Teufel
Der Teufel (von althochdeutsch tiufal altgriechisch Διάβολος Diábolos = Verleumder) ist der Gegenspieler Gottes. In vielen Religionen und Kulturen wird er als dämonisches Wesen, das nur Böses wünscht und tut, bezeichnet. Aus der Sicht einiger Weltanschauungen will der Teufel aber den Menschen helfen und ihnen die Freiheit geben. Die traditionelle christliche Bezeichnung Satan ist von hebräisch שָׂטָן (śātáān) abgeleitet und bedeutet Feind, Widersacher, Verfolger. Die kirchenlateinische Variante lautet Satanās, die arabische Scheitān.
Inhaltsverzeichnis
Übrigens: Die PlusPedia ist NICHT die Wikipedia. Wir sind ein gemeinnütziger Verein, PlusPedia ist werbefrei. Wir freuen uns daher über eine kleine Spende! |
1 Ausgangslage
Ein Teufel als eigenständige Verkörperung und Person soll im Monotheismus erklären, warum es trotz eines allgütigen und allmächtigen obersten Gottes dennoch für jeden erkennbar das Böse auf der Welt gibt. Die Religionen haben bei der Bewältigung dieses Widerspruchs grundsätzlich drei Lösungsansätze gefunden:
- Streng monistische Modelle gehen von einem einzigen Gott bzw. einer einzigen transzendenten Macht aus. Diese Macht muss dann aber, um die Existenz des Bösen zu erklären, in sich ambivalent sein, d.h. das Gute wie das Böse in sich vereinigen. Ein solches Modell findet sich im Judentum als strafender Gott.
- Dualistische Modelle laufen im Prinzip auf die Konstruktion von zwei übernatürlichen Mächten hinaus. Die eine Macht ist nur Gut und für das Böse auf der Welt nicht verantwortlich. Die andere Macht repräsentiert das absolut Böse und ist für das Elend auf der Welt verantwortlich. Durch diese Konstruktion ist der gute Gott von der Verantwortung für das Böse auf der Welt entbunden. Meist wird die böse Macht als weniger mächtig als der gute Gott und diesem teilweise auch weisunggebunden oder sogar unterworfen dargestellt. Auch wird häufig betont, dass die Macht des Bösen zeitlich beschränkt sei und am Ende der Zeiten vorbei sei.
- Im Polytheismus ist der Teufel nur einer von vielen übernatürlichen Wesen
Die dem Teufel im Mittelalter verliehenen Attribute wie Bocksfüße, Schwanz und Hörner dürften allgemein von antiken Satyren herstammen und speziell vom griechischen Hirtengott Pan, dem Sohn des Hermes. Auch Pan hatte bereits eine dunkle „teuflische“ Seite, da er mit seinem durchdringenden Schrei die sprichwörtliche „panische Angst“ auslöste.[1] Andere häufige Attribute sind Vogelfüße und Fledermausflügel, manchmal tritt er auch komplett in Tiergestalt auf, etwa als Bock oder Kater. Er soll Teufelsmessen (Schwarze Messen) und Hexensabate veranstaltet haben, bei denen es dann zu sexuellen Ausschweifungen kam. Solche Veranstaltungen werden als eine Umkehrung oder zumindest Lächerlichmachung christlicher Riten gedeutet.[2]
2 Bibel und Christentum
Im Alten Testament wird der Teufel als Person mehrfach beschrieben. Er wird durch die Schlange symbolisiert, die sich in das Paradies schleicht und den Menschen verführt, vom «Baum der Erkenntnis» zu essen. Diese Gleichsetzung wird im Neuen Testament in Offb 12,9 EU wieder aufgegriffen, dort wird aus der Schlange ein Drache. Nach christlicher Vorstellung war er ein gegen Gott rebellierender Engel, der von den Erzengeln Gabriel, Uriel, Raphael, Michael und deren Heerscharen als Satan in den Abgrund gestürzt wurde. So berichtet es das apokryphe Buch Henoch.