Auszug der Israeliten aus Ägypten

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Zug der Israeliten durch das Rote Meer

Der Auszug aus Ägypten oder Exodus (lateinisch für „Auszug“) ist eine Erzählung von der Rettung der Israeliten aus der Sklaverei im alten Ägyptens, die im Buch Exodus in der Bibel in Kapitel 1–15 zu finden ist. Damit beginnt im Tanach (bzw. in der Tora) die besondere Geschichte Israels mit seinem Gott Jahwe. Diese theologische Ursprungsgeschichte Israels ist eins der zentralen Themen in der Religion des Judentums. Die älteste bekannte außerbiblische Erwähnung des Exodus ist ein durch Diodorus Siculus[1] zitierter Text aus den Aigyptiaka von Hekataios von Abdera (ca. 300 v. Chr.). Die Datierung des Auszuges aus Ägypten erfolgt auf die Zeit um 1.000 v. Chr. anhand unterschiedlicher Quellen.

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1 Stand der Wissenschaft

1.1 Situation in Ägypten

Übersichtskarte zum Auszug aus Ägypten

Im Alten und Mittleren Reich war Ägypten eine absolute Monarchie und Theokratie. Der Pharao erließ alle Gesetze und wurde als Mittler zwischen dem Menschen und den Göttern angesehen. Mehr im Hintergrund wirkte der jeweilige Hohepriester.

Im Gegensatz zur weit verbreiteten Auffassung gab es in Ägypten nur wenige Menschen, die Sklaven im engeren Sinn waren, meistens Kriegsgefangene aus Nubien und Syrien-Palästina. Thutmosis III. z. B. kehrte aus seinem Feldzug nach Kanaan (1457 v. Chr.) mit 90.000 Sklaven zurück. Auch wurde der Pyramidenbau nicht von Sklaven, wie es Herodot falsch berichtet hat, sondern von gewöhnlichen Arbeitern geleistet, die für ihre Arbeit entlohnt und in der Gesellschaft teilweise hoch geachtet wurden.[2] Einige waren zwangsverpflichtet und wechselten turnusmäßig, andere waren dauerhaft beschäftigt.[3]

Wie die Israeliten nach Ägypten kamen und welche Beziehungen zwischen Israeliten und Ägyptern bestanden, wird in der Bibel an mehreren Stelle beschrieben. Laut Gen 37,28 EU wurde Josef (Sohn Jakobs) als Sklave nach Ägypten verkauft, konnte sich dort aber hocharbeiten und holte seine Familie später nach. Bekannt wurde Josef in Ägyptenvor allem durch seine Traumdeutungen (Gen 41 EU), wodurch er zum Vizekönig aufsteigen konnte (Gen 41,40 EU). Demnach gab es eine Zeit des friedlichen Zusammenlebens zwischen beiden Völkern. Josef hatte mit einer Ägypterin namen Asenat zwei Kinder: Ephraim und Manasse.

Die zehn Plagen (siehe Ex 7,17 EU, Ex 8,1 EU, Ex 8,13 EU, Ex 8,16 EU, Ex 9,1 EU, Ex 9,10 EU, Ex 9,22 EU, Ex 10,12 EU, Ex 10,21 EU, Ex 11,4 EU), die nach der Bibel über das Land Ägypten zogen, sind in der kurzen Aufeinanderfolge historisch nicht nachweisbar.[4] Teilweise handelt es sich um Erscheinungen, die sich natürlich erklären lassen. In der ersten Plage wurde das Wasser des Nils vergiftet und rötlich gefärbt. Die Rotfärbung des Wassers und das Sterben ist auf die Algenblüte (rote Tiden) z. B. der Gattung Alexandrum zurückzuführen. Weitere Plagen waren u.a. Frösche, Stechmücken und Stechfliegen, wobei vor allem die Viehwirtschaft und Landwirtschaft betroffen war (Viehpest, Schwarze Blätter). Wahrscheinlich ereigneten sich diese Plagen über einen längeren Zeitraum. Eine mögliche Ursache, die das Zusammentreffen mehrerer Plagen erklären könnte, ist der Ausbruch des Vulkans Thera[5] auf der Insel Santorin, der wahrscheinlich um das Jahr 1470 v. Chr. begann und weitreichende Folgen hatte.[6] Die Plage der Heuschrecken ist nicht ungewöhnlich für die Region. Die neunte Plage ist offensichtlich eine Sonnenfinsternis. Die letzte Plage ist so zu deuten, dass man durch die Tötung des Erstgebornen die Blutslinie symbolisch kappte.

