Jérôme Bonaparte (Historisch)
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Jérôme (Hieronymus) Bonaparte, Graf von Montfort, Exkönig von Westfalen, geb. 15. Nov. 1784 zu Ajaccio, wurde im Collège zu Juilly zum Militär gebildet und nach dem 18. Brumaire von Napoléon Bonaparte zum Marineleutnant befördert. Er begleitete 1801 seinen Schwager Leclerc nach Haiti, wurde, während er 1802 als Fregattenkapitän zwischen Tobago und St.-Pierre kreuzte, von englischen Kreuzern verfolgt und floh nach Nordamerika. In Baltimore heiratete er eine Kaufmannstochter, Miß Elisabeth Patterson, 27. Dez. 1803, trennte sich aber 1805 von ihr auf Napoleons Befehl und kehrte im Mai 1805 nach Frankreich zurück.
Er beteiligte sich an der Expedition nach Algier zu Befreiung gefangener Genuesen und kommandierte dann als Konteradmiral ein Geschwader bei Martinique. Zum französischen Prinzen, doch ohne Successionsrecht, ernannt, befehligte er 1806 im Kriege gegen Preußen mit General Vandamme das 10. Armeekorps in Schlesien und zog 6. Jan. 1807 in Breslau ein. Nach dem Tilsiter Frieden erhielt er 1. Dez. 1807 das neugegründete Königreich Westfalen, nachdem er sich im August mit der Prinzessin Katharina von Württemberg, der Tochter des Königs Friedrich, vermählt hatte.
Gutmütig, aber leichtsinnig und unbekümmert um Wohl und Wehe des Volkes, lebte er hier dem ausschweifendsten Genuß, und seine Verschwendung, verbunden mit Napoleons steigenden Forderungen, brachten den Finanzzustand des Landes dem Ruin nahe. Im Jahr 1812 machte er den russischen Feldzug mit, wurde aber, weil er die Vereinigung Bagrations mit Barclay de Tolly zugelassen, nach Kassel zurückgeschickt. Noch vor der Schlacht bei Leipzig ward er durch Tschernitschews Kosaken (30. Sept.) aus seiner Residenz vertrieben. Am 17. Okt. kehrte er noch einmal dahin zurück, versicherte sich des Kronschatzes und flüchtete damit zum zweitenmal 26. Okt.
Nach dem ersten Pariser Frieden hielt er sich einige Zeit in der Schweiz, dann in Graz und 1815 in Triest auf. Während der Hundert Tage stand er, zum Pair ernannt, Napoleon treu zur Seite und focht tapfer bei Ligny und bei Waterloo. Hierauf lebte er, vom König Friedrich von Württemberg zum Grafen von Montfort ernannt, eine Zeitlang zu Ellwangen in Württemberg, begab sich aber 1816 nach Österreich und im Dezember 1819 wieder nach Triest; 1821 wählte er Schönau bei Wien und 1827 Rom zum Aufenthaltsort.
Seit 1831 aus dem Kirchenstaat verbannt, lebte er erst in Lausanne, dann meist in Florenz. Im Jahr 1840 ging er nach Belgien und erhielt 1847 die Erlaubnis, in Frankreich zu wohnen. Nach der Erwählung seines Neffen Napoléon III. zum Präsidenten der französischen Republik wurde er 23. Dez. 1848 zum Gouverneur der Invaliden und 1. Jan. 1850 zum Marschall von Frankreich ernannt. Im J. 1852 wurde er Präsident des Staatsrats und durch Dekret vom 24. Dez. 1852 zum eventuellen Thronfolger mit dem Prädikat eines französischen Prinzen von Geblüt ernannt.
Im Jahr 1853 vermählte er sich zum drittenmal mit der Marquise Giustine Baldelli und starb 24. Juni 1860. Aus seinem Nachlaß erschienen: "Mémoires et correspondance du roi Jérôme et de la reine Catherine" (Par. 1861-64, 5 Bde.).
Inhaltsverzeichnis
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1 Nachkommen
Aus Jérôme Bonapartes erster Ehe mit Miß Elisabeth Patterson, die vergeblich ihre Anerkennung als Prinzessin Bonaparte zu erlangen suchte und 4. April 1879 in Baltimore starb, entsprang:
- Jérôme Bonaparte-Patterson, geb. 7. Juli 1805, studierte an der Harvard-Universität Rechtswissenschaft, verheiratete sich 1829 in Baltimore mit der reichen Miß Susan Mary Williams und lebte seitdem meist auf seinen großen Gütern. Während seiner Anwesenheit in Frankreich erregte er durch seine Ähnlichkeit mit Napoleon I. großes Aufsehen. Er starb 1. Juni 1870 in Baltimore.
