Meldorf

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Die Meldorfer Südermühle.

Meldorf im Kreis Dithmarschen hat die geographischen Koordinaten: 54° 5' N, 9° 4' O.
Die kleine Stadt hat ca. 7500 Einwohner (Stand Sept. 2009).[1]

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1 Verkehrsanbindung

Erreichbar ist Meldorf über die beiden Bundesstrassen B5 und B431 sowie über die Bundesautobahn A23. Zudem besitzt Meldorf einen Haltepunkt an der Bahnstrecke Hamburg-Westerland und einen Sportboothafen im Meldorfer Speicherkoog. [1]

2 Kirchengeschichte

St. Johannis/ "Meldorfer Dom".

Geprägt wird das Stadtbild durch die St. Johannis-Kirche, in Dithmarschen stolz "Meldorfer Dom" genannt. Sie ist eine Station des Dithmarscher Jakobswegs.
Seit dem 9. Jahrhundert ist ein Kirchenbau an der Stelle der heutigen Kirche urkundlich nachweisbar. Bis in das 11. Jahrhundert war der "Meldorfer Dom" die einzige Kirche in Dithmarschen. Nach 1250 entstand ein gotischer Backsteinbau von dem in der Kirche selbst noch einiges zu sehen ist. Er präsentiert sich heute als dreischiffige Basilika mit einem dreijochigen Querhaus und einem Chor.

3 Archäologische Funde/ Historik

Es sind Funde aus der Frühzeit sowie aus der Wikingerzeit bekannt. Der bekanteste Fund, der in der Nähe Meldorfs gefunden wurde, ist eine Gewandspange ("Fibel von Meldorf"), welche aus der Zeit zwischen 50 und 100 n. Chr. stammen soll.[2][3]

Etwa im Jahre 1070 berichtet der Geschichtsschreiber Adam von Bremen über den Ort Meldorf als Mutterkirche Dithmarschens. Anzunehmen ist, daß es, neben Meldorf, zu dieser Zeit noch drei weitere Geestkirchspiele gab.
1140 werden insgesamt sechs Kirchspiele neben Meldorf urkundlich erwähnt.
Der Landstrich Dithmarschen war zu dieser Zeit, nach diesen Aufzeichnungen, in je drei Geest- und Marschkirchspiele aufgeteilt.[4]

1265 wurde Meldorf das Stadtrecht verliehen. Meldorf blieb, bis in das 20. Jahrhundert die wichtigste Stadt Dithmarschens.
1598 wurde Meldorf das Stadtrecht wieder aberkannt und wurde zum "Flecken"(s.a. Zitat unten). 1870 bekam Meldorf ihre Stadtrechte wieder.

4 Sehenswürdigkeiten

Sehenswürdig ist, neben den Dom, das "Schleswig-Holsteinische Landwirtschaftsmuseum Meldorf" mit dem, in den Sommermonaten geöffneten "Dithmarscher Bauernhaus".[5] Auch das "Dithmarscher Landesmuseum" lädt zu einem Besuch ein. Es wurde 1872 als "Museum Dithmarsischer Alterthümer" gegründet und beherbergt, u.a., den Pesel des "48er" Markus Swin.[6][7]

Das "Alte Pastorat".
Hier wurde Heinrich von Zütphen von den Dominikanern und Franziskanern "verhaftet".

Bei einem Spaziergang durch die schmalen Gassen des ehemaligen Klosterviertels trifft man unweigerlich auch auf das alte Pastorat, welches sich heute im Besitz der "Stiftung Mensch" befindet. Es werden dort kunstvolle Web- und Töpferarbeiten hergestellt und verkauft.[8]

Schon von ferne ist der Meldorfer Dom zu erkennen. Rechts am Bildrand die Meldorfer Südermühle.

