im Jahre 1713 kam ein russisches Heer nach Heide. Eine der Offiziere, ein Fürst, verstarb hier. Zu seiner Beerdigung reiste Zar Peter der Große an, er hatte den Gedenkstein in Auftrag gegeben und bezahlt.
Vor der Kirche, an der Südwestecke des Marktplatzes, steht der St.-Georg-Brunnen, von dem Bildhauer Siegfried Assmann gestaltet. Auf bronzenen Relieftafeln sind Stationen der Geschichte Dithmarschens dort illustriert: Das Hamburger und Heider Stadtwappen gemeinsam auf einer Tafel weisen auf die Stadtgründung hin. Dann die Versammlungsrunde der 48 Regenten (Geschlechterführer), die Gliederung der "Republica Dithmarsia", die Schlacht bei Hemmingstedt, die Hinrichtung des Reformators Heinrich von Zütphen im Jahre 1524, der Verlust der Bauernrepublik im Jahre 1559, der Brauch des Hahnebierfestes der drei Heider Eggen und der plattdeutsche Lyriker Klaus Groth sind ebenfalls dort verewigt.
In Heide-Lüttenheid steht neben dem Stammhaus des Komponisten Johannes Brahms das Klaus-Groth-Museum sowie das Stadtmuseum.
2.8 Die Dusenddüwelswarf als Gedenkstätte der Schlacht bei Hemmingstedt
Setzen wir uns ins Auto und fahren wir auf der B5 von Heide wieder in Richtung Meldorf, so sehen wir, etwa auf halber Strecke, kurz hinter der Ortschaft Hemmingstedt, rechter Hand ein Hinweisschild zum Dithmarscher Nationaldenkmal "Dusenddüwelswarf". Sie wurde am 17. Febr. 1900, 500 Jahre nach der Schlacht bei Hemmingstedt errichtet.
Weiter geht es über Meldorf in Richtung...
2.9 Wöhrden (früher "Oldenwöhrden" genannt)
Vielleicht ist Wöhrden sogar eines der ältesten Dörfer Dithmarschens. Der griechische Geograph Ptolemäus erwähnt schon im Jahre 150 n. Chr., daß sich vor der Elbmündung drei Sachseninseln befinden. Hierbei könnten es sich um die Wurten Fahrstedt (bei Marne), Wöhrden und das alte Büsum, welches um 1362 oder um 1380 untergegangen ist, handeln.
Erstmalig wird Wöhrden in einem Vertrag, welcher am 7.5.1281 in Meldorf zwischen dem Wöhrdener Kirchspiels und dem Hamburger Rat geschloßen wurde, erwähnt.
Um die alte, die erste Kirche Wöhrdens, rankt sich die folgende Geschichte: Graf Gerhard der Große dringt gewaltsam im September 1319 durch das südliche Dithmarschen bis nach Wöhrden vor. Hier nach Wöhrden haben sich viele Dithmarscher in die Kirche geflüchtet. Als Graf Gerhard am 7.9.1319 in Wöhrden einmarschiert legt er sogleich Feuer an die Kirche. Seine Männer beginnen mit der Plünderung des Dorfes. Die in der Kirche Eingeschloßenen waren der Meinung, lieber in Kampf zu sterben als in der Kirche zu verbrennen. So brechen Sie verzweifelt aus der Kirche aus und schlagen Graf Gerhard und seine Leute in die Flucht. Die Kirche geht in Flammen auf.
Neben der neuerbauten Wöhrdener Kirche ist noch eines der schönsten Häuser erwähnenswert:
Das Materialienhaus.
Es steht in Sichtweite der Kirche in der Hafenstraße. In dem Türbalken ist zu lesen:
„"1519 - 1788 - 1929 WÖHRDENER WATERBÖRS - ICK WILL JU EEN NIE HERTE UNDE EENE NIEN GEIST IN JU GEVEN"
(Ich will Euch ein neues Herz und einen neuen Geist in Euch geben; Hesekiel 36/26).“
Die letzte Renovierung des Materialienhauses fand 1972 statt. Heute wird das Haus privat bewohnt.
