Tag des Sieges
Der Tag des Sieges (russisch День Победы, Transliteration Den' Pobedy) ist ein gesetzlicher Feiertag am 9. Mai in Armenien, Aserbaidschan, Belarus, Georgien, Guernsey, Jersey, Kasachstan, Kirgisistan, Moldau, Russland und Serbien sowie am 8. Mai in Frankreich (Fête de la Victoire), Tschechien und der Slowakei. Die Ukraine gedenkt am 8. Mai der Kriegsopfer.[1] 1965 wurde dieser Feiertag in der Sowjetunion eingeführt, um an den Tag des Sieges über das Deutsche Reich im Zweiten Weltkrieg und damit das Ende des „Großen Vaterländischen Krieges“ zu erinnern. Nach einer Zwischenphase der geschichtlichen Aufarbeitung wurde der 9. Mai in der Russischen Föderation nach 1995 mit der Zeit der wichtigste Feiertag im Jahr.[2]
Daneben steht der 8. Mai 1945 als Victory in Europe Day für das Ende des Zweiten Weltkriegs und als „Tag der Befreiung“ von der nationalsozialistischen Diktatur in Europa. Der Datumsunterschied ist historisch bedingt. In der Kapitulationserklärung ist als Zeitpunkt ihres Wirksamwerdens der 8. Mai um 23:01 Uhr MEZ benannt. Das entsprach nach der damals im Deutschen Reich geltenden Sommerzeit dem 9. Mai um 00:01 Uhr.[3]
1 Geschichte
1947 wurde der Tag von Stalin wieder zum normalen Arbeitstag degradiert. Zu seinem Geburtstag im Dezember 1948 wurden gar viele Kriegsversehrte in Anstalten verbracht, womit in den Städten die Kriegsfolgen nicht mehr täglich vor Augen geführt wurden.[4] Bis 1965 blieb der Tag ein stiller Gedenktag. Die Slawistin Nina Tumarkin analysierte den Wandel des Tages zu Breschnews Zeiten als Notwendigkeit für das System, dies aufgrund der schleichenden Entwertung des Lenin-Kults: Ein Kult des „Großen Vaterländischen Krieges“ sollte die Oktoberrevolution als Legitimationsmythos des Einparteistaats ersetzen.[4] Landesweit wurden Denkmäler errichtet und die Erinnerungskultur sakralisiert.[5]
1975 wurde auf Beschluss des Zentralkomitees (ZK) der SED nach sowjetischem Vorbild der Tag des Sieges auch in der DDR als arbeitsfreier Feiertag begangen. Auf diese Weise wurde des runden Jubiläums (30. Jahrestag) der bedingungslosen Kapitulation gedacht, obwohl der Tag der Befreiung bereits seit 1967 als arbeitsfreier Feiertag abgeschafft war.
Nach 1985 kamen historische Fakten zutage, welche beispielsweise die zuvor zelebrierte „Rettung der Freiheit Europas“ und andere Narrative in Frage stellten. Denkmäler wurden gestürzt. Nachdem die jeweilige Militärparade abgeschafft worden war, gab es von 1991 bis 1995 auch in Russland keinerlei Paraden mehr. Im Jahr 1995 wurde erstmals wieder eine Parade abgehalten, jedoch ohne die Demonstration von Militärtechnik. Dabei blieb es bis ins Jahr 2008.[6]
2 Andere Lexika
3 Einzelnachweise
- ↑ Time of Remembrance and Reconciliation for Those Who Lost Their Lives during the Second World War, 8–9 May, UNO Resolution 59/26 vom 22. November 2004
- ↑ „Stalin hasste die Frontkämpfer“. 2015-05-08.: „Russland feiert den 70. Jahrestag des Sieges über Nazideutschland. War der „Tag des Sieges“ schon immer der wichtigste nationale Feiertag?“. Abgerufen am 10. Mai 2015.
- ↑ siehe Kapitulationserklärung: Das Papier, das den Krieg beendete, Spiegel Online, Panorama, 8. Mai 2005.
- ↑ 4,0 4,1 Sonja Margolina: Am 9. Mai herrscht in Russland wieder der ewige Sieg – zumindest auf dem Bildschirm, NZZ, 8. Mai 2018
- ↑ Nina Tumarkin:“History Matters: Politics of the Past in Putin’s Russia”ab Minute 9, Camden Conference 2015
- ↑ Jan Plamper in: Jan C. Behrends, Nikolaus Katzer, Thomas Lindenberger (Hsg.); 100 Jahre Roter Oktober: zur Weltgeschichte der Russischen Revolution, Ch. Links Verlag, 2017 ISBN 978-3-86153-940-7, Seite 279
Hast du einen Löschwunsch oder ein anderes Anliegen? Dann nutze bitte unser Kontaktformular
PlusPedia Impressum
Bitte Beachte:
Sämtliche Aussagen auf dieser Seite sind ohne Gewähr.
Für die Richtigkeit der Aussagen übernimmt die Betreiberin keine Verantwortung.
Nach Kenntnissnahme von Fehlern und Rechtsverstößens ist die Betreiberin selbstverständlich bereit,
diese zu beheben.
Verantwortlich für jede einzelne Aussage ist der jeweilige Erstautor dieser Aussage.
Mit dem Ergänzen und Weiterschreiben eines Artikels durch einen anderen Autor
werden die vorhergehenden Aussagen und Inhalte nicht zu eigenen.
Die Weiternutzung und Glaubhaftigkeit der Inhalte ist selbst gegenzurecherchieren.