Nest
Ein Nest ist die von Tieren zum Schutz für die Nachkommenschaft hergerichtete Wohnstätte. Von den Wirbeltieren bauen einige Fische, wie der Stichling, und einige Säugetiere, wie das Eichhörnchen, Nester, ganz allgemein aber tun es die Vögel.
Die wissenschaftliche Nesterkunde heißt Kaliologie.
Inhaltsverzeichnis
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1 Nestarten bei Vögeln
Man unterscheidet
- Miniervögel, die in Höhlen, Uferwänden, festem Lehm etc. Löcher für ihr Nest graben, wie die Uferschwalbe, der Eisvogel, Pinguin, Bienenfresser u.a.;
- Erdnister, die meist ein sehr einfaches Nest aus kunstlos übereinander gelegten Baumaterialien auf der Erde bauen, wie die Schwäne, Enten, Gänse, Hühner, Kasuare, Strauße, Möwen, Wasserhühner etc. Das Wasserhuhn baut ein schwimmendes Nest.
- Die Maurer bauen ihr Nest aus naß zusammengekneteter Erde, wie die meisten Tagschwalben, der Blauspecht, der den Eingang von Baumhöhlen bis auf eine kleine Öffnung mit Schlamm verklebt, Elster, Singdrossel u.a. Der Töpfervogel baut sein halbkugeliges, backofenähnliches Nest nur aus Erde und innen mit einer Scheidewand.
- Zimmerer, die Höhlen in Bäume meißeln, sind die Spechte, Wendehals, Blaumeise und Sumpfmeise. Flache Nester, fast ohne Vertiefung, bauen Ringeltaube und Turteltauben, Reiher, Störche, Kraniche und die Adler, deren Horste frei auf Felsen, aber auch auf Bäumen stehen.
- Korbflechter bauen ihr Nest sehr lose und unvollkommen aus dünnen, trocknen Reisern, Binsen, Pflanzenstengeln, wie die Holzhäher, die Rabenvögel, viele Drosseln, Kernbeißer, Dompfaff, Rohrsänger, Gartensänger, Rohrammer etc., Webervögel benutzen fadenförmiges Material, Binsen, Bast, Grasblätter, Haare, Schafwolle etc., und fertigen daraus ein Nest, dessen Wandung mehr oder weniger einem Gewebe ähnlich sieht. Graukehlchen, weiße Bachstelze, Rotkehlchen, Rotschwänzchen, Goldhähnchen, Goldammer, Grünfink, Hänfling füttern ihr Nest mit eingewebten Haaren, Federn, Wolle aus. Schwanzmeise und Beutelmeise bauen ein beutel- oder eiförmiges, nur mit einem kleinen Flugloch versehenes Nest, zierlich zusammengewebt aus den genannten Materialien und ausgekleidet mit Federn, Wolle und Haaren. Zu den geschicktesten Baumeistern gehören die Webervögel und die Beutelstare. Schneidervögel nähen mit Hilfe ihres Schnabels, den sie wie eine Nadel benutzen, ihr N. aus Blättern zusammen.
- Filzmacher verfilzen faseriges Material zu einer gleichmäßigen Wandung, wie der Buchfink, Stieglitz, manche Kolibris etc.
- Die Zementierer sondern aus bestimmten Drüsen einen klebrigen Stoff ab, der, mit Speichel vermischt, entweder zusammen mit anderen Stoffen, oder allein, wie bei der Salangane zum Nestbau benutzt wird.
- Die Dombauer bauen bedeckte, seitlich mit einem Flugloch versehene Nester, vorzüglich aus Moosen, wie der Zaunkönig, der Fitis, Rotschwänzchen, Goldhähnchen, Wasserstar, Schwanzmeise, Schattenvogel.
- Endlich sind noch die Vergnügungsnester zu erwähnen, große laubenartige Gewölbe mit bunten Federn, Knochen, Muscheln geschmückt, die nicht zum Brüten, sondern nur zur vergnüglichen Zusammenkunft der Vögel dienen.
2 Andere Nestbauer
2.1 Kerfen und andere Gliederfüßer
Nester nennt man auch die Behausungen der Ameisen und Termiten, die in der Erde gegraben oder über der Erde aus besonderm Baumaterial errichtet werden, sowie die aus einer papierähnlichen (hauptsächlich durch Kauen von Holzspänen hergerichteten) Nester der Wespen, wohl auch die Bienenstöcke mit ihren Wachswaben.
Fernerhin die selbstgesponnene gemeinsame Wohnung mancher Raupen sowie Behausungen für Eier und Junge, auch wenn die Alten sich nie darin aufhalten. Derartige Nester verfertigen Spinnen, einige Tausendfüßler und Insekten.
Das Nest von vielen rindenbrütenden Borkenkäfern bezeichnet man als Rammelkammer, da dort gleichzeitig auch der Begattungsakt stattfindet.
2.2 Säugetiere
Bei höheren Säugetieren haben die Nester oftmals besondere Eigennamen. So wird das Nest der Wildschweine als Kessel bezeichnet, das der Eichhörnchen nennt man Kobel, bei Fuchs und Dachs spricht man vom Bau.
3 Literatur
- Rennie, Baukunst der Vögel (deutsch, Stuttg. 1848)
- Ad. und K. Müller, Wohnungen, Leben und Eigentümlichkeiten der Tierwelt (Leipz. 1869)
- Wolf-Harnier, Gefiederte Baukünstler (Berl. 1896)
- Blanchon, Demeures aériennes des animaux. Le nid (Par. 1905)
4 Quelle
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908
5 Weblinks
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