Prangerseite
Als Prangerseiten bezeichnet man landläufig Unterseiten im Internet, speziell in der Wikipedia[1][2] aber auch anderen Wikis, die dem alleinigen Zweck dienen, Menschen zu diffamieren und zu stalken. PlusPedia ist keine Plattform für solche Aktivitäten und löscht regelgemäß Artikel, wenn sie sich zu solchen entwickeln.[3]
Inhaltsverzeichnis
- 1 Historische Vorläufer der Prangerseite
- 2 Prangerseiten in der Wikipedia
- 3 Handhabung in der PlusPedia
- 4 Ziele und Erscheinungsformen von Prangerseiten
- 5 Diffamierungsmethoden auf Prangerseiten
- 6 Möglichkeit der Gegenwehr für Betroffene
- 7 Prangerseiten als vormodernes, mittelalterliches Relikt
- 8 Zitate berühmter Persönlichkeiten
- 9 Siehe auch
- 10 Links und Quellen
- 11 Andere Lexika
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1 Historische Vorläufer der Prangerseite
Der historische Vorläufer der Prangerseite aus der Zeit vor Einführung des Internets sind der klassische "Rufmord" und das gedruckte "Pamphlet" (Flyer/Infoblatt). Auch das gedruckte Pamphlet blickt auf eine lange Tradition zurück. Schon im Zeitalter der Reformation war es üblich, Andersgläubige auf infame Weise mittels gedruckter Propagandaflugblätter zu diffamieren.[4] Perfektioniert wurden diese Vorläufer der Prangerseite dann im Nationalsozialismus. Dort wurde in Propagandazeitschriften wie z.B. Der Stürmer auch gezielt gegen einzelne, meist jüdische Personen, gehetzt. Beliebt war es auch, Personen z.B. durch Anbringen eines Schriftzugs wie z.B. "Ich bin ein Volksverräter und habe bei Juden eingekauft" an den Pranger zu stellen.[5]
2 Prangerseiten in der Wikipedia
In der Wikipedia werden Prangerseiten, auch wenn sie strafrechtlich verfolgbare Diffamierungen und Beleidigungen enthalten, meist geduldet. Als eigenständiger Artikel sind sie allerdings nicht erlaubt. Da die Wikipedia sich durch juristische Winkelzüge, wie z.B. Gerichtsstandort in den USA und Vereinsgründung, vor Klagen geschützt sieht, stören strafbare Äußerungen auf Prangerseiten die Administratoren nicht.[6] In von Einzelpersonen betriebenen Wikis mit Sitz in Deutschland können Prangerseiten jedoch meist erfolgreich gestoppt werden.[7]
3 Handhabung in der PlusPedia
Die PlusPedia ist ein inklusionistisches Projekt, das klassische Prangerseiten ablehnt. Allerdings finden aufgrund der nicht gegebenen Relevanzprüfungen keine Eingangskontrollen oder Überwachungen statt. Jeder Mensch ist frei sich zu beteiligen. Entwickeln sich Artikel jedoch zum Pranger, werden diese entweder abgemildert oder, das ist der Normalfall, beim ersten Hinweis oder sogar präventiv gelöscht. Dieser Schutz der Person ist in den PlusPedia-Regeln eindeutig festgeschrieben: Hilfe:Regeln#Lemma_l.C3.B6schen. Bei Grenzfällen oder komplexen Sachverhalten entscheidet die Administration im Einzelfall zugunsten des Beschwerdeführers.
4 Ziele und Erscheinungsformen von Prangerseiten
- Prangerseiten dienen - wie der Name mit Bezug auf den mittelalterlichen Pranger[8] schon andeutet - dem alleinigen Zweck, andere Menschen zu diffamieren und öffentlich bloßzustellen. Gerechtfertigt wird die Existenz von Prangerseiten mit dem heuchlerischen Vorwand, die Öffentlichkeit und/oder die Wiki-Community über das vorgeblich schädliche Wirken des Angeprangerten und/oder angebliche extremistische Tendenzen in der Gesellschaft und/oder dem Wiki aufklären zu müssen. Beliebt ist auch der Vorwand, mit der Prangerseite den Antisemitismus bekämpfen zu wollen.
- Die Erreichung dieser hehren Ziele rechtfertigt dann jedes moralisch noch so fragwürdige Mittel wie Lüge, Täuschung, bewusste Manipulation, Unterstellung und Beleidigung.
- Prangerseiten können oft sehr lang (manchmal über 10 Bildschirmseiten) werden. Die Prangerseiten-Ersteller inverstieren in die Seitenerstellung oft sehr viel Zeit und Arbeit, so dass die Prangerseite oft ihre größte "Leistung" in einem Wiki ist und für immer bleibt.
