Hügelgrab

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Hügelgräber (auch Grabhügel) sind Grabdenkmäler, die über einen langen Zeitraum von der Steinzeit bis ins Mittelalter verbreitet waren. In der Regel dienten sie der Bestattung von Toten mit einigen Beigaben aus dem persönlichen Besitz. Solche Bestattungen waren in Europa und Nordamerika verbreitet. Zu unterscheiden sind davon die Cairns und Rösen. In Russland heißen sie Kurgan.

Ein Hügelgrab an der B431 (Kreis Dithmarschen).

Ein alter deutscher Volksglaube nahm an, dass nur Riesen ("Hünen") diese Gräber erschaffen konnten, da sie im Inneren eine oder mehrere Grabkammern besitzen, welche durch große und dementsprechend schwere, steinerne Findlinge eingefasst sind. Über diese Kammern wurde ein Hügel aus Erde, Lehm, Sand und Grassoden aufgeschichtet. Als der schwerste Findling in Schleswig-Holstein gilt der Deckstein des "Brutkamps", der in Albersdorf (Kreis Dithmarschen) gesichert wurde. Aufgrund dieses Volksglaubens entstand auch der Begriff Hünengab.

Der Wöhrdener Prediger Johann Adrian Bolten übernahm diesen Volksglauben und publizierte unkontrolliert die Ansicht des Predigers Dietrich Carstens (von 1732 bis 1760 Pastor zu Wöhrden),[1] dass der Brutkamp eine heidnische Opferstätte gewesen sein soll (s. Zitat unten).

Bestattet wurden die Toten auf unterschiedlichste Weise: In Steinkisten, Baumsärgen, Sarkophagen oder nur zugedeckt. Manche wurden sitzend, andere liegend bestattet. Als Grabbeigaben fand man bei aräologischen Ausgrabungen, neben Steinwerkzeugen auch bronzezeitliche Werkzeuge. Dieses weist nach, dass die alten Grabhügel immer wieder für Neubestattungen geöffnet wurden.[2]

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1 Antiquarisches Wissen

1.1 F. H. Müller

„Vorchristliche Steindenkmäler

Von F. H. Müller

Es ist - und wirklich mit gutem Grunde - gesagt daß über kurz oder lang eine Zeit kommen werde, wo man einzelne der bekannten erratischen Blocke oder Findlinge als letzte sprechende Zeugen des nordischen Ursprungs unserer norddeutschen Bodenbedeckung sorgfältig werde bewahren müssen. In der That ist seither unter denselben gewaltig aufgeräumt. Der Bau von Landstraßen, Eisenbahnen, Häusern und Kirchen und Einfriedigungen aller Art hat große Massen derselben zumal in solchen Gegenden consumirt, wo ein anderes Baumaterial gar nicht zu beschaffen war, wenigstens nicht ohne die größten Kosten und Schwierigkeiten. Leider ist solchen Zwecken auch eine große Zahl unserer vorchristlichen, gleichfalls aus Findlingsblöcken errichteten Steindenkmäler zum Opfer gefallen, und zwar geht die Verwüstung schon lange Jahrhunderte hindurch bis auf den heutigen Tag. Die holländischen Wasserbauten, die ähnlichen Anlagen in unserm eigenen Lande, zur französischen Zeit der Bau der Chaussee von Hamburg nach Wesel und jetzt die großen Hafenbauten sind ihnen sehr verderblich gewesen. Mancher fährt durch die Lüneburger Heide, ohne zu ahnen, daß hier die Landstraßen großentheils wahrhaft "classischer" Boden sind. Glücklicherweise ist denn aber doch dafür gesorgt, daß unsere Denkmäler nicht völlig verschwinden können. Der Bauer freilich kümmert sich um das Alterthum sehr wenig; hat er ein solches Denkmal in seinem Besitz und kann er es verwerthen, so wird es ohne alle Scrupel preisgegeben. Indem mit der zunehmenden Seltenheit der Steine die Preise immer höher steigen, ist für den Bauer der zu hoffende Erlös von 20 bis 100 Thlr. und mehr für ein Denkmal doch gar zu lockend - also fort damit. Dagegen haben die Regierungen wenigstens insoweit für die Alterthumskunde in dieser Richtung gesorgt, daß sie nicht nur die auf Domanialgrunde belegenen conserviren, sondern auch bei Verkopplungen und Gemeinheitstheilungen wenn möglich die Denkmäler als Gemeingut reservirt und im Uebrigen auch von Privaten einzelne derselben für den Staat angekauft haben. So sind denn ziemlich viele Denkmäler noch vorhanden und wir können zufrieden sein, wenn wenigstens diese der Zukunft erhalten bleiben. Das Volk nennt bei uns jene Steindenkmäler gemeiniglich Hünengräber, aber auch Riesengräber, Riesenbetten, Riesenkeller, Hünenbetten, Hünenringe, Steinhäuser oder mit sonstigen Namen, wozu die Form, ein vermeintlicher Zweck oder irgend eine Sage den Anlaß gegeben haben. Bei Bremerlehe (in der Nähe von Sievern) liegt das berühmte Bülzenbett, was nichts weiter als Hügelbett bedeutet. Der Dansenstein bei Bederkesa verknüpft sich mit dem Volksglauben, daß darauf überirdische Wesen ihre Tänze halten. Bei Dorum deutet der Henkenstein auf seine Form hin: ein riesiger Deckstein auf vier Trägern hängend. Einzeln stehende Steine oder Gruppen heißen wohl Braut, Bräutigam, Brautsteine, Brutkampe, Brutkoppeln, Briddehooge, und wie einerseits von ihnen erzählt wird, daß vormals die Ehen bei ihnen geschlossen wurden, woran sich bekanntlich stets ein Tanz reigenartiger Zug, schloß so geht andrerseits von mehreren die Sage, sie seien die plötzlich versteinerte Tanzgesellschaft einer Hochzeit. Hier erinnern wir an die: "Braut (Bisbecker Braut)"und "Bräutigam" genannten großartigen Denkmäler in Nähe von Wildeshausen in Oldenburg an den Brautstein auf der Kaltbrennerheide bei Lüchow im Wendlande. Das schöne Denkmal in Hon bei Osnabrück heißt: die Karlssteine von Karl Großen, der sie zur Vorbedeutung Sieges über Wittekind mit einer Reitgerte von Pappelnholz aus einander sprengte. Nicht weit davon bezeichnet man ein anderes Denkmal als das Grab der Gheva, Gemahlin Wittekind's. Im Vehrter Bruche in derselben Gegend liegen "des Teufels Backtrog" und "des Teufels Backofen". Am Hümmlinge im Börgerwalde zeigte man ehedem das Grabmal des sagenhaften Hünenkönigs Surbold, einen auf Trägern ruhenden riesigen Steinblock, unter dem, schon nach dem Berichte des ehrlichen alten Keyßler, wohl hundert Schafe bei schlechter Witterung genügenden Schutz fanden. Leider wurde das Denkmal im Jahre 1822 zerstört uud die gefprengten Steine ins Oldenburgische verkauft, so daß wir nicht mehr im Stande sind, einen etwaigen Zweifel an diesen alten Größenangaben zu bestätigen oder zu beseitigen. Jedenfalls zeigte der Platz des Steins (4°2' Talenberger Decimalmaße lang und 2° im Mittel breit) noch lange nachher, daß das Denkmal allerdings von ganz ungewöhnlicher Größe gewesen sein muß.

Hünengrab bei Rüdenbeck in Mecklenburg.
(Aus nebenstehend zitiertem Aufsatz.)

