Beutekunst der Alliierten

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Beutekunst der Alliierten nennt man zusammenfassend Kulturgüter, die zum Ende des Zweiten Weltkrieges von den vier Siegermächten gestohlen beziehungsweise ihren Eigentümern „entzogen“ wurden.[1] So verschwanden unter anderem folgende größere Bestände: drei Lkw-Ladungen mit kostbarer Kunst, die von den US-Streitkräften aus dem Bergwerk Merkers in Thüringen nach Frankfurt am Main fahren sollten, und ein Zug mit 20 Waggons aus Ungarn (auch „Gold-Zug“ genannt). Laut einem Bericht des Nachrichtenmagazin Der Spiegel aus dem Jahr 2001 enthielt der Zug das Vermögen ungarischer Juden. Die verlorenen Kunstwerke aus Thüringen - rund 450 Bilder - sind in keinem Museum aufgetaucht und wurden vermutlich an private Sammler verkauft.[2] Von russischen Soldaten gestohlene Kunstwerke tauchten später in den USA auf.[3]

In einem deutsch-russischen Vertrag wurde 1993 vereinbart, „unrechtmäßig verbrachte Kulturgüter an den Eigentümer“ zurückzugeben.[4] In der Folgezeit führte in Russland die Behandlung der Beutekunst zu massiven innenpolitischen Auseinandersetzungen. Mehrfach erklärte die Duma gegen den Widerstand von Präsident Boris Jelzin die Beutekunst zum ständigen Eigentum Russlands. Die Beutekunstfrage gilt als ein wesentliches, derzeit noch immer ungelöstes Problem in den deutsch-russischen Beziehungen.[5]

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1 Beutekunst in den USA

Sol Chaneles, ein 1990 verstorbener Kunstraubforscher und Professor für Kriminalrecht der Rutgers University, New Jersey, berichtete über ein großes mit deutschem Kulturgut vollgestopftes Transportflugzeug, das im Sommer 1945 von München in die USA geflogen sei. Was daraus geworden ist, ist bis heute ungeklärt. Chaneles berichtete ebenfalls von dem Verschwinden der Sammlung Schloss,[6] einer Sammlung niederländischer Meister des 17. Jahrhunderts, deren Bestände nach einem wahren Irrweg zwischen Vichy-Frankreich und den Nationalsozialisten[7] im Depot der National Gallery in Washington liegen sollen.[8] Es gab neben diesen organisierten Aktionen auch Einzelfälle: Eines der bekanntesten Beispiele sind Teile des Domschatzes von Quedlinburg, die ein US-Soldat 1945 nach Texas gebracht hatte. Dort tauchten sie in einem Bankschließfach auf, wurden 1989 zurückgekauft und sind seit 1993 wieder in der Quedlinburger Stiftskirche St. Servatius zu besichtigen.[9] Außerdem fand sich ein Teil der aus Thüringen vermissten Kunstwerke wieder und konnte 1998 zurückgegeben werden.[10]

2 Beutekunst der Sowjetuin

Von 1945 bis 1947 wurden in der sowjetisch besetzten Zone Deutschlands durch sowjetische „Trophäenkommissionen“ zahlreiche deutsche Kulturgüter beschlagnahmt und in die Sowjetunion verbracht. Zwar wurden 1955 die in der Sowjetunion gelagerten Bilder der Dresdner Gemäldegalerie zurückgegeben, doch erst 1992 hob die russische Regierung die jahrzehntelange strenge Geheimhaltung der in geheimen Magazinen versteckten Beutekunst-Bestände auf.