5 Antiquarisches Wissen

5.1 J. Hanssen/ H. Wolf

„1. Meldorf
Gleich einer tausendjährigen Eiche, festgewurzelt in der Erde, und jedem Sturme trotzend, aber dennoch durch morsche Zweige ihr hohes Alter bekundend, also steht Meldorf da, tausend und über tausend Jahre Jahre alt, furchtbar oft bewegt von den Stürmen des Schicksals, aber, wenn auch nie denselben erliegend, so doch von heide, ihrer jüngeren Schwester, die schnell als Nebenbuhlerin wider sie auftrat, nicht weniger ihres alten Glanzes beraubt. Jedoch wie die Eiche merkwürdig ist und ehrwürdig ob ihres hohen Alters, also ist auch Meldorf jedem Dithmarscher merkwürdig und ehrwürdig; denn es hat die Zeiten sich wandeln gesehen und ist mit den Zeiten verwandelt worden.

Die Entstehung dieses von dem nördlich vorbeifließenden Mielestroms benannten Ortes verliert sich in die Zeiten des fernen Heidenthums, und läßt sich nicht mit Gewißheit ermitteln. Meldorf war und blieb bis auf die Zeiten der 48er Hauptort des ganzen Landes, und bekam schon im 13ten Jahrhundert von dem Erzbischof zu Bremen, Gerhard, der 1259 starb, Stadtrecht mit Bürgermeister und Rath.[9] Hier war der Sitz der Landesregierung und sämtlicher geistlicher und weltlicher Gerichte; denn hierher kam der Hamb. Domprobst, seit 1223 geistlicher Richter in erster Instanz, oder statt seiner sein Official, und versammelte die Geistlichen des Landes, die hier auch ihren Galand hatten, zur Gerichts-Synode; hier war es, wo Vögte, Richter und die Aeltesten aus allen Kirchspielen vor der Landesgemeine über Gerichtshändel, die man aus den Kirchspielen einklagte, in letzter Instanz entschieden; bis im 15ten jahrhundert mit Entstehung der 48er der Sitz weltlicher Herrschaft nach Hiede verlegt wurde. Zu Meldorf wurde seit 1336 der erste, und lange Zeit einzige Jahrmarkt im ganzen Lande gehalten, der, so weit es aus einem im genannten Jahre lateinisch abgefaßten Landesschlusse erhellt, jährlich drei Wochen stehen sollte. Späterhin, als mehrere Jahrmärkte hie und da entstanden waren, und mit dem Verlust der Landesfreiheit auch das Stadtrecht Meldorf's aufhörte, kamen laut Königl. Privilegii vom 10. Dec. 1611 statt des einen großen Jahrmarktes zwei kleinere, am Montage nach Judica und Kreuzerhöhung, und ein Freitags stattfindender Wochenmarkt. Lange lag der Ort, wohin gerade die einzige für ein Heer gangbare Straße führte, offen da. Erst 1511 faßte man den Beschluß, nach der neuen Kriegsweise ihn zu befestigen, ohne Zweifel ein Fehlgriff, der sich im letzten Freiheitskampfe hart bestraft hat; denn die nothwendige Folge dieser Befestigung war die Zersplitterung der Kriegsmacht, die jetzt den Hammen, dem Sammelplatze der Heere in alter Zeit entzogen wurde.

Furchtbare Verwüstungen hat Meldorf, so weit die Geschichte hinaufreicht, erlitten, nicht nur in den ältesten Zeiten, wo Christen und Heiden sich einander anfeindeten, sondern auch in den vielfachen Freiheitskämpfen, insbesondere 1403, 1500 und 1559, und in neuern Zeiten im 30jährigen und im Schweden-Kriege unter General Steebock. Was feindliche Völker hier nicht verwüstet hatten, zerstörte eine furchtabare Feuersbrunst 1538 am Freitage nach Judica, welche die ganze Spüderhälfte der Stadt bis an den Kirchhof in Asche legte. Doch sind weder breite gerade Straßen, noch schöne Häuser die Folge dieser Einäscherung und vielfachen Verwüstung gewesen. Allein wenn gleich Meldorf in dieser Beziehung dem späteren Heide weit nachsteht, fehlt es doch dem Orte nicht an Gebäuden, die dem Kenner der Geschichte reichen Stoff zur Betrachtung bieten. Als solche heben wir hervor:

1) Die Kirche. Ehrwürdig durch Alter und Bauart ist sie, wie eine Zierde des Ortes, so auch einer der höchsten Punkte in Dithmarschen, weithin sichtbar über Land und Meer. St. Johannes der Täufer ist ihr Schutzpatron, dem auch die erste Kirche geweiht war, die nach Carstens im Sandberge (Sanct Johannisberge) stand und ums Jahr 1000 etwa nach dem Mielberge verlegt wurde. Ohne Zweifel bestanden die ersten Kirchen aus Tafelwerk, aber daß die jetzige erst ums Jahr 1200 sey erbaut worden, wie Bolten es will, wird durch nichts bestätigt. Wurde doch schon im 11ten jahrhundert mit Erbauuung steinerner Gotteshäuser der Anfang gemacht, und warum sollte nicht auch diese Kirche, die erste im ganzen Nordelbingen, und, wenigstens bis ins 11te Jahrhundert hinein, die einzige Taufkirche von ganz Dithmarschen, damals schon ihre jetzige Gestalt erhalten haben? Wir sagen, ihre jetzige Gestalt, denn mag sie auch manche Veränderungen von Außen und Innen erlitten haben, so hat dennoch der nagende Zahn der Zeit sie in den vielen Jahrhunderten nicht vernichten können. Eine stumme Zeuginn wechselnder Schicksale durch jahrhunderte und der Andacht längst erloschener Geschlechter stand und steht sie da, unverletzt von den Flammen, die den Flecken verheerend an ihren feuerfesten Mauern sich brachen, und vor dem Frevel der wildesten Krieger selbst, wie durch Gottes hand bewahrt. Der Hauptwandel, den sie erlitten, ist der Verlust des Thurms, der um ein Drittheil höher, als der jetzige, den Seefahrer zum Wahrzeichen diente. 1435 brannte dieser nemlich ab, wahrscheinlich vom Blitze gezündet, und obwohl die Hamburger, als Seefahrende von den Meldorfers um Unterstützung angesprochen, reichlich mit Mauerkalk beisteuerten, wurdeder neuerbaute Thurm doch schon 1444 durch einen heftigen Sturm wieder umgeworfen, von wo an er wahrscheinlich seine jetzige Gestalt erhielt. Bedeutende Kleinodien, z.B. mehrere silberne vergoldete Kelche, Marienbilder, Kreuze, 3 vergoldete Kronen etc. waren in den Zeiten der Freiheit die Zierden dieser Kirche; aber Kriegeshand schonte auch des Heiligsten nicht. Kanzel, Altar und der vor dem Chore befindliche Ornat wurden im 17ten Jahrhundert geschenkt, und eine Wittwe Hansen zierte den Altar 1817 mit einer neuen Decke und 2 silbernen Leuchtern. [10] Die Orgel ist sehr groß, aber baufällig, und wird von einem Organisten, der zugleich Cantor ist, gespielt. Seit der Reformation dienten an dieser Kirche stets 3 Prediger, und von den 22 Hauptpredigern sind 16 hier gestorben. Dr. Hinrich Schmedenstedt mußte wegen seines Eiferns gegen die 48ger 1552 sein Amrt niederlegen. Johann Rogier kehrte 1554 wieder in sein Vaterland, nach England, zurück; M. Henning Muhle fiel wegen seines Anfeuerns zum Freiheitskampfe in Ungnade, und mußte flüchten, so wie auch Dr. Christian Matthiä, wahrscheuinlich Streitigkeiten halber, seinen Dienst aufgeben mußte, und nur Einer, nemlich der Probst Clasen, ist anderswohin versetzt worden. Der alte, neben der Kirche befindliche Gottesacker wurde 1811 geebnet, und zu Nordosten des Fleckens ein neuer angelegt, der 1 Morgen 260 Ruthen groß ist.

