Der 8. Mai als staatlicher Feiertag in Deutschland

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Der 8. Mai 1945 ging als Tag der Kapitulation der deutschen Wehrmacht in die Geschichte ein, weil damit das Ende des Zweiten Weltkrieges besiegelt wurde. Anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des KZ Auschwitz (das war im Januar 1945) forderte die Vorsitzende des Auschwitz-Komitees in der Bundesrepublik Deutschland, Esther Bejarano den 8. Mai zu einem Feiertag zu erklären.[1] Bereits im Mai 2018 hatte der Bundeskongress des DGB beschlossen, sich für einen bundesweiten Feiertag einzusetzen.

„Dieser Tag soll ein Tag gegen Rassismus, Ausgrenzung und Diskriminierung jeglicher Form werden. Es soll außerdem darauf hingewirkt werden, dass an diesem Tag bundesweit Veranstaltungen zum Thema Antifaschismus durchgeführt werden.“

– DGB-Bundeskongress in Berlin, 13.–17. Mai 2018 - Beschluss[2]

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1 Diskussion

In der Geschichtswissenschaft wird darauf hingewiesen, dass zum Beispiel das Verhalten von Soldaten der Roten Armee (Vergewaltigungen deutscher Frauen und Mädchen), das Zusammenbrechen der Versorgung mit dem anschließenden Hunger bei der deutschen Bevölkerungund die neue Unterdrückung in der sowjetischen Besatzungszone das Ende des NS-Regimes und des Krieges nicht als Befreiung empfinden ließen.[3] Der Berliner Historiker Henning Köhler verweist darauf, dass es gar nicht das Ziel der Siegermächte gewesen sei, Deutschland zu befreien. Die deutsche Bevölkerung habe allenfalls „Erleichterung“ über das Ende des Kriegs empfunden, das „keine Befreiung“ gewesen sei, sondern „die umfassendste Niederlage, das größte Debakel der deutschen Geschichte“.[4] Auch der Historiker Hans-Ulrich Wehler hält es für verständlich, „daß die Niederlage mit ihren Folgen aus der Sicht der meisten deutschen Zeitgenossen als deprimierende Katastrophe empfunden wurde“, betont aber gleichzeitig, es sei „unleugbar“, dass „der Mai 1945 eine Befreiung von der nationalsozialistischen Diktatur bedeutete“.[5] Der Leiter der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen Hubertus Knabe mahnt, zwischen Ost- und Westdeutschland zu unterscheiden, da die Bürger der DDR erst ab 1989 die Chance erhalten hätten, eine Demokratie aufzubauen. Josef Stalin habe zwar entscheidend zur Niederlage des Nationalsozialismus beigetragen, den Sieg aber dazu benutzt, seine eigene Diktatur zu stärken.[6] Der britische Historiker Richard J. Evans kommt zu dem Ergebnis, dass das Kriegsende 1945 nur von heute aus betrachtet wie eine Befreiung wirke: Für die überwältigende Mehrheit der Deutschen sei es eine eindeutige Niederlage gewesen, die sich als ein mehrmonatiger Prozess vergleichsweise langsam vollzogen habe.[7]

Das Thema ist bei den Protagonisten der deutschsprachigen Wikipedia in der Diskussion. Die arabische, englische und spanischen Übersetzungen in der Wikipedia scheinen nicht konkret auf den 8. Mai als Tag der Befreiung und Ende des 2. Weltkriegs hinzuweisen, sondern auf verschiedene Tage der Unabhängigkeit/Befreiung von der Sklaverei.[8] In den Niederlanden wird der Bevrijdingsdag am 5. Mai begangen. In der Sowjetunion wurde am 9. Mai der Tag des Sieges als gesetzlicher Feiertag begangen. Valéry Giscard d’Estaing schaffte in Frankreich die Feiern zum Tag der Befreiung 1974/75 ab. Hieraufhin gab es von unterschiedlichen Seiten heftige Proteste, weswegen François Mitterrand nach seiner Amtsübernahme 1981 diesen Feiertag wieder einführte.[9] Dieser Artikel in der Pluspedia bringt zum Thema 8. Mai als staatlicher Feiertag in Deutschland Argumente Pro und Contra.

