Lunden/ Dithmarschen
Der kleine aber alte Ort Lunden in Dithmarschen hat 1.650 Einwohner und wird vom Amt Kirchspielslandgemeinden Eider verwaltet.
Für die täglichen Einkäufe stehen den Bürgern ein großer Supermarkt, Metzgereien, Bäcker und ein Baumarkt zur Verfügung. Auch einige Handwerksbetreibe haben sich angesiedelt.
Die ärztliche und medizinische Versorgung wird durch sechs Ärzte und Zahnärzte sowie eine Apotheke sichergestellt.
Neben dem Kindergarten existiert eine Grund- und Gemeinschaftsschule sowie eine Förderschule.
Mit dem "NaTour-Centrum Lunden" in der Wilhelmstrasse ist eine kulturelle Kombination zwischen Museum einerseits und einer Naturkundlichen Ausstellung über das Gebiet rund um Lunden gelungen.
Die St.-Laurentius-Kirche ist die zweite Pilgerkirche des Dithmarscher Jakobswegs.
1 Antiquarisches Wissen
1140 wird Lunden als eines der sechs Urkirchspiele Dithmarschens erwähnt.
1.1 J. Hanssen/ H. Wolf
„Lunden und dessen nächste Umgebung gehören zu den Oertern, über welche uns die ältesten Nachrichten aufbewahrt sind.
Schon im 12ten Jahrhundert hatte das Bremer Erzstift hier große Privatbesitzungen, die Waldemar 2. für 200 Mark Silber 1217 kaufte, und wo er eine Festung anlegte, Lin genannt, wie es heißt, um das er kürzlich mit dem dänischen Reiche verbundene Land zu zügeln, vielleicht aber auch, um seine Güter gegen die Überfälle der Dithmarscher zu sichern. Höchst wahrscheinlich ist dieses Lin das jetzige Lunden. Nach erlangter Freiheit kommt hier übrigens keine Festung mehr vor.
Das Kirchspiel, welches noch jetzt die Kirchengemeinde St. Annen mit in sich faßt, 2066 Morgen groß ist, hauptsächlich aus Marsch besteht und gegen 3200 Einwohner hat, umschloß im Jahre 1281 auch noch das jetzige Kirchspiel Hemme. Letzteres ist freilich schon vor Mitte des 14ten Jahrh. davon getrennt, aber auch so blieb dieses Kirchspiel noch eins der größten im Lande, und es darf uns nicht wundern, daß Lunden zur Zeit der Freiheit von so großer Bedeutung war.
Auf der der äußersten Nordspitze einer von der Weddingstedter Sumpfgegend nordwärts sich ziehenden Sanddüne, mitten zwischen Marsch und Moor belegen, war es, wie P. Mohr sagt, die mächtige Schutzwehr des Landes in der tiefen, weiten und die äußerste Nordgränze des deutschen Reiches umlaufenden Eiderbucht gegen der Friesen unaufhörliche Ueberfälle.
Hier lebten berühmte Geschlechter, die Nannen und Swinnen, und der Reichthum der Bewohner gab sich nach Neoc. durch herrliche und stattlich gebauete Häuser kund. Kein Wunder, wenn den Lundenern das Stadtrecht der Meldorfer ein Dorn im Auge war, bis sie es endlich auch dahin brachten, daß am 27. Febr. 1529 von dem ganzen Lande in allgemeiner Versammlung das Stadtprivilegium ihnen Kraft eines mit dem Insiegel der 48 Regenten versehenen Briefes verliehen wurde. Durch dieses Stadtrecht erhielt der Ort vorwiegendes Ansehen im Norden, und wenn gleich mit der Eroberung des Landes Lunden aufhörte eine Stadt zu seyn und ein Flecken wurde, hatten doch bis zur zweiten Theilung 1581 die Oberbeamten hier ihren beständigen Aufenthalt, und selbst seit ganz Norderdithmarschen Einem Landesherrn angehörte, behielten lange Zeit mehrere von den ersten beamten hier ihren Sitz, bis endlich das immer mächtiger werdende Heide sämmtliche Oberbeamte an sich zog. Das Ansehen, so wie der damit verbundene Wohlstand mußten daher in demselben Grade von Lunden weichen, wie Heide an beiden zunahm, und nach Aufhebung des Lundener Gerichts 1781 war es um die Bedeutung Lundens völlig geschehen.
14) Der Lundener Koeg mit 2 Höfen.
Die hiesige dem heil. Laurentius geweihete Kirche ist alt und groß, und hatte in catholischer Zeit 9 Altäre. Als 1559, wie Neoc. berichtet, von der Stadt Lunden "6 Stige Huser in der Weide van einer vornehmen Fruwen angestickt und mit der Kerken vorbrent" wurden, scheinen die Mauern doch stehen geblieben zu seyn, so wie auch der Thurm, den der Blitz 1783 einäscherte. An der hiesigen Kirche dienten immer 2 Prediger, und von den 18 Vorwesern des jetzigen Pastors sind wahrscheinlich 17 hier gestorben. Nur von dem Pastor von Somm wissen wir gewiß, das er von hier gegangen; er kam 1733 als Hauptprediger nach Wesselburen.
Der romantische Kirchhof erinnert durch viele Denkmäler sowol an die alte Heldenzeit, als auch an die vormalige Bedeutung Lundens.
Auf das Lundener Kloster werden wir später zurückkommen.
Gegenwärtig sind hier 2 Gilden, von denen aber die sogenannte Vogelgilde nur noch 3 Mitglieder zählt. Merkwürdigerweise ist die 1508 gestiftete Panthaleonsgilde, deren Zweck Unterstützung der Armen ist. Jährlich am Panthaloenstage, dem 28. Juli, hält sie ihre Sitzung und hat jetzt ein Capital von 4173 Mark. 22 kleine Brodte werden wöchentlich an eben so viele Arme ausgetheilt.
Lunden hält jährlich 2 Vieh-, Pferde- und Krammärkte, den 4 April und den 9 Oktober, wovon letzterer als Füllenmarkt von nicht geringer Bedeutung ist. Im Kirchorte stehen 3 Mühlen.
Eingepfarrte Oerter.
1) Krempel.
2) Flehde.
3) Dahrenwurth.
4) Groß- und Kleinlehe.
5) Wollersum. Hier ist eine Fähre über die Eider und ein hafen, von wo aus viele Kornladungen versandt werden. Früher soll Wollersum ein großes Dorf mit 2 Mühlen gewesen seyn, allein 1599 mußte es ausgedeicht werden, und wurde 1601 von den Einwohnern verlassen.
Diese 5 Dörfer kommen schon 1231 unter dem namen Cremböll, Flede, Tharenword, Lae und Ulversum in Waldemars Lagerbuche vor, wo auch die 4 Oerter Melsword, Ysmädowä, Aendebytel und Mets (metz) genannt werden, welche längst von der Eider fortgerissen sind.
6) Süderbargen, wovon 7 Häuser zu Hemme gehören.
7) Noderbargen.
8) Rehm mit einer Mühle; östlich liegen 2 kleine Seen.
9) Flederwurth.
10) Groven, wovon 2 Häuser zu hemme eingepfarrt sind. Ein früheres Groven soll von der Eider verschlungen worden seyn. Steinbackerei.
11) Mahde.
12) Preil.
13) Nesserdeich; vormals war Neeß ein großes Dorf.
“– J. Hanssen/ H. Wolf aus
: "Chronik des Landes Dithmarschen von J. Hanssen und H. Wolf; Langhoffsche Buchdruckerei; Hamburg 1833"; ebd.: S. 83 - 85
2 Quellen
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