Wie ein vollständig erhaltenes Hünengrab construirt ist, darüber gibt eine treffliche Auskunft der Bericht von Lisch über die Ausgrabung der zwei Denkmäler von Alt-Sammit bei Krakow in Mecklenburg. Dieselben standen auf ebenem Sandboden. Jedes hatte acht Träger und darüber vier Decksteine und war zudem an den schmalen Seiten mit je einem Schlußsteine geschlossen. Außen zog sich um die Träger eine Erdböschung von etwa 2 Fuß Höhe herum. Die Träger selbst so wie die Schlußsteine wovon die flacheren Seiten nach innen gekehrt waren, hatte man am Grunde in ihren Lücken etwa 2 Fuß hoch mit kleinen Platten und diese wiederum gleichfalls noch kleineren Steinen ausgesetzt, so daß im Innern des Denkmals der ganze Raum bis etwa 2 Fuß hoch über dem Urboden - so hoch wie auch die äußere Erdböschung reichte - eine vollkommen geschlossene glatte Kammer bildete. Diese große Kammer war wiederum nach Zahl der Decksteine quer in ebenso viele, also vier kleinere Kammern getheilt zwar durch Steinplatten von rothem Granit oder rothem Sandstein von etwa 1 Zoll Dicke und 1-2 Fuß im Quadrat, die senkrecht und dicht in dem Sande des Urbodens neben einander stehend ganz Quermauern bildeten. Der Grund schließlich der so entstandenen Kämmerchen mit einer dünnen Schicht Lehm ausgeschlagen und dann dicht mit einer Lage zerschlagener ausgeglühter weißer Feuersteine bedeckt.

Dies Lager nun war bestimmt die unverbrannten Leichen in liegender oder sitzender Stellung, so wie die ihnen mitgegebenen Geschirre und Geräthe aufzunehmen, und über die Leichen und Beigaben dann noch mehrere Fuß hoch, ungefähr gleich hoch wie die äußere Böschung, eine Lage von Sand und vielen kleinen Feldsteinen gebracht - offenbar um die Beigesetzten gegen Entweihung und den Angriff wilder Thiere zu sichern. Das vollständige Hünengrab enthält also unten eine niedrige Grabkammer, und darüber erhebt sich auf den Trägern oder Pfeilersteinen frei der mächtige Deckstein. Die Zahl der Träger und der Decksteine ist wechselnd und verschieden, je nach der Anzahl der Kammern. Bei einem einzigen Decksteine sind der Träger gewöhnlich vier, es kommen aber auch mehr, selbst bis zu neun vor, und diese sind dann gemeiniglich rund gestellt. -

Unter diesen Hünengräbern unterscheidet man häufig noch besonders die Hünenbetten, die mit Steinen umstellt, auf einer Erhöhung liegen. Die Umfassungssteine bezeichnen die Grundanlage des Bettes und deuten öfters durch ein paar hervorspringende Blöcke den Zugang an. Die Erhöhung, nicht selten ziemlich unmerklich, ist entweder rund oder länglich, mitunter oblong; in Dänemark unterscheidet man darnach Runddysser und Langdysser. Der Zwischenraum zwischen den Umfassungssteinen und den Grabkammern ist häufig ganz mit kleinen Steinen besäet.

Ich muß gestehen, daß es indessen bei dem gegenwärtigen Zustande der meisten unserer Steindenkmäler oft seine Schwierigkeiten hat, zu bestimmen welcher Kategorie dieses oder jenes Denkmal angehört, da die charakteristischen Umfassungssteine gemeiniglich zu allererst der Verschleppung zum Opfer fallen und somit dem sogenannten Hünenbett ein ganz gewöhnliches Hünengrab wird. Beispielsweise sagt C. v. Estorff (heidnische Alterthümer der Gegend von Uelzen im ehemaligen Bardengaue, Königreich Hannover, 1846) von dem schönen Denkmale bei Dörmte im Lüneburgischen, das aus einem kolossalen Decksteine über neun Trägern besteht, es gehöre erst seit mehreren Jahren zur Kategorie der Hünengräber, seitdem nämlich ein prachtvolles Hünenbett von 24 Schritt Länge und 24 Fuß Breite, von welchem es einen Theil ausmachte, zum Bau der Dörmter Mühle gesprengt worden. Auch das kolossale Hünenbett Driehausen im Osnabrück'schen ist seiner Umfassungssteine erst in neuerer Zeit beraubt; hier ist nämlich die Bodencultur dem Denkmale sehr nahe gerückt und hat die hinderliche Steinumgränzung aus dem Ackerlande beseitigt. Im Grunde kommt aber auf eine solche Scheidung auch eben nicht viel an, indem die Steinkammern ohne Steinkreise (oder die Hünengräber im engern Sinne) und die Hünenbetten entschieden derselben Bestimmung dienen, in der Hauptsache gleichartig construirt sind und durchweg denselben Inhalt haben. Einen bemerkbaren Unterschied dagegen bieten die Steinkammern, über welche ein Hügel gewölbt ist. Hiervon ist uns ein interessantes Beispiel jüngst von der Insel Sylt mitgetheilt. Der Grabhügel liegt nördlich von Wenningstedt in einer Entfernung von etwa 200 Schritt; die Form desselben ist länglich mit der Längenaxe von Nordwest nach Südost, und der Umfang am Fuße etwa 310 Fuß. Die Kammer darin befindet sich auf der südöstlichen Seite und hat eine Länge von 17, eine Breite von 10 und eine Höhe im Innern von 5 bis 6 Fuß. Man hatte um dieselbe zu öffnen, von oben den Hügel angegraben und da zeigte sich als oberste Schicht zunächst etwa 2 Fuß Erde, dann 3 Fuß scherbenartiger Abfall, der vermuthlich beim Spalten und Bearbeiten der Träger entstanden war, mit Thon verbunden; und darauf durch diese Schutzschicht, stieß man auf die Decksteine, welche (durch eine Fuge ) den Zutritt in die Kammer gestatteten. In dieser waren die 12 Tragsteine möglichst dicht aneinander gerückt, die Flächen nach innen und die Lücken hier sowohl wie zwischen den drei Decksteinen zeigten sich durch kleinere Steine auf sorgfältigste ausgefüllt. Ueberdies schienen einige der Träger gespalten und auch sonst bearbeitet zu sein, namentlich zwei derselben hatten eine so vollkommen frische Bruchfläche, als ob diese erst vor allerkürzester Zeit hergestellt worden wäre - ein Beweis der dichten Abschließung der Kammer gegen äußere Einflüsse.

Im Innern dieser Kammer nun war die westliche Seite durch eine etwa anderthalb Fuß hohe grade Mauer von eingegrabenen Granitsteinen zu einer besondern Abtheilung abgegrenzt, und aus der nördlichen Wand führte nach außen ein dritthalb bis drei Fuß breiter und ebenso hoher Gang, der, so weit sich solcher oberflächlich untersuchen ließ, an den Seiten wie auch oben mit Steinen eingefaßt war und etwa anderthalb Fuß hoch am Rande des Hügels mündete.

Solche sogenannte Riesenstuben kommen verhältnißmäßig sehr selten vor. Bei Missunde am Südufer der Schlei liegt ein 9 bis 10 Fuß hoher Hügel von 150 bis 160 Schritt Umfang am Fuße mit großen Granitsteinen umgeben. Von der Südseite führt ein 20 bis 22 Fuß langer und 2 3/4 Fuß breiter Gang in die Kammer, die ebenso wie die bei Wenningstedt am Westende einen besondern durch Feldsteine abgeheilten Raum hat, worin eine Urne gestanden haben soll. In einem Hügel bei Löndt unweit Hadersleben grub man ebenfalls eine Steinkammer aus und zwar in gleicher Weise mit dem Zugange von Süden. In dem 14 Fuß langen Räume lagen 7 Gerippe. In einer Riesenstube zwischen Hadersleben und Anstrup fand man 8 Skelette und in einer seeländischen gegen 50 - eine ganz respectable Menge! Gemeiniglich waren sie in getrennten Räumen, längs den Wänden und sehr oft hockender Stellung untergebracht.