2.10 Lunden
Eine der nördlichsten Kirchlandspielsgemeinden Dithmarschens, war jahrhundertelang der nördlichste Punkt des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation". 1140 erscheint zum ersten Male der Name Lunden auf einer Urkunde. Dort verpflichten sich die Lundener, keine hamburgischen Kaufleute mehr zu überfallen. Aus dieser Zeit entstammen auch die ältesten Spuren der St.-Laurentius-Kirche, (mit fremder Hilfe im Rollstuhl eingeschränkt zu erreichen!) in deren Mauern rheinisches Tuffgestein verbaut wurde. Der Kirchenheilige war ein Armenpfleger der frühchristlichen, römischen Gemeinde, der der Legende nach 258 n.Chr. auf einem Rost den Martyrertod starb. Eine Darstellung in der, aus dem Jahre 1648 stammenden Wetterfahne über dem Chor, sowie die Wetterfahne auf der Turmspitze aus dem Jahre 1784 erinnert daran. Die ältesten Teile der Inneneinrichtung sind ein Kronleuchter von 1774 und zwei Bilde eines unbekannten Malers von 1568, die Martin Luther und Phillip Melanchton darstellen sollen.
Rund um die Kirche ist, wie es im Mittelalter allgemein üblich war, ein Friedhof angeordnet. Dieser Friedhof um die St.-Laurentius-Kirche gilt als ein einmaliges kulturgeschichtliches Zeugnis. Es durften hier nur die Angehörigen der Lundener Geschlechter beerdigt werden. Geschlechter waren, wie schon erwähnt, einflußreiche Dithmarscher Familien-verbände. Die Anlage zeigt einen bedeutenden Bestand an Grabsteinen, zahlreiche gemauerte Grabkeller, und Grabdeckplatten und Stelen aus dem 16./17. Jahrhundert. In den Kellern wurden die Särge auf Stellagen oder zwei parallel gemauerten Ziegelreihen gestellt. Die Grabplatten und Stelen sind bis zu 2 Tonnen schwer. Sie wurden meist von Bremer Steinmetzen bearbeitet, und kamen per Schiff nach Lunden. Sehenswert ist auf diesem Friedhof besonders der Sühnestein, der an den im Jahre 1537 während einer Geschlechterfehde ermordeten Peter Swin erinnert. Als Peter Swin durch die Dithmarscher Kirchspiele reiste, um für das Gesetz zur Abschaffung der Selbstjustiz mit dem Recht zur Blutrache zu werben, haben ihn Angehörige des rivalisierenden Geschlechts der Russebolingmannen ermordet.
3 Antiquariatisches Wissen
3.1 J. Bremer: Lage von Dithmarschen im frühen Mittelalter
„10. Westliche Gegenden: Dithmarschen und die Hafeldorfer Marsch; Nordfriesland
Wie im Osten das wendische Wagrien, so waren gleichfalls im Westen Dithmarschen und eine Marschstrecke an der Elbe und der Stör, die Haseldorfer Marsch, von der Burg Haseldorf benannt, noch von der stormarn-holsteinischen Grafschaft getrennt. Diese westlichen Gegenden waren nämlich mit dem gegenüber liegenden südlichen Ufer der Elbe in nähere Verbindung gekommen, und bildeten einen Theil der Grafschaft Stade, oder wie sie ursprünglich heißt, der Grafschaft beider Elbgestade, welche sich großentheils über das Land an beiden Ufern der Elbe unterhalb Hamburgs bis zum Ausflusse dieses Flusses in die Nordsee erstreckte. Noch Jahrhunderte lang bleiben diese westlichen Gegenden von dem Gebiete der holsteinischen Grafen gesondert.
In Dithmarschen hatte sich früher und schneller als in dem übrigen Nordalbingen das Christenthum verbreitet, und mehrere Kirchen waren entstanden. Nach den uns aufbehaltenen Nachrichten, welche freilich dürftig und unsicher sind, zeigt sich schon in dem Zeitraume des zehnten und elften Jahrhunderts die Bevölkerung Dithmarschens zum Trotze und zum Widerstande gegen die Herrschaft der Grafen geneigt. Im elften Jahrhundert werden eigene Grafen von Dithmarschen genannt, und die Bokelnburg, eine starke Feste (auf dem Platze, welcher jetzt den Kirchhof des hoch belegenen Dorfes Burg bildet) als der Sitz derselben. Den Dithmarschen scheint aber gerade der Sitz solcher Herren innerhalb des Landes unbehaglich gewesen zu sein; mehrere dieser Grafen fanden einen gewaltsamen Tod. Darauf stand das Land wieder unter dem Grafen Luder Udo von Stade, welcher 1037 zur Regierung gelangte. Lieber ließ man sich die Grafenherrschaft gefallen, wenn der Herr außerhalb der Landschaft sich aufhielt, und die Einwohner im Innern selbst die Angelegenheiten der Gemeinden wahrnehmen konnten. Die verheerenden Züge der Wenden von 1066 an welche sich auch auf Dithmarschen erstreckten, gaben dem dänischen Prinzen und Statthalter von Schleswig, Biörn, Gelegenheit auf eine Zeitlang in Dithmarschen Macht zu üben; doch waren diese Störungen nur vorübergehend, das Land kam bald wieder unter die Grafen von Stade.
