Joseph M. Rumshinsky

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Joseph M. Rumshinsky (* 15. Januar 1881 in Wilna; gest. 6. Februar 1956 in New York [1]) war ein bedeutender jüdischer Dirigent und Komponist des Jiddischen Theaters in den USA.

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1 Vita

Der Dirigent und Komponist Joseph M. Rumshinsky
Er wurde im damals noch zum Russischen Reich gehörigen Wilna als Sohn des Hutmachers Moshe Rumshisky [2] und dessen in einer Metzgerei arbeitenden Frau Slova geboren. [3] Seine Mutter war sehr musikalisch, sang viel und lehrte andere Frauen neue Lieder. Auch sein Vater war musikalisch. Joseph M. Rumshinsky besuchte eine typische jüdische Schule (cheder) und wurde mit neun Jahren unter Kantor Abraham Moshe Bernstein Sänger an der Synagoge Taharat Ha-Kodesh der progressiven maskilim. [4] [5] Weil er gut die Notenschrift lesen und sich neue Musikstücke sehr schnell aneignen konnte, nannte man ihn auf Jiddisch Yoshke der notn-fresser. [6] [7] Mit zehn Jahren wechselte Rumshinsky auf eine russische Schule in der auch Gesang unterrichtet wurde. Bald darauf stellte man ihn einem an einem jüdischen Lehrerseminar tätigen Pianisten vor, der dem Jungen Noten aus einer Oper von Anton Rubinstein vorlegte. Da Rumshinky diese Musik sofort gut vom Blatt sang, beschloss der am Sankt Petersburger Konservatorium ausgebildete Pianist ihn am Klavier und in Musiktheorie zu unterrichten. Rumshinsky wurde bald auch in die Chorschule von Wilna aufgenommen, was ihm die Möglichkeit bot, sich mit der modernen, mitteleuropäischen Synagogalmusik von Salomon Sulzer, Louis Lewandowski, Samuel Naumbourg oder Hirsch Weintraub vertraut zu machen. [8] Später studierte Rumshinsky auch in Warschau Musik.
Ab dem neunten Lebensjahr war Rumshinsky Chorsänger an der Synagoge Taharat Ha-Kodesh

Zwischen 1890 und 1894 unternahm Rumshinsky als Sänger mit anderen Kantoren Konzertreisen in Städte des russischen Ansiedlungsrayons. Dabei lernte er in Grodno, einer nahe dem Dreiländereck zwischen den heutigen Staaten Weißrussland, Polen und Litauen gelegenen Stadt, zum ersten mal auch das Jiddische Theater kennen. [9] 1897 wurde er Chordirektor der russischen Oper von Borisov in der Nähe von Minsk und zwei Jahre später als Leiter der neugegründeten jüdischen Chorgesellschaft Hazomir engagiert. [10]

Im Jahr 1903 migrierte Rumshinsky - um der Einberufung in die Armee des Zaren zu entkommen - nach London und ein Jahr später in die USA. Anfänglich zeigte ihm das jiddische Theater von New York die kalte Schulter. Er verdiente sich seinen Lebensunterhalt durch die Erstellung einfacher Klaviertranskriptionen slawischer Volkslieder. Bald fertigte er auch für Komponisten des jiddischen Theater wie David Meyerowitz, Sigmund Mogulesco oder Solomon Smulewitz Klavier- und Violinarrangements an. Sein Durchbruch als Komponist für das jiddische Theater erfolgte mit dem Lied V’yiten l’kha welches er im Jahr 1909 für das jiddische Theaterstück Natan, der khokhem nach Lessings Nathan der Weise schrieb. Alle jüdischen Verleger publizierten nun Kompositionen von Rumshinsky. [11] Er komponierte in den folgenden Jahren die Musik für viele, erfolgreiche jiddische Theaterproduktionen wie Dem Rebens niggun, Die Goldene Kale, Di khazinteh, Tsubrokhemeh fideleh, Mayn Vayb is in der Kontri, Mazel Tov, Mames Zuhndele, Schmendrik, Peisach Gesangshpiel, Ner Tomid, Maydel fin Warshaw, Shir hashirim, Der yidishe Yankee Doodle oder Der yeshiva bokher (eine jüdische Version des Hamlet). [12] [13] Rumshinsky schrieb in den Jahrzehnten nach seiner Ankunft in den USA die Musik für über 100 Theaterproduktionen. [14] Außerdem war er ein gefragter Klavierbegleiter. Zu den Künstlern denen er am Klavier assistierte gehörten Nellie Casman, Jennie Goldstein, Aaron Lebedeff, Michal Michalesko, Ludwig Satz und Molly Picon. [15]