Weiter nach Süden scheinen diese Riesenstuben (dänisch: Jättestuer) nicht vorzukommen. Die Hünengräber mit unterirdischen Grabkammern, wie sie namentlich im Lüneburgschen, beispielsweise in den Feldmarken Jastorf, Lehmke und Heitbrack sich finden, können damit verglichen werden, denn während jene dem Boden erbaut und mit einen Hügel überwölbt sind, sind diese in der Erde angelegt und die Oberfläche darüber ist wenig oder gar nicht erhöht. Vor Allem fehlt der gemauerte Gang zur Grabkammer. In dem an Steindenkmälern noch heute ziemlich reichen Lande Hannover könnten siem schon wegen der Nachbarschaft, sonst noch am ehesten vorkommen, aber ein ganz ähnliches Beispiel ist doch bis jetzt noch nicht bekannt geworden. Als man in der Nähe der Ortschaft Langen bei Bremerlehe die Chaussee nach Bederkesa baute, grub man einen benachbarten Hügel an um für den Chausseedamm Erde zu gewinnen. Bald stieß man auf ein Steingewölbe und bei näherer Untersuchung enthüllte sich dasselbe als ein Hünengrab mit vier Trägern und einem Decksteine von etwa 10 Fuß Durchmesser und 3 Fuß Dicke. Ueber den Inhalt ist leider nichts bekannt geworden. Auch zu Peheim an der oldenburg-hannoverschen Grenze ist eine solche Kammer entdeckt, die jetzt leider als Sägegrube benutzt wird. Auch diese steckt in einem (mit Tannen bewachsenen) Hügel und hat eine Länge von 17 und eine Höhe von 7 Fuß. Die Steine sind eng aneinander gerückt und in den Fugen mit kleineren Brocken sorgfältig ausgefüllt. Als ferner im Winter 1865 Arbeiter zum Bau der Capelle in Harrenstätte (am Hümmling) in der dortigen Feldmark große Kiesel suchten und einen von dem umgebenden Sande frei gewehten Stein aufgruben, fanden sie in der Tiefe den Boden mit Kieseln gepflastert und Urnen. Nachdem man die ganze Fundstelle frei gelegt hatte, zeigte sich ein Hünenbett, mit den gewöhnlichen Umfassungssteinen von verschiedener Größe umgeben, 25 Schritt lang und 13 Schritt breit. Inmitten des Ringes befanden sich drei gepflasterte, an den Seiten mit starken Kieselplatten ausgemauerte, etwa 10 Fuß hohe Kammern. Die erste (westliche) Kammer war nach der Westseite offen; hier fanden sich viele Kohlenstücke, jedoch keine Geräthe oder Thongefäße. Die zweite Kammer von 14 bis 15 Fuß im Geviert ward 8 Steinen gebildet: war aber, ebenso wie die erste, nicht mit einem Decksteine geschlossen und mit Erde angefüllt. Darin standen an 30 Thongefäße verschiedenster Form, und an Geräthen man drei steinerne Streitäxte, zwei solche Messer und eine kleine gelbliche Thonkoralle. Die dritte Kammer - und das ist sehr merkwürdig - hielt nur 8 Fuß im Geviert bei gleicher Höhe wie die beiden andern und war mit einem Decksteine versehen, zugleich fand sich hier auch an Südseite ein Eingang, geräumig genüg, um das Hineingehen zu ermöglichen. Im Uebrigen war diese kleinere Kammer ganz leer: keine Knochen und keine Geräthe Thongefäße.

Diese Beispiele die sich noch mit andern vermehren ließen, zeigen allerdings verglichen mit andern Steindenkmälern gewisse Eigenthümlichkeiten, sind aber zu den sogenannten Riesenstuben dennoch nicht rechnen, zumal fehlt ihnen der Gang, diese besonders charakterisirt. Die Bestimmung und der Zweck sind dieselben, wie schon aus dem gleichartigen Inhalte hervorgeht, der überhaupt bei allen Steindenkmälern mit wenigen Ausnahmen derselben Art ist. Freilich, durch ihre Form zu sehr auffallend, reizten sie schon früh die Neugier und Habsucht, so daß die bei weitem größere Zahl unserer Denkmäler geplündert ist, aber wenigstens ist von dem Inhalte Genügendes bekannt geworden, um einen einigermaßen sichern Schluß zu gestatten.

Unter den Karlsteinen bei Osnabrück, die übrigens nachweislich schon 1705 und 1739 untersucht sind, fand Graf Münster zu Langelage im Jahre 1807 mit Scherben von schlichten und verzierten Urnen große Menge ungebrannter Menschenknochen. In einem benachbarten (jetzt verschwundenen) Denkmale dasselbe und drei Feuersteinmesser so wie einen Feuersteinkeil. In den Denkmälern bei Driehausen, nördlich von Osnabrück, kamen gegen dreißig verzierte Töpfe, Schalen und Fläschchen, ferner ziemlich viele Steingeräthe, meist Messer und Keile, zu Tage; ob auch Menschengebeine ist von Graf Münster nicht mitgetheilt. Dasselbe Resultat ergab in dieser Gegend das Denkmal bei Damme. Das noch unberührte Innere des Hünengrabes bei Seeste lieferte gegen 30 Thongefäße, 2 feingeschliffene Feuersteinkeile, einige eben solche Messer und Pfeilspitzen uud inmitten einer Anzahl Gefäße eine Menge ungebrannter Menschenknochen, außerdem sehr wenige Kohlen, aber durchaus keine Urne mit Knochen oder sonst eine Spur, ob Derartiges vorhanden gewesen. Die Untersuchungen der Steindenkmäler im Westen des Landrosteibezirkes Osnabrück, bei Ueffeln, in den Grafschaften Lingen, Bentheim und Tecklenburg, bei Freren im Herzogthum Arenberg-Meppen - überall wird mit Bestimmtheit behauptet, daß hier im Innern der Hünengräber nie Urnen mit gebrannten Knochen und Asche gefunden wurden. Auch der bekannte englische Archäologe Kemble, der sich viel und lange mit den hannoverschen Denkmälern beschäftigt hat, entscheidet sich auf Grund seiner Erfahrungen dahin, daß von der Leichenverbrennung und dann erfolgter Beisetzung der Reste in einer Urne keine Rede sein könne, vielmehr sei hier in den Steindenkmälern stets die unnverbrannte Leiche bestattet worden. Selbst v. Bonstetten, der in seinem essai sur les dolmes (1865) zum ersten Mal die bisherigen Resultate der Forschung über die Steindenkmäler zusammengestellt hat, glaubt die Urnenbeisetzung unter den vorhandenen Monumenten nur für die Gräber von Hennebon, Saint Michel (Morbihan) und Ancresse (auf der Insel Guernsey) beanspruchen zu können - aber auch hier bleibt noch die Annahme möglich: entweder daß diese Denkmäler selbst aus einer Uebergangszeit stammen, wo der Leichenbrand über die Leichenbestattung bereits das Uebergewicht erlangt hatte, oder daß in dieselben die Aschenurnen erst später gebracht worden sind. Es ist ja eine Thatsache, daß auch noch in spätern Zeiten im Bereiche und selbst im Innern derselben Aschenurnen beigesetzt wurden: noch lange nachher betrachtete man sie als geweihte und geheiligte Oerter, und wie conservativ das Volk gerade in dieser Hinsicht denkt, davon ist ein Beleg - um ein früheres Beispiel anzuführen - die Verordnung Karl's des Großen vom 785, daß die Christen gewordenen ihre Todten auf die christlichen Kirchhöfe und nicht zu den Grabhügeln der Heiden bringen sollten. Auch in England bestatteten Heiden und Christen noch in Mitte des 8. Jahrhunderts ihre Todten gemeinsam auf den alten heidnischen Plätzen, und die neubekehrten Preußen gelobten deutschen Orden in einer Urkunde 1249, ihre Todten gemäß der Sitte der Christen auf den Kirchhöfen zu begraben und nicht außerhalb. So wird nun auch v. Estorff über das oblonge Hünenbett bei Emmendorf im Lüneburgschen berichtet, daß er hier im Bette (in dem Raume zwischen der Grabkammer und den Umfassungssteinen) besonders aber rings um die Umfassungsmauern bis auf eine ziemlich bedeutende Entfernung viele Urnen mit Asche, menschlichen Gebeinen und Schmucksachen angefüllt gefunden habe, aber eben der Umstand, daß dabei bronzene und eiserne Fibeln (Kleiderhaften) eiserne Haken, Feuersteinmesser und kleine messerähnliche Feuersteinsplitter zusammen vorkamen, weist unbedingt auf eine auch in der späteren Zeit fortgesetzte Benutzung des Denkmals als Begräbnißstätte hin; wenigstens bemerkt von Estorff selbst, daß die eigentliche Grabkammer außer einer sehr schwarzen und fettigen Erde nur einige Fragmente eines Thongefäßes und einen viereckigen Stein enthalten habe.

