Weißrussland
Weißrussland | |
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Hauptstadt | Minsk |
Staatsform | Präsidiale Republik |
Amtssprachen | Weißrussisch, Russisch |
Währung | 1 Belarus-Rubel = 100 Kopeken |
Einwohner | ca. 9,5 Mio. (Stand 2017) |
Fläche | 207.600 km² |
Religion | 48% Russisch-Orthodox, 7% Katholiken, 41% nicht religiös |
Weißrussland (amtlich Republik Belarus) ist ein Staat in Osteuropa. Das Land wird von Russland, Ukraine, Polen, Litauen und Lettland umgeben. 1918 entstand zunächst eine Weißruthenische bzw. Weißrussischen Volksrepublik. Die Weißrussische Sozialistische Sowjetrepublik (Belarussische SSR) wurde am 1. Januar 1919 im russischen Smolensk ausgerufen. Im selben Jahr entstand die Exilregierung - kurz Rada BNR - der Weißrussischen Volksrepublik. Die Belarussische SSR war eine der vier Republiken, aus denen 1922 die Sowjetunion gegründet wurde. Zwischen 1929 und 1938 waren mehr als 500 Menschen aus Belarus vom Großen Terror der Sowjetunion unter Josef Stalin betroffen. Anfang 1937 behauptete der NKWD, es existiere ein „Vereinigter antisowjetischer Untergrund“, der auch als „antisowjetische national-faschistische Terrororganisation“ bezeichnet wurde. In der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober 1937 töteten sowjetische Sonderdienste die meisten Vertreter der belarussischen Kultur und Intelligenz.[1] Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde 1939 als Folge des kurz davor geschlossenen Molotow-Ribbentrop-Paktes der zuvor zu Polen gehörende Landesteil von sowjetischen Truppen besetzt und in die Belarussische SSR eingegliedert. Im Sommer 1941 wurde ganz Belarus von der deutschen Wehrmacht erobert, und das Land wurde mit über 1000 Gruppen ein Hauptgebiet des sowjetischen Partisanenkampfes gegen die deutschen Besatzer.
1991 erklärte die Republik Belarus ihre Unabhängigkeit von der Sowjetunion. Seit der neuen Verfassung aus dem Jahr 1994 ist Weißrussland rein juristisch eine Präsidiale Republik; im selben Jahr wurde Alexander Lukaschenko Präsident, der das Land seitdem autoritär regiert. Der Übergang von der sowjetischen sozialistischen Planwirtschaft zur Marktwirtschaft wurde ziemlich langsam durchgeführt. Manchmal wurde bzw. wird Weißrussland auch als „letzte Diktatur Europas“ bezeichnet.[2] 2020 erfolgte eine Wiederwahl Lukaschenkos, bei der Zweifel an der ordnungsgemäßen Durchführung aufkamen und Straßen-Proteste überall im Land stattfanden. Obwohl Lukaschenko diese Proteste mit großer Härte zu unterdrücken versuchte, dauerten diese noch bis März 2021 an.
1 Geschichte
Belarus liegt im Zentrum des ursprünglichen jüdischen Ansiedlungsgebietes des russischen Zarenreiches. Die jüdische Minderheit war daher ehemals sehr stark vertreten und bildete vor dem Zweiten Weltkrieg die zweitgrößte Bevölkerungsgruppe, in manchen Städten mit einem Anteil von über 50 Prozent sogar die Bevölkerungsmehrheit. In Folge des Holocausts fiel die jüdische Minderheit auf belarussischem Gebiet jedoch auf rund 1,9 Prozent der Bevölkerung (etwa 150.000). Im 19. Jahrhundert bemühten sich die Behörden des Zarenreiches und allrussische Ideologen, anstelle von Belarus die Bezeichnung „Westrussland“ zu etablieren.[3] In ihrer Sicht war Belarus „kein Gebiet mit einer eigenen traditionellen Kultur, sondern vielmehr ein Teil Rußlands“.[4]
Im Dezember 1917 wurde auf dem ersten Belarussischen Volkskongress die Gründung einer unabhängigen belarussischen Republik beschlossen. Dieser Kongress wählte eine Regierung (die sogenannte Rada). Am 19. März 1918 wurde auf Initiative der Hramada-Partei die Rada in ein Parlament umgewandelt. Am 25. März 1918 wurde unter deutschem Protektorat die Weißrussische Volksrepublik ausgerufen. Führende Kräfte der Republik waren die Weißrussische Sozialistische Hramada, die Weißrussischen Christdemokraten und der Allgemeine Jüdische Arbeiterbund. Diese Republik führte 1918 das Frauenwahlrecht ein.[5]
Die Existenz der Weißrussischen Volksrepublik wurde von der Mehrheit der auf dem Land lebenden Bevölkerung jedoch nicht akzeptiert. Die weißrussische Elite blieb zu klein und ohne Einfluss, die Städte waren zu schwach, und die weißrussische Kultur konnte nur ungenügend belebt werden.[6] Der Regierung gelang es, verschiedene nationale Institutionen zu errichten. Weißrussisch wurde als Amtssprache eingeführt, Schulen wurden eröffnet und Zeitungen veröffentlicht.
2 Andere Lexika
3 Einzelnachweise
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Erschießung_belarussischer_Kulturschaffender_(1937)
- ↑ Süddeutsche Zeitung: Europas letzte Diktatur scheint sich zu öffnen, vom 27. Februar 2017
- ↑ Rainer Lindner: Weißrußland im Geschichtsbild seiner Historiker. In: Dietrich Beyrau, Rainer Lindner (Hrsg.): Handbuch der Geschichte Weißrußlands. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2001, S. 25–48, hier S. 26.
- ↑ Zitiert nach Rainer Lindner: Weißrußland im Geschichtsbild seiner Historiker. In: Dietrich Beyrau, Rainer Lindner (Hrsg.): Handbuch der Geschichte Weißrußlands. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2001, S. 26.
- ↑ Mart Martin: The Almanac of Women and Minorities in World Politics. Westview Press Boulder, Colorado, 2000, S. 32.
- ↑ Dietrich Beyrau, Rainer Lindner: Handbuch der Geschichte Weißrußlands. Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 2001, ISBN 3-525-36255-2, S. 137.
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