Was gesagt werden muss

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Diesen Artikel gibt es in mehreren Varianten. Folgende Versionen sind verfügbar: Was gesagt werden muss und Was gesagt werden muss (Meinungsartikel P.H)

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Was gesagt werden muss ist ein politisches Gedicht von Günter Grass, das am 4. April 2012 in der Süddeutschen Zeitung, sowie den Zeitungen La Repubblica und El País veröffentlicht wurde. In ihm thematisiert Grass die seiner Ansicht nach den Weltfrieden gefährdende, aggressive Politik von Israel, die Lieferung von deutschen U-Booten an Israel, sowie die Problematik, dass in Deutschland aufgrund der deutschen Geschichte keine sachliche Kritik an Israel mehr geäußert werden darf.

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1 Das Gedicht

Den Text des Gedichts konnte man auf der Seite der Süddeutschen Zeitung online nachlesen.[1]

2 Reaktionen

Nach Veröffentlichung des Gedichts begann eine intensive Diskussion um das Thema. Günther Grass wurde von der deutschen Presse für die Art und Weise, wie er Israel angegriffen habe, kritisiert. Teilweise wurde darüber diskutiert, ob Deutschland mit seiner Schuld Israel kritisieren dürfe (siehe Antisemitismuskeule).

Internationale, amerikanische, und israelische Massenmedien übten eine massive Kritik gegen Grass, welche auch von etlichen deutschen Medien mitgetragen wurde.[2][3] Jürgen Elsässer beschreibt diese Kritik an Grass mit folgenden Worten:

"Die Medien hetzten unisono gegen Grass. Junge Schnösel, die die Tinte nicht halten können, verrichten ihre publizistische Notdurft über dem Nobelpreisträger. Henryk M. Broder freute sich heute, dass sich unter allen (!) veröffentlichten Stimmen in Deutschland gerade fünf[4] für Grass ausgesprochen haben." [5]

2.1 Faktencheck

  • Christoph Sydow setzt sich mit den Kernthesen des Gedichtes auseinander. Wenigstens drei der untersuchten acht Thesen seien richtig.[6]
  • Raniah Salloum setzt sich mit sechs Thesen des Gedichtes auseinander. Er erklärt diese Sechs als falsch.[7]

2.2 Israel

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bezeichnete kurz nach der Veröffentlichung die Aussagen des Gedichts als falsch und verwerflich. Am Ostersonntag, den 8. April 2012 verhängte Israel ein Einreiseverbot gegen Grass.[8]

2.3 Iran

Der Iran begrüßte das Gedicht. Der Vize-Kulturminister Dschawad Schamakdari schrieb in einem Brief an Grass, dieser habe mit seinem Gedicht „die Wahrheit gesagt“ und weiter: „Ich habe Ihr warnendes Gedicht gelesen, das auf so großartige Weise Ihre Menschlichkeit und Ihr Verantwortungsbewusstsein zum Ausdruck bringt“.[9]

2.4 Kritik an Grass

Der Kern der Kritik an dem Gedicht liegt darin, dass Grass angeblich verkenne, dass der Iran mehrfach Israel das Existenzrecht abgesprochen hat und Israel vernichten möchte. Dies wird in dem Gedicht nur am Rande thematisiert. Die BILD-Zeitung und andere Medien bezeichnen das Werk (dann doch verkürzt) als Anti-Israel-Gedicht[10]