Die Beerdigung der Leiche und die Verbrennung derselben setzen ganz verschiedene religiöse Anschauungen voraus und schon aus diesem Grunde ist kaum anzunehmen, daß beide Bestattungsweisen gleichzeitig bei demselben Volke hätten stattfinden können. Es ist, wie Weinhold ("Die heidnische Todtenbestattung in Deutschland") treffend sagt, für die Hünengräber bezeichnend, daß sie ober der Erde unter freiem Himmel liegen: die Sonne scheint auf die Decke des Tobtenbettes, Wind und Regen schlagen noch an die Wände, der Abgeschiedene wohnt noch unter dem Himmelszelte und ist ein Nachbar der Lebenden. Die irdenen Gefäße sind Trank- und Speisegeschirr; man gab sie dem Todten zu seinem Gebrauche im unbekannten Todtenreiche mit, oder aus Pietät und Scheu, weil er sie im Leben besonders benutzt hatte. Auch die anderen Sachen wurden in solchem Sinne beigelegt: die Keile, Messer, Lanzen- und Pfeilspitzen aus Feuerstein, die Hämmer, Aexte und Meißel aus Granit, Gneiß und anderem Gesteine, die mancherlei Schneide-, Grab- und Stechwerkzeuge aus Horn und Knochen, und der Schmuck aus Thierzähnen und Stücke oder Perlen aus Bernstein. Die Beisetzung in unterirdischen Grabkammern, noch mehr die Verbrennung der Leiche und die Urnenbeisetzung dagegen entstammen andern Anschauungen, die nach unserer Ansicht einer weitern Entwicklung der religiösen Meinung und somit einer späteren Zeit angehören. In den Grabhügeln der Bronze- und Eisenzeit offenbart sich in dieser Beziehung bestimmt ein völliger Umschwung.

Man kann damit die Frage verbinden, ob für bie Steindenkmäler auch nur Steingeräthe zu beanspruchen und ob Metallgeräthe ihnen gänzlich abzusprechen sind. Nach v. Bonstetten (essai sur les dolmes) sollen in den englischen Denkmälern nur die ersteren gefunden sein, mit der einzigen Ausnahme eines kupfernen Armbandes. In verschiedenen französischen Hünengräbern fand man zwei Armbänder von Gold, eine bronzene Haste, ein paar Dolche, ein Schwert und ein Zängelchen von Bronze - zusammen mit Stein- und Knochensachen. Ebenso kamen in Spanien mit Steingeräthen Lanzen- und Pfeilspitzen von Bronze vor, und über die Entdeckungen in Afrika werden wir in dieser Beziehung weiter unten ausführlicher sprechen. Bezüglich Deutschlands bemerkt Weinhold: "Von Metall ist in unversehrten Hünengräbern keine Spur. Zwar verlautete einmal, daß in Mecklenburg, in der Altmark und Brandenburg Ringe, Hämmer und anderes Geräth von Eisen in ihnen gefunden sei; aber durch genauere Untersuchung ergab es sich, daß die Gerippe und ihre Beigaben weit später in die Steinkisten beigesetzt worden waren. (Das Beispiel aus dem Lüneburgischen ist schon oben erwähnt.) Ebenso müssen Bronzeschalen, die in Priegnitzer Hünengräbern, und Celts, welche in englischen gefunden sind, erklärt werden. Die einzigen Ausnahmen von der Regel ergaben ein paar ovale Hünenbetten der Altmark und Mecklenburgs. Es sind aber keine Erz- oder Eisensachen, sondern, der Geschichte der Metalle gemäß von reinem Kupfer, dem ältesten Metalle, das die Menschen benutzten, weil es sich rein findet und leicht zu bearbeiten ist. Der Guß dieser Sachen ist übrigens ganz roh und durch Ueberarbeitung nicht verbessert, auch steht die Form dieser Kupferkeile den steinernen ganz nahe." Indessen lassen sich der entgegengesetzten Fälle doch noch mehrere anführen. In dem Steindenkmale bei Klein-Prezier im Lüneburgischen fand, wie von Estorff berichtet, ein Schäfer ein bronzenes Gefäß in Gestalt eines Grapens, nur mit Sand angefüllt. Die genauere Nachforschung ergab darauf Folgendes. Zunächst grub man ein großes Skelett aus, um dessen Leib sich die Ueberbleibsel eines starken ledernen Gurtes mit einer Schnalle und einigen Streifen und in der Gegend der Brust Perlen auf einem Drahte und eine Schnalle, Alles von Bronze befanden. Ein zweites Skelett trug ebenfalls einen Gürtel und in der Nähe des Halses lagen desgleichen Perlen und Schnalle. Ein drittes trug Ohrringe von Bronze, auch fanden sich "zwei erhaben geschlagene bronzene Hohlbleche mit einer Emailmasse in der Mitte und mit zwei Nieten auf ein anderes Bronzeblech befestigt." Drei andere Skelette wurde ohne Beigaben von Metall ausgegraben. Ebenso sollen in dem runden Hünenbette bei Gansau (in derselben Gegend) und zwar mitten in der Grabkammer ein menschliches Skelett mit vielen Holzfragmenten und viele bronzene Gegenstände gefunden sein. Als im Jahre 1812 ein Denkmal im lüneburgischen Amte Hitzacker gesprengt wurde, kamen eine bronzene Speerspitze und ein eben solcher Dolch zum Vorschein, die sich beide jetzt in der Sammlung des historischen Vereins für Niedersachsen in Hannover befinden. Ich bin geneigt, diese Funde einer Uebergangszeit zuzuschreiben. Daß man die sogenannte Steinperiode und die sogenannte Bronzeperiode nicht allzu scharf trennen darf, ist jetzt eine anerkannte Sache. Steingeräthe sind auch noch lange während der Bronzeperiode und selbst dann noch gebraucht, als man bereits das Eisen zu bearbeiten verstand. Es liegt auch gar kein unabweislicher Grund vor, die Steingeräthe ausschließlich einem besonderen Volke zuzuschreiben, das dann später von einem civilisirteren, dem die Bekanntschaft und die Verwendung der Bronze das Uebergewicht gegeben, vertrieben oder gar vernichtet worden sei. Man hat dies namentlich auch in Betreff der Pfahlbauten angenommen, die gleichfalls zum Theil der Stein-, zum Theil der Bronze- und selbst der Eisenpcriode angehören. Aber auch hier ist die Ansicht durchgebrochen, daß die Urbevölkerung der Steinzeit durch Charakter, Lebensweise und Industrie sich nicht schroff von der unterschied, die später die Bronze kannte, und daß das Phänomen der Seewohnungen von Anfang bis zu Ende nur eine allmälige und friedliche Entwicklung anzeigt. Und ein solcher stetiger Fortschritt in der Cultur, ohne Vertreibung oder Vernichtung der einen Bevölkerung durch eine andere läßt sich auch um so natürlicher mit Bezug auf unsere Geräthe annehmen, als es immer mehr an Wahrscheinlichkeit gewinnt, daß die Bronzesachen zunächst aus dem Süden eingeführt worden sind, wenigstens zum Anfange: später mögen die Eingeborenen dann selbständig gearbeitet, und ihre eigene Industrie weiter in dieser Richtung entwickelt haben. So erklärt sich das anfänglich sporadische Auftreten der Bronze, zumal in einzelnen Steindenkmälern, am einfachsten.

Die Frage überhaupt: von welchem Volke die Steindenkmäler errichtet worden sind, ist schwer zu lösen, besonders da die Verbreitung derselben durch die neueren Entdeckungen überraschende Dimensionen angenommen hat.