...“– J. Bremer: "Geschichte Schleswig-Holsteins bis zum Jahre 1848", Kiel Verlag von Carl Schröder & Comp., 1864" -ebd. S. 44 f.
3.2 J. Bremer: Politische Lage Dithmarschens im ausgehenden Mittelalter/
"Letzte Fehde 1559" (Eroberung von Dithmarschen)
„40. Friedrich II, Johann der Aeltere und Adols. Eroberung Dithmarschen, 15S9
Seit der Befreiung der nordelbischen Lande von der Herrschaft des dänischen Königs Waldemar II war von Seiten holsteinischer Fürsten dreimal eine Bezwingung der Dithmarschen versucht worden, und jedesmal hatte der Versuch eine entschiedene Niederlage der Angreifenden zum Ausgange gehabt. Gerhard der Große, schon des vollendeten Sieges sich freuend, war mit Noth aus dem Lande entkommen, sein Heer war vernichtet worden, 1319; sein Enkel Herzog Gerhard VI, hatte mit einem großen Theile des wehrhaften Adels den Tod in Dithmarschen gefunden, 1404; und die Niederlage, welche gegen hundert Jahre später, 1500, Gerhards VI Urenkel, Johann und Friedrich I, in der Schlacht bei Hemmingstedt erlitten hatten, war noch in lebendiger Erinnerung und wurde in Spott- und Siegesliedern von den Dithmarschen gefeiert. Nach dem ruhmvollen Siege über das an Zahl fast dreifach überlegene Heer der beiden schleswig-holsteinischen Landesherren hatte Dithmarschen den Höhepunkt seiner Kraft und seines Ansehens erreicht; Schifffahrt und Handel blüheten, Wohlhabenheit herrschte in dem ganzen Lande. Während die Dithmarschen in stolzem Selbstgefühl sich ihrer Unüberwindlichkeit freuten, mußte andererseits in dem schleswig-holsteinischen Fürstenhaus das Verlangen fortleben, seine Herrschaft über das von holsteinischem Gebiete umschlossene, von trotzigen Bauern bewohnte Ländchen auszudehnen. In dem deutschen Reiche fand ein Bauernfreistaat Dithmarschen keine Anerkennung; die Dithmarschen hatten als Unterthanen des Erzbischofs von Bremen gegolten; seitdem Christian I die freilich auf einem Jrrthum beruhende kaiserliche Belehnung mit Dithmarschen erhalten hatte, konnte es nur noch zweifelhaft sein, wer größeres Recht auf Dithmarschen habe, der Erzbischof von Bremen oder der Herzog von Holstein. Die Verbindung mit dem bremischen Erzstifte war seit der Reformation noch mehr gelockert worden; der Erzbischof, wie der Domprobst zu Hamburg, hatten jetzt auch die bisher geübte geistliche Gerichtsbarkeit verloren. Die Dithmarschen weigerten sich, mit dem Erzstifte an den deutschen Reichslasten Theil zu nehmen, wollten eine Verbindlichkeit zur Entrichtung der Türkensteuer und zur Kriegshülfe nicht anerkennen, es lag zu Tage, daß der Erzbischof eine eigentliche Landeshoheit nicht mehr ausübe. Um so mehr mochten die schleswig-holsteinischen Landesherren in der kaiserlichen Belehnung, in deren Folge sie sich noch immer Herzoge der Dithmarschen nannten, einen Rechtsgrund erblicken, sich in den Besitz des Landes zu setzen. Seit der Schlacht bei Hemmingstedt war im Ganzen eine feindliche Spannung zwischen den Dithmarschen und den schleswig-holsteinischen Landesherren und ein gegenseitiges Mißtrauen bestehen geblieben. Freilich hatten Friedrich I und sein Sohn Christian am 30. März 1523 einen Freundschaftsvertrag mit Dithmarschen geschlossen und auf ihre Lebenszeit allem Hasse und Widerwillen gegen die Gemeinde der Landschaft entsagt; es waren aber seitdem wieder manche Mißhelligkeiten aufgetaucht. Zur Zeit der Grafenfehde hatten die Dithmarschen den Lübeckern in Folge des mit diesen geschlossenen Bündnisses mit Mannschaft und Kriegsbedürfnissen Unterstützung geleistet; sie waren aber in dem Frieden vom 14 Juli 1536 in so weit mit eingeschlossen worden, daß sie bei ihren Vorrechten und Freiheiten bleiben sollten. Auch später noch hatten die Dithmarschen durch Verbindungen mit einigen dem Könige Christian III. feindlichen deutschen Fürsten Veranlassung zum Streite gegeben; doch war es bei der Friedensliebe des Königs nicht zum