Massaker in Indonesien 1965–1966

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Lynchjustiz bei den Massakern in Indonesien in den Jahren 1965 und 1966.
Die Massaker in Indonesien 1965–1966 waren ein Massenmord an Mitgliedern und Sympathisanten der Kommunistischen Partei Indonesiens (PKI) und chinesischstämmigen Bürgern durch Teile der indonesischen Armee und Angehörige islamischer Organisationen. Die Massaker und Pogrome begangen im Oktober 1965, je nach Schätzung fielen ihm 100.000 bis über eine Million Menschen zum Opfer, wobei als wahrscheinlichste Schätzung häufig eine Opferzahl von um 500.000 genannt wird.

Die genaue Zahl der ermordeten Kommunisten und Chinesen ist nur schwer zu ermitteln. Schätzungen reichen von 78.500 bis zu 1.000.000 Menschen. Nach den niedrigsten Schätzungen wurden 250.000 bis 600.000 Chinesen und Kommunisten ermordet.[1] 1976 wurde eine amtliche Schätzung über 450.000 bis 500.000 Opfer publiziert. Der deutsche Soziologe und Historiker Gunnar Heinsohn spricht im Zusammenhang mit den indonesischen Völkermorden an den Chinesen, den Osttimoresen und den Papuas in West-Neuguinea von Indonesien als „einer der führenden Demozid-Nationen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts“.[2]

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1 Hintergrund

Nach der Erlangung der Unabhängigkeit Indonesiens 1949 wurden allmählich viele Chinesen außer Landes gedrängt. Zugleich hatten aber nach dem Bürgerkrieg und der kommunistischen Revolution unter Mao viele Menschen aus China in Indonesien Schutz gesucht. Die Regierung verbannte Chinesen ohne indonesische Staatsbürgerschaft aus kleinen Orten und beraubte Zehntausende ihrer Lebensgrundlage. Präsident Sukarno wollte damit den Pribumi (den einheimischen Indonesiern) die Kontrolle über den Handel in den Dörfern verschaffen. Ein weiterer Anlass war der angebliche Putschversuch am 30. September 1965. Nach der Machtergreifung von General Suharto und der Diskriminierung und Verfolgung mutmaßlicher Kommunisten (die Angehörigen der chinesischen Minderheit wurden oft pauschal verdächtigt und beschuldigt Mitglieder oder Sympathisanten der Kommunistischen Partei zu sein) zwischen 1965 und 1967 verkündete Suharto einen Präsidialerlass mit dem Titel „Die Politik zur Lösung des chinesischen Problems“ und einen weiteren Erlass zu Religion, Glauben und chinesischen Gebräuchen.

Chinesischsprachige Schulen wurden geschlossen, Kulturvereinigungen wurden aufgelöst, der Verkauf chinesischsprachiger Bücher und Zeitschriften, sogar die Verwendung chinesischer Schriftzeichen in Kalendern, bei Firmenzeichen oder an Geschäften wurde verboten. Eine einzige staatlich kontrollierte chinesischsprachige Tageszeitung wurde erlaubt. Die Indonesierung chinesischer Personen- und Ortsnamen wurde massiv vorangetrieben. Das Praktizieren kultureller Gebräuche wie z.B. die öffentliche Feier des chinesischen Neujahrsfestes wurden verboten. Darüber hinaus wurden die Personalausweise chinesischstämmiger Bürger mit einem speziellen Code zwecks ethnischer Identifikation versehen. Im Februar 1998 räumte sogar ein Vertreter des indonesischen Verteidigungsministeriums ein, ethnische Chinesen sähen sich Schwierigkeiten ausgesetzt, wenn sie im öffentlichen Dienst oder beim Militär Karriere machen wollten, und würden zudem beim Zugang zu staatlichen Universitäten benachteiligt.

Die Überarbeitung der diskriminierenden Gesetze wurde am 16. September 1998 von dem damaligen Präsidenten Jusuf Habibie in einem Erlass angeordnet.

Im Jahre 1998 kam es infolge der Asienkrise erneut zu Pogromen gegen Chinesen in Indonesien.