Offenbar gab es in Ägypten damals auch einen religiösen Streit, in dem Mose eine wichtige Rolle spielen konnte (siehe Ex 7,1 EU). Solche Auseinandersetzungen gab es zum Beispiel unter Echnaton (14. Jahrhundert v. Chr.), was als zeitliche Zuordnung hilfreich sein kann. Deutlich ist aber, dass sich die Situation für die Israeliten seit Josef geändert hatte: sie wurden unter anderem beim Bau der Städte Pitom und Ramses eingesetzt und ausgebeutet (Ex 1,11 EU).

1.2 Zeitliche Zuordnung

Nach Ansicht einiger Autoren soll es keinen Auszug aus Ägypten im geschilderten Ausmaß gegeben haben. Einer der Gründe ist, dass über den jüdischen Kalender der Auszug aus Ägypten nicht mit dem wissenschaftlichen Zeitstrang in Einklang gebraucht werden kann. Zudem wird kontrovers diskutiert, ob das „biblische“ Israel mit dem historischen Israel der vorexilischen Zeit (vor 597 v. Chr.) übereinstimmt. Auf der einen Seite stehen Forscher, welche die Historizität der Auszüge Israels aus Ägypten zumindest in ihren Grundzügen verteidigen, auf der anderen Seite solche, welche die Historizität des Exodus mehr oder minder radikal bestreiten. Wesentliche historische Bezüge wie etwa der Bau von Pyramiden fehlen in der Bibel völlig.[7][8] Einige Forscher gehen sogar soweit, dass die Exoduserzählung nicht auf eine bestimmte historische Situation zugeschnitten ist, sondern aus einer langen Erfahrungsgeschichte Israels erwachsen ist. Die hieraus resultierende Offenheit der Erzählung soll den israelitischen Nachfahren ermöglichen, „den Pharao“ in wechselnden politischen Situationen immer wieder neu mit den aktuell bedrohenden Potentaten gleichsetzen zu können. Jan Assmann prägte den gedächtnisgeschichtlichen Ansatz, der nicht mehr danach fragt, „wie es eigentlich gewesen“ ist, sondern danach, wie man sich daran erinnerte. So dürften sich mit der Exoduserzählung verschiedene historische Erinnerungen verknüpft haben, beispielsweise an die Hyksos, an die ägyptische Kolonialherrschaft in Kanaan während der späten Bronzezeit, an die Gruppe der Apiru und an Wanderbewegungen während der Seevölker-Zeit. Die religiöse Auseinandersetzung und die Symbolik könnte ein Hinweis auf Tutenchamun sein, der wahrscheinlich eines gewaltsamen Todes starb. Eine totale Sonnenfinsternis gab es zum Beispiel am 24. Juni 1312 v. Chr., die gut zu beobachten war.[9]

Datiert wird der Auszug aus Ägypten - soweit er als historisches Ereignis verstanden wird - meist nach 1.600 v. Chr. bis 1.300 v. Chr.,[10] spätestens aber in das 12. Jahrhundert vor Beginn der heutigen Zeitrechnung. Verschiedene Forscher gehen davon aus, dass die Exoduserzählung nicht auf eine bestimmte historische Situation zugeschnitten ist, sondern aus einer langen Erfahrungsgeschichte Israels erwachsen ist. Die hieraus resultierende Offenheit der Erzählung soll den israelitischen Nachfahren ermöglichen, „den Pharao“ in wechselnden politischen Situationen immer wieder neu mit den aktuellen ägyptischen Machthabern gleichsetzen zu können. Dazu können Pharaonen wie Ramses II., Merenptah oder Ramses III., aber auch die assyrischen und babylonischen Fremdherrscher wie Sanherib und Nebukadnezzar II. gehören.[11]

2 Mose als Schlüsselfigur

Es gibt eine Gleichsetzung des Mose mit Bay (auch Beja oder Baja), einem Würdenträger der 19. Dynastie, der unter Sethos II. (um 1200 v. Chr.) amtierte und bei der Inthronisation von dessen Nachfolger Siptah eine wichtige Rolle gespielt haben soll.[12] Sein Titel ist als „Großer Schatzmeister des ganzen Landes“ überliefert, und er soll unter Sethos auch die Funktion des Kanzlers ausgeübt haben.

