Arier

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Der Begriff Arier (von Sanskrit आर्य ārya,[1] avestisch airiia, altpersisch ariyā[2] ist ein wissenschaftlich fragwürdiges Konstrukt aus der Rassenlehre des 19. und 20. Jahrhunderts. Damit sollen Angehörige einer weitgehend rein bzw. ursprünglich erhaltenen Menschenrasse beschrieben werden.

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1 Entwicklung des Begriffs

Die Selbstbezeichnung arya der indischen und iranischen Völker wurde Anfang des 18. Jahrhunderts im Westen erstmals verwandt. Bald wurde der Begriff erweitert und man verstand darunter die indogermanische Sprachenfamilie und später dann auch die Angehörigen dieser Sprachen selber. Schnell war man sich einig, dass die Juden wie alle Semiten natürlich auf keinen Fall zu den Ariern dazuzuzählen seien. Deshalb deuteten einige Autoren gebürtigen Juden Jesus Christus zum Arier um. Dennoch gab es damals auch Stimmen, die eingestanden, dass der Begriff Arier sehr unklar und kaum hilfreich ist. So schrieb R. M. Meyer im Jahr 1909:

"Über die »arische Rasse«, wenn es eine (oder zwei) gab, wissen wir wenig; die Urheimat ist uns unbekannt, und damit die ältesten ethnographischen und geographischen Einflüsse; erst recht sind uns die ältesten Schicksale dieser Kulturgemeinschaft (und damit die die frühesten historischen Einwirkungen) verborgen. Was wir etwa wissen können, hilft uns wenig: ..."[3]

Im frühen 20. Jahrhundert wusste dann auch kaum noch jemand, wie er die Gruppe der Arier denn genau bestimmen bzw. eingrenzen sollte. Das störte aber nicht weiter, und man definierte einfach alle Ethnien, die man aus irgendwelchen Gründen nicht mochte, als Nicht-Arier. Autoren wie Artur Dinter sorgten für neue Diskussionen. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts veränderte sich das Begriffsverständnis so weit, dass Arier als Synonym für einen „reinrassigen“ Menschen verwendet wurde. Dazu zählten so unterschiedliche Völker wie Iraner und Japaner. Auch die oberste indische Kaste gehörte dazu.

2 Der Begriff im Nationalsozialismus

Darstellung von Ludwig Hohlwein

Die große Zeit der Mode, ein Arier sein zu wollen, brach dann in Deutschland an. Dabei wurde auf Theorien der Sprachwissenschaft und verschiedene Rassentheorien zurückgegriffen, um einen Zusammenhang mit dem Begriff Nordische Rasse herzustellen.[4]

Arier waren jene Menschen, welche vom deutschen Führer Adolf Hitler bevorzugt wurden, im Gegensatz zu den Nicht-Ariern. Als Arier galten nämlich die sogenannten "echten" Deutschen. Ihnen wurden in erhöhtem Maße positive Eigenschaften wie Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer, Zähigkeit, Kreativität, Intelligenz, Erfindungsgeist, Aufrichtigkeit und vieles andere zugeschrieben. So meinte Hitler in seinem Buch Mein Kampf auf Seite 317 und 318 dass mehr oder weniger alles gute von Ariern geschaffen sei:

"Was wir heute an menschlicher Kultur, an Ergebnissen von Kunst, Wissenschaft und Technik vor uns sehen, ist nahezu ausschließlich schöpferisches Produkt des Ariers. (...) Würde man die Menschheit in drei Arten einteilen: Kulturbegründer, Kulturträger und Kulturzerstörer, dann käme als Vertreter der ersten wohl nur der Arier in Frage."

Motto und Erziehungskonzept war damals folgender Slogan für arische Jungs: „[…] der deutsche Junge der Zukunft muß schlank und rank sein, flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl..” Allerdings war Hitler selber auch nicht so sportlich, im Alltagsgeschäft oft Pragmatiker und hielt sich selber nicht streng an die Einteilung in Arier und Nicht-Arier. Als Arier galten auch die Japaner[5] und die Araber, nicht aber die Briten. Im Dritten Reich konnte man sich seine arische Abstammung auch mittels eines sogenannten Ariernachweises staatlich bestätigen lassen. Dies machte einem damals vieles im alltäglichen Leben leichter. Für den simplen Vorgang des Diebstahls bzw. Raubs erfand man damals auch das netter klingende Wort "Arisierung".

3 Neue Ideologien

Vereinzelte Gruppierungen wie die NPD in Deutschland oder die Aryan Nation in den USA widmen sich auch heute noch einer entsprechenden Ideologie und greifen dabei auf alte stereotype Begriffe zurück. Dabei wird die aus der Psychologie bekannte Methode der Wiedererkennung geschickt in der Propaganda eingesetzt und an das Heimatgefühl appelliert. Viele Anhänger der AfD (Partei) hängen bewusst oder unbewusst ebenfalls einer solchen Ideologie an.

4 Wissenschaftliche Bewertung

Insbesondere das stereotype Bild des blonden, blauäugigen, kräftigen Ariers ist wissenschaftlich nicht mehr haltbar. Die historisch nachweisbaren Arier in Asien - speziell Persien und Indien - entsprechend diesem Typus nicht. Ein oft behaupteter Zusammenhang mit irgendeiner menschlichen Rasse besteht nicht, da viele Volksgruppen sich als Arier bezeichnen, obwohl sie genetisch überhaupt nicht miteinander verwandt oder auch nicht einer bestimmten menschlichen Rasse zuzuordnen sind.

5 Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Monier Monier-Williams: A Sanskrit-English Dictionary etymologically and philologically arranged with special reference to cognate Indo-European languages, Clarendon Press, Oxford 1898, S. 152, s. v. अर्य [1]; Otto Böhtlingk: Sanskrit-Wörterbuch in kürzerer Fassung, St. Petersburg 1879–1889, Band 3, S. 1115–1/2, s. v. अर्य [2].
  2. Rüdiger Schmitt: Aryans. In: Encyclopaedia Iranica. Band 2, 1987, S. 684.
  3. R. M. Meyer: Altgermanische Religionsgeschichte, Berlin, 1909, Seite 47
  4. Reinhold Grünendahl: Von der Indologie zum Völkermord. Die Kontinuitätskonstrukte Sheldon Pollocks und seiner Epigonen im Lichte ihrer Beweisführung, in Festschrift für Gustav Roth zum 90. Geburtstag, Herausgegeben von Ute Hüsken, Petra Kieffer-Pülz und Anne Peters, Marburg 2006
  5. Der Artikel Rassische Zusammensetzung des Japanischen Volkes widerspricht der Behauptung einer Reinrassigkeit

6 Siehe auch

7 Weblinks

8 Vergleich zu Wikipedia




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