Federn (Warenkunde)
Federn (frz. plumes, engl. Feathers, pens), das Produkt der Vogelwelt, bilden zwei wesentlich verschiedene Warengattungen: Bett- und Schmuckfedern, denn die Schreibfedern sind jetzt fast ganz außer Gebrauch gekommen und durch die Stahlfedern ersetzt.
1 Federn für das Bett
Die Bettfedern stammen hauptsächlich von der Hausgans, ein kleiner Teil von Schwänen, während die Federn von Enten und Hühnern als zu geringwertig meistens weggeworfen werden oder nur als ganz geringes Stopfmaterial dienen. Die vorzüglichste Art der Bettfedern bilden die Eiderdaunen (Daunen oder Dunen), der weiche Flaum eines nordischen Seevogels, der Eiderente oder Eidergans (Somateria mollissima), hochgeschätzt als das feinste und leichteste Material zum Ausstopfen von Bettdecken und Kissen. Diese große Entenart, bei der das Männchen oberhalb weiß, unterhalb schwarz gefärbt, das Weibchen von obenher grau, braun und schwarz gewellt ist, lebt gesellschaftlich im hohen Norden in weiter Verbreitung; denn es kommen die Federn desselben von Norwegen, Lappland, Island, Grönland, den Faröern etc. Für Island und Grönland haben die Dänen besondere Gesetze zum Schutz der Vögel erlassen, die nie geschossen werden dürfen, ebenso in Norwegen; leider werden diese Gesetze im hohen Norden nicht immer beachtet.
Die Vögel nisten, wo sie auf Klippen, Erdreich, Sand geschützte Stellen finden und das Nest besteht lediglich aus einer Unterlage von Flaumfedern, welche der weibliche Vogel sich selbst reichlich in der Brustgegend ausrauft und mit denen er auch bei zeitweiligem Verlassen der Eier diese zudeckt. Die meisten Federn kommen von den kleinen rings um Island liegenden unbewohnten Inseln und das Aufsuchen der Nester ist da, wo es auf schroffen Küsten und Klippen zu geschehen hat, mühsam und halsbrechend genug. Man räumt nach dem ersten Eierlegen die Nester völlig von Daunen und Eiern, welch letztere gern gegessen werden; die Vögel beginnen ihre Nestarbeit hierauf von neuem und auch diese zweite Füllung wird zu ihrer Zeit ausgeräumt; erst die dritte, schon gegen die Mitte des Sommers fallende Nistung bleibt ungestört. Zu dieser gibt denn auch das Männchen seinen Beitrag an Flaum, welcher aber nicht graubräunlich wie der des Weibchens, sondern weiß ist und weniger geschätzt wird. Hier und da, besonders an den norwegischen Küsten, ist die Gewinnung der Federn einfacher und man verfährt schonender und rationeller. Die Vögel haben sich da in einem Zustand halber Zähmung gefunden, kehren alljährlich auf ihre gewohnten Brutplätze zurück, die man ihnen durch Zäune, Verschläge und dgl. wohnlicher macht. Es werden ihnen dann öfter die Eier belassen, und nur die Daunen zweimal behutsam abgenommen, durch deren Wiederersatz noch eine Nachernte gewonnen wird, die man nach dem Abzuge der Vögel sammelt. Die Vögel zeigen sich da so wenig scheu, daß sie öfter in den Gehöften selbst sich eine Brütstätte wählen.
Die Daunen kommen entweder noch roh oder schon gereinigt in den Handel, hauptsächlich über Kopenhagen, Hamburg und Lübeck; die Grönländer gelten als die besten. Die Ware erscheint in fest zusammengeballten Klumpen von 1½-2 kg Schwere und in einem Volumen, das gegen ihren aufgelockerten Zustand merkwürdig absticht. Die Auflockerung erfolgt durch Wärme. Wenn man aus einem Packet Daunen eine Partie von etwa Walnußgröße in einen mäßig erwärmten Kessel bringt und mit einer Rute peitscht, so schwellen sie so an, daß bald der ganze Kessel angefüllt ist. Die Leichtigkeit und Annehmlichkeit der Daunen als Bettmaterial ist bekannt. Bei der geringen Menge, die zur Füllung nötig ist, und besonders in betracht ihrer langjährigen Dauer ist der Aufwand für Daunen im Vergleich zu gewöhnlichen Federn gar nicht so abstechend.
