Menschenrassen

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Menschenrassen (englisch human races, kurz Race) sind Unterarten der Gattung Mensch (lateinisch homo) in der Anthropologie. Wegen der Verwendung des Begriffes Rasse im deutschen Nationalsozialismus wird der Begriff heutzutage in Deutschland und vielen anderen Ländern vermieden, insbesondere um nicht in den Verdacht des Rassismus zu kommen. In der Archäologie ist der Begriff dennoch sinnvoll, meist wird aber das Synonym Unterart (englisch subspecies) bevorzugt. So ist es zum Beispiel aus heutiger Sicht denkbar, dass sich aus dem Kontakt zwischen Neandertaler und den Vorfahren des modernen Menschen (Homo sapiens) verschiedene Menschenrassen entwickelten.[1] Beide hatten im afrikanischen Homo erectus einen gemeinsamen Vorfahren und waren also miteinander verwandt.

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1 Geschichte

Die ersten bekannten Klassifizierungen von Menschen nach Hautfarbe in Verbindung mit einer Bewertung finden sich in arabischen Quellen ab dem 10. Jahrhundert.[2] Eine entscheidende Rolle spielte bei der Begriffsbildung die Tatsache, dass sich die Hautfarben offenbar nach den Klimazonen richten und somit Ergebnis der Evolution sind.

Auch Philosophen befassten sich mit dem Thema. Christoph Meiners übernahm in seinem Grundriß der Geschichte der Menschheit von 1785 die Johann Friedrich Blumenbach entwickelte Rassentheorie. 1790 verfasste er die Schrift Ueber die Natur der Afrikanischen Neger. Immanuel Kant verwendete das Wort Race. 1785 formulierte er im Begriff einer Menschenrace: „Nur das, was in dem Klassenunterschiede der Menschengattung unausbleiblich anerbt, kann zu der Benennung einer besondern Menschenrace berechtigen. […] Der Begriff einer Race ist also: der Klassenunterschied der Thiere eines und desselben Stammes, so fern er unausbleiblich erblich ist.“[3] Kant stieß jedoch damit auf deutlichen Widerspruch Herders, der eine Übertragung dieser Kategorie aus der Tier- und Pflanzenwelt auf Menschen in seinem Werk Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit ablehnte.[4] Für Annette Seidel-Arpacı, die Kants „ausschließende Kategorie“ eines Weltbürgertums analysiert, ist es „selbstverständlich, dass die Kant’sche, die koloniale und die nationalsozialistische Sicht auf ›Rasse‹ weder dasselbe noch durch einen zwangsläufigen Faden durch die Geschichte miteinander verbunden sind.“ [5]

Friedrich Engels schrieb dazu:[6] „Bei der entscheidenden Rolle, die die Verwandtschaft bei allen wilden und barbarischen Völkern in der Gesellschaftsordnung spielt, kann man die Bedeutung dieses so weitverbreiteten Systems nicht mit Redensarten beseitigen. Ein System, das in Amerika allgemein gilt, in Asien bei Völkern einer ganz verschiednen Race ebenfalls besteht, von dem mehr oder weniger abgeänderte Formen überall in Afrika und Australien sich in Menge vorfinden, ...“ Demgegenüber scheinen Vertreter des Neomarxismus den Begriff der Rasse überall zu bekämpfen.

Die Philosophin Mathilde von Kemnitz verwendet den Begriff Menschenrasse dagegen im religiösen Sinne. Sie schrieb 1921: „Der Neger in seinem primitiven Glauben und der erhabenste Philosoph sind trotz aller Fernen ihres Seelenlebens einander innig verwandt im Vergleich zu ihrer Wesensverschiedenheit von allen jenen, die da glauben, das nüchterne Nützlichkeitsgesetz sei das letzte Geheimnis des Lebens, ...“[7]

Es wurde zudem versucht, über weitere Merkmale wie Körperbau und Haarwuchs die einzelnen Rassen zu identifizieren. Allerdings war die Genetik zu jener Zeit noch nicht so weit entwickelt, und viele damalige Ergebnisse konnten später nicht bestätigt werden. Hinzu kommt, dass der Körperbau nicht nur vom Erbgut, sondern auch von der Ernährung und anderen Faktoren abhängt. Egon von Eickstedts Einteilung in drei Großrassen und rund 80 Einzelrassen war noch bis in die 1990er Jahre anerkannt. Neue Studien zur Genetik ergaben, dass der Cro-Magnon-Mensch sowohl Genvarianten für helle als auch für dunkle Hautfarbe besaß.[8][9]

2 Weblinks

3 Literatur

  • Tino Plümecke: Rasse in der Ära der Genetik / Die Ordnung des Menschen in den Lebenswissenschaften, transcript Verlag, 2014
  • Ilse Schwidetzky: Rassen und Rassenbildung beim Menschen. Fischer, Stuttgart 1979
  • John R. Baker: Die Rassen der Menschheit, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1976

4 Andere Lexika

  • Der neue Brockhaus, 5. Auflage in fünf Bänden, Band 3, Seite 533-535, F. A. Brockhaus, Wiesbaden 1974

5 Einzelnachweise

  1. https://www.mdr.de/wissen/menschen-haben-neandertaler-integriert-100.html
  2.  Bernard Lewis: Race and Color in Islam. Harper & Row, New York 1971, ISBN 978-0-061-31590-9.
  3. Immanuel Kant: Bestimmung des Begriffs einer Menschenrace, AA VIII, S. 99f.
  4. Herder in „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“ Teil II, 1785) - Quelle: Eugen Lerch: Der Rassenwahn. Von Gobineau zur UNESCO-Erklärung. In Der Monat 026/1950 [1].
  5. Annette Seidel-Arpacı (2003): Kant in ›Deutsch-Samoa‹ und Gollwitz: ›Hospitalität‹ und Selbst-Positionierung in einem deutschen Kontext. In: Hito Steyerl / Encarnatión Gutiérrez Rodríguez (Hg.): Spricht die Subalterne deutsch?
  6. Friedrich Engels: Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats (1884), in: MEW 21, Seite 36-84
  7. zitiert nach Mathilde Ludendorff: Triumph des Unsterblichkeitswillens, Ludendorffs Verlag, München 1933, Seite 111
  8. Sandra Beleza et al.: The Timing of Pigmentation Lightening in Europeans. In: Molecular Biology and Evolution. Band 30, Nr. 1, 2013, S. 24–35,doi:10.1093/molbev/mss207
  9. New gene variants reveal the evolution of human skin color. Auf: sciencemag.org vom 12. Oktober 2017

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