Schon vor längeren Jahren war es bekannt daß in Afrika auf den Platcaur des Atlas, dem ehemaligen Numidien ganz ähnliche Denkmäler vorkommen, aber diese Entdeckung blieb geraume Zeit unberücksichtigt, bis endlich der englische Archäologe Christy auf die Bedeutung derselben mit Nachdruck aufmerksam machte. Auf einem Plateau etwa dreißig Kilometer von Constantine entfernt, fand er viele Hunderte derselben, wovon dann 1865 von Begleiter Feraud eine Anzahl beschrieben und abgebildet worden ist, nebst den Geräthschaften, welche sich in den Gräbern, die geöffnet werden konnten, vorfanden. Andere Alterthumsforscher wie Berbrugger, von Bonstetten und Bertrand haben die Entdeckung weiter verhandelt und namentlich A. Desor ("Aus Sahara und Atlas. Vier Briefe an J. Liebig. Wiesbaden, 1865) hat das Verdienst, dieselbe unter uns näher bekannt gemacht und ihre Tragweite für die Erklärung einheimischen Denkmäler hingewiesen zu haben. (Vgl. auch Archiv für Antropologie 1866, II, S.261 und 1868, III, S.307) Letourneux theilt in einem Schreiben Desor (abgedruckt im Archiv für Anthropologie) die im östlichen Algerien vorhandenen Grabmonumente ein: 1) in solche, deren Ursprung den Berbern oder Libyern zuzuschreiben ist, 2) in sogenannte celtische, die eben mit den unserigen die nächste Verwandtschaft haben, und 3) in solche, die sich noch nicht genau classificiren lassen. Die ersten haben vermöge ihrer Construction und theilweise auch durch Inschriften ganz bestimmte Merkmale, so daß sie leicht vor den übrigen zu erkennen sind; die letzten könnten in Hinsicht ihrer Form zu einem erheblichen Theile mit den sogenannten celtischen noch in Verbindung gebracht werden. Indessen wollen wir dieselben einstweilen bei Seite lassen. Die sogenannten celtischen Denkmäler, die bis dahin nur vereinzelt in Algerien (zu Guyotville, zu Djelfa, auf der Straße von Guelma nach Constantine) bemerkt worden waren, finden sich im Osten der Colonie in unzähliger Menge. Es existiren deren mehrere Hunderte zu Noknia, bei Hammam Meskhoutin, am Fuße der südlichen Abhänge des Djebel Debagh, rings um den Djebel-bou-Abed, am Fuße der Hügel der Beni Salah, an den Quellen des Bou-Merzouk, wo auch Ausgrabungen veranstaltet worden sind - man kann überhaupt sagen, daß die Provinz Constantine damit besäet ist. Die Form derselben, wie die von Letourneux mitgetheilten Zeichnungen beweisen, hat mit den europäischen die größte Aehnlichkeit. Wir finden darunter Grabkammern über der Erde aus senkrechten Platten mit einem Decksteine so construirt, daß die eine Seite offen die übrigen vollständig geschlossen sind; bei anderen ist bei gleicher Construction die Langseite mit unregelmäßigen Blöcken, die große Lücken lassen, hergestellt auch die Schmalseiten sind ähnlich (mehrere Steine auf einander) aufgebaut. Dann wieder finden sich kolossale Decksteine über sehr niedrige Träger gelegt. Auch die Umfassungssteine, in einfachen und doppelten, selbst dreifachen Kreisen kommen vor. Bald liegen die Decksteine horizontal, bald haben sie sich auf der einen Seite geneigt, bald liegen sie sehr hoch, bald sehr tief - kurz! die verschiedene Construction unserer heimischen Steindenkmäler findet sich hier in mannigfaltigen Arten gleichfalls vertreten.

Während über den Ursprung der berberischen oder numidischen Monumente schon zufolge der daran befindlichen Inschriften kaum ein Zweifel besteht, hat die Erklärung, durch welches Volk hier die sogenannten celtischen Denkmäler errichtet worden sind, ihre sehr großen Schwierigkeiten. Zunächst bezeugt ihre überaus große Menge an gewissen Punkten, daß sie ihre Entstehung einer langen Reihe von Generationen verdanken und daß sie demnach verschiedenen Zeitaltern angehören. Andererseits läßt sich bei ihrer weiten Verbreitung über fast ganz Algerien und bei ihrer außerordentlichen Anzahl nicht annehmen - wie wohl Manche gethan haben - daß sie das Werk von Galliern, die in den römischen Legionen dienten, oder einer gallischen Auswanderung seien, die in der Geschichte weiter keine Spuren hinterlassen hat. Letourneux ist geneigt, sie daher gleichfalls den Berbern zuzuschreiben, zumal die ihnen sicher zugehörenden und die sogeuanntcn celtischen Monumente in einzelnen Formen zusammentreffen und sich nach beiden Seiten hin mancherlei Uebergänge leicht verfolgen lassen. Hierzu kommt noch die Zeitberechnung durch die darin gemachten Funde in Anschlag. Eine Anzahl dieser Denkmäler ward ausgegraben und es fanden sich darin ähnliche Gegenstände wie in denen von Europa so auch Töpfergeschirr und zwar rohes, d.h. halbgebranntes oder gar ungebranntes wie in den Pfahlbauten und wiederum anderes, das wohl gebrannt war; ferner kupferne Zierrathen, wie Ohrringe, kleine Fingerringe, Schnallen und Aehnliches, ja selbst eiserne Geräthe wurden vorgefunden - und andererseits Steinsachen darunter Beile von mannigfacher Form. Unter einem Steindenkmale am Bou-Merzouk zogen Christy und Feraud mitten aus Knochen und unversehrten Thongefäßen eine Medaille der Faustina hervor, und Letourneux entdeckte unter anderen Denkmälern von den Römern behauene Werkstücke und selbst Säulenschäfte. Das Denkmal vom Bou-Merzout ist also wenigstens bis 140 n. Chr. Geb. zu setzen und die Denkmäler mit römischen Steinarbeiten desgleichen in eine Epoche, die nur wenig zurückreicht vor den Einbruch der Vandalen und den Abzug der Römer. In dieser Zeit bewohnten aber nach den sichersten Zeugnissen die Numiden (Berber) dieses Land und man hat daher Grund zu der Annahme, daß die Numiden derartige Grabmäler bis in eine verhältnißmäßig neuere Zeit hinein errichtet und daß sie damit erst seit ihrer Bekehrung zum Islam aufgehört haben. Der Vergleich allerdings mit Denkmälern, die den Berbern ganz sicher zugelegt werden können, giebt dieser Annahme keine überall zureichende Stütze. Ebenso läßt sich fragen, ob allein den Berbern die in Afrika vorkommenden Monumente dieser Art zugeschrieben werden dürfen, ob nicht auch anderen Völkerschaften, und ob nicht überhaupt die Berber die Form dieser Denkmäler von einem älteren Volksstamme ererbt haben. Die Beantwortung dieser Fragen würde einen erheblichen Theil ihrer Schwierigkeit verlieren, wenn man die Berber mit den Tamhou identificiren könnte. Aus neueren Untersuchungen der Aegyptologen soll nämlich hervorgehen, daß die Aegyptier schon Jahrtausende vor der christlichen Zeitrechnung gen Westen mit den "Tamhou" verkehrt und schon 2800 Jahre vor Christi Geburt an diese eine Gesandtschaft geschickt haben. Diese werden, nach einer ferneren Annahme, auf ägyptischen Wandtafeln auch noch abgebildet angetroffen - Leute mit geradem schönem Profil weißer Hautfarbe, in Thierfelle gehüllt. Dieser weißen Bevölkerung nun, als deren Gebiet man Tunisien und Algerien annimmt, glaubt man, jene Steindenkmäler wohl zuschreiben zu können; man glaubt ferner, daß die Numiden und Berber deren Abkömmlinge sein möchten und daß diese darum die uranfängliche Begräbnisweise so lange Jahrhunderte hindurch beibehielten.