Eine andre Art ist seltener und teurer. Sie kommt von der Königs-Eiderente (Somateria spectabilis), die mehr an den nördlichen Küsten Asiens und Amerikas lebt. Spitzbergen, Nowaja Semlja etc. sind die Bezugsquellen der über Rußland kommenden Ware.
Nächst den Eiderdaunen sind die Gänsefedern das gebräuchlichste Material zum Füllen von Betten. Sie kommen aus dem nördlichen Deutschland, aus Rußland, Polen, Böhmen, Galizien, Ungarn in fest gefüllten Säcken, Fässern oder Kisten über Frankfurt an der Oder, Berlin, Breslau, Leipzig etc. Sie werden gewöhnlich erst in zweiter Hand gewaschen, die gekielten geschlissen, die Flaumfedern für sich und auch die geschlissenen in mehrere (3) Nummern sortiert.
Die besten Federn bekommt man von lebenden Gänsen, die man um die Zeit rupft, wo sie anfangen sich zu mausern und also die Federn bald selbst ausfallen würden. Dies Rupfen erfolgt mehrmals, indem immer nur die lose sitzenden abgenommen werden. Solche F. sind vollkommen reif, sehr elastisch und halten sich lange gut. Man bezeichnet diese beste Sorte als lebendiges oder Sommergut, die von geschlachteten Tieren genommenen dagegen als totes oder Wintergut. Am schlechtesten sind die Federn von krepierten Tieren. Nahrung und Lebensart haben großen Einfluß auf die Güte der Federn wie auch der Posen. Bei freiem Naturleben, auf Weide und reinen Gewässern wird das Federkleid am vollkommensten; Stall- oder gar Mastgänse erzeugen nichts Gutes. Den Federhändlern wirft man vor, daß sie nicht selten Schlechtes zu Gutem mischen und das Gewicht der Ware gern mit beigemengtem Kalk, Gips etc., oder doch dadurch erhöhen, dass sie ihren Fässern feuchte Standorte geben.
Die Schreibfedern oder Federposen sind, wie schon erwähnt, jetzt wohl ganz außer Gebrauch gekommen; sie wurden fast ausschließlich der Gans entnommen, daher auch Gänsefedern genannt.
2 Schmuckfedern
Zu Schmuck- oder Putzfedern dienliches Material kann größtenteils nur als Jagdbeute aus großer Zerstreuung und weiter Entfernung beigebracht werden. Einigen Beitrag liefert indes auch das Hofgeflügel zum Putz, namentlich Hähne und Truthähne ihre größeren Schwanzfedern zu Federbüschen und zur Nachahmung ausländischer F. Der Stammartikel aller Putzfedern, der sich stets in Gunst und Preis hält und jetzt sogar etwa um das Vierfache teurer ist als noch vor 30 Jahren, sind die Flügel- und Schwanzfedern der Straußen. Dieser mächtige Laufvogel bewohnt sowohl die große nordafrikanische Wüste als die baumlosen Einöden Südafrikas und Arabiens; seine F., der einzige Gegenstand, weswegen auf ihn Jagd gemacht wird, kommen daher auf mancherlei Wegen und durch verschiedne Hände in den Handel, aus Arabien über Ägypten, aus Nordafrika über die Handelsplätze der Nord- und Westküste, aus Südafrika durch England. Alle das Mittelmeer berührende Ware pflegt sich in Livorno oder Marseille zu sammeln, um von hier aus sortiert weiter versandt zu werden.