1909 engagierte ihn Jacob P. Adler (1856–1926), ein erfolgreicher jüdischer Schauspieler als Dirigent und Komponist für das Windsor Theatre an welchem Adler selber beteiligt war. [16] In den Jahren 1913 und 1914 war er Komponist und Direktor an Malvina Lobels Royal Theater und danach bis 1916 am von Joseph Edelstein geleiteten Peoples Theater. Ab 1916 schloß er sich für drei Spielzeiten als Komponist und Dirigent am späteren National Theater Boris Thomashefsky (einem der größten Stars des jiddischen Theaters) an. Zusammen mit Thomashefsky und anderen Librettisten schrieb Rumshinsky die Musik für Komödien wie melodramatische Stücke. Rumshinskys Verdienst war hier auch die Einführung eines großen, professionellen Orchesters von mindestens 24 Musikern, welche anstelle der bisher im jiddischen Theater üblichen kleinen Tanzorchester traten. 1919 kam Rumshinsky zu der Erkenntnis, dass das Potential der Zusammenarbeit mit Thomashefksy erschöpft sei und wechselte für die Spielzeiten 1920 und 1921 an das Kessler Second Avenue Theater.

2 Literatur

Notenband mit Liedern von Joseph M. Rumshinsky aus dem Jahr 1911
  • Joseph Rumshinsky und Michael Ochs: Di goldene kale - Part 1, A-R Editions, Inc., 2017
  • Mark Slobin: Tenement Songs - The Popular Music of the Jewish Immigrants, Band I, University of Illinois Press, 1996
  • Joseph Rumshinsky, Mendl Osherowitch und Sholem Perlmutter: Dos Rumshinsḳi bukh - aroysgegeben li-khvod zeyn 50ṭen geburṭsṭog, 1931
  • Irene Heskes: Passport to Jewish Music - Its History, Traditions, and Culture, Greenwood Press, 1994, Seite 62, 171, 201-206, 225 und 312
  • Eintrag im Leksikon fun yidishn teater, Band III, New York, Verlag Elisheva
  • Steven T. Katz: Why Is America Different? - American Jewry on its 350th Anniversary, University Press of America, 2010, Seite 330 ff.
  • Liste der Kompositionen von Rumshinsky in Kenneth Jaffe: Solo Vocal Works on Jewish Themes - A Bibliography of Jewish, Scarecrow Press, 2011

3 Weblinks

4 Video und Audio

Joseph Rumshinsky in späteren Jahren

5 Andere Wikis

6 Einzelnachweise

Grab von Joseph Rumshinsky und seiner Frau Frieda auf dem Mount Hebron Cemetery in New York
  1. Caroline Cubé: The Joseph Rumshinsky papers
  2. Anm.: Der Familiennachname lautet Rumshisky. Bis um 1921 ist er in dieser Schreibweise auch auf Notenausgaben zu finden. Danach setzte sich die Schreibweise mit n, also Rumshinsky durch.
  3. Joseph Rumshinsky und Michael Ochs: Di goldene kale - Part 1, A-R Editions, Inc., 2017, S. XXXVII
  4. Aliza Cohen-Mushlin, Sergey Kravtsov, Vladimir Levin, Giedrė Mickūnaitė und Jurgita Šiaučiūnaitė-Verbickienė: Synagogues in Lithuania N-Ž - A Catalogue, VDA leidykla, 2010, S. 253
  5. Personenartikel im Milken Archive of Jewish Music
  6. Joseph Rumshinsky und Michael Ochs: Di goldene kale - Part 1, A-R Editions, Inc., 2017, S. XXXVIII
  7. Mark Slobin: Tenement Songs - The Popular Music of the Jewish Immigrants, Band I, University of Illinois Press, 1996, S. 34
  8. Joseph Rumshinsky und Michael Ochs: Di goldene kale - Part 1, A-R Editions, Inc., 2017, S. XXXVIII
  9. Personenartikel im Milken Archive of Jewish Music
  10. Mark Slobin: Tenement Songs - The Popular Music of the Jewish Immigrants, Band I, University of Illinois Press, 1996, S. 25
  11. Irene Heskes: Passport to Jewish Music - Its History, Traditions, and Culture, Greenwood Press, 1994, S. 201
  12. Kenneth Jaffe: Solo Vocal Works on Jewish Themes - A Bibliography of Jewish, Scarecrow Press, 2011, S. 387 ff.
  13. Personenartikel im Milken Archive of Jewish Music
  14. Jewish Telegraphic Agency vom 8. Februar 1956
  15. Irene Heskes: Passport to Jewish Music - Its History, Traditions, and Culture, Greenwood Press, 1994, S. 201
  16. Personenartikel im Milken Archive of Jewish Music

7 Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Joseph M. Rumshinsky) vermutlich nicht.

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