Indessen selbst durch solche Annahmen, ganz abgesehen von dem Dunkel, das auch über den Tamhou liegt, ist die Sache ihrer großen Schwierigkeiten noch keineswegs entkleidet. Es bleibt immer noch zu erklären, welches Verhältniß die europäischen Denkmäler zu den außereuropäischen einnehmen, und merkwürdig bleibt ferner die außerordentliche Verbreitung derselben überhaupt. Herr v. Bonstetten (essai sur les dolmes) hat in letzterer Hinsicht eine Karte, begleitet mit kurzen Angaben der betreffenden Gegenden und Orte, veröffentlicht, die, namentlich vervollständigt mit späteren Mittheilungen von anderer Seite, sehr belehrend ist. So giebt es in Malabar zwei Arten hierher gehöriger Steindenkmäler, die man die Steine der Pandu nennt, und die mit den europäischen eine überraschende Verwandtschaft zeigen. Die Sonnenschirmsteine (Kodei-Koull) bilden in gleicher Fläche mit dem Boden Höhlen, die in Hügel gegraben sind, in denen man unter Anderem neben menschlichen Gebeinen Eisensachen hindostanischer Herkunft findet. Die Topie-Koull oder Steingrabmäler, welche weder Knochen noch Instrumente zu enthalten scheinen und vielleicht Altäre sind, sind aus vier oder fünf rohen Steinen gebildet, über welche eine sehr breite, über die Träger hervorragende Deckplatte gelegt ist. In Carnatik, zwischen Madras und Bangalore, zu Puticondah ist ein Denkmal aus fünf senkrechten Steinen, die gleichfalls eine Platte tragen, in der Mitte von zwei Ringen kleinerer Blöcke. Diese Art von Denkmälern ist ziemlich häufig in der hohen Bergkette der Nilgherry. Cleghore in seinem Tagebuche über einen Ausflug in die Bergkette Anamalai (1858) - sie gehörte unter seine Forstdirection Madras - berichtet über ein von ihm im Tampachiegebirge entdecktes Hünengrab, das aus vier ungeheuren Blöcken und einem eben solchen Decksteine bestand. Außerdem sollen sie häufig bei Outramalour, District Chingleput zwischen Madras und Poudichery vorkommen und bei Chittoor (Präsidentschaft Madras) gar eine ganze Quadratmeile bedecken.

In Peräa, östlich vom Jordan, südlich vom Jabok bei Szalt (Namoth von Gilead) entdeckte Capitän Irby eine Gruppe von siebenundzwanzig Steindenkmälern, deren je vier Tragsteine der Breite nach gelegt waren und deren Deckstein über diese hervorstand. An der Nordseite des einen befand sich eine Oeffnung. Bei Hesban befindet sich eine andere Gruppe von gegen fünfzig Stück, ganz geschlossen. Zwischen Saffed und Sur (Tyrus) hat de Saulcy wenigstens zwanzig Denkmäler gesehen, die denen der Bretagne ganz analog sind, eins derselben ist mit einem Steinringe umgeben.

Gegen das östliche Ende des Kaukasus im Thale des Atakum sind fast würfelförmige Gräber, jede Seite ist ungefähr sieben Fuß lang. Sie bestehen aus vier aufrecht stehenden Platten, welche eine fünfte, auf der einen Seite etwas vorstehende, bedeckt; an der Vorderseite ist ein rundes Loch, durch welches man wohl den Kopf strecken, jedoch nicht eingehen kann. Es sind dies, sagen die Bewohner des Landes, Häuser welche die Riesen für die Zwerge bauten. Zu Gaspra in der Krim sind ähnliche, jedoch ohne Loch. Diese Art von Gräbern hat sich bei den Cirkassiern, bei den Bewohnern des obern Ratscha und zu Kutais bis in die neueste Zeit erhalten.

Die Denkmäler in Algerien haben wir schon erwähnt, aber wir wissen auch von zahlreichen Monumenten in Tunisien, wo die mit dem Lande wohlbetannten Eingebornen behaupten, daß sich solche in Ebba, Zuarin, Toual-ez-Zamel, El-Medina, Edja, Tuga und anderswo befinden. Auch im Tripolitanischen werden diese Denkmäler angeführt, desgleichen sind sie in Ober- Aegypten vorhanden.

Bezüglich Griechenlands kommen sie besonders in Morea vor. Italien soll sie (nach von Estorff) im ehemaligen Königreich Sardinien, und zwar in hoher Lage, besitzen. Auch bei Orvitello (Toscana) werden deren erwähnt. Desgleichen erscheinen sie auf Corsica.

In den Küstenprovinzen der pyrenäischen Halbinsel sind sie dann sehr häufig. In der Schweiz könnte möglicherweise nur ein einziges Denkmal existiren, im Canton Zürich (bei Hermetschwyl), dessen Echtheit übrigens dennoch fraglich ist. Für Frankreich bemüht sich A. Bertrand nachzuweisen, daß hier die Steindenkmäler sich nur westlich von einer Linie finden, welche von Brüssel nach Marseille gezogen würde, und verbindet damit die Darlegung, daß die hauptsächlichsten Gebiete derselben außer dem Bereiche der historisch berühmten gallischen Stämme liegen und mithin nicht von Galliern errichtet wurden. Uebrigens ist hier die Zahl derselben sehr bedeutend.

Auch die britischen Inseln, vor allem Irland, sind an diesen Denkmälern reich und massenhaft finden sie sich auch in den deutschen Nord- und Ostseeländern, und ferner in Jütland auf Fünen, Seeland nnd in dem schwedischen Schonen. Oestlich sind sie schließlich bis Königsberg zu verfolgen und südlich bis Thüringen und Liegnitz uud Oppelen in Schlesien. Weiter nach Osten hören sie gänzlich auf.

Es ist damit für die Verbreitung unserer Steindenkmäler eine ungeheure Ausdehnung angegeben. Ebenso ist für die Zeit, während welcher sie errichtet wurden, eine ungemein lange Dauer anzunehmen, eine um so längere, als solche großartige Todtenmale doch bestimmt nur für die Fürsten und Vornehmen des Volkes aufgethürmt wurden. Die gewöhnlichen Leute wurden ohne weiteres in die Erde versenkt. So findet man, namentlich in der Nähe der Ostsee, zuweilen ganze Reihen von Gerippen mehrere (mitunter acht) Fuß tief im Sande, die durch die beiliegenden Messer und Keile von Feuerstein derselben Periode wie die Hünengräber angehören. Allerdings ist der Inhalt der Hünengräber der verschiedenen Länder und Erdtheile noch nicht genügend bekannt geworden, aber schon nach den vorhandenen Resultaten darf man schließen, daß dieselben zum größten Theile freilich der fogenannten Steinperiode, eine Anzahl derselben aber - sowohl zufolge der mitgegebenen Geräthe von Bronze wie auch wegen manchmal vorkommender Ornamente - entschieden der sogenannten Bronzeperiode zuzuschreiben sind, wobei überhaupt ausdrücklich zu bemerken ist, daß eine schroffe Scheidung beider Perioden durch die bisherigen Funde sich gar nicht rechtfertigen läßt. Bezüglich der in Afrika gefundenen Denkmäler schließlich sind wir noch nicht sicher orientirt, indessen scheint hier festzustehen, daß die Zeitdauer derselben eine noch erheblich längere als die der europäischen ist.

