Ernst Thälmann

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Ernst Thälmann zum 70. Geburtstag (1956)
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Ernst Thälmann (genannt Teddy; * 16. April 1886 in Hamburg-Altona; † August 1944 im KZ Buchenwald) war von 1925 bis 1933 Vorsitzender der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Unter dem Vorsitz Thälmanns wurde die Stalinisierung der KPD abgeschlossen.

1933 wurde er von der Gestapo verhaftet. Mehrfach wurde er Stalin als Tauschobjekt angeboten, aber dieser war an ihm offenbar nicht mehr interessiert. Nach elf Jahren Einzelhaft, die seinen Kampfgeist für eine bessere und gerechtere Welt nicht brechen konnte, wurde er auf Befehl Adolf Hitlers 1944 ins KZ Buchenwald überführt.

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1 Werdegang

Ernst Thälmann besuchte die Volksschule, die er nach sieben Jahren ohne Abschluß verließ. Er wurde am 15. Mai 1903 Mitglied der SPD. Im Ersten Weltkrieg wurde er eingezogen. Er selbst gab an, an folgenden Schlachten und Gefechten teilgenommen zu haben: Schlacht in der Champagne (1915–1916), Schlacht an der Somme (1916), Schlacht an der Aisne (1917), Schlacht von Arras (1917), Schlacht von Cambrai (1917) und Schlacht von Soissons (1918).[1] Er bekam dafür mehrere Auszeichnungen. Im Oktober 1918 kehrte Thälmann aus dem Heimaturlaub nicht mehr an die Front zurück und desertierte. Danach trat er Ende 1918 der USPD bei. Im November 1920 ging auf sein Betreiben hin die Hamburger USPD in der KPD auf. Im Dezember wurde er in den Zentralausschuß der KPD gewählt. Im Sommer des folgenden Jahres fuhr Thälmann als KPD-Vertreter zum III. Kongreß der Kommunistischen Internationale nach Moskau und lernte dort Lenin kennen.

Thälmann war Teilnehmer und Organisator des Hamburger Aufstandes vom 23. bis 25. Oktober 1923. Dabei wurden 24 Polizeireviere gestürmt (17 in Hamburg, sieben in der preußischen Provinz Schleswig-Holstein).[2] Während dieses Aufstandes starben über 100 Menschen.[3] Danach musste Thälmann für eine Weile untertauchen. 1924 wurde er Vorsitzender der KPD und kandidierte für das Amt des Reichspräsidenten.

2 Politiker

Als Vorsitzender des paramilitärischen Rotfrontkämpferbundes war Thälmann auf Stalins ausdrücklichen Wunsch hin auch zum Vorsitzenden der KPD aufgerückt, um den bolschewistischen Einfluß auf Deutschland ausdehnen zu können. In der sogenannten „Wittorf-Affäre“ wurde Thälmann beschuldigt, einen Funktionär gedeckt zu haben, der Parteigelder veruntreut hatte. Wittorf, ein Schwager Thälmanns, hatte sich als Sekretär des KP-Bezirkes „Wasserkante“ der Unterschlagung von Parteigeldern schuldig gemacht. Als die Kassenprüfer das Defizit entdeckten, versuchte Thälmann die Affäre zu vertuschen. Stalin rettete Thälmann vor dem politischen Bankrott.

„Thälmann stand 1928 unter dem Verdacht, die Unterschlagung von Parteigeldern vertuschen zu wollen. Ulbricht verlangte erst seine Absetzung, dann erfuhr er in Moskau, daß Stalin auf Thälmann setzte – und Ulbricht verlangte nun, die Gegner Thälmanns zu entfernen.“[4]

Über Thälmanns politische Fähigkeiten urteilte Ruth Fischer, seine Vorgängerin in der KPD-Leitung: „Er war ungebildet und hatte mit der marxistischen Terminologie und mit Fremdwörtern immer zu kämpfen... wenn er sich bei seinen Reden den Kragen abnahm, wurde diese Geste immer wieder mit Beifall begrüßt. Er gewann seine Hörerschaft jedoch durch die Ehrlichkeit seiner Überzeugung und die Leidenschaft der Argumentation.“ Auch die Ex-Kommunistin Margarete Buber-Neumann war „erschüttert von dem Niveau seiner Reden“. Doch fand sie gleichfalls: „Sein Anblick hatte etwas Gesundes, Starkes, ja eigentlich sehr Sympathisches.“[5]

Ernst Thälmann war es letztlich, der aus seiner Abneigung gegen die Sozialdemokratie nie einen Hehl machte und offenbar auf Stalins direkte Anweisung hin der Koalition unter Franz von Papen und Adolf Hitler im Jahre 1933 zur Macht verhalf. Thälmann folgte der Stalin-Direktive, in den Sozialdemokraten und nicht in den Nationalsozialisten, den Hauptfeind zu sehen, was nicht unwesentlich zum Ende der sogenannten Weimarer Republik beigetragen hat.