2 Pro

  • Mit dem 8. Mai 1945 endete die 12-jährige Terrorherrschaft des Nationalsozialismus. Der 8. Mai war somit für viele Menschen ganz Europas und auch Deutschlands ein Tag der Befreiung.
  • Dieser Tag wird in vielen Staaten bis heute in Form eines Gedenktages gewürdigt.
  • Krieg ist immer furchtbar. Also kann man das Ende eines Krieges auch feiern.
  • Ein Feiertag mehr ist immer gut, da man da nicht arbeiten gehen muss und Party machen kann.

3 Contra

  • Der Tag ist auch das Datum einer militärischen Niederlage Deutschlands. Kein Land der Welt begeht eine eigene militärische Niederlage mit einem Feiertag. Weder feiern die Amerikaner das Ende des Vietnamkrieges, noch die Franzosen ihre Niederlag von 1870/71 oder die Japaner ihre Kapitulation 1945.
  • Der 8. Mai 1945 war nicht nur ein Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus, denn er bedeutete auch:
  • Vergewaltigung vieler deutscher Frauen durch Soldaten der sowjetischen Armee. Muss man das auch noch feiern?
  • Erschießung und Misshandlung von gefangenen deutschen Soldaten durch die Russen. Muss man das auch noch feiern?
  • Vertreibung von Millionen deutscher Männer, Frauen und Kinder aus den deutschen Ostgebieten und damit Verlust der Heimat. Muss man das auch noch feiern?
  • Beginn der Ausbeutung und Knechtung der Menschen in der sowjetischen Besatzungszone und späteren DDR durch den Kommunismus. Muss man das auch noch feiern?
  • Verlust der staatlichen Souveränität Deutschlands und jahrzehntelange Bevormundung durch Amerikaner, Briten und Russen. Muss man das auch noch feiern?
  • Hunger und Mangelwirtschaft in allen Besatzungszonen. Muss man das auch noch feiern?
  • Zerstörung der Lebenswege/Biografien vieler Deutscher. Muss man das auch noch feiern?
  • Mit dem 8. Mai 1945 beginnt ein über 70 Jahre andauernder Schuldkult um jegliches Selbstbewusstsein und Nationalbewusstsein der Deutschen zu zerstören und so auch immer wieder riesige Geldzahlungen vom heutigen Deutschland zu fordern. Der 8. Mai als Feiertag würde diesen von Linken und dem Ausland gefürderten Schuldkult noch weiter anheizen.
  • Der 8. Mai als Feiertag würde suggerieren, dass die Jahrhunderte lange Geschichte Deutschlands erst nach der kurzen, 12-jährigen Episode der NS-Zeit begonnen habe. Die Zeit der Weimarer Republik, des Kaiserreiches und der Jahrhunderte davor würde aus dem Blickfeld geraten und aus der dutschen Geschichte ausgeklammert. Sinnvoller als Feiertag als der 8. Mai wäre der 1. Januar 1871. An diesem Tag wurde das Deutsche Reich gegründet und Wilhelm I. in Versailles zum Deutschen Kaiser proklamiert. Dieser Tag im Jahr 1871, und nicht der 8. Mai 1945, die Verkündung des Grundgesetzes 1949 oder die Wiedervereinigung 1990, ist der Beginn eines vereinigten, nicht in einzelne Königreiche und Fürstentümer zersplitterten Deutschland.

4 Einzelnachweise

  1. Offener Brief an die Regierenden und alle Menschen, die aus der Geschichte lernen wollen, Erstellt am 26. Januar 2020.
  2. Beschluss A012: 8. Mai als bundesweiter Feiertag (pdf, 230 KB)
  3. Klaus Hildebrand, Das Dritte Reich, 4. Auflage, Oldenbourg, München 1991, S. 104.
  4. Henning Köhler: Deutschland auf dem Weg zu sich selbst. Eine Jahrhundertgeschichte, Hohenheim-Verlag, Stuttgart 2002, S. 437f
  5. Hans-Ulrich Wehler, Deutsche Gesellschaftsgeschichte, Bd. 4: Vom Beginn des Ersten Weltkrieges bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten 1914–1949 C.H. Beck Verlag, München 2003, S. 941f
  6. Hubertus Knabe: Tag der Befreiung? Das Kriegsende in Ostdeutschland, Propyläen 2005, ISBN 3-549-07245-7.
  7. Richard J. Evans: Das Dritte Reich. Bd. III: Krieg. Deutsche Verlagsanstalt, München 2009, S. 920.
  8. https://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Tag_der_Befreiung#%C3%9Cbersetzungen
  9. https://de.wikipedia.org/wiki/Tag_der_Befreiung

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