Konservativ

Aus PlusPedia
Wechseln zu: Navigation, Suche

Das Wort konservativ stammt vom lateinischen Wort "conservare", das "bewahren“ bzw. "etwas in seinem Zusammenhang erhalten" bedeutet. Es beschreibt sowohl eine persönliche Haltung als auch eine politische Einstellung. Im politischen und philosophischen Zusammenhang wird eher der Begriff Konservativismus verwendet. Charaktereigenschaft und politische Einstellung können unabhängig voneinander vorkommen. So kann ein konservativer Mensch politisch fortschrittliche (progressive) Einstellungen haben. In der Wissenschaft bedeutet konservativ das Festhalten an bewährten Grundsätzen und Theorien, wobei oft eine kritische Haltung zu neuen Hypothesen besteht.

Coin Übrigens: Die PlusPedia ist NICHT die Wikipedia.
Wir sind ein gemeinnütziger Verein, PlusPedia ist werbefrei. Wir freuen uns daher über eine kleine Spende!

1 Geschichte des politischen Konservatismus

Der politisch-gesellschaftliche Konservatismus entstand als Gegenbewegung zur Epoche der Aufklärung und den Idealen der Französischen Revolution.[1] Den Konservatismus gab es zwar schon vor dieser Zeit, etwa im römischen Reich, doch erst zur Zeit der Französischen Revolution erhielt er seinen Namen, etwa zeitgleich mit dem Liberalismus.

2 Merkmal des Konservatismus

Im Wettstreit der politisch-gesellschaftlichen Konzepte zeichnet sich der Konservatismus durch zwei Hauptmerkmale aus:[2]

1) Er akzeptiert den Mensch mit seinen Fehlern und Schwächen und versucht nicht Politik zu machen, um eine Gesellschaft auf eine Vision hin zu entwickeln. Der Konservatismus will Traditionen bewahren und sieht den einzelnen Menschen mehr in der Pflicht als die Gesellschaft als Ganzes. Utopien und sozialen Experimenten gegenüber ist der Konservatismus skeptisch eingestellt.

2) Der Konservatismus orientiert sich am Machbaren und nicht am Wünschenswerten. Dabei nimmt er den Menschen mit seinen Grenzen und Defiziten wahr und als Maßstab für sein Handeln. Konservative sind deshalb auch meist gegen politische Experimente jedweder Art und setzen auf klassische Rollenbilder und bewährte Rezepte statt auf neue Konzepte.

3 Kulturspezifische Unterschiede

Während der Konservatismus im englischsprachigen Raum den Wert der Freiheit des Einzelnen betont und damit starke Überschneidungen mit dem Liberalismus hat, ist der kontinentaleuropäische Konservatismus seit je her am Prinzip der Autorität und Ordnung orientiert.[3] In vielen Kulturen spielt auch eine ausgeprägte Stellung der Religion eine tragende Rolle in konservativen Denkmodellen.[4][5]

4 Konservatismus in Deutschland

Der Konservatismus in Deutschland entwickelte sich seit der Deutschen Revolution von 1848/1849 zunächst in Preußen durch konservative Vereine, Gruppierungen und Abgeordnete. Die spezifisch deutsche Ausprägung des Konservatismus ist untrennbar mit Otto von Bismarck verbunden. Die katholische Deutsche Zentrumspartei wurde bei der ersten Reichstagswahl von 1871 die zweitstärkste Fraktion und die führende Partei des konservativen Lagers. Mit dem Ende der Monarchie 1918 erfuhr der Konservatismus eine Wendung. Nach dem Ersten Weltkrieg im Jahre 1918 sammelte sich der deutsche Konservatismus in verschiedenen Parteien und in geistig-intellektuellen Strömungen, die manchmal mit dem Begriff der „Konservativen Revolution“ zusammengefasst werden. Die Weimarer Republik 1918-1933 war von heftigen politischen Auseinandersetzungen geprägt, das „Dritte Reich“ basierte auf einer radikalrevolutionären Ideologie und war demnach kaum konservativ. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte sodann von 1949 an eine Phase des politischen und gesellschaftlichen Konservatismus, der sich ab 1968 eine links-utopische Jugendrevolte entgegensetzte.[6]

Der Begriff wertkonservativ wurde 1975 von Erhard Eppler, von 1968 bis 1974 Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und von 1961 bis 1976 Abgeordneter im Bundestag für die SPD, in seinem Buch Ende oder Wende eingeführt. Er bezeichnete damit eine Politik, die sich für die Bewahrung der Natur, eine humane und solidarische menschliche Gemeinschaft sowie der Würde des Einzelnen einsetzt.[7]

Als konservative Abspaltung von den Grünen bildete sich 1983 die ÖDP unter Herbert Gruhl (ehemals CDU). Politisch vertreten werden Konservative in Deutschland vor allem durch die Parteien CSU, AfD und teilweise auch FDP und CDU.