Ziehen wir Alles in Betracht, so erscheint es unglaublich, daß alle die zahlreichen Steindenkmäler in Asien und Afrika und Europa sämmtlich von einem und demselben Volke herrühren. Nach der einen Meinung ist dies Volk von Indien aus, durch Feinde vertrieben oder durch Naturereignisse veranlaßt, nach Europa gewandert, hat sich in zwei Massen getheilt, von welchen die eine gen Norden in die Ostseeländer und von da den Küsten des Meeres entlang nach Westen und Süden zog, bis sie Afrika ihr Endziel fand, und von die andere Masse sich gleich in die südeuropäischen Länder verbreitete. Nach der andern Meinung ging die Wanderung von Indien aus erst über Afrika nach Europa. Beiden Ansichten stehen gerechte Bedenken entgegen, sobald es sich um ein Volk handelt, dem man sämmtliche Steindenkmäler ausschließlich zuschreiben will. Bei der Einfachheit der Steindenkmäler im Allgemeinen kann man sich nicht veranlasst finden, sie als etwas Charakteristisches eines Volkes hinzustellen, das von Land zu Land, von Erdtheil zu Erdtheil in langen Zeiträumen ziehend die gleichzeitige Cultur der übrigen Völker vernichtete. Auch wo keine Steindenkmäler sind, finden sich jene Steingeräthe, durch welche jene Periode besonders gekennzeichnet wird, besonders in den Pfahlbauten. Die Steindenkmäler sind darum Hervorbringungen eines allgemeinen Culturzustandes und nicht eines einzigen Wandervolkes, und die theilweisen Abweichungen in der Construction und in der Ausstattung der Denkmäler lassen sich so am einfachsten erklären. Welchen einzelnen Völkerschaften aber in den verschiedenen Erdtheilen und speciell wieder in den einzelnen Gegenden unsere Denkmäler zuzuschreiben sein dürften, ist eine Frage, die durch die bisherigen Forschungen noch nicht mit genügender Sicherheit beantwortet ist, ebensowenig wie es schon klar ist, in welches Verhältnis sie zueinander zu setzen sind. Ein gewisser Zusammenhang ist selbstverständlich keineswegs in Abrede zu stellen.“

F. H. Müller: "Vorchristliche Steindenkmäler"; Aufsatz in: "Westermanns Illustrierte Deutsche Monatshefte. October 1869, Band 27", S. 469-481

1.2 J. A. Bolten

Anmerkung:
Seit etwa 150 Jahren weiß man, dass diese Legenden auf die "Dithmarscher Kirchenhistorie" des Wöhrdener Pastors Dietrich Carstens (1695-760) zurückgehen. Im ausgehenden Mittelalter, aber auch auch noch bis in das 19. Jahrhundert hinein hielt sich die Vorstellung, dass die Großsteingräber heidnische Opferstätten gewesen sein sollen. Nicht nur der Prediger J. A. Bolten hat von den Opferaltären in Dithmarschen berichtet. Doch nicht nur Bolten, sondern auch andere Historiker fanden Gefallen an den Geschichten um das Urgermanentum in Dithmarschen. Erst Friedrich Christoph Dahlmann (1785-1860), er vollendete die Dithmarscher Neocorus-Chronik, hat Dietrich Carstens als Lügenpastor enttarnt.

Illustration einer heidnischen Opferstätte
(aus nebenstehend zitiertem Buch)

„Ditmarsische Geschichte
Erster Theil
Zweyter Abschnitt.
Vom Religions-Zustande
(...)
5. §
Sind die Opfer-Altäre bey Schrum werth gesehen zu werden: so verdienet dieses der Hain und der darinn befindliche Altar auf dem Brut-Kamp bey Abersdorf noch mehr. Man kann ordentlich mit einer Art von Schauer erfüllet werden, wenn man in dieses ehrwürdige Alterthum zum ersten male geht, sich der hier vor tausend Jahren gewesenen gottesdienstlichen Zusammenkünfte und gebrachten Opfer erinnert, durch die umhergepflanzten Baume auf den Gebrauch, die geschlachteten Thiere und Menschen daran aufzuhängen und sie mit deren Blute zu besprengen, geführet wird, und zugleich in der alten Weise, die Götter unter schattigten Bäumen an einem besonders hohen Platze - wo man die schöne Natur weit um sich her übersehen kann - zu verehren, etwas wirklich erhabenes und fast patriarchisches sindt. Es ist zu bejammern, daß solches alte Heiligthum immer mehr zu Grunde gerichtet wird, wie denn noch vor wenigen Jahren die hier gewesenen alten Eichen - welche, da man weiß, daß diese Bäume in einem besonders heiligen Ansehen gewesen, dem Platze ein noch feyerlichers Ansehen gegeben haben - niedergehauen worden. Doch ist der Hain[3] noch einigermaßen kenntlich. Er liegt etwas nach Südosten von Albersdorf, auf einer von Natur besonders hohen Gegend. Der Eingang ist zu Westen; außer dieser Oeffnung aber ist er in einem, acht Ruthen langen nnd vier Ruthen breiten Vierecke noch jetzo durch Baume eingeschlossen. Durch zwo von Norden fast nach der Hälfte des Hains gehende Reihen Bäume scheint derselbe wieder in drei Gemächer abgetheilet gewesen zu seyn. Der Opfer-Altar steht zu Osten[4] und ist 10 1/2 F. von Osten nach Westen lang, 8 1/4 F. von Norden nach Süden breit, und beträgt quer über von einer Ecke zur andern 12 1/2 F. so wie seine Dicke 44 1/4 F. ausmacht. Er ruhet auf fünf aufrecht stehenden Steinen, von welchen sich einer nach Osten, einer nach Süden, einer nach Norden, einer nach Südwesten, und einer nach Nordwesten sindt, zwischen welchen beyden letztern die Oeffnung zur Höhle ist. Um den Altar sind umher in einem Vierecke Steine - aber bey weitem nicht so große als um die Opferstäte bey Schrum - gesetzt gewesen, von welchen viele bereits entweder versunken sind oder weggenommen worden. Doch ist aus den noch vorhandenen deutlich abzunehmen, daß solche Umfassung beynahe aber nicht völlig die ganze Breite des Haines eingenommen, in der Länge aber von dem äußersten östlichen Ende desselben nur ungefähr zwo Ruthen nach Westen heruntergegangen. Alle Umstände, der kleine Umfang des Hains, worinn ein ganzer Distrikt wohl schwerlich Platz gehabt hat, der noch kleinere Inbegriff des wieder durch Steine abgesonderten Platzes, der Umstand daß dieser Altar nur allein liegt, und keine zween andere neben sich hat, und der Namen Brut-Kamp selbst, machen es bey mir sehr wahrscheinlich, daß hier hauptsächlich von angehenden Eheleuten ihre Opfer dargebracht worden; in welcher Meynung ich nicht allein Dietrich Carstens, sondern auch Christ. Detlef Rode [5] auf meiner Seite habe; wenn hingegen Westphalen einer andern Meynung ist, diesen Altar für einen Altar der Herthe oder der Frey hält - welches letztere mit meiner Vermuthung auch gern bestehen könnte, da Bräutigam und Braut sich vermuthlich an die Gottinn Freya mit ihren Gebeten und Opfern gewandt haben werden - und den Namen Brut-Kamp auf eine sonstige Art erkläretet [6]. Uebrigens kann noch bey diesem Gelehrten[7] - so wie bey einigen andern - eine Abbildung von diesem Altare gesehen werden, die jedoch dessen eigentliche Beschaffenheit nicht aufs deutlichste vor Augen legt. Eine Vorstellung nicht allein vom Altare, sondern auch vom Haine folgt hier bey: und ich hoffe, sie werde den Liebhabern der Alterthümer angenehm seyn.“

J. A. Bolten
Predigers zu Wöhrden
: "Ditmarsische Geschichte. - Erster Theil"
Flensburg und Leipzig in Kortens Buchhandlung, 1781 , S. 254-259

1.3 Peregrinus Pedestris

Peregrinus Pedestris könnte der Anonymus für James Edward Marston gewesen sein.[8] Er schrieb:

„Alle Nachrichten die man bei den alten Chronikenschreiber, über den Inhalt dieser Opfer-Altäre aufgezeichnet findet, stimmen auch völlig mit dem erwähnten Inhalt der Hünen-Gräber überein.

Diese auffallende ausnahmlose Uebereinstimmung führt natürlicher Weise zu der Vermuthung daß die sogenannten Opfer-Altäre nichts anders als unvollendete Hünen-Gräber seyen, in welchen die dafür bestimmten Asch-Töpfe noch nicht beigesetz,t folglich noch nicht mit Erde bedeckt, und dem Auge der Menschen entzogen waren.