5 Diffamierungsmethoden auf Prangerseiten
- Die Glaubwürdigkeit der auf Prangerseiten stehenden Beschuldigungen ist, da hier extrem manipulativ vorgegangen wird, meist sehr gering. An Methoden werden u.a. eingesetzt:
- Selektive Auswahl von Äußerungen der angeprangerten Person. Berichtet wird ausschließlich über das, was gegen den Betroffenen spricht und der Ideologie des Prangerseiten-Erstellers entspricht. Alles andere, besonders das was positiv für den Angeprangerten sprechen könnte, fällt unter den Tisch.
- Äußerungen der angeprangerten Person werden verkürzt dargestellt und/oder aus dem Zusammenhang gerissen.
- Freie Spekulationen und unbewiesene Verdachtsmomente werden dem Leser als gesicherte Erkenntnisse verkauft.
- Oft werden auch Äußerungen, die die angeprangerte Person gemacht haben soll gänzlich frei erfunden.
- Gerne werden auch, falls recherchierbar, Informationen aus dem Privatleben der Person geoutet. Für den Prangerseiten-Ersteller ist das sozusagen ein multipler Orgasmus. Dann wird auf der Prangerseite der Realname des Angeprangerten geoutet und z.B. berichtet, ob und/oder mit wem dieser verheiratet ist, wie viele Kinder er evtl. hat, ob er homosexuell ist, er wo er wohnt, bei welcher Firma er arbeitet, wo er in Vereinen oder politischen Parteien/Bürgerinitiativen aktiv ist und so weiter. Davon erhofft der Prangerseiten-Ersteller sich massive berufliche und private Nachteile für den Angepragerten. Außerdem eröffnet das anderen Stalkern die Möglichkeit, den Angeprangerten durch das gesamte Internet (z.B. auf Facebook) oder auf andere Weise (Telefonterror oder Verschicken von beleidigenden E-Mails) zu stalken.
- Die zusammengetragenen und schon manipulierten Schnipsel von Äußerungen der angeprangerten Person werden dann vom Ersteller der Prangerseite im Sinne seiner Weltanschauung frei gedeutet.
- Das ganze Gebräu wird dann wahlweise noch mit mehr oder weniger passenden Zitaten anerkannter Wissenschaftler oder sonstiger allgemein anerkannter Personen versehen. Das soll dem Leser vermitteln, wie klug und gebildet der Prangerseiten-Ersteller doch sei.
6 Möglichkeit der Gegenwehr für Betroffene
- Der angeprangerten Person wird auf Prangerseiten keinerlei Möglichkeit gegeben, zu den Beschuldigungen Stellung zu nehmen oder Dinge klarzustellen. Da die Prangerseiten sich in der Wikipedia im Benutzernamensraum befinden, kann der Prangerseiten-Ersteller alle Beiträge anderer User ohne Begründung wieder löschen. Damit ist ein Zustand wie ohne jegliches Presserecht geschaffen. Während bei Printmedien der Betroffene das gesetzlich garantierte Recht auf eine Gegendarstellung hat, die gedruckt werden muss, gibt es auf Prangerseiten keinerlei Möglichkeit für den Betroffenen sich einzuschalten.
- Eine Möglichkeit, sich gegen Prangerseiten zu wehren, ist eine Strafanzeige. Deutsche Gerichte haben schon etliche Prangerseiten-Ersteller zum Entfernen ihrer diffamierenden Einträge verurteilt. Geldstrafen bei Nichtbefolgung gerichtlicher Beschlüsse können hoch ausfallen. Es ist schon zu Strafandrohungen bis 250.000 Euro bei Zuwiderhandlung gekommen.[9] Auch eine Anzeige gegen den Provider, bei dem die Prangerseite gehostet ist, kann zum Erfolg führen.[10]
7 Prangerseiten als vormodernes, mittelalterliches Relikt
- Prangerseite sind die einzige Einrichtung im modernen Europa, wo noch lebenslange "Strafen" üblich sind. Während in Deutschland jeder Mörder, Kinderschänder, islamistischer Bombenleger oder Vergewaltiger nach spätestens 5 bis 10 Jahren wieder auf die Gesellschaft losgelassen wird und sein Recht auf einen Neuanfang von der Gesellschaft i.A. akzeptiert wird, werden Menschen auf Prangerseiten wirklich noch lebenslänglich für ihre "Vergehen" oder vorgeblichen "Vergehen" (die meist noch nicht mal strafbar waren) verfolgt, diffamiert und ausgegrenzt. Das zeigt, wie sehr die Wikipedia und andere Wikis noch in mittelalterlichem Denken verhaftet sind.
