Kultur des Kaffees

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Kaffee bei Starbucks - Zeichen eines Niedergangs der Kaffeekultur?

Die Kultur des Kaffees hat sich in vielen Ländern unterschiedlich entwickelt. Von Äthiopien gelangte der Kaffee vermutlich im 14. Jahrhundert durch Sklavenhändler in die arabischen Länder. Geröstet und getrunken wurde er dort aber wahrscheinlich erst ab Mitte des 15. Jahrhunderts. Kaffeeanbau und -handel brachte einigen Regionen und Städten eine Monopolstellung. Aus der Geschichte ist die Hafenstadt Mocha (auch Mokka) bekannt, das heutige al-Mukha im Jemen. Die äthiopische Zubereitungsart und Kaffeetradition ist wohl die ursprünglichste.[1]

Im 17. Jahrhundert war das Kaffeetrinken zunächst eine Mode in adeligen Kreisen. Zugleich entstanden die ersten Kaffeehäuser: das erste wurde 1647 in Venedig eröffnet. Das erste deutsche Kaffeehaus wurde 1673 in der Stadt Bremen gegründet. 1697 gab es die erste deutsche Kaffeehaus-Ordnung in Sachsen.[2] Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurde der Kaffee zu einem beliebten Getränk des Bürgertums und begann allmählich Wein und Bier zu verdrängen. Wurde vorher in allen Schichten zum Frühstück eine Biersuppe gegessen, aß man nun Brot und trank dazu Kaffee. In den unteren Schichten war im 19. Jahrhundert aber auch die Kaffeesuppe weit verbreitet. Das neue Heißgetränk wurde zum typischen Getränk im Zeitalter der Aufklärung, er galt als Wachmacher und Ernüchterer im Gegensatz zum berauschenden Alkohol. Außerdem schrieb man ihm gesundheitsfördernde Eigenschaften zu. Allerdings gab es auch kritische Stimmen. Johann Georg Krünitz zitiert einen anonymen Schriftsteller aus dem Jahr 1782: „König Friedrich (von Preußen, erg.) ward noch mit Biersuppen erzogen, aber die Kinder von tausend seiner Unterthanen schon mit Kaffee. […] Und so ward allmählich diese Thee- und Kaffeesauferey zu einem Verderben, welches die Gesundheit schwächte, weibische Schlappheit und Empfindeley ausbreitete, viele Haushaltungen mit zu Grunde richtete, das Mark der Nation anfraß, und jährlich an vierundzwanzig Millionen Gulden aus Deutschland schleppte.“[3]

Die Einführung des Kaffees veränderte eindeutig die Trinkkultur in Mitteleuropa, der Alkoholkonsum der oberen Schichten ging deutlich zurück. Interessant ist, dass Tee offenbar nicht die gleiche Funktion übernahm, denn in England änderte sich der Alkoholkonsum nicht.

Im 19. Jahrhundert entstanden zahlreiche bürgerliche Abstinenz- und Mäßigkeitsvereine zur Bekämpfung des Alkoholismus, vor allem der unteren Schichten. Auf ihre Initiative hin wurden so genannte Volkskaffeehallen in zahlreichen Städten gegründet, in denen nur Kaffee ausgeschenkt wurde, kein Alkohol. 1888 gab es solche Hallen in 28 deutschen Städten. Die Arbeiter gründeten ihre eigenen Kaffeestuben, in Frankreich café poulaire genannt, in denen es auch Alkohol gab. Die ärmere Bevölkerung trank im Allgemeinen auch keinen echten Bohnenkaffee, sondern Ersatzkaffee aus Surrogaten, vor allem aus Zichorie.

Zu literarischen Treffpunkten wurden die Kaffeehäuser zum Beispiel in Wien und in anderen Großstädten. Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden dann die Konditorei-Cafés, zu denen nun auch Frauen Zutritt hatten. Der Ausflug dorthin wurde zu einem Sonntagsvergnügen der Biedermeier-Familie.[4] Coffee-Bars und Coffee to go (Kaffee zum Mitnehmen) sind neue Modeströmungen. Kritisiert werden dabei das Konsumverhalten und die Wegwerfgesellschaft. Grundsätzlich neu ist dieses Phänomen jedoch nicht: 1881 wurde der Instantkaffee (löslicher Kaffee) von dem Franzosen Alphonse Allais erfunden und als Patent Nr. 141520 angemeldet.[5] 1890 wurde es auch vom Neuseeländer David Strang aus Invercargill patentiert[6] Die Grundlage für die industrielle Herstellung legte 1938 das Schweizer Unternehmen Nestlé mit seinem Produkt Nescafé.[7]

1 Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Kultur des Kaffees) vermutlich nicht.

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2 Einzelnachweise

  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Kaffee#Ursprungslegenden,_Entdeckung_und_Etymologie
  2. Bericht vom 10. Juni 2023 in der Leipziger Volkszeitung über eine Konferenz in Leipzig
  3. Johann Georg Krünitz: Trinken in: Oeconomische Encyclopädie
  4. https://de.wikipedia.org/wiki/Trinkkultur_in_Europa#Kaffee
  5. Dominique Bougerie: Honfleur et les honfleurais. Cinq siècles d'histoires. Ed. Marie, 2002, S. 138.
  6. First Annual Report. Patents, Designs and Trade-marks (1890). (englisch)
  7. https://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%B6slicher_Kaffee#Geschichte

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