  • Henryk M. Broder hielt Grass vor, er schreibe wie ein SS-Mann (der er in seiner Jugend ja auch war), der damit zu seinen nationalsozialistischen Ursprüngen zurückgekehrt sei.
  • Beate Klarsfeld verglich eine Hitler-Rede aus dem Jahre 1939 gegen "das internationale Finanzjudentum" mit dem Grass-Gedicht. Grass ersetze die Bezeichnung "internationales Finanzjudentum" durch "Israel". Man werde nach Klarsfelds Ansichten "von dem Blechtrommelspieler die gleiche antisemitische Musik hören".
  • Ralph Giordano zeigte sich "tief erschüttert". Günter Grass' Poem sei nach Giordano sogar ein "Anschlag auf Israels Existenz". [11]
  • Marcel Reich-Ranicki hat das Gedicht massiv kritisiert. Er hält das Gedicht für einen Angriff auf die Juden und Ausnutzung des latenten Antisemitismus in der Bevölkerung. [12]
  • Für Wolf Biermann ist das Gedicht „literarische Todsünde“[13]
  • Guido Westerwelle befindet, dass man den Iran und Israel nicht auf dieselbe moralische Stufe setzen könne.[13]
  • Der Spiegel-Online-Autor Sebastian Hammelehle äußerte sich in millitaristischem Vokabular, indem er das Gedicht von Grass als "lyrischen Erstschlag" bezeichnete, und Grass unterstellte, in Stammtischmanier antisemitische Verschwörungstheorien zu bedienen.
  • Für den jüdischen Historiker und Bellizisten Michael Wolffsohn ist das Gedicht von Grass "ein in Scheinlyrik gepresstes, antisemitisches Pamphlet, das in der National-Zeitung gut platziert gewesen wäre". Es enthalte "ziemlich jedes antisemitische Klischee, das man aus der rechtsextremen Ecke kenne".
  • Der Zentralrat der Juden in Deutschland übte scharfe Kritik. Deren Vorsitzender, Dieter Graumann nannte das Gedicht ein "aggressives Pamphlet der Agitation".
  • Die Welt- Online vermerkt: "Günter Grass – Nicht ganz dicht, aber ein Dichter". "Die Welt" hatte ganz schnell die Kommentarfunktion zu diesem Artikel deaktiviert.
  • Nach Auffassung des Soziologen und Erziehungswissenschaftlers Hartmut Krauss habe Grass mit seinem Gedicht berechtigte Empörung auf sich gezogen da die Quintessenz des Gedichts hauptsächlich in der Unterstellung liege, das Israel angeblich die Auslöschung des iranischen Volkes mit seinen Nuklearwaffen plane und keinen militärischen Präventivschlag zur Zerstörung der atomwirtschaftlichen Infrastruktur des Iran erwäge. Hintergrundverlag: Heillose Selbstdemontage eines Literaten

2.5 Zustimmung zu Grass

  • Der Journalist und Verleger Jakob Augstein bezeichnet das Gedicht als eine Zäsur und wird das Gedicht einmal zu den "wirkungsmächtigsten Worten" zählen. Grass habe den richtigen Satz "Die Atommacht Israel gefährdet den ohnehin brüchigen Weltfrieden" für alle Deutschen ausgesprochen. Augstein kritisiert Angela Merkels kurzsichtige, blinde Solidarität mit Israel und verweist auf eine hellsichtige, frühere Aussage von Helmut Schmidt, der analysierte, dass es eine "gefühlsmäßig verständliche, aber törichte Auffassung, sei, die sehr ernsthafte Konsequenzen haben könne, für Israels Sicherheit mitverantwortlich zu sein." [14]
  • Der israelische Historiker Moshe Zuckermann unterstützte Grass’ Thesen zum Großteil, sprach von einem "medialen Amoklauf" und einem tatsächlichen "Tabu" in Deutschland, indem er u.a. schrieb: "Man mag vieles an Grass aussetzen, nicht zuletzt auch eine Selbstgefälligkeit, die nicht davor zurückschreckt, von „letzter Tinte” zu reden. Aber ein Antisemit ist er nicht – es sei denn in den Augen der Broders, Graumanns, Giordanos und Wolffsohns, denen das Wohl Israels so am Herzen liegt, dass sie Israel – aus angemessener Entfernung! – emphatisch „in Schutz“ nehmen, um sich für sein Wohl umso effektiver blind machen zu können."[15]
  • Der Vorsitzende der SPD-Fraktion in Mecklenburg-Vorpommern, Norbert Nieszery, schützt Grass gegen Antisemitismusvorwürfe. Er verstehe es nicht, "warum es heute immer noch nicht möglich ist, Kritik an Israel zu üben, ohne dafür mit der Antisemitismuskeule verdroschen zu werden und ein entsetztes Aufheulen der vermeintlichen Gutmenschen zu provozieren", [16] und meinte weiter:
"Der reflexartig erhobene Vorwurf des Antisemitismus gegen jeden, der Israel kritisiert, ist intellektuell erbärmlich und politisch unredlich." [16]
  • Auch die deutsche Friedensbewegung hat Grass in Schutz genommen. Er habe mit seinem Text dazu beigetragen, das Bemühen um eine friedliche Lösung im Iran-Konflikt "wieder auf die Tagesordnung zu setzen". Beim Ostermarsch in Berlin wurde von Teilnehmern der Einsatz der Antisemitismuskeule gegen Grass kritisiert.[17] [12] Andreas Bruno, der Mitbegründer der Ostermärsche, schreibt:
"Günter Grass hat vor Krieg gewarnt, Israel als eine Gefahr für den Weltfrieden bezeichnet. Wir hätten auch die USA, die Erfinderin der Achse des Bösen, genannt, aber auch die vielen arabischen und islamischen Staaten, die (...) aktuelle Konflikte anheizen. Deutschland, das in Konfliktzonen Waffen liefert." [9]
  • Das schweizerische jüdische Wochenmagazin "tacheles" befasst sich in seiner Ausgabe vom 9. April ebenfalls mit dem Gedicht und berichtet über das von Israel verhängte Einreiseverbot und über die Reaktionen anderer Schriftsteller:
"Adolf Muschg sagte in «Der Sonntag», das Gedicht sei «so absurd unbillig und unverhältnismässig, dass man über die fast geschlossene Front gegen den Autor nur staunen kann». Der Berner Autor Pedro Lenz schreibt: «Ich erkenne, selbst nach mehrmaliger und sorgfältiger Lektüre des Gedichts, keine antisemitischen Aussagen darin. Die politischen Ansichten in seinem Gedicht scheinen mir absolut nachvollziehbar und legitim.» Und der jüdische Schriftsteller Charles Lewinsky meint auf «tagi.ch»: «Wenn man den Begriff der Meinungsfreiheit ernst nimmt, dann darf man das natürlich. Auch wenn man Deutscher ist. Auch wenn man Grass heisst. Nein, als antisemitisch empfinde ich das ‹Gedicht› nicht. Nur als peinlich realitätsfremd.»"[18]