Bruche gekommen. Dagegen hatte sich nach der Theilung von 1544 der Gedanke an eine Unterwerfung Dithmarschens des kriegslustigen und ruhmsüchtigen Herzogs Adolf bemächtigt. In der deutschen Reichsmatrikel war Dithmarschen unter Holstein mit befaßt und in die neue Belehnung der drei schleswig-holsteinischen Herzoge mit Holstein von 1548 wurde Dithmarschen wieder mit aufgenommen. Unter den mehrfachen Gewaltthätigkeiten, welche zwischen Holsteinern und Dithmarschen vorkamen, diente namentlich folgende dazu, dem Herzoge Adolf einen Vorwand zum Kriege zu gewähren. Ein angesehener Dithmarsche, Wiben Peters, hatte erzürnt über den ihm nachtheiligen Ausfall eines Rechtsstreites, sich für einen Landesfeind erklärt, von Holstein und später von Helgoland aus, Gewalt und Raub gegen seine Landsleute geübt; eine Schaar Dithmarschen war nach Helgoland gesegelt, hatte ihn dort aufgesucht und in einer Kirche, in welche er geflohen war, ihn nebst zwei Gefährten getödtet, 1545. Da Christian III sich zu einem Kriege gegen Dithmarschen nicht verstehen wollte, beschloß Adolf, denselben auf eigene Hand zu unternehmen, und fing an Vorbereitungen zu treffen; auch soll er verkleidet Dithmarschen durchwandert haben. Doch wurde er, so lange Christian III lebte, durch diesen von der Ausführung zurückgehalten. Nach Christians Tode schritt er eifrig mit der Kriegsrüstung fort, welche er um fo leichter ohne Angabe des wahren Zweckes betreiben konnte, da er zum Kreisobersten des nie derfächsischen Kreises ernannt war. Als er seine heimlichen Rüstungen schon vollendet hatte, ließ er sich durch Johann Rantzau bewegen, den König Friedrich II und den Herzog Johann zur Theilnahme einzuladen, und unter Rantzau's Vermittelung kam in einer Zusammenkunft zu Nortorf am 28. April 1559 eine Vereinbarung der drei Landesherren wegen eines gemeinschaftlichen Angriffs auf Dithmarschen zu Stande. Nachdem ein Heer von 20.000 Mann zusammengezogen war, über welches der siebenundsechzigjährige Johann Rantzau den Oberbefehl übernahm, erließen die drei Fürsten am 18. Mai von Hohenwestedt aus eine Kriegserklärung gegen Dithmarschen, welche den Achtundvierzigern durch einen zum Tode ver urtheilten Verbrecher übersandt wurde.
Die Dithmarschen standen gegen den drohenden Angriff keineswegs genügend gerüstet da. Von außen her war keine Hülfe zu erwarten, das enge Schutzbündnis mit Lübeck, zuletzt im Jahre 1538 auf zwanzig Jahre erneuert, war abgelaufen Die Zustände im Innern waren dem bevorstehenden Kampfe nicht günstig. Gegen die Verbindung der Schlachte, auf welcher ein Theil der Volkskraft beruhte, hatte nach der Reformation die lutherische Geistlichkeit geeifert, weil diese Verbindung zu Mißbräuchen, Streitigkeiten, falschen Eiden Veranlassung gab, und sie hatte die Aufhebung dieser Einrichtung bewirkt. Ueppigkeit der Lebensweise hatte zugenommen, innerer Unfriede sich in der letzten Zeit vielfach bemerklich gemacht, Landesfeind,e unter welchen Berthold Peters, ein Bruder des auf Helgoland getödteten Wiben Peters, dienten im feindlichen Heere als Wegweiser. Manche Landeseinwohner flüchteten mit ihren Gütern nach Hamburg, andere entzogen sich dem Kampfe, der größere Theil bewährte die Liebe zur Freiheit und den aufopfernden Heldenmuth. Auf die Kriegserklärung der Fürsten erwiederten die Dithmarschen in einem ruhigen Tone, und sprachen in ihrem Antwortschreiben aus, daß der Angriff wider Gott, Fug und Recht, wider Siegel und Briefe und wider des Reiches Landfrieden geschehe. Der Eroberungskrieg, die letzte Fehde genannt, begann am 22. Mai. Das den Dithmarschen an Zahl fast um das Vierfache überlegene Heer rückte mit großer Vorsicht in das Land ein, zunächst gegen Meldorf, während gleichzeitig im Norden die Eiderstedter Einfälle machten und kleine Gefechte lieferten. Nach hartnäckigem Widerstande, an welchem auch Weiber Theil nahmen, wurde die befestigte