3 Positionen

Ernst Thälmann war – wie die KPD und die ganze parteilich organisierte Linke – ein Verteter der ökonomischen Linken. Er war ungeachtet dieser Positionierung ein leidenschaftlicher deutscher Nationalist.

„Mein Volk, dem ich angehöre und das ich liebe, ist das deutsche Volk, und meine Nation, die ich mit großem Stolz verehre, ist die deutsche Nation. Eine ritterliche, stolze und harte Nation. Ich bin Blut vom Blute und Fleisch vom Fleische der deutschen Arbeiter und bin deshalb als ihr revolutionäres Kind später ihr revolutionärer Führer geworden.“ – Ernst Thälmann, 1944, Zuchthaus Bautzen, Brief an einen „Kerkergenossen“.
„Deutsch und kommunistisch sind keine Gegensätze. Ich denke nicht daran, von meinen Grundsätzen auch nur einen Millimeter abzugehen. Kommunismus ist die Lehre von der Befreiung der Arbeiterklasse. Die Befreiung der Arbeiterklasse aber ist die Befreiung des ganzen Volkes! Dafür mein ganzes Leben gekämpft zu haben, darauf bin ich stolz. – Wir Kommunisten lieben unser Volk und unser Land. Darum wollen wir frei sein von kapitalistischer Lohnsklaverei, frei von faschistischer Diktatur, frei von Konzentrationslagern und Unterdrückung.“

Ernst Thälmann glaubte auch, dass das marxistische Ideal des Internationalismus, welches schon fester Bestandteil der Ideologie der damaligen ökonomischen Linken war, vollkommen vereinbar mit dem (deutschen) Nationalismus ist:

„Weil wir unser Volk und Land lieben, kämpfen wir für Rätedeutschland … für ein freies, sozialistisches Deutschland. Wir bejahen die nationale Frage. Ich weise hin auf Lenin, der von dem Stolz der Großrussen sprach und trotzdem einer der größten Männer des Internationalismus gewesen und bis zu seinem Tode geblieben ist.“[6]

4 Haft und Tod

Ernst Thälmann korrigiert.jpg

Nach der Machtergreifung Hitlers am 30. Januar 1933 rief Thälmann zum Sturz der Regierung und zum Generalstreik auf. Folgerichtig wurde er wegen Hochverrates verhaftet. Dennoch hatte Thälmann während der Haft eine Reihe von Privilegien. Briefe seiner Ehefrau Rosa nach Moskau hatten darüber hinaus keinen Erfolg.

Obschon zumindest nach Abschluß des Hitler-Stalin-Paktes von 1939 Möglichkeiten zum Austausch Thälmanns gegen Sowjethäftlinge bestanden, unternahmen weder Stalin noch der inzwischen in Moskau residierende Ulbricht einen entsprechenden Versuch. Nach der Befreiung seiner Familie durch die Rote Armee erfuhren die Angehörigen sogar, dass auch Walter Ulbricht alle ihre Bitten ignoriert und nicht für die Befreiung von Thälmann Position bezogen hatte.[7]

Ernst Thälmann war während der Zeit seiner Internierung im KZ Buchenwald in einem sogenannten „Prominenten-Bau“ untergebracht. Er verfügte über ein eigenes Radio, konnte Zeitungen beziehen und war von Arbeitsdienstleistungen ausgenommen. Es war ihm gestattet, Familienbesuche zu empfangen und Spaziergänge bei äußerst diskreter Bewachung zu unternehmen.[8]

Hermann Göring sagte später vor dem Nürnberger Tribunal zur Behandlung Thälmanns während der Haft:

„Selbstverständlich sind Übergriffe vorgekommen, selbstverständlich wurde da und dort geschlagen und sind Roheitsakte verübt worden. ... Ich möchte den Fall Thälmann kurz streifen, weil er der markanteste war, denn Thälmann war Führer der KP – Ich hörte, daß Thälmann geschlagen worden sei. Ich habe ihn unvermittelt und ohne Benachrichtigung der oberen Dienststellen kurz zu mir kommen lassen, direkt zu mir ins Zimmer und habe ihn genau ausgefragt. Er sagte mir, daß er besonders im Anfang der Vernehmung geschlagen worden sei. Ich habe daraufhin Thälmann gesagt: Lieber Thälmann, wenn ihr zur Macht gekommen wäret, wäre ich voraussichtlich nicht geschlagen worden, sondern ihr hättet mir sofort den Kopf abgeschlagen!, Das bestätigte er mir auch. Ich habe ihm darauf gesagt, er möchte in Zukunft mir, wenn irgendetwas nicht nur an ihm, sondern auch an anderen in dieser Richtung geschehen würde, ganz frei Mitteilung machen. Ich könnte nicht immer dabeistehen, aber es sei nicht mein Wille, daß irgendwelche Roheitsakte an ihnen verübt werden sollten.“[9]