2.6 Grass' Selbstkritik

Grass kritisierte sich, lt. "tacheles", mittlerweile auch selbst:
"Grass selbst bekannte mittlerweile, dass er bestimmte Dinge im Gedicht präziser formulieren würde, um Pauschalisierungen Israels zu vermeiden."[18]

3 Links und Quellen

3.1 Weblinks

3.2 Einzelnachweise

  1. http://www.sueddeutsche.de/kultur/gedicht-zum-konflikt-zwischen-israel-und-iran-was-gesagt-werden-muss-1.1325809 hier online
  2. Leserbriefe Ostseezeitung
  3. - RF-News
  4. http://www.welt.de/debatte/henryk-m-broder/article106160221/Ein-autoritaerer-Knochen-spielt-verfolgte-Unschuld.html
  5. Jürgen Elsässer: Hetze gegen Grass: Offener Brief an Oskar Lafontaine
  6. Israel-Iran-Konflikt - So falsch liegt Günter Grass - Der Spiegel, 4. April 2012 - Autor: Christoph Sydow
  7. Israel-Iran-Konflikt - So falsch liegt Günter Grass - FTD, 7. April 2012 - Autor: Raniah Salloum
  8. Umstrittenes Gedicht - Israel verhängt Einreiseverbot gegen Günter Grass - Der Spiegel, 8. April 2012
  9. 9,0 9,1 Debatte um Israel-Gedicht Grass erntet Lob vom Iran und der Friedensbewegung - Der Stern, 7. April 2012
  10. NACH SEINEM GEDICHT „WAS GESAGT WERDEN MUSS“ - Israel verhängt Einreiseverbot gegen Günter Grass - bild, 8. April 2012
  11. Israel kritisiert Grass-Gedicht auf der Internetseite der Financial Times
  12. 12,0 12,1 Kritik an Israel-GedichtReich-Ranicki findet Grass-Gedicht „ekelhaft“... Kritik an Israel-Gedicht: Reich-Ranicki findet Grass-Gedicht „ekelhaft“ - Focus, 7. April 2012
  13. 13,0 13,1 Umstrittene Aussagen zu Israel: Biermann nennt Grass-Gedicht eine „literarische Todsünde“ - Focus, 8. April 2012
  14. Es musste gesagt werden - Ein Debattenbeitrag von Jakob Augstein
  15. "Hintergrund.de - Verlag Selbrund GmbH: Was auch noch gesagt werden muss!"
  16. 16,0 16,1 Debatte um Grass: SPD-Politiker kritisiert „deutschen Schuldstolz“; in der Jungen Freiheit am 05.04.2012
  17. Video mit Äußerungen von Demonstrationsteilnehmern zur Antisemitismuskeule gegen Grass auf www.stern.de ab 1`00 Minuten - Der Stern, 7. April 2012
  18. 18,0 18,1 LITERATUR: Günter Grass und sein Israel-Gedicht - tacheles, 9. April 2012

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