Als Persönlichkeit der ägyptischen Geschichte, die die biblische Beschreibung des Mose beeinflusst haben kann, ist ein „königlicher Butler“ oder „erster Truchsess des Königs“ semitischer Herkunft in Erwägung gezogen worden, der in Dokumenten aus der Zeit von Ramses II. und Ramses III. mit dem ägyptischen Namen Ramsesemperre (Rˁw-msj-sw-m-pr-Rˁ, „Ramses im Haus des Ra“) vorkommt und hauptsächlich diplomatische Funktionen gehabt haben soll. Von ihm werden auch Baschan als Herkunftsort, Jwpʿ als Vatersname, und die Bezeichnung Bn-’zn überliefert, die als „Sohn der Gehorsamkeit“ als Ehrentitel oder als Bezeichnung einer Stammesangehörigkeit interpretiert worden ist. Als Diplomat soll Ramsesemperre die ägyptischen Interessen gegenüber den Schasu oder in deren Stammesgebieten vertreten haben.[13]

Zudem gibt es die Hypothese, die biblische Mosegeschichte könnte nach dem Vorbild der Geschichte von Amenmesse um 450 v. Chr. verfasst sein. Amenmesse (13. Jahrhundert v. Chr.) sei ein Sohn des Pharao Merenptah, für den er einen Krieg gegen Aufständische führte, und identisch mit dem Vizekönig von Kusch (Kurzname: Mase-saja – vollständiger Name: Amun-masesa). Seine Biographie weise weitestgehende Übereinstimmungen zu der Biographie Moses auf.[14]

3 Gründe und Folgen

Als Gründe, warum Moses die Israeliten aus Ägypten führte, werden in der hebräischen Bibel mehrere angeführt. Es gab die Sklaverei in Ägypten, von der die Israeliten besonders betroffen waren. Aus Angst vor Vermehrung der Israeliten und einem möglichen Sklavenaufstand ließ der Pharao die Knaben töten (Ex 1,22 EU). Das abrahamitische Selbstverständnis war religiös-demokratisch (Verwaltung über einen 12-er Rat), hingegen wurde Ägypten immer mehr religös-diktatorisch verwaltet.

Nach der Volkszählung wurden den Menschen Aufgaben zum Betrieb der verschiedenen Wirtschaftsbereiche zugewiesen. Daraus entwickelten sich die Zwölf Stämme Israels. Diese haben sich über die Jahrtausende gewandelt:

  • 1.) Benjamin, ? (Wahrscheinlich Jagd)
  • 2.) Gad, Hirten
  • 3.) Sebulon, Fischer
  • 4.) Ruben, Wasserversorgung
  • 5.) Ascher, Dattelbau
  • 6.) Ephraim, Landwirtschaft (Getreide)
  • 7.) Naftali, Viehzucht
  • 8.) Manasse, Weinanbau und Obst
  • 9.) Simeon, Handwerker
  • 10.) Issachar, Warenaustausch
  • 11.) Juda, Kultur und Musik
  • 12.) Dan, Mediziner
  • 13.) Levi, Priester

In der hebräischen Bibel wird erwähnt, dass die Israeliten zunächst im Gebiet des Nildeltas lagerten, dann durch die Wüste und das Rote Meer zogen. Tatsächlich handelt es sich nur um einen Ausläufer des Roten Meeres, nämlich den Golf von Akaba (1. KÖNIGE 9:26). Die Bibel besagt auch, dass die Israeliten nach der Durchquerung des Roten Meeres zum Berg Gottes (Berg Sinai) kamen. Ein Berg auf Karten von Saudi-Arabien wird dort Djebel al Lauz genannt (wörtlich „Berg des Gesetzes“, siehe GALATER 4:25 und 2. MOSE 24:16-17).[15] Somit können die Gebiete, die besiedelt wurden, gut eingegrenzt werden.