Der Inhalt der Todten-Kammern dieser Hünen-Gräber, besteht, wie auch schon oben bemerkt, immer aus folgenden Gegenständen:

Töpfen mit gebrannten Menschenknochen
Ehernen Heftnadeln,
" Lanzenspitzen,
" Dolchen,
" Schwertern mit Griffen,
" Haarringe oder ähnlichem Schmucke,
" Schnallen mit Haken,
" Gürtelhaken, alles von demselben Metalle.
Keulen,
Lanzenspitzen,
Opfer-Dolche,
Opfer-Messer von Feuersteinen
Hammern und
Keulen von Serpentin.
Hamburg, Und steinernen Streitaxten.
Wenn man es als ausgemacht und bestimmt annehmen dürfte, daß die Urbewohner Nord-Deutschlands vor der großen Völkerwanderung von Norden oder Osten her, Celten, Kelten oder Gaelier waren, und daß die Hünengraber, - Todten-Hügel, - Ehrengänge, - und Riesenbetten nur ihnen angehörten, so würde ein solcher Celte mit seiner Lanze, - seinem Haarringe, - seiner Heftnadel in der Barenhaut, - und seinem Schwert auf dem beigefügten Bilde Nr. 16. dargestellt seyn.[9]

– "Der Holsteinische Tourist oder Wegweiser für Fußreisende in der Umgegend von Hamburg von Peregrinus Pedestris. Hamburg, Bei Perthes & Besser. 1833; ebd. S. 207f."

2 Beispiele

Die steinzeitliche Grabkammer "Brutkamp" in Albersdorf/ Kreis Dithmarschen besitzt den größten bislang in Schleswig-Holstein gefunden Deckstein mit einem Gewicht von ca. 23 Tonnen.
Die Grabkammer war ursprünglich mit einem Hügel bedeckt (s. vorhergehendes Foto bzw. PlusPedia-Artikel "Hügelgrab von Linden-Pahlkrug/ Dithmarschen")
Eine Archäologische Grabung in der Grabkammer selbst ist bislang nicht erfolgt.[10][11]
Eines der "Langbetten" ("Riesenbetten") im Bredenhoop bei Albersdorf/ Kreis Dithmarschen.
Diese um ca. 27000 vor Christus erbaute Grabanlage gehört zu einer Gruppe von insgesamt vier "Langbetten", welche zwischen 30 und 60 Meter lang sind.
Früher hielt man nur Riesen fähig und kräftig genug, die mächtigen Steine zu Hügeln zu schichten.
Die Strassenarbeiter, welche 1860 die Strasse von Heide nach Itzehoe durch Albersdorf bauten, holten sich von den Langbetten "Baumaterial" und zerstörten so diese Grabanlagen.
[12]
Das als "Dellbrücker Kammer" bekannte Großsteingrab in der Ortschaft Dellbrück bei Albersdorf (Kreis Dithmarschen) ist um 2700 vor Christus erbaut worden. Wie auch der "Brutkamp" in Albersdorf war dieses steinzeitichle Grab durch einen Hügel bedeckt.
Die erste bäuerliche Bevölkerung in der Steinzeit gehörte der sogenannten Trichterbecher-Kultur an. [13]
Die Grabkammer der "Dellbrücker Kammer".
Grabhügel eines noch teilweise bestehenden Stein-/ Bronzezeitlichen Gräberfeldes in der Nähe von Brickeln/ Kreis Dithmarschen - Schleswig-Holstein.
Grabhügel eines noch teilweise bestehenden Stein-/ Bronzezeitlichen Gräberfeldes in der Nähe von Brickeln/ Kreis Dithmarschen - Schleswig-Holstein.

3 Quellen und Einzelnachweise

  1. Carstens wurde später als "Lügenpastor" bekannt, da in seinen Berichten teilweise mittelalterliche Wertvorstellungen hinzudichtete. Bolten beschreibt in seinem 1781 veröffentlichten Bücher über die "Ditmarsische Geschichte" den Albersdorfer "Brutkamp".
  2. s.a. Abschnitt "Antiquarisches Wissen - F. H. Müller"
  3. Fußnote 27 auf S. 255: 'Ein Hain war hier im lande, wie auch anderswo, ein Hägen, d.i. ein Gehege, genannt; und J. G. Keysler in Antiq. Sept. et Celt. p.68. und aus demselben Hr. Past. Joh. Christian Dünnhaupt in seinen Beyträgen zur Deutschen Niedersächs. Gesch. und deren Alterthümer, 107. u. 108. S. zeigen, daß das Wort Hain aus Hägen entstanden. Das Dorf Hägen bey Hendstedt wird also von einem Gehege oder haine, so sich daselbst befunden, benannt seyn.'
  4. Fußnote 28 auf S. 255: 'Es erhellet hieraus, daß dieser Altar kein Todten-Altar, sondern ein Götzen-Altar gewesen. S. oben 26. Anmerk. 251. S.'
  5. Fußnote 29 auf S. 256: 'Er redet nicht allein in den cimbrisch-holstein. Antiquitäte-Remarques 73. u. f. S. sondern auch in novis literl maris baltici an. 1699. p. 286. - denn auch die letztere Schrift eingerückte, und von Westphalen praesat. ad. T. IV. Monum, inedit. p· 221. wiederholete nachricht ist sicher von ihm, und nicht wie Westphalen meynet, von Mellen - umständlich von gegenwärtigem Altare und Haine, und seine ausführliche und gelehrte Bemerkungen verdienen von einem Liebhaber hiesiger Alterthümer gelesen zu werden. Er erklärt an beyden Stellen den Namen Brut-Kamp durch Sponsae campus, und sagt, daß vielleicht von unsren alten überelbischen Sachsen, als Einwohnern des Landes Ditmarschen, hie insonderheit für junge Hochzeitsleute, Braut und Bräutigam, den Götzen oder dem Teufel geopfert worden. "wie denn - so setzt er am ersteren Orte 77. S. hinzu - gar schön Servius Honoratus (celeberrismus ille maiorum Genetium et veteris aeui interpres, Taubmanno judice) in Libr. III. Aeneid. Virque ager arari fine facrificcis poterat. Und Valerius Flaceus Libr. VIII. Argonaut. de Nuptiis Nasonis & Medeae spricht: Inde ubi facrificas cum Conjuge venit ad aras Aefonides."'
  6. Fußnote 30 auf S. 259: 'Er sagt, das Wort Brut-Kamp sey abzuleiten, nicht wie man gemeiniglich meynete, von der Frea, von dort gefeyerten Hochzeiten oder Gilden, auch nicht vom dänischen oder gothischen brode, briyt, und bryotur, mulcta, transgredior, sondern vom celtischen und angelsächsischen Brut, femita, via fortunata, Broyd, regioue, patria, Brutar, magnificenta. Seine hierüber noch beygebrachte gelehrte Anmerkung, verdienen gelesen zu werden, Praef. ad T. IV. p. 222. fq.'
  7. Fußnote 31 auf S. 259: 'Praes. ad T. IV,. Tab, II. Num. XXXI. - Auch führet er an, daß von Rhode in den Cimbr. Holst. Antiq. Rem. 71. S. (oder vielmehr 73. S.) von Melle nou liter. mar. balth. an 1699 p. 286 von Keysler antiqu. septentr. p. 44 von Falkenstein antiqu. Nordgav. p. 160. und von Montfaucon eine Figur von diesem Altare geliefert worden- Ein gleiches ist seitdem von noch mehreren geschehen.'
  8. Der Erst-Autor dieses Artikels
  9. Fußnote auf S. 208 in: "Der Holsteinische Tourist oder Wegweiser für Fußreisende in der Umgegend von Hamburg von Peregrinus Pedestris. Hamburg, Bei Perthes & Besser. 1833":
    Siehe Casper Danckwerth's neue Landbeschreibung.
  10. Dr. Volker Arnold: "Archäologischer Wanderweg rund um Albersdorf - Ein Führer zu den ur- und frühgeschichtlichen Denkmälern"; Verlag Boyens & Co.; ISBN: 3-8042-0551-8
  11. 23 Tonnen Decksteingewicht: tel. Auskunft Dr. Kelm (AÖZA)
  12. Infotafeln an den Langbetten "Bredenhoop/ Albersdorf".
  13. Infotafeln an der "Dellbrücker Kammer"

4 Siehe auch

5 Weblinks

6 Literatur

  • Ernst Probst: Die Hügelgräber-Kultur- Eine Kultur der Bronzezeit vor etwa 1600 bis 1300/1200 v. Chr. ISBN-10: 3-640-11174-5

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