Rassenlehre

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Die Zuordnung der Söhne Noahs als Stammväter von drei Rassen gemäß der Bibel

Der Begriff Rassenlehre bezieht sich hauptsächlich auf die Rassen des Menschen und bezeichnet verschiedene Ideologien und Theorien, die in den Evolutionstheorien teilweise noch eine Rolle spielen. Die ersten Rassenlehren gehen angeblich auf die biblische Erzählung von Noah und seinen drei Söhnen Sem, Ham und Jafet im 1. Buch Mose zurück,[1] wobei sich in der Bibel jedoch keine weiteren Angaben z.B. zur Hautfarbe finden.[2][3] und zunächst nur der Begriff Volksstamm verwendet wurde. Von Sem und Ham leiten sich teilweise bis ins 20. Jahrhundert folgende Begriffe ab:

Entsprechende Darstellungen finden sich zum Beispiel 1771 in Gatterer's Einleitung in die Synchronistische Universalhistorie.[4]

Eine naturwissenschaftlich begründete Rassentheorie wurde ab dem 18. Jahrhundert entwickelt. Carl von Linné unterteilte die Menschheit in Europäer, Amerikaner, Asiaten und Afrikaner. Ab etwa 1900 traten im deutschen Sprachraum kritische Stimmen auf, die der Biologie eine Mitverantwortung für den zunehmenden Antisemitismus zuschrieben.[5] Die Existenz von Menschenrassen wurde dabei jedoch nicht grundsätzlich in Zweifel gezogen; die Kritik wendete sich speziell gegen die Annahme einer arischen und einer semitischen Rasse und gegen die Wertung von Rassen als höher oder niedriger stehend.[6] Als Reaktion auf den zunehmenden Rassismus schrieben Julian Huxley und Alfred C. Haddon 1935 das Buch We Europeans: A Survey of Racial Problems, in dem sie die mangelnden wissenschaftlichen Grundlagen der damaligen Zeit darstellten.[7][8][9]

Als Unterscheidungsmerkmal wurde zunächst die für jeden Beobachter offensichtliche Hautfarbe verwendet.[10] Im Laufe der Zeit wurden weitere Merkmale wie Körperbau und Charakter beschrieben. Diese anfänglich sehr oberflächliche Betrachtung wurde durch die systematische Völkerkunde (später Ethnologie genannt) weiterentwickelt und führte zu einer Theorie von den vier „Großrassen“, die sich aber nicht durchsetzen konnte:

Siegfried Passarge unterscheidet dagegen vier „große Rassengruppen“:[11]

  • hamito-indo-australische Menschengruppe
  • europäische Menschengruppe
  • asiatische Menschengruppe
  • negride Menschengruppe

Außerdem wird als Beispiel angeführt, dass der Fetisch in der Religion oder bestimmte mathematische Fähigkeiten kennzeichnend für Rassenunterschiede sind. Die Philosophin Mathilde von Kemnitz verwendet den Begriff Menschenrasse im religiösen Sinne: „Der Neger in seinem primitiven Glauben und der erhabenste Philosoph sind trotz aller Fernen ihres Seelenlebens einander innig verwandt im Vergleich zu ihrer Wesensverschiedenheit von allen jenen, die da glauben, das nüchterne Nützlichkeitsgesetz sei das letzte Geheimnis des Lebens, ...“[12]

Eine Blütezeit erlebten verschiedene Rassenlehren durch den Nationalsozialismus - nicht nur in Deutschland. International ist heute von der Forschung anerkannt, dass menschliche „Rassen“ einerseits einem ständigen Wandel in der Menschheitsgeschichte unterworfen sind und andererseits der Begriff häufig missbraucht worden ist. Zudem hat sich das Konzept der „Rassenlehre“ inzwischen vielfach als ungeeignetes Erklärungsmodell erwiesen, auch wenn es gelegentlich immer wieder in Ansätzen auftaucht. Solche Ansätze erwecken allerdings auch manchmal den Eindruck des Rassismus, was dann wiederum zu unsachlichen Auseinandersetzungen führen kann.

1 Literatur

  • Claude Lévi-Strauss: Race et histoire, Unesco 1952, übersetzt von Traugott König: Rasse und Geschichte, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1972
  • Andreas Vonderach, Die Dekonstruktion der Rasse, Ares Verlag, ISBN 9783990810217

2 Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, © 1980 Katholische Bibelanstalt, Stuttgart, Gen 5,32 EU
  2. https://www.gotquestions.org/Deutsch/schwarze-menschen-bibel.html
  3. es gibt nur 2 Textstellen, wo entsprechendes angedeutet wird, wobei nur die erste sich tatsächlich auf einen Menschen bezieht: Hld 1,5 EU; in einigen Bibelübersetzungen finden sich Hinweise, dass es sich jedoch um das Ergebnis der Bräunung durch die Sonne handelt: Hld 1,5 GNB
  4. (1) Zweites Hauptstück: Von den Menschen, Gatterer, 1771, Seite 60 ff.; (2) A note on the history of 'Semitic', 2003, Martin Baasten (englisch); (3) Taal-, land- en volkenkunde in de achttiende eeuw, 1994, by Han Vermeulen (niederländisch).
  5. Veronika Lipphardt: Das „schwarze Schaf“ der Biowissenschaften. Marginalisierungen und Rehabilitierungen der Rassenbiologie im 20. Jahrhundert. In: Dirk Rupnow, Veronika Lipphardt, Jens Thiel, Christina Wessely (Hrsg.): Pseudowissenschaft. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2008, S. 223–250, hier S. 227–232.
  6. Lipphardt, S. 233.
  7. Robert Miles: Rassismus. Einführung in die Geschichte und Theorie eines Begriffs. Argument-Verlag, Hamburg 1992, ISBN 3-88619-389-6, S. 60
  8. Veronika Lipphardt, Kiran Klaus Patel: Auf der Suche nach dem Europäer – Wissenschaftliche Konstruktionen des Homo Europaeus. In: Themenportal Europäische Geschichte. 2007. [1]
  9. Elazar Barkan: The Retreat of Scientific Racism. Cambridge University Press, 1993, S. 296–310.
  10. Siegfried Passarge: Das Judentum als landschaftskundlich-ethnologisches Problem. J. F. Lehmanns Verlag, München 1929, Seiten 44 ff.
  11. Siegfried Passarge: Das Judentum als landschaftskundlich-ethnologisches Problem. J. F. Lehmanns Verlag, München 1929, Seite 49
  12. zitiert nach Mathilde Ludendorff: Triumph des Unsterblichkeitswillens, Ludendorffs Verlag, München 1933, Seite 111

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