Aschkenasim

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Aschkenasim (hebräisch אַשְׁכֲּנָזִים, Plural von Aschkenasi, auch: Jehude Aschkenas oder deutsch aschkenasische Juden) bezeichnet eine Gruppe weltweit lebender, ursprünglich europäischer Juden. Sie verstehen sich als Nachfahren der Juden, die teilweise bereits seit dem Ende der Spätantike im Rheinland, im Norden Frankreichs und Italiens, in England und Teilen von Mittel-, später auch in Osteuropa ansässig waren.

Aschkenas (hebräisch אַשְׁכֲּנָז) ist der Name eines Nachfahrens Noahs sowie eines Königreiches im Alten Testament und wurde seit dem Mittelalter in einigen Quellen für Deutschland verwendet.[1] Die gemeinsame Sprache der aschkenasischen Juden war das Jiddisch, das sich in west- und ostjiddische Dialekte unterteilt und sowohl gesprochen wie geschrieben wurde. Die religiösen Riten, weltlichen und sakralen Gebräuche und auch Musiktraditionen der Aschkenasim unterscheiden sich deutlich von denen der ursprünglich in Südeuropa und Nordafrika lebenden Sephardim.

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1 Biblische Erwähnungen des Namens Aschkenas

1.1 Genesis

Nach der Genesis (1. Buch Mose) ist Aschkenas Nachfahre von Noah (Noah > Jafet > Gomer > Aschkenas):

„Das ist die Geschlechterfolge nach den Söhnen Noachs, Sem, Ham und Jafet. Ihnen wurden nach der Flut Söhne geboren. Die Söhne Jafets sind Gomer, Magog, Madai, Jawan, Tubal, Meschech und Tiras. Die Söhne Gomers sind Aschkenas, Rifat und Togarma.“

Gen 10,1-3 EU[2]

1.2 Jeremia

Jeremia wirkte seit dem 13. Herrscherjahr des Königs Josias,[3] was etwa dem Jahr 626 oder 627 v. Chr. entspricht.[4] Im Buch des Propheten Jeremia wird ein Königreich Aschkenas erwähnt:

„Errichtet ein Feldzeichen auf der Erde, stoßt ins Horn unter den Völkern! Bietet Völker zum Heiligen Krieg auf gegen die Stadt, ruft Königreiche herbei gegen sie! Ararat, Minni und Aschkenas, hebt Truppen aus gegen sie, lasst Rosse anrücken, borstigen Heuschrecken gleich!“

Jer 51,27 EU[5]

2 Geografische Verortung des Stammes Aschkena

2.1 Verortung über biblische Quellen

Verortung des Stammes Aschkenas in Nahen Osten (nicht valide)

Das Buch Jeremia ist eine wichtige Quelle zu Verortung des Stammes Aschkenas. Viele der darin erwähnten Völker des Nordens finden sich auch in assyrischen und griechischen Quellen wieder, wie z. B. die Völker Aschkenas, Gomer, Minni, Ararat (Urarṭu), Meder und Perser.[6]

  • Der biblische Begriff Gomer soll dem assyrischen Begriff Gimirri (Gi-mir-ra-a-a) entsprechen. Das Siedlungsgebiet der Gomer soll der Kaukasus gewesen sein.
  • Das Königreich der Mannäer (wahrscheinlich Minni) lag östlich vom assyrischen Reich, im heutigen Iran.
  • Der Berg Ararat liegt in Ostanatolien (Türkei), nahe der Grenze zu Armenien und dem Iran.
  • Das Kerngebiet der Meder umfasst das Zāgros-Gebirge, das im heutigen iran-irakischen Grenzgebiet liegt. Später dehnte sich das Reich im Westen nach Anatolien und im Osten in den Iran aus.
  • Ein Vorläufer des Wortes Persien wird erstmals als Pars-ua im 9. Jahrhundert v. Chr. erwähnt. Es bezeichnete eine Region unweit des Zagrosgebirges am Urmiasee im westlichen Iran,[7] an der Grenze zum Irak.

2.2 Verortung in der Türkei

Der Stamm der Gomer
Die Region Phryger wird auch als Askenaz bezeichnet, den Namen des Nebenstammes der Gomer, den Aschkena

Andere Quellen verorten den Hauptstamm der Aschkenas, die Gomer, nicht im Kaukasus, sondern in der Türkei. Der Stamm Gomer kann auch in der Region Göner am Marmarameer verortet werden. Des Weiteren kann der Nebenstamm der Gomer, die Aschkenas, auch in dieser Region, am See İznik Gölü (südlich-östlich von Istanbul am Marmarameer), verortet werden. In der Antike hieß der See Askania, da er in der Region Askania lag.[8] Somit kann der Hauptstamm der Gomer und Nebenstamm der Aschkenas nördlich von Troja am Marmarameer verortet werden. Zeitlich sollte der Stamm Aschkenas nach der Sinflut, ab dem Jahr 6300 vor Christus, am Marmarameer gesiedelt haben. Der Grund ist, dass die Aschkenas wie die Gomer Nachfahren von Noah sind.