Stadt Meldorf am 2. Juni erstürmt und der Plünderung Preis gegeben. Die Dithmarschen, durch ihre Kundschafter und die Bewegungen der Feinde getäuscht, erwarteten nach mehrern Gefechten die feindliche Hauptmacht bei Hemmingstedt, während dieselbe auf einem anderen Wege vor Heide zog. Bei Heide kam es am 13. Juni zur entscheidenden Schlacht. Nur durch des Herzogs Adolf persönliche Tapferkeit wurde das schleswig-holsteinische Heer von der Flucht zurückgehalten; König Friedrich gerieth in Lebensgefahr, Herzog Adolf wurde schwer verwundet. Nach mörderischem Kampfe mußten endlich die Dithmarschen unterliegen; dennoch konnte der offene Ort nicht eingenommen werden, bis derselbe angezündet und niedergebrannt war. Alle festen Plätze waren jetzt in den Händen der Feinde, 3000 Dithmarschen waren gefallen. Am folgenden Tage erschienen zwei dithmarschische Prediger mit weißen Stäben in dem fürstlichen Heerlager, und als Waffenstillstand bewilligt wurde, begaben sich am 15. Juni sieben Abgeordnete dorthin, wegen der Unterwerfung zu unterhandeln. "Gottes dusend, de Buur will sick geven", riefen die Soldaten der Fürsten; in der Marsch aber, wohin sich die Ueberbleibsel des dithmarschischen Heeres zurückgezogen hatten, lag Alt und Jung auf den Knieen, Gott anflehend daß er ihnen den rechten Sinn zur friedlichen Unterwerfung oder Muth und Kraft zu fernerem Widerstande geben möge.
In dem fürstlichen Feldlager soll davon die Rede gewesen sein, das Volk der Dithmarschen gänzlich auszurotten, aber der schwer verwundete Herzog Adolf erklärte sich für menschliche Behandlung der Besiegten. Harte Bedingungen jedoch wurden zuerst den Gesandten vorgelegt: zu drei Festungen solle das Land hergegeben, zu den Bau derselben sollten Dienste geleistet werden; eine große Summe zum Ersatz der Kriegskosten sollte aufgebracht werden; alles Grundeigenthum sollte der Fürsten sein und den Einwohnern nur gegen hohen Zins gelassen werden. Als die Gesandten diese Bedingungen den Ihrigen überbracht hatten, kamen sie wieder in das Lager, erklärten, daß die Dithmarschen zur Unterwerfung bereit wären, baten aber um mildere Bedingungen, und "daß man sie mit Weib und Kind, Wittwen und Waisen der Erschlagenen nicht zum kalten Wasser weisen und in gräulichen Untergang bringen möge." Die siegreichen Fürsten bewiesen eine der Anerkennung würdige Mäßigung, und unter milden Bedingungen wurde die Unterwerfung abgeschlossen, den 20. Juni. Die Dithmarschen wurden nicht Leibeigene behielten Freiheit der Person und des Eigenthums, ihr Landrecht, eine freie Gemeindeverfassung, Wahl ihrer Beamten, eine ähnliche Freiheit, wie die Bewohner der Kremper- und Wilstermarsch und der Landschaft Eiderstedt sie genossen. Die in den vorigen Kriegen eroberten Fahnen, darunter die Dannebrogsfahne, alle Kriegsgeräthe und Waffen mußten ausgeliefert werden, doch wurden ihnen die Waffen zum Theil wieder zurückgegeben, damit sie sich gegen einzelne Haufen der abgedankten Soldaten, wenn diese zu plündern versuchen würden, vertheidigen konnten. Auf Ersatz der Kriegskosten, Bau der Festungen wurde verzichtet. Aber das ganze versammelte Volk mußte bei dem Dorfe Lohe, umgeben von dem fürstlichen Heere, entblößten Hauptes mit weißen Stäben in den Händen auf die Kniee fallen, um Verzeihung seines strafbaren Abfalls(!) flehen, und den Eid der Treue schwören.
Mit dieser Unterwerfung am 20. Juni 1559 endigt die Geschichte des dithmarschischen Freistaates. Noch lange erhielt sich in dem Volke ein Schmerzgefühl um die verlorene Freiheit und Selbstständigkeit; erst allmählich gewöhnte man sich an die fürstliche Herrschaft. Auf die Sittlichkeit des Volkes, auf welche während des Freistaates so strenge gehalten worden war, hatte die Veränderung einen nachtheiligen Einfluß. In der dem Lande gelassenen freieren Gemeindeverfassung hat sich noch ein Ueberbleibsel der alten Freiheit erhalten.