[3] Im alttestamentarischen Buch Hiob erscheint er dagegen als einer der Söhne Gottes und erhebt Anklage gegen den gesetzestreuen Hiob. Er behauptet, dieser wäre seinem Schöpfer nur deshalb ergeben, weil er persönlichen Nutzen daraus zöge. Entstünden ihm Nachteile, würde er abfallen. Daraufhin erhält Satan von Gott die Erlaubnis zuerst den Besitz Hiobs zu zerstören und dann dessen Gesundheit. Hiob verflucht nicht den Herrn, wie von Satan behauptet, aber beharrt seinen herbeigeeilten Freunden gegenüber auf seiner Schuldlosigkeit. Diese wollen das nicht glauben und nennen sein Verhalten anmaßend. Schließlich erscheint jedoch Gott in einem Sandsturm, tadelt Hiobs Freunde, da diese falsch geredet hätten und belohnt Hiob für seine Treue.[4]
Satan nimmt hier als Ankläger und Versucher eine ähnliche Funktion wahr, wie in jüdischen Sagen Lilith: Diese soll die eine Frau von Adams gewesen sein, sich aber geweigert haben sich ihm zu unterwerfen, d.h. beim Geschlechtsakt unten zu liegen. Dafür wurde sie in einem Nachtdämon verwandelt. Sie erscheint als verführerische Frau und gibt Männern vergifteten Wein zu trinken, der diese willenlos mache. Danach eilt sie in den Himmel und holt sich die Erlaubnis, ihre Liebhaber als Sünder zu vernichten. Lilith und Satan dürften beide ihre Ursprünge in altmesopotamischen Mythen haben.[5]
Im Neuen Testament wird der Teufel mit folgenden Namen bezeichnet:[6]
- Satan: (Mt 4, 11 / Mt 12, 26 / Mk 1, 13 / Mk 3, 22-26, Mk 4, 15 / Mk 8, 33 / Lk 10, 18 / Lk 13, 16 / Lk 13, 27 / Röm 16, 20 / 1 Kor 5, 5 / 1 Kor 7, 5)
- Teufel: (Mt 4, 11 / Lk 4, 1-13 / Lk 8, 12 / Joh 8, 44 / Joh 13, 2 / Eph 4, 27 / Eph 6, 11-12 / Tim 2, 26 / Hebr 2, 14 / Jak 4, 7 / Petr 5, 8 / 1 Joh 3, 8-10 / Jud 1, 9 / Offb 12, 1-13)
- Beelzebub: (Mt 10, 25 / Mt 12, 17 / Mk 3, 22 / Lk 11, 14-15)
- Der Böse: (Mt 6, 13 / Eph 6, 16)
- Herrscher dieser Welt, Herscher, der im Bereich der Lüfte weilt: (Joh 12, 31 / Joh 14, 30, Eph 2, 2)
- Beliar: (2 Kor 6, 15)
- Abaddon oder Apollyon: (Offb. 9,11)
- Archas, Exousias, Kosmokratores oder Pneumatika: (Eph 6,12 / Kol 1,13) [7]
Der als Bischof von Rom fungierende Clemens Romanus sah im Jahr 95 den Teufel als eigenständige Person, die versuche das Christentum zu spalten, indem sie sie Versuchung und Zwietracht säht. [8] Ignatius von Antiochien bezeichnete im 2. Jahrhundert den Teufel als „Fürsten dieser Welt“, dessen Macht durch die Menschwerdung Christi ins Wanken geraten war und der schließlich durch das zweite Kommen des Messias zerstört werden wird. In der Zwischenzeit wird die Welt durch den bösen Archon (Fürsten) beherrscht, dessen Ziel es ist, das Rettungswerk Christi zu durchkreuzen, indem er das Christenvolk davon abhält, auf das Reich Gottes zuzustreben. [9]
Im Katechismus der Katholischen Kirche von 1997 heißt es: Der „Teufel" [diabolos] stellt sich dem göttlichen Ratschluß und dem in Christus gewirkten Heilswerk entgegen.
3 Andere Religionen und Kulturen
Viele Dämonen in den verschiedenen Religionen haben große Ähnlichkeiten mit dem Teufel und stellen das Böse dar. Das Verständnis in den Kulturen spiegelt sich oft in Märchen – zumeist entgegen der christlichen Dogmatik – wieder. Märchen aus dem spanischen Andalusien[10] zeigen dies ebenso wie die deutschen Kinder- und Hausmärchen.[11]
Ahriman (auch Ahryman, mittelpersisch ‚arger Geist‘, zoroastrischer Ursprung) gilt als das zerstörerische Prinzip in der altiranischen Mythologie. Samael (hebräisch, auch Sammael oder Samiel) ist Hauptankläger Israels in der jüdischen Tradition und ein falscher Gott in manchen gnostischen Schriften.