In den 1990er Jahren gingen das Puschkin-Museum und das Historische Museum in Moskau sowie die Eremitage (Sankt Petersburg) dazu über, Beutekunst-Bestände aus den Geheimlagern herauszuholen und in Ausstellungen öffentlich zu zeigen. So zeigte 1995 die Eremitage französische Gemälde des 19. Jahrhunderts aus den Sammlungen von Friedrich Carl Siemens (1877–1952)[11], Eduard von der Heydt, Alice Meyer (Witwe von Eduard Lorenz Lorenz-Meyer), Otto Gerstenberg, Otto Krebs, Bernhard Koehler und Monica Sachse (Witwe von Paul Sachse). Ein Jahr später folgte dort die Ausstellung mit Meisterzeichnungen aus deutschen Privatsammlungen. 1996 zeigte das Puschkin-Museum den so genannten Schatz des Priamos und 2007 die merowingerzeitlichen Funde aus dem Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte, darunter die Schwertscheide von Gutenstein. Weitere bedeutende Objekte der Beutekunst in Russland sind umfangreiche Bestände der Kunsthalle Bremen (u. a. die so genannte Baldin-Sammlung), die Nachlässe von Ferdinand Lassalle und Walther Rathenau, Bestände der Gothaer Bibliothek und der fürstlichen Bibliothek in Wernigerode sowie die Rüstkammer der Wartburg. 2008 wurde bekannt, dass im Museum der ukrainischen Stadt Simferopol 87 Gemälde des Suermondt-Ludwig-Museums Aachen ausgestellt werden, die bis 2005 als verschollen galten.

Der bronzezeitliche Eberswalder Goldschatz wurde 2013 im Rahmen der Ausstellung „Bronzezeit – Europa ohne Grenzen“ in Sankt Petersburg gezeigt.[12] In einer kurzen Rede anlässlich der Eröffnung der Ausstellung am 21. Juni 2013 forderte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel die russische Regierung dazu auf, die geraubten deutschen Kulturgüter zurückzugeben.[13]

2016 wurden 59 Statuen, die ehemals im Bode-Museum in Berlin standen, im Puschkin-Museum in Moskau wiedergefunden.[14]

Als Berlinka (polnisch für „aus Berlin stammend“) oder Pruski skarb („Preußenschatz“) wird in Polen die umfangreichste Sammlung deutscher Kulturgüter u. a. aus kostbaren Originalhandschriften, darunter Briefe von Johann Wolfgang von Goethe und Ludwig van Beethoven bezeichnet, welche sich heute in polnischem Besitz befindet. Nachdem diese am Ende des Zweiten Weltkrieges aus der Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin in ein schlesisches Kloster ausgelagert worden waren, wurden sie im Frühjahr 1945 von dort abtransportiert. Über vier Jahrzehnte galten sie als Kriegsverlust. Spezialisten bewahrten die Bestände vor einem möglichen Verfall, heute werden sie in der Jagiellonenbibliothek in Krakau verwahrt. Das Polnische Luftfahrtmuseum Krakau zählt zu seinen Schätzen auch Stücke aus der ehemaligen Göring-Sammlung.[15]

3 Weblinks

4 Siehe auch

5 Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Beutekunst der Alliierten) vermutlich nicht.




6 Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Der Abschnitt unter Beutekunst bei Wikipedia enthält nur einen Teil der Informationen
  2. Der Text aus der englischen Wikipedia ist schlecht übersetzt
  3. BEUTEKUNST – Dürers Badende kehrt nach Bremen zurück
  4.  Abkommen zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Russischen Föderation über kulturelle Zusammenarbeit. In: Bundesgesetzblatt, Teil II, 1993. S. 1256-1260.
  5. diese und die folgenden Ausführungen stammen aus der deutschen Wikipedia
  6. Archivlink (Archivversion vom 11. September 2007)
  7. Beschreibung laut Telegramm 1943 (Archivversion vom 17. September 2007) an Martin Bormann
  8. Hannes Hartung: Kunstraub in Krieg und Verfolgung: Die Restitution der Beute- und Raubkunst im Kollisions- und Völkerrecht, Walter de Gruyter, Berlin 2005, S. 43, ISBN 978-3-89949-210-1, laut Wikipedia wurde Herrick falsch zitiert
  9. vgl. Dokumentation: Strafsache Domschatz, mdr, 1995
  10. Nach 53 Jahren zurück nach Kassel: Beutekunst aus den USA
  11. Beutekunst: Zurück in die Kindheit, spiegel.de, 3. April 1995
  12. http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/1421334/Eklat-vor-Merkels-Besuch-in-St-Petersburg?from=gl.home_politik
  13. faz.net: Kanzlerin Merkel fordert Rückgabe der Beutekunst
  14. Welt.de: Skulpturen aus Berlin in Moskau aufgetaucht
  15. Zerstört, versteckt, verschleppt, gefunden

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