2 Rezeption

Die Niederschlagung des Putsches und die Ausschaltung der Kommunistischen Partei wurden in den USA und Großbritannien von offizieller Seite begrüßt.[3] Der Staatssekretär (Deputy United States Under Secretary of State) im US-Außenministerium U. Alexis Johnson meinte z. B. 1966: „Die Zurückdrängung der kommunistischen Flut im großen Land Indonesien wird wahrscheinlich neben dem Vietnamkrieg als einer der historisch bedeutendsten Wendepunkte in Asien in diesem Jahrzehnt gewertet werden.“[4]

Nach dem Historiker Bradley Scott[5] war die USA seit langem mit der Lage in Indonesien und Präsident Sukarno unzufrieden und unterstützte General Suharto in der Hoffnung, dass sich das Militär gegen die im Land starke Kommunistische Partei wenden würde, konnte das aber nicht offen tun. Die US-Regierung war sich nach Scott auch im Klaren über das Ausmaß und die Natur der Massaker und unterstützte trotzdem das Militär wo sie nur konnte. Zum Beispiel wurde eine Liste von tausenden Mitgliedern der Kommunistischen Partei übermittelt,[6] was später als Tat eines Einzelnen dargestellt wurde, und es wurden Waffen geliefert. Die verdeckte Unterstützung begann nach freigegebenen offiziellen Dokumenten laut Scott im Oktober 1965.

In der Forschungsliteratur wird das Massaker als Rassismus eingestuft, weil es sich hauptsächlich gegen die aus China stammende Bevölkerung richtete, aber auch als Antikommunismus, weil es sich gegen die Kommunistische Partei richtete. Die Geschehnisse wurden in der Orde Baru systematisch verklärt und sind innerhalb der indonesischen Gesellschaft nahezu unaufgearbeitet. Die Diskriminierung der Opfer dauert bis heute an. Seit mehreren Jahren kämpfen Opferverbände um Aufklärung, Rehabilitierung und Entschädigung. Ein im Juli 2012 vorgelegter Bericht eines Untersuchungsteams der indonesischen Menschenrechtskommission erkennt an, dass die Gewalttaten auf die Kommandeure der damaligen Sicherheitskräfte zurückgehen.[7]

3 Literatur

  • Jochen Hippler, Nasr Hamid Abu Zaid, Amr Hamzawy: Krieg, Repression, Terrorismus. Politische Gewalt und Zivilisation in westlichen und muslimischen Gesellschaften. ifa, Stuttgart 2006, S. 55-58 (Rezension von I. Küpeli)
  • J.L. Holzgrefe / Robert O. Keohane: Humanitarian Intervention: Ethical, Legal and Political Dilemmas. Cambridge 2003, ISBN 052152928X, S. 47
  • Mark Levene, Penny Roberts: The Massacre in History. 1999, ISBN 1571819355, S. 247-251

4 Einzelbelege

  1. Jaya Gopal: Gabriels Einflüsterungen / Eine historisch-kritische Bestandsaufnahme des Islam, 2. Aufl., Ahriman-Verlag, 2006, Seite 434
  2. Gunnar Heinsohn: Lexikon der Völkermorde, Reinbek, 1998, Seite 184
  3. John Gittings: The Indonesian Massacres. 1999.
  4. „The reversal of the Communist tide in the great country of Indonesia [is] an event that will probably rank along with the Vietnamese war as perhaps the most historic turning-point in Asia of this decade.“ Zitiert nach Gittings und dort nach Gabriel Kolko: Confronting the Third World: US foreign policy 1945–1980. New York 1988, S. 183.
  5. Bitte entweder wayback- oder WebciteID-Parameter angeben (Archivversion), International People’s Tribunal IPT 1965, 13. November 2015, Vortrag von Scott
  6. John Gittings, The Indonesien Massakers 65/66, 1999, Abschnitt Foreign Involvment
  7. Anett Keller: Suharto-Aufarbeitung in Indonesien: Ein monströses Verbrechen. In: die tageszeitung. 26. Juli 2012.

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