Ostpreußen

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Die heutige polnisch-russische Grenze teilt das ehemalige Ostpreußen
Ostpreußen war eine Provinz des Staates Preußen und von 1933 bis 1945 ein Gau in Deutschland. Die Hauptstadt war Königsberg. Ostpreußen hatte 1941 laut amtlichen Angaben rund 3.336.800 Einwohner. Mit einer Fläche von 52.731 km² war es größer als das heutige zweitgrößte deutsche Bundesland Niedersachsen.
Grenze von Ostpreußen zur Zeit der Weimarer Republik (Karte von 1926)
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1 Geschichte

Ostpreußen war von der Eroberung durch den Deutschen Orden im 13. Jahrhundert nacheinander Ordensstaat, eigenständiges Herzogtum, mit Brandenburg vereinigtes Herzogtum, Teil des Königreichs Preußen, Bestandteil des Deutschen Reichs und wurde 1945 zwischen der Sowjetunion und Polen aufgeteilt.

1.1 Vorgeschichte

1.2 Königreich Preußen

Am 29. Dezember des Jahres 1700 traf Friedrich III., damals Kurfürst der Mark Brandenburg und Herzog von Preußen, mit großem Hofstaat in Königsberg ein. Am 14. Januar 1701 ritten 60 prächtig gekleidete Adlige, gefolgt von 24 Trompetern, zwei Paukern und einer Kompanie Reiter durch die Stadt und verkündeten dem Volk ein bevorstehendes großes Ereignis. Am 17. Januar stiftete Friedrich den Schwarzen Adlerorden. Am darauffolgenden Tag fand dann im Audienzsaal des Schlosses die feierliche Krönung des Kurfürsten zum König von Preußen statt. Der Souverän dokumentierte seine Unabhängigkeit von jeder geistlichen Gewalt dadurch, dass er im Audienzsaal (also einem weltlichen Raum) sich selbst und seiner Gemahlin die Königskrone aufsetzte. Anschließend nahm er die Huldigung der Stände entgegen und wurde in der Kirche von Bischof Ursinus gesalbt. Damit war Ostpreußen nun Teil des Königreichs Preußen.[1][2]

Der neue König verpflichtete den Adel zum Schlossbau und stellte ihm dazu seine Baubeamten zur Verfügung. Viele Entwürfe dafür fertigte sein aus Frankreich stammender Hofbaumeister Jean de Bodt. Die Ausführung überwachten die Landesbaumeister und Baudirektoren. So entstanden in wenigen Jahrzehnten die barocken Schlösser Schlobitten, Friedrichstein, Finckenstein, Dönhoffstedt, Sanditten, Wildenhoff und viele andere mehr.

Ostpreußen befand sich bereits einige Jahre vor der Krönung von Friedrich III. am Rande einer großen Finanzmisere, als die von 1709 bis 1711 im Land wütende Pest es vollends zum Ruin brachte. Die Seuche traf den Norden und Osten Ostpreußens besonders hart. Von den etwas 600.000 Menschen, die damals dort lebten, wurden 240.000 hingerafft, also rund 40% der Bevölkerung. 80% dieser Opfer lebten im nördlichen Teil Ostpreußens. Dort starben ganze Dörfer aus und die kirchliche sowie staatliche Ordnung drohte sich aufzulösen. Fast 11.000 Bauernstellen wurden wüst. Das unbestellte Land verunkrautete und versteppte. Auch in Königsberg war ein Viertel der Bevölkerung an der Pest verstorben. Der neue König stand also vor gewaltigen Aufgaben.[3][4]

Der preußische König Friedrich II. bestimmte 1772, dass das bisherige Königreich Preußen, vereinigt mit dem Ermland, fortan den Namen Ostpreußen führen und dafür westlich davon die Provinz Westpreußen gegründet werden sollte.