Ungeachtet der von dem Erzbischose von Bremen gegen die Unterwerfung Dithmarschens erhobenen Einsprüche wurde der Unterwerfungsvertrag von dem Kaiser bestätigt. Dithmarschen wurde nicht mit in die schleswig holsteinische Landesverfassung hineingezogen, sondern bildete eine besondere Landschaft, welche in drei Theile zerlegt wurde; den südlichen mit dem Hauptorte Meldorf erhielt König Friedrich II, den mittleren mit Heide Herzog Johann, den nördlichen mit Lunden Herzog Adolf. Seit 1581 bestehen zwei Theile, Süderdithmarschen mit dem Hauptorte Meldorf, Norderdithmarschen mit dem Hauptorte Heide.“– J. Bremer: "Geschichte Schleswig-Holsteins bis zum Jahre 1848", Kiel Verlag von Carl Schröder & Comp., 1864" -ebd. S. 230-235
3.3 Jacob Christoff Beck/ August Johann Burtorff:
Neu= vermehrtes Historisch= und Geographisches Allgemeines Lexicon, ...
„Ditmarschen, eine landschafft in Holstein, so mit der Westseite an die Nord= see stösset, gegen mittag durch die Elbe von dem lande Kedingen und Hadeln, und gegen norden durch die Eyder von den Schleßwigischen ländern Uthholm, Eyderstede, Stapelholm, auf der ost=seite oben durch die Eyder, und wo diese abweicht, durch die Giselau, sonst auch die Landscheide genannt, sodann durch eine linie, so der Holstengraben heißt, und endlich gegen süd=osten durch viele tiefe graben und die Wilstermarsch, dahin man nur durch einen einigen engen weg kommen kan, von dem eigentlich sogenannten Holstein, und insbesondere dem Amte Rendsburg abgesondert wird. In von der länge von der Eyder bis an die Elbe hat es 7. meilen, und ist von dreyen zu 4 meilen. Es wird in den nördlichen und südlichen theil unterschieden, davon jener dem Hertzoge Gottorp, dieser dem König in Dänemarck zustehet, die sich in 1425. pflüge, nach denen das land angeschlagen ist, in gantz gleiche partes qetheilet haben. Jeder theil wird wiederum Geest und Marsch, (siehe den artickel Marschlande.) und zwar der nordliche theil in die Hardtstedter Geest und Nordstrand oder Nordmarsch, der südliche in die Tellingsteder Geest und Süderstrand oder Südermarsch getheilet. Die flüsse in lande sind die Aw, die Thiele, die Gieselau, die Wolburgaw, die Miele, und der Mackebeeck oder Sprand. Es ist keine stadt darinn, sondern nur etliche flecken, darunter in dem theil Lunden, St Annen, Hemm, Nienkerken, Weßlingburen, Heide, allwo die Ditmarschen alle sonnabend ihren marckt halten, Weddingstede, Henstede, Schlichting, Delve, Tellingstede, in dem südertheil aber Meldorp, Windbergen, Oldenworden, Hemmingstede, Barlt, Marne, Donne, Brunsbüttel, Edellake, Böckelnborg, Süderhadtstede, Nordhadtstede, Alversdorp, die vornehmsten sind. Zwey drittel von dem lande ist bey nahe Geest, und kaum ein drittel Marschland, welches letztere ohne vergleichung mehr als jenes einbringt, insgemein aber zum kornbau, als zur weyde und Viehzucht gebraucht wird. Die Eenwohner sind ihrem Ursprung nach wahre Sachsen, darum sie auch zum unterscheid von den Friesischen Marschländern, die über der Eyder wohnen, Ditmarschen, d.i. Deutsche Marschen, genennt worden. Sie sind insgemein lang und starck; die weiber, so etwas begütert werden vor stoltzer, als ihre benachbarten gehalten, weil die gemeinschafft der güther unter den eheleuthen bey ihnen nicht, wie in den nahegelegenen landen eingeführet ist, sondern die weiber ihre güther vor sich behalten. Adeliche geschlechter oder güther qiebt es heut zu tage auch nicht mehr alldam obgleich vor alters etliche da gewesen seyn mögenm Den grösten ruhm aber haben die einwohner von ihrer streitbarkeit, und der tapfern und langwierigen vertheidigung ihrer freyheit. Vor alters machte Ditmarschen einen theil aus von der Marggrafschafft Stadem mit welcher