2) Das Hauptpastorat. Dieses Gebäude verräth schon durch seine außerordentlich dicken mauern, wie durch seine eigenrthümliche Bauart ein hohes Alter, und es ist mehr als wahrscheinlich, daß es, mit Ausnahme des Ao. 1600 gebaueten Süderflügels, hoch in die catholische Zeit hineinreicht. Eine sage, daß der Prior des Klosters hier gewohnt ahbe, wird durch nichts verbürgt, da es wohl in Abrede gestellt werden kann, daß schon in cathol. Zeit dieses haus die Hauptpfarrwohnung gewesen, und Heinrich von Zütphen, Bojes Gastfreund, von den Mönchen hier ergriffen sey. Vielleicht aber war anfangs der erste Geistliche an der Kirche zugleich Prior des Klosters, und so ließe sich die Sage denn erklären, daß das Pfarrhaus nicht allein mit dem Kloster und der Kirche vermittelst eines unterirdischen Ganges in Verbindung gestanden habe, sondern auch, wie es noch jetzt deutlich die Form anzudeuten scheint, zu Osten mit einem Thurm versehen gewesen sey. Nach jener Sage führte dieser unterirdische Gang von dem Keller des Hauptpastorats sowohl nach dem 38 Ruthen fernen Kloster, als auch nach der 32 Ruthen fernen Kirche, wo er hinter dem Altar wieder hervorkam; außerdem führte noch ein anderer unterirdischer Gang geradewegs von dem Kloster nach der Kirche. Zu des Probsten Peter Sander's Zeit war der jetzt gänzlich vermauerte Eingang in der Nordermauer des kellers zwar noch da, aber so versteckt, daß keiner ihn ahnen konnte. Ein Zufall führte auch hier, wie in so vielen anderen Dingen, zur Entdeckung. Der Probst hielt nemlich in den jahren 1711 oder 1712 einen Bedienten und ein Mädchen, die mit einander freien und einstens im keller sich jagen. Das Mädchen läuft in die Oeffnung (die noch vior einigen Jahren 10 Fuß gegen Norden ging, dann ihre Richtung nach Westen nahm, woselbst sie noch etwas tiefer war, und zu einem Nebenkeller benutzt wurde,) hinein; der Bediente spornstreichs hinterher, und ehe sie sichs versehen springt eine Thür offen, und plötzlich befinden sie sich in einer dunklen Kammer. Da wird ihnen aber doch schwul, und hinaufeilend holen sie ein Licht, um die Sache näher zu untersuchen. Was sich ihren Blicken gleich darbietet ist eine Lade, die sie öffnen und voll Silberzeug finden. Davon nehmen sie gleich etwas mit zu ihrem Herren hinauf, der ihnen aber die strengste Verschwiegenheit gebietet.

So die Sage. Ob und was an der Sache wahr ist, läßt sich wol schwerlich in unseren tagen mehr ermitteln. Doch reicht jene Sage bis zu Probst Sander's Zeit hinauf, denn sie findet sich auf einem vom Compastor von Anken, der 1810 starb, ins Probstei-Archiv niedergelegten Blatte. Dieser von Ancken war ein Sohn des 1690 zu Meldorf gebornen Johann von Anken, der 1724 hier zweiter Compastor und 1741 Hauptpastor und Probst wurde. "So viel" schreibt jener erstgenannte von Anken "ist wenigstens gewiß, und habe ich von meinem sel. Vater oft erzählen hören: 1) Daß der Bediente und das Mädchen des Probsten sich nachher geheirathet, und eine nach ihren Umständen große Aussteuer von ihrem herrn bekommen haben, man sagt: ein haus mit Mobilien. 2) Das auf Königl. Befehl eine Anzahl Soldaten mit einem Offizier im Jahre 1714 (wenn ich nicht irre) eine Untersuchung vorgenommen, jedoch nichts gefunden haben, vielleicht, weil sie die Sache verkehrt anfingen, und statt in die Quere zu graben, blos den Weg von der Probstei nach der Kirche hie und da untersuchen."