4 Sprichworte und Redensarten
- "Der Teufel ist ein Eichhörnchen"
- "Wenn man vom Teufel spricht"
- "Den Teufel an die Wand malen"
Es gibt Gebete, die sich angeblich oder tatsächlich an den Satan richten. Diese werden auch als Teufelsanbetung bezeichnet. Ein Beispiel ist folgender lateinischer Text: „In nomine dei nostri Satanas introibo ad altare Domini Inferi. Ad eum qui laetificat meum. Ad eum qui regit tenebrarum. Ostende nobis, domine Satanas, potentiam tuam. Et beneficium tuum da nobis. Domine Satanas exaudi meam. Et clamor meus ad the veniat. Gloria deo Domini Inferi, et in terra hominibus fortibus. Gloria in excelsis et in tenebris, Satan aeternus! Amamus te, laudamus te, glorificamus te: Satan! Satan nobiscum. Yallah! Yallah! Yallah! Amen.“
Als armer Teufel wird ein bemitleidenswerter Menschen bezeichnet.
5 Wortherkunft
Das Wort geht auf das griechische diábolus zurück, das aus dem Zeitwort dia-bállein (durcheinanderwerfen, entzweien, verleumden) gebildet ist. Auf das griechische Wort gehen das kirchenlateinische diabolus und das gotisch-arianische diabaúlus zurück. Das althochdeutsche tiufal (mhd.: tiuvel/tievel) wurde entweder aus dem Gotischen oder direkt dem Lateinischen entlehnt und verdrängte das althochdeutsche unholdo (Unhold). Das Wort fand in viele Sprachen Eingang, etwa ins Englische als devil, ins Französische als diable, ins Italienische als diavolo, ins Spanische als diablo usw.[12][13]
6 Siehe auch
7 Einzelnachweise
- ↑ Dämonen, Geister, dunkle Götter S. 163
- ↑ Hans-Jürgen Wolf – Geschichte der Hexenprozesse, Hamburg: Nikol Verlagsgesellschaft 1998 S. 991 ff ISBN 3-930656-90-6
- ↑ Hans Biedermann - Dämonen, Geister, dunkle Götter, Bindlach: Gondrom Verlag S 193 ISBN 3-8112-1008-4
- ↑ Das Buch Hiob (Bibleserver, Luther 1984)
- ↑ Dämonen, Geister, dunkle Götter. Einträge Lilith S. 138ff, Lilitu S. 140 und Satan S. 174
- ↑ hängt von der Bibelübersetzung ab
- ↑ Jeffrey Burton Russell: Biographie des Teufels / Das radikal Böse und die Macht des Guten in der Welt, Aufbau Taschenbuch Verlag, 2002, Seite 378 und 379
- ↑ Gerhard Uhlhorn: Die Homilien und Recognitionen des Clemens Romanus nach ihrem Ursprung und Inhalt dargestellt, Verlag der Dietrichischen Buchhandlung, Göttingen, 1854, Seite 18
- ↑ Ignatius von Antiochien: Brief an die Epheser, 17.1, 19.1
- ↑ Märchen aus Andalusien, herausgegeben von Frederik Hermann, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1996, Seite 7 ff: Blancaflor oder die Tochter des Teufels
- ↑ siehe Der Teufel mit den drei goldenen Haaren oder Der Teufel und seine Großmutter
- ↑ Duden - Das Herkunftswörterbuch, Mannheim 2001 S. 845 ISBN 3-411-04073-4
- ↑ Dämonen, Geister, dunkle Götter, S. 193
8 Andere Lexika
- Das neue Fischer Lexikon in Farbe, Fischer Taschenbuch Verlag, aktualisierte Ausgabe, Frankfurt am Main 1981, Band 9, Seite 5939
Hast du einen Löschwunsch oder ein anderes Anliegen? Dann nutze bitte unser Kontaktformular
PlusPedia Impressum
Bitte Beachte:
Sämtliche Aussagen auf dieser Seite sind ohne Gewähr.
Für die Richtigkeit der Aussagen übernimmt die Betreiberin keine Verantwortung.
Nach Kenntnissnahme von Fehlern und Rechtsverstößens ist die Betreiberin selbstverständlich bereit,
diese zu beheben.
Verantwortlich für jede einzelne Aussage ist der jeweilige Erstautor dieser Aussage.
Mit dem Ergänzen und Weiterschreiben eines Artikels durch einen anderen Autor
werden die vorhergehenden Aussagen und Inhalte nicht zu eigenen.
Die Weiternutzung und Glaubhaftigkeit der Inhalte ist selbst gegenzurecherchieren.