1.3 Deutsches Reich

Die Provinz Ostpreußen war 1900 in die zwei Regierungsbezirke Gumbinnen und Königsberg eingeteilt. 1910 hatte die Provinz eine Fläche von rund 37.000 km² und 2.064.175 Einwohner.[5]

1.3.1 1918 bis 1932

Keine andere Provinz des Deutschen Reiches wurde durch die Bedingungen des Friedens, den die Reichsregierung am 28. Juni 1918 in Versailles unter Protest unterzeichnete in stärkerem Maße betroffen als Ost- und auch Westpreußen: Das Gebiet nördlich der Memel mit der Hälfte der Kurischen Nehrung, 2.656 Quadratkilometer mit 141.000 Menschen, wurde ohne Abstimmung von Ostpreußen abgetrennt. Es hatte seit der Zeit des Ordens immer zu Ostpreußen gehört. Seine Bewohner waren zum Teil am Ende und nach der Ordenszeit aus dem benachbarten Litauen eingewandert, und hatten ihre heimatliche Umgangssprache beibehalten, waren aber längst ihrer Gesinnung nach Preußen und Deutsche geworden. Wenn man sie gefragt hätte, hätten sie sich in großer Mehrheit zu Deutschland bekannt. Indem man aber irrtümlich oder absichtlich Sprache und Nationalität gleichsetzte, erklärte man das Memelland für litauisch. Es erhielt zunächst eine französische Besatzung, wurde dann 1923 von den Litauern durch einen Handstreich annektiert und dieser Zustand von den Siegermächten anerkannt. Ohne Befragung und gegen den vielfach bekundeten Willen der Bevölkerung wurde auch das zum Kreis Neidenburg gehörende Soldauer Land von Ostpreußen abgetrennt, 500 Quadratkilometer mit 25.000 Einwohnern. Nicht die Tatsache, dass ein Teil der Landbevölkerung masurisch sprach wie in den benachbarten Abstimmungsgebieten, war dafür maßgebend, sondern allein der Umstand, dass die Stadt an einer Bahnlinie lag, die aus Gründen der Verkehrspolitik in polnische Hand kommen sollte. Soldau hatte bis dahin nie zu Polen, sondern immer zu Preußen gehört. Am schlimmsten war für Ostpreußen die Aufteilung der Schwesterprovinz Westpreußen. Der größere, links der Weichsel gelegene Teil (15.864 Quadratkilometer mit 965.000 Einwohnern) wurde ohne Abstimmung Polen zugesprochen. Danzig mit einem kleinen Hinterland (1914 Quadratkilometer mit 331.000 Einwohnern) wurde ein Freistaat unter beschränkter polnischer Oberhohheit. Von dem rechts rechts der Weichsel und Nogat gelegenen Teil Westpreußens wurde der Kreis Elbing zu Ostpreußen geschlagen, während in den anderen vier Kreisen Marienburg, Stuhm, Marienwerder und Rosenberg die Bevölkerung darüber entscheiden sollte, ob sie zu Polen kommen oder bei Deutschland verbleiben will. Auch in weiteren 11 im Süden Ostpreußens gelegenen Kreisen war solch eine Abstimmung vorgesehen. Die Abstimmung am 11. Juli 1920 ergab in beiden Gebieten überwältigende deutsche Mehrheiten: Im Bezirk Marienwerder votierten beispielsweise 92,4% der Bevölkerung für einen Verbleib beim Deutschen Reich und im Bezirk Allenstein waren es sogar 97,9%. Als polnisch gesinnt bekannten sich nur wenige Tausend in den Kreisen Stuhm und Allensteiner-Land. Diese Teilgebiete wurden als nationale Minderheiten anerkannt und respektiert. [6]

Ostpreußen war durch diese völkerrechtswidrigen Bestimmungen nun vom Reich abgeschnitten und militärisch praktisch schutzlos. Die meisten Verkehrsadern, durch welche der Wirtschafts- und Handelsverkehr geflossen war, waren nun zerschnitten oder abgeschnürt. Die Nachbarstaaten Ostpreußens verfolgten eine rigorose Zoll- und Tarifpolitik, die nicht auf den zwischenstaatlichen Handel sondern nur auf die vermeintlichen Interessen der eigenen Wirtschaft ausgerichtet war. Dazu kamen die nach dem verlorenen Krieg im gesamten Deutschen Reich herrschende allgemeine Verarmung und Inflation.