Die Sage will auch noch, daß in diesem Gange die Apostel von Silber in Lebensgröße wären aufbewahret worden.

3) Die hohe Schule. Sie verdankt ihre Enstehung dem alten Kloster, wie denn auch die Gegend des Fleckens, wo die Schulgebäude sich befinden, der Klosterhof genannt wird. Dieses Kloster, welches außer einigen Kornlieferungen die Zinsen von 12.000 Mark Capital hatte, wurde Anfangs nach Vertreibung der Mönche zu einer evangelischen Nebenkirche eingerichtet. Bald nachher aber beschlosse die 48ger die Einkünfte des Klosters zum gemeinnützigen Gebrauche für Dithmarschen zu verwenden, und davon eine gute Schule zu stiften. Reimer Wohldereich, 48ger zu Lunden und Schwiegersohn der Wiebe Jungen, ward im jahre 1540 den 19ten Juny zu diesem Werke ersehen. Das Kloster nebst seinen Einkünften wurde nunmehr an die Meldorfer Gemeine übergeben, und an der neugestifteten Schule wurden 3 Lehrer angestellt, welche die Klostergebäude zu Dienstwohnungen und Schulzimmern, an Gehalt aber, der Rector 100 Gulden, Conrector 100 mark, und der Cantor 60 Mark jährlich erhielten. Jndeß mit der Freiheit verschwand die Blüthe und der Wohlstand des Landes, und durch die schrecklichen Kriege gingen wahrscheinlich die Einkünfte des Klosters verloren, so daß man 1585 in einer Kirchspielsversammlung den Beschluß zu fassen sich genöthigt sah, das alte immer mehr verfallene Kloster niederzubrechen, und zu anderen gebäuden des Kirchspiels zu verwenden. Dieser Beschluß wurde jedoch nicht aufsgeführt, und wenn auch die Schule mehrere Jahre ihrer Auflösung nahe war und aus Mangel an Bedsoldung häufig Lehrstellen unbesetzt blieben, erwachte sie jedoch um 1630 durch den Landvogt N. Bruhn und dessen Verwandte zu neuem leben. Diese familie schenkte nicht nur selbst ein Bedeutendes an die Schule, sondern bewirkte auch, daß wie der damalige Probst im Visitationsprotokoll sich ausdrückt, viele gutherzige Christen zur Vervbesserung derselben ein Ehrliches aben: so daß nicht nur das Rectorat wieder besetzt, eine neue Wohnung für Rector und Conrector erbauet, sondern sogar 1648 ein vierte unstudierter Lehrer, der zugleich die Geschäfte eines Küsters mit besorgte, angestellt werden konnte. Diese Vermehrung der Lehrerzahl war nothwendig, denn der Cantor konnte alle diejenigen Knaben, die ohne studieren zu wollen, diese damals einzige Schulanstalt benutzen, unmöglich gehörig vornehmen. In dieser Verfassung blieb die Schule bis 1814, wo Gelehrte- und Bürgerschule völlig getrennt, und dem Küster die höhere Knabenclasse an letzterer allein übertragen wurde. Im Jahre 1821 wurde dem dritten Lehrer, der von jetzt an Subrector hieß, das Amt des Vorsängers in der Kirche abgenommen, und noch ein vierter studierter Lehrer als Collaborator angestellt, nachdem ein früherer Beschluß der Regierung, die Schule nach Heide zu verlegen, durch das Vermächtniß des Vollmacht Bütje rückgängig gemacht, und die Fortdauer dieser Anstalt an diesem Orte für immer gesichert war.
(...)

4) Die Armenschule hier einer eigenen Erwähnung verdient. Schon das Aeußere des Gebäudes mit dem, vor 3 Jahren für 5000# gebauten, Schulzimmer von 68 Fuß Länge und 25 Fuß Breite würde, wenn es nocht so versteckt läge, die Aufmerksamkeit des Fremden auf sich ziehen. Ein eigenes Gefühl aber ergreifgt den, des zum ersten Mal in diese, von 300 Kindern und darüber angefüllte Schulstube tritt.
(...)