8 Zitate berühmter Persönlichkeiten
- "Das Internet kann zum Pranger des 21. Jahrhunderts werden. Die Entwicklung ist besorgniserregend." (Ilse Aigner)
- "Früher kam man an den Pranger, heute in die Zeitung." (Carmen Sylva)
- "Die Medien sind wie ein moderner Pranger." (Oskar Lafontaine)
- "Ich bin Schriftsteller geworden aus Liebe zur Welt und den Menschen und nicht, weil ich mich berufen fühle, zu verfluchen und anzuprangern." (Albert Camus)
- "Wer auf dem Pranger steht, befindet sich auch auf einem hohen Posten." (Karl Julius Weber)
9 Siehe auch
10 Links und Quellen
10.1 Weblinks
- Pranger sind immer die Anderen
- Kein Internet-Pranger: Gericht stärkt Persönlichkeitsrecht
- Am Pranger im globalen Dorf - Wer den Ruf eines anderen zugrunde richten will, findet dazu im Netz mehr als genug Gelegenheit. Ob der Beschuldigte wirklich schuldig ist, ist eine andere Frage.
- AfD-kritische Journalisten am Online-Pranger
- "Stern" stellt Brüderle mit "Dirndl"-Zitat an den Pranger
- Zitate frei erfunden: Online Journalistin am Pranger
- Gericht verbietet "Porno-Pranger" im Internet
- Gericht stoppt Ekel-Pranger im Internet
- Friederike Voskamp und Dennis-Kenji Kipker: Virtueller Pranger Internet / „Shitstorm“ und „Cybermobbing“ als Bühne für die Meinungsfreiheit? – Providerpflichten nach der GH-Rechtsprechung
- Manfred Rouhs: Wikipedia hetzt
- Wikipedia streut weiter linksextreme Hetze
- Dürfen Richter Personen an Pranger stellen ? - Mittelalter ?
- Die Lust am Anprangern
10.1.1 Videos
- Strafverfolgung 2.0 statt mittelalterlicher Pranger
- US-Polizei stellt Freier an den Internet-Pranger
10.2 Literatur
- Peter Wolff: Internet-Monitoring - So schützen Sie Image und Marke gegen Internetattacken, expert verlag, Renningen, 2005, Kapitel 3.2.7. Prangerseiten
- Torsten F. Barthel: Das Internet als Pranger, GRIN Verlag, 2008
- Andreas Naber: Der Shitstorm - Die neugewonnene Macht der Konsumenten durch die sozialen Netzwerke und ihre Implikationen auf die Kommunikationsstrategien von Unternehmen, Bachelor & Master Publiushing, Hamburg, 2013
- Christian Benjamin: Disputatio juridica de iure numellarum - Von Pranger-Recht, Litteris Schedianis, 1719
10.3 Einzelnachweise
- ↑ Manfred Rouhs: Wikipedia hetzt
- ↑ Petra Sorge: Mobbing in der Wikipedia-Community
- ↑ Hilfe:Regeln#Lemma_l.C3.B6schen Lösch- und Schutzregeln der PlusPedia
- ↑ Christian Schertz und Thomas Schuler: Rufmord und Medienopfer - Die Verletzung der persönlichen Ehre, Christoph Links Verlag, Berlin, 2007, S. 12 ff.
- ↑ Götz Aly: Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945, Band I, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München, 2008, S. 118 ff.
- ↑ Siehe zu dieser Problematik auch den Artikel Wiki-Immunity
- ↑ Friederike Voskamp und Dennis-Kenji Kipker: Virtueller Pranger Internet / „Shitstorm“ und „Cybermobbing“ als Bühne für die Meinungsfreiheit? – Providerpflichten nach der GH-Rechtsprechung
- ↑ Wolfgang Schild: Folter, Pranger, Scheiterhaufen - Rechtsprechung im Mittelalter, Bassermann, 2010, S. 12 ff.
- ↑ Kein Internet-Pranger: Gericht stärkt Persönlichkeitsrecht
- ↑ Friederike Voskamp und Dennis-Kenji Kipker: Virtueller Pranger Internet / „Shitstorm“ und „Cybermobbing“ als Bühne für die Meinungsfreiheit? – Providerpflichten nach der GH-Rechtsprechung
11 Andere Lexika
Wikipedia kennt dieses Lemma (Prangerseite) vermutlich nicht.
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