Doch entschlossene Politiker kämpften dagegen an: Die Wirtschaft wurde durch die 1920 gegründete Deutsche Ostmesse gefördert, die sich allmählich zu einem wichtigen Umschlagplatz für den ganzen osteuropäischen Handel entwickelte und auch von der Sowjetunion beschickt wurde. Der Verkehr durch den Polen angegliederten Korridor wurde 1921 im Pariser Abkommen geregelt, so dass Personen- und Güterverkehr in beschränktem Ausmaß möglich war. Eine neue Verkehrsverbindung über See von Pillau nach Lübeck einerseits, bis nach Finnland andererseits wurde mit dem Seedienst Ostpreußen geschaffen. Der neu eingerichtete Königsberger Flughafen unterhielt Flugverbindungen nach Berlin, Stockholm, Riga und Moskau. Um die Wirtschaftskraft von Ostpreußen zu stärken und die Menschen im Land zu halten wurden auch vermehrt Fabriken gegründet. Dies gelang aber nur in beschränktem Ausmaß. Die Landwirtschaft blieb das Rückgrat der ostpreußischen Wirtschaft. Diese war auf einem hohen Stand: Vieh- und Pferdezucht waren vorbildlich, und mit den Überschüssen an Getreide, Kartoffeln und Fleisch konnten etwas doppelt soviel Menschen ernährt werden, wie in Ostpreußen lebten. Allerdings erschwerten die Ungunst des Klimas und die Verkehrslage den Absatz der landwirtschaftlichen Erzeugnisse zu Preisen, welche die Produktion lohnten. So verschuldete sich die Landwirtschaft in zunehmendem, schließlich kaum noch tragbarem Ausmaß. Das Reich und der Staat halfen mit Ostpreußenprogrammen und Entschuldungsaktionen, sowie 1931 mit dem Osthilfegesetz so gut sie konnten. [7]

1.3.2 1933 bis 1945

Der Aufstieg der NSDAP ging nicht von Ostpreußen aus: Keiner der führenden Parteigenossen stammte aus Ostpreußen. Man betrachtete die neue Bewegung des Nationalsozialismus in Ostpreußen mit Misstrauen und Unbehagen, denn es war viel Unpreußisches an ihr. Man war in Ostpreußen konservativ oder liberal oder in ärmeren und ungebildeten Gesellschaftsschichten auch sozialistisch eingestellt, was ja alles in der preußischen Tradition stand. Unpreußisch waren dagegen der nationalistische Überschwang und die totalitäre Behandlung der Menschen, welche die NSDAP vertrat. Wenn die NSDAP auch in Ostpreußen zahlreiche Anhänger gewann, dann deshalb, weil die abgeschnittene Provinz in besonderer Weise von den schädlichen und als ungerecht empfundenen Folgen des Versailler Schandfriedens, der Weltwirtschaftskrise und dem Anwachsen der kommunistischen Gefahr betroffen war. Die NSDAP versprach all diese negativen Zustände zu beseitigen.[8]

Nach der Machtergreifung hatte die Politik der NSDAP auch in Ostpreußen Erfolge zu verzeichnen: Die das gesamte gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben lähmende Massenarbeitslosigkeit wurde innerhalb kurzer Zeit durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und auch Aufrüstungsbemühungen (z. B. Bau von Kasernen und Flugplätzen) beseitigt. Die Kriegsmarine beschäftigte auf der Königsberger Schachauwerft 1939 allein 12.500 Menschen. Auch der Plan des Gauleiters Erich Koch zur Industrialisierung Ostpreußens konnte einige Erfolge erzielen: So wurde u.a. die Königsberger Zellstoff-Fabrik auf dem Sackheim wieder in Gang gebracht, neue Fabriken wurden errichtet sowie Arbeitsplätze geschaffen und die Autobahn von Königsberg nach Elbing erbaut. Die Umsätze des Handels, die Verkehrsleistungen der Eisenbahn, der Schifffahrt und besonders des Königsberger Hafens, die Zahlen der Aussteller und Besucher der Ostmesse sowie die Steuerkraft der Bürger zogen deutlich an.

