Liberaler Islam
Der Liberale Islam ist eine religiöse Strömung im Islam und steht für Gruppen und Einzelpersonen, die den Koran als Buch des Friedens verstehen. Diese Muslime vertreten die Grundsätze von Demokratie, Menschenrechten und Frieden.
Nach Ansicht des Islamwissenschaftler Bassam Tibi sind Menschenrechte und einige Aussagen im Koran aber miteinander unvereinbar und verhalten sich zueinander wie wie "Feuer und Wasser".[1] Der Theologe, Philosoph und Historiker Heiner Bielefeldt schrieb dazu:
- "Die im zeitgenössischen islamischen Schrifttum häufig zu findende Behauptung, Menschenrechte seien bereits im Koran enthalten, ist nicht weniger anachronistisch als der Versuch, die Menschenrechte unmittelbar in der Bibel zu verorten." [2]
Bereits im Mittelalter konnte der Islam in seinem Herrschaftsbereich Werte wie "Toleranz" und "Religionsfreiheit" auch für Andersgläubige in ersten, für heutige Verhältnisse bescheidenen Ansätzen verwirklichen. Das muslimische Spanien und das Osmanische Reich waren damals teilweise fortschrittlicher und "toleranter" als das christliche Abendland. Im muslimischen Herrschaftsbereich lebten Muslime, Christen und Juden teilweise relativ friedlich miteinander.
Der liberale Islam in seiner heutigen Form entstand um das Jahr 1800, vor allem in Ägypten. Im 19. Jahrhundert kam in der islamischen Welt die Nahda-Bewegung auf. Diese Bewegung verstärkte die Überzeugung, dass die islamische Religion mit der Wissenschaft Westeuropas vereinbar ist. Auch in Syrien, der Türkei und einigen anderen Ländern zeigen sich Ansätze dazu. Allerdings ist das mit der jeweiligen Verfassung zu vereinbarende Verständnis des liberalen Islam noch nicht weit verbreitet. Von einigen Staaten - wie etwa Saudi-Arabien - werden dagegen antidemokratische und gewalttätige islamische Strömungen zu mindest finanziell gefördert. Diese Fanatiker berufen sich dennoch auf den Koran und den Propheten Mohammed.
Der liberale Islam wird in den deutschen Medien entsprechend kaum wahrgenommen. Berichte zum Thema Islam konzentrieren sich stärker auf fundamentalistische und/oder fanatische Muslime. Kritiker wie Hamed Abdel-Samad bekommen nur vorübergehende Aufmerksamkeit. Diese Position des Liberalen Islam schließt allerdings nicht aus, dass es in Deutschland viele Muslime gibt, die eher eine liberale Auffassung des Islam vertreten und/oder leben.
Auch in Aserbaidschan bzw. aserbaidschanischen Gemeinden in anderen Ländern wirkt Islam eher als eine kulturelle Tradition, kann also gewissermaßen mit dem liberalen Islam verglichen werden.
1 Siehe auch
2 Einzelnachweise
- ↑ Mahmoud Bassiouni: Islamische Menschenrechtsdiskurse, in Antnonius Liedhegener und Ines-Jacqueline Werkner: Religion, Menschenrechte und Menschenrechtspolitik, VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2010, Seite 185
- ↑ Heiner Bielefeldt: Menschenrechte und Interkulturalität, in Hamid Reza Yousefi: Menschenrechte im Weltkontext, Springer VS, 2013, Seite 253
3 Andere Lexika
Wikipedia kennt dieses Lemma (Liberaler Islam) vermutlich nicht.
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