Ob die Einwanderung des Hauptstammes Gomer und des Nebenstammes Aschkens von der Region des Berges Ararat entlang der Küste des Schwarzen Meeres oder die Hochebenen der Türkei erfolgte, kann nicht validiert werden. Aber nach einer geografischen Karte werden der Hauptstamm Gomer in der östlichen Hochebene der Türkei (Sivas) und der Nebenstamm der Asckena in der westlichen Hochebene der Türkei verortet. Zudem wird das Reich der Phryger in der mittleren Hochebene der Türkei, das von den Kimmerern, einem indogermanischen nomadischen Reitervolk der Antike, ab dem späten 8. Jahrhundert v. Chr. erobert wurde, als Askenaz bezeichnet.[9]

2.3 Genetische Verortung der aschkenasischen Juden in der östlichen Türkei

Analyse des Erbguts von aschkenasischen Juden

Analysen des Erbguts von aschkenasische Juden deuteten drauf hin, dass die Vorfahren der aschkenasische Juden im Nordosten der Türkei lebten. Für eine Studie nahmen Forscher das Erbgut von 367 aschkenasischen Juden. Rund die Hälfte der Teilnehmer stammte von rein jiddisch sprechenden Vorfahren ab, die andere nicht. Im Genom dieser Teilnehmer verglichen die Forscher DNA-Sequenzen, die für bestimmte Populationen typisch sind. Das Ergebnis war eine gemeinsame Abstammung der jiddisch sprechenden Aschkenasim aus der Region der nordöstlichen Türkei.[10]

Von Bedeutung ist dieses, weil die aschkenasische Juden genetisch in einer Region mit Kupfervorkommen verortet würden. Somit könnte es sein, dass sie über den Abbau, dier Verarbeitung und den Handel von Kupfer der namensgebende Stamm für die Juden in Zentral- und Osteuropa wurden.

2.4 Weitere Verortungen

Es gibt zahlreiche Theorien und Hypothesen zum Ursprung und zu Verbreitung der Aschkenasim, die eine Kontinuität nachzuweisen versuchen. Die entsprechenden Ausführungen sind im Artikel Ursprung und Verbreitung der Aschkenasim zu finden.

3 Aschkenasische Juden

  • Rabbi Jakob ben Isaak Aschkenasi aus Janow (* 1550 in Janów; † um 1620) war ein Rabbiner und jiddischer Schriftsteller aus Janów bei Lublin.
  • Rabbi Zwi Hirsch ben Jakob Aschkenasi (auch: Aschkenazi; * 1656 in Velké Meziříčí; † 3. Mai 1718 in Lemberg), genannt Chacham Zwi nach dem Titel einer seiner Responsen-Sammlungen, war ein Rabbiner und Talmudgelehrter, besonders bekannt durch seinen unerbittlichen Kampf gegen die Lehren und Schüler des Pseudo-Messias Sabbetai Zwi.
  • Rabbi Jizchaq ben Schlomo Aschkenasi Lurja (* 1534 in Jerusalem; † 5. August 1572 in Safed in Galiläa) war Rabbiner und der Begründer der neuzeitlichen Kabbala (lurianische Kabbala).
  • Rabbi Josef Aschkenasi wurde um 1530 in Prag geboren. Um das Jahr 1560 wurde Josef Rabbi und Richter der aschkenasischen Gemeinde in Verona. Von dort ging er zunächst nach Ägypten, um vermutlich im Jahre 1568 nach Sefad (Israel) umsiedeln, wo er vor dem Jahre 1582 starb.
  • Rabbi Moses David Ashkenazi wurde 1774 im Oblast Lemberg (Ukraine) geboren. Er verstarb am 21. Juli 1856 in Safed Israel

Wikipedialiste[11]

  • Isaak HaLevy Herzog (1949–1959)
  • Isser Jehuda Unterman (1964–1973)
  • Schlomo Goren (1973–1983)
  • Avraham Shapira (1983–1993)
  • Israel Meir Lau (1993–2003)
  • Jona Metzger (2003–2013)
  • David Lau (2013– )

4 Einzelnachweise

  1. Ivan G. Marcus: Ashkenaz. In: The YIVO Encyclopedia of Jews in Eastern Europe. Abgerufen am 25. Oktober 2011. (englisch)
  2. Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, © 1980 Katholische Bibelanstalt, Stuttgart.
  3. siehe Jer 1,3 EU in der Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift
  4. https://de.wikipedia.org/wiki/Jeremia#Autor_und_Zeitgeschichte
  5. Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, © 1980 Katholische Bibelanstalt, Stuttgart.
  6. Jerusalem am Rhein, Ursula Reuter, Seite 12, Herausgegeber: Gesellschaft zur Förderung eines Hauses und Museums der jüdischen Kultur in NRW e.V., Heft 3, 2013
  7. https://de.wikipedia.org/wiki/Persis
  8. Wikipedia: İznik Gölü
  9. Wikipedia: Togarmah
  10. Localizing Ashkenazic Jews to Primeval Villages in the Ancient Iranian Lands of Ashkenaz[1] Ranajit Das, Paul Wexler, Mehdi Pirooznia, Eran Elhaik, Genome Biol Evol (2016) 8 (4): 1132-1149. DOI: https://doi.org/10.1093/gbe/evw046, Published: 03 March 2016
  11. Wikipedia: Großrabbiner[2]

5 Literatur

6 Weblinks

  • Ashkenaz. In: Encyclopaedia Judaica. 2. Band, 2. Auflage. Macmillan Reference USA, Detroit 2007, S. 569–571. Abgerufen am 25. Oktober 2011. (englisch)

7 Andere Lexika

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