Aber auch die Schattenseiten des Nationalsozialismus zogen schon früh in Ostpreußen ein: Die SPD und die Gewerkschaften wurden verboten, ihre Zeitungen eingestellt und ihr Vermögen beschlagnahmt. Die altehrwürdige Hartungsche Zeitung stellte ihren Betrieb ein. Von sieben Königsberger Zeitungen bestanden Ende 1933 nur noch drei, und diese verbliebenen Zeitungen vertraten keine eigene politische Meinung mehr. Wie die Presse wurden auch alle Behörden, Schulen und Hochschulen, öffentlichen Körperschaften, Industrie- und Handwerkskammern der Rundfunk und Vereine gleichgeschaltet. Dagegen missglückte den Nationalsozialisten die Gleichschaltung der Kirchen: Obwohl die Pfarrer bespitzelt, und viele von ihnen verhaftet und verurteilt wurden und obwohl es in Ostpreußen auch viele parteitreue Deutsche Christen gab, schloss sich der Kern der evangelischen Pfarrerschaft in der regimekritischen Bekennenden Kirche zusammen. Vom Ausmaß der Reichskristallnacht und der späteren Judenverfolgung erfuhr die Bevölkerung aufgrund der gleichgeschalteten Presse fast gar nichts. Die Existenz von Konzentrationslagern war weitgehend unbekannt.

1.4 1945 bis heute

Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der nördliche Teils Ostpreußens mit Königsberg von der Sowjetunion annektiert, und zwar noch vor dem Potsdamer Abkommen. Dabei wurden Millionen von Deutschen von den Sowjets völkerrechtswidrig und mit Gewalt aus ihrer ostpreußischen Heimat vertrieben. Der südliche Teil kam unter polnische Verwaltung und entspricht nach der polnischen Gebietsreform von 1999 der heutigen Woiwodschaft Ermland-Masuren. Der nördliche Teil kam zum überwiegenden Teil zur russischen Oblast Kaliningrad, die Bezirke Klaipėda und Tauragė kamen zu Litauen.

2 Siehe auch

3 Literatur

  • Fritz Gause: Geschichte des Preußenlandes, Verlag Gerhard Rautenberg, Leer 1970
  • Erich Weise (Hrsg.) Handbuch der Historischen Stätten - Ost- und Westpreußen, Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1966

4 Weblinks

5 Einzelnachweise

  1. Christopher Clark: Preußen - Aufstieg und Niedergang 1600–1947, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn, 2007, S. 93
  2. Deutsches Historisches Museum: Preussen 1701 - Essays, Verlag Henschel, 2008, S. 234 ff.
  3. Fritz Gause: Geschichte des Preußenlandes, Verlag Gerhard Rautenberg, Leer, 1970, S. 51 und 52
  4. Wilhelm Sahm (Hrsg.): Geschichte der Pest in Ostpreußen, Conrad Thies, 2020, (Originalausgabe in Leipzig im Jahr 1905), S. 46 ff.
  5. Preußische Provinzen 1910
  6. Fritz Gause: Geschichte des Preußenlandes, Verlag Gerhard Rautenberg, Leer, 1970, Seite 83 und 84
  7. Fritz Gause: Geschichte des Preußenlandes, Verlag Gerhard Rautenberg, Leer, 1970, Seite 87 und 88
  8. Fritz Gause: Geschichte des Preußenlandes, Verlag Gerhard Rautenberg, Leer, 1970, Seite 89

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