Der Hafen, in den die Einfahrt schwer ist, liegt eine halbe Stunde vom Flecken, und wird, mit Ausnahme der Kornladungen im Herbste, nur von Einem regelmäßig jede 14 Tage nach hamburg gehenden Ever besucht.

Von den 3 Windmühlen in Meldorf gehört die zu Norden liegende dem Könige.“

J. Hanssen/ H. Wolf aus: "Chronik des Landes Dithmarschen von J. Hanssen und H. Wolf; Langhoffsche Buchdruckerei; Hamburg 1833"; ebd.: S. 17 - 28 (in Auszügen)

5.2 Peregrinus Pedestris[11]

„Nach einer für uns sehr belehrenden und genußreichen Stunde nahmen wir mit vielem Danke Abschied von demselben, und eilten nun weiter aus unserer vorgenommenen Fußtour über - Brickeln, - Frestedt, - und Windbergen nach

Meldorf,

das in einer Entfernung von zwei kleinen Meilen liegt. Anfangs ist der Weg nach Brickeln noch ziemlich unterhaltend, vorzüglich zeichnen sich kleine Wälder sowohl nah als fern aus; nur hatten diese anmuthigen Bilder keine Seen, in deren stillen Gewässer sie sich hätten spiegeln können.
Es war lediglich das hohe Alterthum von Meldorf, und Ditmarschens überhaupt, das uns bewog, selbiges zu besuchen, um etwas davon zu sehen und erzählen zu können, ehe wir nach Hause zurückreiseten.
Die älteste Erwähnung Meldorf's unter den Annalisten könnte man schon um's Jahr 788 antreffen.[12]
Im Jahre 788, nach dem Tode des Königs der Wenden, Visilaus II., soll sein Volk seinen Bruder und rechtmäßigen Erben Aribert (dies ist sein Tauf-Name) welcher damals in fränkischen Diensten stand, und folglich ein Christ war, nicht für seinen König haben erklären wollen, welches auf Anstiften zweier seiner Vetter Trasco - Trasico - und Ceodag, unter dem Vorwande, daß Aribert die christliche Religion angenommen hätte, geschehen seyn soll. Die Wenden, - Obotriten und Wilzer sollen zu den Waffen gegriffen haben, Aribert ihnen bis Faldera oder Neumünster entgegen gegangen, sein Anschlag auf Oldenburg ihm aber fehl geschlagen seyn, und er sich nach Miltorpe - Meldorf haben zurückziehen müssen. Die Wenden sollen ihm hieher gefolgt seyn, und blutige Spuren zurückgelassen haben, bis endlich Karl der Große um's Jahr 788 sich seiner annahm, und die Wenden zwang, ihn für ihren König zu erkennen.
Um das Jahr 803 lieset man in den alten Chroniken[13] von einer damals befestigt gewesenen Miltenborg - Meldorf.
Mit mehrerer Zuverläßigkeit kommt der Name Milenthorp - Meldorf - bei Adam von Bremen vor, wenn derselbe meldet, daß Bischof Willerich hieselbst um's Jahr 804, das ist zu der Zeit Karls des Großen, fleißig die Kirche visitirt habe; und Langebeck meint, daß solches von ihm um's Jahr 818 geschehen sey, und zum Schutze der Bau einer kleinen Festung, deren Platz noch jetzt die Burg heißt, veranstaltet worden sey. Die Ueberbleibsel von dieser Burg sind bei Carstens erwahnt.[14][15].
Im Jahre 843, noch zu Anschars Zeiten, waren in allen diesen nordalbingischen Theilen nicht mehr als vier Taufkirchen vorhanden, nämlich: - zu Hamburg, - zu Meldorf, - zu Heiligenstedten, - und zu Schönefeld.
Die ditmarsischen Geschichtschreiber melden, daß im elften Jahrhunderte der Graf von Ditmarschen, Siegfried II., mit den Wenden, welche noch in Nordalbingien den Meister spielten, viel zu schaffen gehabt habe.
Anfangs sei der Erzbifchof Unwan nach Ditmarschen gekommen, und habe die Befestigung von Meldorf veranstaltet, um für die Sicherheit der dortigen Pfarrkirche Sorge zu tragen, weil man damals einen Einfall der heidnischen Slaven oder Wenden zu besorgen alle Ursache hatte.