- Sein Sohn Jérôme Napoléon Bonaparte-Patterson, geb. 5. Nov. 1830, ward in der Kriegsschule von West Point erzogen und trat als Leutnant unter die Mounted Riflemen. Vater und Sohn kamen 1853 nach Frankreich; der Sohn trat als Offizier in die französische Armee und nahm an dem Feldzug in der Krim teil.
Aus Jérôme Bonapartes zweiter Ehe mit der Prinzessin Katharina von Württemberg (geb. 21. Febr. 1783, gest. 28. Nov. 1835 in Lausanne) entsprangen:
- Jérôme Napoléon Bonaparte Graf von Montfort, geb. 24. Aug. 1814 zu Graz, war württembergischer Oberst und starb 12. Mai 1847 in Castello bei Florenz;
- Mathilde Bonaparte, Prinzessin von Montfort, geb. 27. Mai 1820, seit 1841 zu Rom mit dem russischen Fürsten Anatole Demidow vermählt, von demselben aber 1845 getrennt, nach der Thronbesteigung Napoleons III. zur Prinzessin von Frankreich erklärt, machte am Hof die Honneurs bis zur Vermählung Napoleons III. und lebte bis zu ihrem Tod 1904 in Paris.
- Napoléon Joseph Bonaparte gewöhnlich Prinz Napoleon (vom Volkswitz auch Plon-Plon genannt), geb. 9. Sept. 1822 zu Triest, verlebte seine Jugend in Italien, wurde im Februar 1831 aus dem Kirchenstaat verbannt, trat 1837 in württembergische Militärdienste und bereiste seit 1840 mehrere europäische Länder. Im Jahr 1845 aus Paris ausgewiesen, kehrte er 1847 dahin zurück, nahm seit dem Tod seines ältern Bruders den Namen Jérôme an, trat nach der Februarrevolution von 1848 für Korsika in die konstituierende, dann an die legislative Nationalversammlung und schloß sich der demokratischen Partei an. Präsident Ludwig Napoleon schickte ihn im April 1849 als französischen Gesandten nach Madrid, rief ihn jedoch bald wegen öffentlichen Tadels der Regierungspolitik zurück. Im Juli 1849 ward er in einem Duell mit dem Redakteur des "Corsaire" schwer verwundet. Im Jahr 1852 wurde er zum französischen Prinzen und im Januar 1853 zum Divisionsgeneral ernannt, nahm 1854 an der Expedition nach der Krim teil, kehrte aber Anfang 1855 zurück und erhielt 1859 den Befehl über ein Armeekorps, welches Toscana besetzte, wo Napoleon III. ihn zum Fürsten einsetzen wollte. Aber die Einwohner von Toscana wollten die Einigung Italiens, nicht die Errichtung eines Napoleonischen Throns. In Frankreich versuchte Jérôme mehrfach, sich durch Reden von radikalster Färbung im Senat populär zu machen, und entzweite sich dadurch wiederholt mit dem Kaiser. Namentlich die Kaiserin Eugenie war seine entschiedenste Gegnerin. Er residierte in Paris im Palais Royal, das der Sammelpunkt der demokratischen Bonapartisten war, und auf Schloß Meudon bei Paris. Im Jahr 1870 wurde er von dem Kaiser nach Italien gesandt, um ein Bündnis zu stande zu bringen, doch ohne Erfolg, da Napoleon III. den Italienern nicht Rom überlassen wollte. Seit dem Sturz des Kaisertums lebte er auf dem Schloß Prangins bei Genf, da Thiers seine Rückkehr nach Frankreich verbot. Erst 1875 wurde ihm diese gestattet. Seit 1876 Mitglied der Deputiertenkammer, trat er wiederholt als Gegner der Ultramontanen und Jesuiten auf. Nach dem Tode des kaiserlichen Prinzen (1. Juni 1879) wurde er 19. Juli 1879 auf einer Versammlung der bonapartistischen Parteiführer, allerdings unter heftigem Widerspruch der klerikalen Bonapartisten, als Haupt der Familie Bonaparte und Erbe der Ansprüche der Dynastie proklamiert, erklärte aber, die Republik anerkennen und nicht als Prätendent auftreten zu wollen. Erst 1883 trat er mit einem Manifest hervor, in dem er sich als Erbe der Napoleonischen Thronansprüche proklamierte. Ab 30. Jan. 1859 war er mit der Prinzessin Clotilde (geb. 2. März 1843), Tochter des Königs Viktor Emanuel von Italien, vermählt, lebte jedoch seit längerer Zeit von ihr getrennt. Die Kinder aus dieser Ehe sind: Prinz Viktor, geb. 18. Juli 1862; Prinz Ludwig, geb. 16. Juli 1864, und Prinzessin Marie, geb. 20. Dez. 1866. Napoléon Joseph Bonaparte starb 1891. Er ist der Vorfahr des heutigen bonapartistischen Thronprätendenten Charles Napoléon Bonaparte.
2 Quelle
3 Siehe auch
4 Weblinks
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