es vereinigt geblieben bis auf Marggrafen Rudolphum II., der von ihnen an. 1144 erschlagen worden. (siehe den artickul Stade, Maggraf) Stade fiel damals an die Ertz=Bischöffe zu Bremen, aber Ditmarschen ward von Friderico Barbarossa dem Grafen Adolphs III. von Holstein gegeben, und als dieser sie an Bremen veräussern wollte, hiengen sie sich an Dänemarck, von dem sie sich med abrissen, als König Woldemarus II. an. 1223 von Grafen Henrico von Schwerin gefangen worden. Woldemarus brachte sie zwar nach einem blutigen gefecht etliche jähr hernach wieder unter sich, sie wurden ihm aber in der schlacht bey Bornhoven an. 1227 untreu, und halfen das meiste zu seinem unglück. Von dieser zeit an behauptete dieses kleine ländgen über 300 jahr seine freyheit wider die Könige in Dänemarck und die Hertzoge von Holstein, worzu nicht so viel die tapferkeit der einwohner, als die situation des landes das meiste beytrug. Denn man konnte demselben nur auf der seite von der Geest an Holstein beykommen, aus welcher. weil sie leichtlich eingenommen wurde- die einwohner sich gemeiniglich mit allem vermögen in die Marsch hinein retirirten- und sich bey Meldorp- so damals vest war- und die Südermarsch verwahrte, versammle. Vor der Nordermarsch hatten sie die sogenannte Hammen, (entweder von hemmen, aushalten oder von Hamm, so im alt Sächsischen ein gehöltze bedeutet,) welches die einige pässe waren, da man durchreisen konnte, die zu bevden seilen dickes gehöltze, breite und tiefe, doppelte auch wol dreyfache graben hatten, und noch mit starcken wällen und grobem geschütze versehen waren. Ausser dem begaben sie sich mit einigen bedingungen in den schutz der Ertz=Bischöffe zu Bremen, welche ihnen zuweilen mit kriegs=volck beystunden. An. 1289 wurden sie von dem Grafen von Holstein Gerhardo II. angegriffen, ein Haase aber, der im angesicht der beyden parteyen vorbey lief, und ein geschrey verursachte, brachte die Holsteiner in Verwirrung, die den Ditmarschen zu einem grossen sieg diente. Gerhardus M. Graf von Holstein, führte blutige kriege mit ihnen, und ob er gleich derselben in einer schlacht bey 1000. erlegte, büßte er in einer andern doch 2000. ein. Graf Gerhardus VI. verlohr an. 1404. selbst, nebst mehr als 300. Edelleuthen, in einer schlacht wider die Ditmarschen sein leben. Die merckwürdigste und blutigste schlacht gieng mit König Johanne von Dänemarck an, vor welcher deswegen anlas darzu nahm, weil der Kayser Friedrich III. an. 1474. bey erhöhung der Grafschafft Holstein zum Hertzogthum, Ditmarschen zu demselben geschlagen, und die einwohner sich nicht unterwerffen wollten. Der König kam mit einer armee von 10000. mann gegen dieselbe, und drung mitten im Winter, da die moräste gefroren waren, tief ins land, weil aber ein unvermuthet thauwetter einfiel, ward die halbe armee ruiniret, und die Ditmarschen behaupteten ihre freyheit noch bis an. 1559., da sie nach einem dreymal in einem tage wiederholten treffen, darinn bey 4000. Ditmarschen geblieben, sich an den Hertzog Adolphen, der jedoch nebst vielen andern selbst verwundet worden, ergaben, und im freyen felde die huldigung ablegten. Seit der zeit sind sie ruhig unter Dänemarck und Holsteingeblieben, und werden durch zwey Landvögte regieret. Danckwerths landesbeschr. von Schleßw. und Holst. P. III. c. 16. p. 289. seq.Zeterli topogr. Sax. infer. beschreib. des kriegs mit den Ditmarschen.“
– Jacob Christoff Beck/ August Johann Burtorff: Neu= vermehrtes Historisch= und Geographisches Allgemeines Lexicon, ... [7]
4 Siehe auch
5 Einzelnachweise
- ↑ Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte: Schleswig-Holstein von A bis Z: Dithmarschen
- ↑ Infotafeln an den Langbetten "Bredenhoop/ Albersdorf".