4 Zusammenfassung

Der Auszug aus Ägypten kann als der Beginn sämtlicher mosaischer Religionen - Judentum, Islam und Christentum - gesehen werden und führte zu den mosaischen Zehn Geboten. Zudem war die mosaische Volkszählung eine der ältesten Volkszählungen in der kulturellen Entwicklung der Menschheit.

Folgt man zudem den Ansatz, dass Moses eine Kampagne anführte, mit dem Ziel die Oberschicht der Ägypter durch die Abschaffung des Sklaventums zu zivilisieren, so kann man von einem politischen Reformversuch reden. Über diplomatische Verhandlungen war offenbar wenig zu erreichen, so dass die Infrastruktur Ägyptens attackiert wurde.

Die Angriffe sind aus heutiger Sicht mit einer Guerillataktik vergleichbar und werden mit den Zehn Plagen in der hebräischen Bibel beschrieben. Welche Symbolik dahinter steckt, kann nur vermutet werden. Bekannt ist, dass in Ägypten der Erfolg der Ernte durch die Nilschwemme bestimmt wird. Bei einer nicht rechtzeitigen Bestimmung der Nilflut wird die Ernte regelrecht ins Wasser gefallen sein. Nach der letzten Plage sollte keiner mehr behaupten können, dass er Nachfahre einer ägyptischen erstgebornen Stammlinie mit göttlichen Rechten ist. So wurde Aaron als erstgeborenem und nicht Moses das Amt des Hohenpriesters zugeteilt. Dies weist zugleich auf einen Religionsstreit hin, der sich nachweislich mehrmals im alten Ägypten ereignet hat, kann jedoch ebenso der Abrenzung der jüdischen Religion gedient haben.[16]

Des weiteren hat die Kampagne bewirkt, dass viele Menschen Ägypten verließen und sich in anderen Region niederließen, zum Beispiel auf der Sianihalbinsel.

5 Siehe auch

6 Vergleich zu Wikipedia




7 Literatur


8 Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Diodor, Bibliothéke historiké 40,3,1–8.
  2. https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Sklaverei#Altes_%C3%84gypten
  3. NatGeoDeutschland: Wer erbaute die Pyramiden?. Auf: nationalgeographic.de, 2001-11-01. Abgerufen am 22. August 2022. (de)
  4. https://de.wikipedia.org/wiki/Zehn_Plagen
  5. Barbara J. Sivertsen: The Parting of the Sea: How Volcanoes, Earthquakes, and Plagues Shaped the Story of Exodus. Princeton University Press, 2009, ISBN 978-0-691-13770-4 (online: Auszug zum Thema (Archivversion vom 22. Januar 2013))
  6. Jeremy Kingston, David Lambert: Katastrophen und Krisen, Neuer Kaiser Verlag, Klagenfurt 1980, Seite 64
  7. Ashraf Ezzat: Warum werden die Pyramiden nicht in der Bibel erwähnt?, 2. August 2016, auf wunderhaft.blogspot.com
  8. siehe auch die Ausführungen zu Erich Bromme in der Zeitschrift Freidenker, Heft 4/1991, Seite 29
  9. Siehe dazu u. a. Gernot Wilhelm: Muršilis Konflikt mit Ägypten und Haremhabs Thronbesteigung. WdO 39, 2009, S. 108–116, besonders S. 114 ff. (mit weiteren Belegen) online bei Academia.edu
  10. DER EXODUS – VORTRAG [1] Prof. Dr. Hoffmeier, Institut für Israelogie, abgerufen am 28. Juni 2017
  11. https://de.wikipedia.org/wiki/Auszug_aus_%C3%84gypten#Historische_Forschung
  12. Manfred Görg: Mose – Name und Namensträger. S. 32–37. Dort zitiert: Ernst Axel Knauf: Midian. In: Abhandlungen des Deutschen Palästina-Vereins, 1988.
  13. Görg: Mose – Name und Namensträger, S. 38–41.
  14. Rolf Krauss: Das Moses-Rätsel. Auf den Spuren einer biblischen Erfindung. Ullstein, 2001.
  15. GESCHICHTE UND ARCHÄOLOGIE Christian Assemblies International, abgerufen am 30. Juni 2017
  16. ein ähnlicher Fall war übrigens Herodes, der bei der Geburt Jesu alle Neugeborenen töten ließ

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