Der Erzbischof Libentius II. hat ebenfalls im Jahre 1029 bis 1033 dem Stifte vorgestanden. Auch der berühmte Erzbischof Adalbert, welcher in den Jahren 1124 - 1148 diese Würde bekleidete machte, um's Jahr 1126 nach Meldorf eine Visitations-Reise. Helmold meldet, daß derselbe damals über die Elbe gegangen, um Hamburg und die nordalbingische Provinz zu visitiren, nach der Stadt Meldorp gekommen sey, und hier den Vicelin in seiner Gesellschaft gehabt habe. Er fügt hinzu, wie hier in Meldorp die Einwohner von Faldera - jetzt Neumünster - bei dem Bischof gewesen wären, und ihn um einen Priester ersucht hätten, worauf er ihnen gedachten Vicelin mit gegeben, der als Volksredner so sehr gefallen habe, daß die Ditmarser ihm öfters nach Neumünster nachgereiset wären, um seine Predigten zu hören. Die ditmarsischen Annalisten melden ferner, daß er selbst oft von Neumünster wieder nach Ditmarschen gekommen sey, und manchmal auf dem öffentlichen Markte zu Meldorp gestanden, und Gottes Wort gepredigt habe.[16]
Die Stadt ist in der dänischen Geschichte sehr bekannt als der Geburtsort eines berühmten und seiner Kriegskenntnisse halber angesehenen Feldherrn in königlich dänischen Diensten, Namens Hinrich von Meldorf. Schon im Jahre 1248 führte er Erichs IV. Völker wider Abels, des Herzogs zu Schleswig Residenzstadt, an, und eroberte sie; auch im Jahre 1250 sollte derselbe das Heer des Königs wider Holstein führen.
Im Jahre 1303 - 1304 klagte der Hamburgische Rath bei den Ditmarsern, daß sich bei ihnen im Lande einige Leute aufhielten, welche die Elbe durch Räubereien unsicher machten; und es ließ derselbe sie durch einen der dortigen Rathmänner; Namens Godschalk von Billa, bitten solche Räuber dahin zu bringen, daß sie von diesem ihrem Handwerke ganz abstehen müßten. Die Ditmarser fanden solches Verlangen ganz billig, und forderten diejenigen auf, welche einiger Verdacht fallen konnte, vor die Versammlung des Landes; dieses geschah zu Meldorp, ein Beweis, daß die Stadt als die damalige Hauptstadt des Landes zu betrachten ist; auch die darüber abgefaßte, den Hamburgern zugeschickte Schrift, ist aus Meldorf 1304 datirt.[17]
Als einige hundert Jahre spater die Landleute von Ditmarschen ihre Freiheit errungen hatten, sollen sie dieses so befestigt haben, daß König Hans zu Dänemark und Herzog Friederich zu Schleswig-Holstein im Jahre 1500 diese Festung mit stürmender Hand erobern mußten;[18]; auch im Jahre 1559 konnten König Friederich II., Herzog Hans und Herzog Adolph, wie auch Graf Anton zu Oldenburg die besagte Festung bei Belagerung sie nur so erobern. Bei dieser Gelegenheit ward Stadt von den wütbenden Soldaten rein ausgeplündert.
Meldorf liegt an der Miele, einem kleinen Flusse in Süderditmarschen, der bei Tensbüttel entspringt und im Norden Meldorf, das seinen Namen davon bekommen hat, nachdem er den Fredebeck und Fiel aufgenommen hat, in die Nordsee fällt, wo er einen kleinen Hafen bildet. Seine Entfernung von Hamburg ist 14, - von Wilster 4, - von Itzehoe 5, - von Heide 2, - von Glückstadt 6 Meilen. Mehr als 25 Dörfer sind mit der Stadt eingepfarrt. Sie ist der Sitz des Gerichts der ganzen Landschaft. Der Hauptbetrieb der Einwohner besteht im Handel mit Korn, - Butter, - Käse, - Vieh, und Ackerbau.
Das Wappen dieser Stadt besteht aus einem großen Schlosse mit fünf Thürmen.“