5 Konservatismus in Großbritannien

Der britische Konservatismus und die Conservative Party seit Ende der 1970er-Jahre werden oft als Thatcherismus bezeichnet, worunter eine wirtschaftsliberale, individualistische und EU-skeptische Programmatik verstanden wird. Neben der namensgebenden Margaret Thatcher sind vor allem Keith Joseph und Enoch Powell als Vordenker zu nennen. Eine Minderheit der konservativen Partei und Öffentlichkeit vertritt die Gegenposition des One-Nation-Konservatismus. Dieser ist eine stärker konsensorientierte, keynesianisch und sozialstaatlich ausgerichtete Variante des Konservatismus, die für nationale und gesamtgesellschaftliche Solidarität eintritt und als eher pro-europäisch gilt. Bekannte Vertreter waren bzw. sind Ian Gilmour und Kenneth Clarke.[8]

6 Konservatismus in den USA

In den USA verkörpert die Republikanische Partei den Konservatismus. Die Republikaner wollen zum Beispiel christliche Werte erhalten. Allerdings gibt es auch Anhänger anderer Religionen, wie z. B. orthodoxe Juden, die sich mit der konservativen Bewegung identifizieren. Das Recht, Waffen zu tragen, welches in der Verfassung festgeschrieben ist, wird unterstützt, und es wird eine liberale Wirtschaftspolitik propagiert. Eine weitere in den USA weit verbreitete Strömung ist der Neokonservatismus, welcher militärische Interventionen im Ausland befürwortet.

Der bedeutendste konservative Verlag in den USA ist Regnery Publishing (gegründet 1947).

7 Siehe auch

8 Einzelnachweise

  1. Martin Greiffenhagen: Das Dilemma des deutschen Konservatismus, München 1971
  2. Schmitz: Konservativismus. VS Verlag. Wiesbaden 2009.
  3. Di Fabio: Die Kultur der Freiheit. München, 2005
  4. Panajotis Kondylis: Konservatismus. Geschichtlicher Gehalt und Untergang. Frankfurt 1986
  5. Porsche-Ludwig, Bellers (Hg.): 'Was ist konservativ? Eine Spurensuche in Politik, Philosophie, Wissenschaft, Literatur. Nordhausen, 2013
  6. Alexander Gauland: Was ist Konservativismus. Streitschrift gegen die falschen deutschen Traditionen. Westliche Werte aus konservativer Sicht'. Frankfurt am Main, 1991
  7. Walter Euchner, Helga Grebing: Geschichte der sozialen Ideen in Deutschland: Sozialismus – katholische Soziallehre – protestantische Sozialethik. Ein Handbuch. VS Verlag, Wiesbaden 2005, S. 503 f.
  8. Emil Hübner, Ursula Münch: Das politische System Großbritanniens. Eine Einführung. C. H. Beck, München 1999, ISBN 3-406-45651-0, S. 47 f.

Diesen Artikel melden!
Verletzt dieser Artikel deine Urheber- oder Persönlichkeitsrechte?
Hast du einen Löschwunsch oder ein anderes Anliegen? Dann nutze bitte unser Kontaktformular

PlusPedia Impressum
Diese Seite mit Freunden teilen:
Mr Wong Digg Delicious Yiggit wikio Twitter
Facebook




Bitte Beachte:
Sämtliche Aussagen auf dieser Seite sind ohne Gewähr.
Für die Richtigkeit der Aussagen übernimmt die Betreiberin keine Verantwortung.
Nach Kenntnissnahme von Fehlern und Rechtsverstößens ist die Betreiberin selbstverständlich bereit,
diese zu beheben.

Verantwortlich für jede einzelne Aussage ist der jeweilige Erstautor dieser Aussage.
Mit dem Ergänzen und Weiterschreiben eines Artikels durch einen anderen Autor
werden die vorhergehenden Aussagen und Inhalte nicht zu eigenen.
Die Weiternutzung und Glaubhaftigkeit der Inhalte ist selbst gegenzurecherchieren.


Typo3 Besucherzähler - Seitwert blog counter
java hosting vpn norway