In Südafrika leben die Strauße auf weiten baumlosen Ebenen in Gesellschaft von Zebras, Gnus, Antilopen, selbst noch innerhalb der Grenzen der Kapkolonie, wo sie den Bauern gelegentlich die Felder plündern. Sie werden hier selten von berittenen europäischen Jägern belästigt, aber Buschmänner und Hottentotten haben eine Menge Jagdkünste, wie Schlingen- und Hinterhaltlegen, Beschleichen in straußartiger Verkleidung etc., vermöge deren sie immer eine ansehnliche Quantität F. erbeuten und zum Verkauf bringen. Übrigens hat man im Kaplande, namentlich im Distrikt Colesberg, seit längerer Zeit schon angefangen, die Strauße in einem Zustande halber Zähmung zu halten, indem man sie auf eine eingezäunte Fläche setzt, groß genug, daß sie darauf ihren Unterhalt finden können, und sie dann jedenfalls noch an einen bestimmten Futterplatz und an das Ausziehen der Federn gewöhnt.
Die rohen Straußfedern erhalten von den Federschmückern erst die gehörige Zurichtung. Sie werden mit Seife gewaschen, in heißes Wasser eingelegt, worin feine Kreide zerlassen ist, nachgehends die Farbe der weißen durch Schwefeln erhöht, auch wohl ein natürlicher gelblicher Ton durch etwas Indigoblau getilgt. Die grauen weiblichen F. werden meistens schwarz gefärbt. Von Natur weiße nehmen die schwarze Färbung nicht gut an, daher mit solchen, die nicht wohl weiß bleiben können, auch andre Färbungen, Grün, Rosa etc. vorgenommen werden, wie denn überhaupt in der Federschmückerei viel gefärbt wird, und zwar jetzt allgemein mit Anilinfarben.
Der südamerikanische Strauß (Rhea americana) liefert gleichfalls Schmuckfedern, aber nur graue und braune, auch in der Gestaltung von den echten abweichend und mehr den Marabufedern ähnlich. Diese letzteren sind die Schwanzdeckfedern vom Riesenstorch (Leptoptilos crumenifer), der in ganz Mittelafrika lebt. Sie sind äußerst leicht und zart zerteilt und kommen in weiß und grau vor
Die meisten F. aber kommen von einer andren Art, dem ostindischen Storch, der von den Engländern der Adjutant genannt wird. Sie stehen unter den Flügeln und am Bürzel des Vogels.
Die weit verbreitete Familie der Reiher liefert in den langen, schmalen, fein gebauten F., die bei den verschiednen Arten Kopf oder Nacken, Kropf oder Bürzel zieren, weißes und noch mehr geschätztes schwarzes Material zum Schmuck. Es bestehen daraus vornehmlich die Federbüsche, die im Orient und in Ungarn etc. zur Staatskleidung gehören. Was von dieser Ware zeitweilig in die Mode eingeht, kommt wie die meisten Schmuckfedern überhaupt aus Frankreich, das die rohe Ware aus Sibirien, Indien, vom Senegal, aus Guiana etc. bezieht.
Bei uns vorkommende Federlieferanten sind der gemeine Fischreiher, der Purpurreiher, der große und der kleine Silberreiher. Paradiesvögel, von denen bekanntlich die ganzen Bälge als Schmuck auf Turbanen und Damenhüten getragen wurden, sind, obwohl früher zu Zeiten häufig nach Europa gebracht, mehr Kuriosität als eigentliche Handelsware. Das Besondre daran sind zwei dicke Büschel langer gelber, an den Spitzen brauner feingeschlitzter F., die das erwachsene Männchen auszeichnen und die einen vollen Fuß über den Schwanz des Vogels hinausragen.
Das Vaterland der Paradiesvögel ist Neuguinea mit einigen kleinen anliegenden Inseln. Sie mögen durch frühere Nachstellungen seltener geworden sein, da die Eingebornen nicht viel mehr zum Verkauf haben.
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