– "Der Holsteinische Tourist oder Wegweiser für Fußreisende in der Umgegend von Hamburg von Peregrinus Pedestris. Hamburg, Bei Perthes & Besser. 1833"

6 Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 "Fremdenverkehrsverein Meldorf"
  2. "weblexikon.de: Fibel von Meldor"
  3. "Der Kelten-Shop: Runen"
  4. "Christian-Albrechts-Universität zu Kiel - Geschichte zum Anschauen in Schleswig-Holstein: Spuren bäuerlichen Selbstbewußtseins in Dithmarschen: Themen/ Dithmarschen als Bauernrepublik"
  5. "Webangebot des "Schleswig-Holsteinisches Landwirtschaftsmuseum" "
  6. "Webangebot des "Dithmarscher Landesmuseum" "
  7. "Markus Swin - Aus Dithmarschen Wiki"
  8. "Webangebot "Stiftung Mensch - Altes Pastorat"
  9. Fußnote im Orginaltext: "Ein Siegel aus dieser Zeit, wo Meldorf den Namen Stadt (evitas) führt, vom jahre 1265, findet sich im hamb. Stadtarchiv."
  10. Fußnote im Orginaltext: "Zwei Leuchter, die früher zur zeit der Freiheit hier waren, raubte ein Adlicher in der letzten Fehde, und schenkte sie an die Kirche zu Bohren in Angeln."
  11. Peregrinus Pedestris könnte der Anonymus für James Edward Marston gewesen sein. (Der Erst-Autor dieses Artikels)
  12. Fußnote auf S. 295 in: "Der Holsteinische Tourist oder Wegweiser für Fußreisende in der Umgegend von Hamburg von Peregrinus Pedestris. Hamburg, Bei Perthes & Besser. 1833":
    Siehe Carstens rohe Entwürfe c. S. 94. 95.
  13. Fußnote auf S. 296 in: "Der Holsteinische Tourist oder Wegweiser für Fußreisende in der Umgegend von Hamburg von Peregrinus Pedestris. Hamburg, Bei Perthes & Besser. 1833":
    Siehe das Ranzauische Manuskript, S. 18 19.
  14. Fußnote auf S. 296 in: "Der Holsteinische Tourist oder Wegweiser für Fußreisende in der Umgegend von Hamburg von Peregrinus Pedestris. Hamburg, Bei Perthes & Besser. 1833":
    Siehe Carstens rohe Entwürfe. Thl. 2. S. 54.
  15. Noch heute wird ein am Marktplatz befindlicher Häuserblock das Burgviertel genannt. (Der Erstautor dieses Artikels
  16. Fußnote auf S. 297 in: "Der Holsteinische Tourist oder Wegweiser für Fußreisende in der Umgegend von Hamburg von Peregrinus Pedestris. Hamburg, Bei Perthes & Besser. 1833":
    Siehe Cypräus Annal. episcop. Selswic. p. 139. Helman's süderdimars. Kirchenhist. S. 28. Boltens Ditmarschen. Th. 2 p. 260
  17. Fußnote auf S. 298 in: "Der Holsteinische Tourist oder Wegweiser für Fußreisende in der Umgegend von Hamburg von Peregrinus Pedestris. Hamburg, Bei Perthes & Besser. 1833":
    Der Vertrag selbst findet sich bei Schuback. p. 279.
  18. Es wird die "Schlacht bei Hemmingstedt" am 17. Febr. 1500 gemeint. Zuvor hat die "Schwarze Garde" im Auftrage des Königs und des Herzogs Meldorf erobert. (Der Erstautor dieses Artikels)

7 Weblinks

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