- ↑ Dr. Volker Arnold: "Archäologischer Wanderweg rund um Albersdorf - Ein Führer zu den ur- und frühgeschichtlichen Denkmälern"; Verlag Boyens & Co.; ISBN: 3-8042-0551-8
- ↑ 23 Tonnen Decksteingewicht: tel. Auskunft Dr. Kelm (AÖZA)
- ↑ "Kreis Dithmarschen: Amt Tellingstedt/ Dithmarschen: Amt Tellingstedt - ein Stück Dithmarscher Geschichte", ebd.: letzter Abschnitt
- ↑ "Dithmarschen-Wiki: Markus Swin - Das Wurthmannen-Geschlecht"
- ↑ Quelle: Neu= vermehrtes Historisch= und Geographisches Allgemeines Lexicon,In welchem das Leben und die Thaten der Patriarchen/ Propheten/ Apostel/ Väter der ersten Kirchen/ Päpsten/ Cardinälen, Bischöffen, Prälaten, vornehmer Gelehrten und Künstlern, nebst denen so genannten KLetzern; Wie nicht weniger derer Kayser, Könige, Chur= und Fürsten, Grafen/ grosser Herren/ berühmter Kriegs=Helden und Staats=Ministern; Ingleichen Ausführliche Nachrichten von den ansehnlichsten Gräflichen, Adelichen und anderen Familien, von Concilien, Mönchs= und Ritter=Orden, Heydnischen Göttern, auch allerhand wichtigen Antiquitäten, etc. etc. Und endlichen Die Beschreibung der Kayserthümern/ Königreiche/ Fürstenthümern/ freyer Ständen, Landschaften, Insuln, Städten, Schlösser, Klöster, Gebürgen, Meeren, Seen, Flüssen, und so fortan; Aus allen bewährten Historisch= und geographischen Schriften zusammen gezogen/ Dißmalen von neuem mit Fleiß gantz übersehen, von einer großen Anzahl Fehlern, die noch immer in den alten Ausgaben geblieben waren, gereinigt, und sonderlich, was die Schweitzerische und angräntzender Orten und Ländern Sachen betrifft gantz umgegossen, und um ein grosses vermehret. Dritte Auflage/ In welcher das von Jacob Christoff Beck/ SS. Theol. Lic. Hist. P. P. August Johann Burtorff/ Pfarrer bey St Elisabeth, verfevertigte Supplement an behörigen Orten eingerucket worden. Dritter Theil D - Ha - Mit allergnädigst= Kayserlicher und verschiedener Ständen L. Eydsgenossenschaft mildester Freyheit. - Basel Bey Joghannes Christ, 1742;
ebd. S. 118 F.
6 Quelle des Abschnitts "Dithmarschen - etwas anders gesehen..."
7 Literatur
- "Ferienkarte Schleswig-Holstein", Tourist Verlag Kümmerly-Frey
- "Geschichte der Gemeinde Wöhrden", Gemeinde Wöhrden
- "Kleine Geschichte Dithmarschens", Nis R. Nissen, Verlag Boyens & Co.
- "Dithmarschen, ein Reisebegleiter", Frank Trende, Verlag Boyens & Co.
- "Typisch Dithmarscher Ansichten und Profile eines legendären Volkes", Gerda Nissen, Verlag Boyens & Co.
- "Dithmarschen Leben mit Wasser und Wind", Nis R. Nissen und Günter Pump, Verlag Boyens & Co.
- "Dithmarscher Sagen aus der Müllenhoffschen Sammlung", Johanna Brunkhorst, Verlag Boyens & Co.
- "Speicherkoog Dithmarschen", Rainer Naudiet, Verlag Hansen & Hansen
- "Das Leben des Tagelöhners Johann Wiese - Eine Geschichte aus Landvogt Boies Zeit", Dietrich Stein, Verlag Boyens & Co. (Dokumentarhistorischer Roman)
- "Archäologischer Wanderweg rund um Albersdorf - Ein Führer zu den ur- und frühgeschichtl. Denkmälern", V. Arnold und die AG Ur- und Frühgeschichte Dithm., Verl. Boyens & Co.
8 Weblinks
- Dithmarschen-Wiki
- Kreis Dithmarschen
- Speicherkoog Dithmarschen Nationalpark Wattenmeer
- Stadt Meldorf
- Ev. luth. Kirchengemeinde Meldorf (Meldorfer Dom
- Dithmarscher Landesmuseum
- Landwirtschaftsmuseum Meldorf
- Luftkurort Albersdorf
- Archäologisch-Ökologisches Zentrum Albersdorf
- Museum für Archäologie und Ökologie Dithmarschen
- Gemeinde Bunsoh
- Stadtverwaltung Heide
- Museumsinsel Lüttenheid mit Klaus-Groth-Museum und Heider Heimatmuseum
- Gemeinde Wöhrden
- Lunden
- "Youtube-Musikvideo: Gruppe "Landrock": "Dithmarschen" (politisches Protestlied)
9 Andere Lexika
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