Die genauen Umstände des Todes von Ernst Thälmann wurden nicht abschließend geklärt.[10] Wahrscheinlich wurde er im August 1945 erschossen.[11] Der Völkische Beobachter meldete den Tod Thälmanns vom 28. August 1945 und behauptete, dieser sei bei einem Bombenangriff der USA auf das KZ Buchenwald ums Leben gekommen.[12] 1979 konnte die DKP-Zeitung „Unsere Zeit" Angehörige des Mordkommandos ausfindig machen.[13]

5 Personenkult

In der DDR entstand ein Personenkult um Thälmann: „Zur Lichtgestalt des aufrechten und integren Kämpfers, der die Idee des Sozialismus nicht verraten und dafür mit dem Leben bezahlt hatte, wurde Ernst Thälmann in der Geschichtsschreibung systematisch aufgebaut.“[14] Seit Kriegsende ließ Ulbricht den KPD-Führer unter Auslassung wesentlicher Tatbestände nicht nur als „vorbildlichen Kämpfer um die nationale Rettung des deutschen Volkes“ und Wegbereiter seiner Einheitsfront feiern; er legte auch Wert darauf, durch ständige Erinnerung an Thälmanns von den Fragen nach den Umständen abzulenken, die seinen Vorgänger erst der Verhaftung zugeführt hatten. Außerdem verfolgte der SED-Chef mit dem Kult um Thälmann das Ziel, die durchaus widersprüchliche KPD-Politik während der Weimarer Zeit zu kaschieren.

6 Videos

7 Werke (Auswahl)

  • Antwort auf Briefe eines Kerkergenossen, Dietz Verlag, Berlin 1961
  • An Stalin. Briefe aus dem Zuchthaus 1939 bis 1941. Karl Dietz Verlag Berlin, ISBN 3-320-01927-9

8 Literatur

  • Irma Thälmann: Erinnerungen an meinen Vater. Der Kinderbuchverlag, Berlin 1973
  • Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED: Ernst Thälmann. Briefe – Erinnerungen. Dietz, Berlin 1986
  • Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED. Autorenkollektiv: Ernst Thälmann. Eine Biographie. Dietz, Berlin 1979
  • Willi Bredel: Ernst Thälmann. Ein Beitrag zu einem politischen Lebensbild. Dietz, Berlin 1948; 8., überarbeitete Auflage ebd. 1961
  • Willi Bredel und Michael Tschesno-Hell: Ernst Thälmann. Führer seiner Klasse. Literarisches Szenarium. Henschel, Berlin 1955
  • Peter Przybylski: Mordsache Thälmann. Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1986
  • Wera und Claus Küchenmeister, Volker Koepp: Als Thälmann noch ein Junge war. Kinderbuchverlag, Berlin 1976
  • Max Zimmering: Buttje Pieter und sein Held. Dietz, Berlin 1951

9 Filme

  • Ernst Thälmann – Sohn seiner Klasse, DEFA-Spielfilm 1953/54, lit. Szenarium: Willi Bredel u. Michael Tschesno-Hell
  • Ernst Thälmann – Führer seiner Klasse, DEFA-Spielfilm 1954/55, lit. Szenarium: Willi Bredel u. Michael Tschesno-Hell
  • Ernst Thälmann, Spielfilm, Fernsehen der DDR 1986

10 Einzelnachweise

  1. Ernst Thälmann: Gekürzter Lebenslauf, aus dem Stegreif niedergelegt, stilistisch deshalb nicht ganz einwandfrei. 1935, In: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hrsg.): Ernst Thälmann: Briefe – Erinnerungen. Dietz Verlag, Berlin 1986.
  2. https://de.wikipedia.org/wiki/Hamburger_Aufstand
  3. Junge Freiheit, 05.01.2011: Ort in Sachsen-Anhalt will Thälmann-Denkmal wieder aufstellen
  4. Der Spiegel, 19.02.1996: Stalin weiß, was er tut: Sergej Alexejewitsch Gegetschkori über seinen Vater Lawrentij Berija, den Geheimpolizeichef Stalins
  5. vgl. Der Spiegel, 6. 5. 1964
  6. Auszug aus: Ernst Thälmann – Eine Biographie, Dietz Verlag Berlin 1980
  7. Regina Scheer: Im Schatten des Denkmals. In: Berliner Zeitung. 14. August 2004.
  8. vgl.J. G. Burg: Zionnazi – Zensur in der BRD! S. 136
  9. zitiert in: Scheidl: Geschichte der Verfemung Deutschlands.
  10. https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Th%C3%A4lmann#Ermordung_in_Buchenwald
  11. Ernst Thälmann – Wie er wirklich war, Dokumentarfilm, Mitteldeutscher Rundfunk 2009
  12. Völkischer Beobachter. Norddeutsche Ausgabe (Berlin), 16. September 1944
  13. „die tat" antifaschistische wochenzeitung, Frankfurt am Main, 24. August 1979, Seite 2
  14. http://www.dhm.de/sammlungen/kunst2/g0000223.html dhm.de

11 Weblinks

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