Jewish Music - Its Historical Development (Sachbuch von Abraham Zevi Idelsohn)
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Jewish Music - Its Historical Development ist ein musikwissenschaftliches Fachbuch des bekannten deutsch-jüdischen Musikwissenschaftlers Abraham Zevi Idelsohn aus dem Jahr 1929. Es ist auch über 80 Jahre nach Erscheinen noch ein grundlegendes Werk zur Jüdischen Musik.
Inhaltsverzeichnis
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1 Details
Das Buch erschien erstmalig im Jahr 1929 in New York bei Henry Holt and Company. Seitdem ist es in mehreren Auflagen (1948 bei Tudor Publishing in New York, 1967 bei Schocken Books in New York und 1992 bei Dover Publications in New York mit einem Vorwort von Arbie Orenstein) neu erschienen. Das Buch wurde leider nie in das Deutsche übersetzt. Jewish Music - Its Historical Development ist ein Extrakt von Idelsohns zwischen 1924 und 1928 auf Anregung des jüdischen Dichters Hayyim Nahman Bialik in Jerusalem auf Hebräisch erschienenen zweibändigen Geschichte der jüdischen Musik (hebr.: Otsar neginot Yisra’el). Es basiert auf über 25-jähriger Forschung auf dem Gebiet der Synagogal -und Volksmusik der Juden im Nahen Osten und Europa sowie der Nachbarvölker der Juden im orientalischen Raum. [1] Idlesohn schreibt dazu im Vorwort u.a.:
- "The book presents the results of the author`s research-work in the field of Jewish music during a quarter of a century, of first-hand collecting of Synagogue- and folk-songs in the Oriental and European Jewish communities, and of analyzing these, into their elements. The amassed material the author classified, edited and has been publishing in his Thesaurus of Hebrew Oriental Melodies, five of the ten volumes of which have thus far been issued by Benjamin Harz, Berlin, 1922-1928." [2]
2 Inhalt des Buches
Das Buch umfasst inklusive Inhaltsverzeichnis, Vorwort, Index und Fußnotennachweisen 535 Seiten. Enthalten sind außerdem über 100 Notenbeispiele zu den im Text behandelten Themen. Das Buchs gliedert sich in drei Teile.
2.1 Teil I
Der erste Teil (Seite 3 bis 356) befasst sich mit der Musik der Synagoge. Er ist in 16 Kapitel gegliedert:
- In den Kapiteln 1 bis 4 beschreibt Idelsohn die historische Entwicklung der religiösen und säkularen Musik der Juden in Alten Israel und die Musik ihrer nichtjüdischen Nachbarvölker bis zur Zerstörung des Zweiten Tempels, das semitisch-orientalische Lied, sowie die Modi jüdischer Musik und die musikalische Notation mittels der Ta`anim.
- Die nächsten drei Kapitel stellen die Entwicklung der synagogalen Musik von 70 v. Chr. bis zum Aufkommen des Islam, die Entwicklung der Rolle des Kantors (Chasan) und die Musik in der sephardischen Synagoge dar.
- Kapitel 8 und 9 befassen sich mit der Musik in der askhenasischen Synagoge.
- Kapitel 10 stellt den ersten Versuch der Einführung von Polyphonie und ausharmonisierter Musik in die Synagoge durch Salomo Rossi dar.
- In Kapitel 11 geht es um das ashkenasische Lied des 17. und 18. Jahrhunderts.
- Die nächsten drei Kapitel stellen den Einfluss der jüdischen Reformbewegung auf den synagogalen Gesang zu Anfang des 19. Jahrhunderts und die weitere Entwicklung im 19. Jahrhundert dar.
- In Kapitel 19 geht es dann um die Rolle von Chazzanim und Chazzanuth im Osteuropa des 19. Jahrhunderts.
- Kapitel 20 befasst sich mit dem synagogalen Lied in den USA.
- Kapitel 21 schließt Teil I mit einer Übersicht über Musiksammlungen und Literatur zum Lied in der Synagoge ab.
2.2 Teil II
Der zweite Teil (Seite 357 bis 470) behandelt das jüdische Volkslied. Dieser Teil ist in fünf Kapitel gegliedert:
- Kapitel 1 befasst sich mit dem Volkslied der orientalischen Juden.
- Im nächsten Kapitel geht es um das Volkstum des ashkenasischen Judentums.
- Kapitel 3 beschäftigt sich mit dem chassidischen Lied.
- Danach stellt Kapitel 4 die Rolle von umherziehenden jüdischen Spielleuten (Badchonim und Klezmorim) dar.
- Das letzte Kapitel von Teil II befasst sich mit dem Versuch der Etablierung einer jüdischen Kunstmusik im späten 19. und 20. Jahrhundert.
2.3 Teil III
Dieser Teil (Seite 471 bis 535) gibt eine allgemeine Betrachtung unter dem Titel The Jew In General Music und ein Kapitel über die Entwicklung jüdischer Musik in Hinblick auf ihre Harmonik. Danach folgt ein Schlusswort, ein Fußnotennachweis und ein Index.
3 Rezeption
Eine ausführliche, sehr ins Detail gehende und auch kritische Abhandlung des Musikethnologen und Orientalisten Robert Lachmann über Jewish Music - Its Historical Development wurde 1932/1933 in der Zeitschrift für Musikwissenschaft veröffentlicht. Er schreibt dort u.a.:
- "Die aus reichem Wissen und lebendiger Anschauung entstandene Darstellung und die klare Gliederung des Stoffs machen Idelsohns Werk zu einem ausgezeichneten Führer durch das Gesamtgebiet der jüdischen Musik. Eine so umfassende Leistung könnte auf diesem Gebiet heute wohl kein anderer vollbringen." [3]
Judah M. Cohen schrieb über den Stellenwert des Buches u.a.:
- "Viewed today as a foundational work in its field, Idelsohn’s book attempted for the first time to bring together many fragments of Jewish musical knowledge into a single, grand English language narrative. Merging wide-ranging archival, textual and ethnographic research with analytical techniques acquired through his own education, Idelsohn attempted to give the Jewish people a clear sonic origin and epistemology, with its own consistent (if sometimes obscured) musical tradition. (...) Upon its publication, Jewish Music in its Historical Development received wide coverage, succeeding at least metaphorically in recasting Jewish sound to create a continuous, usable past for musical practice and thought, particularly among Euro-American populations. I will argue that Jewish Music in its Historical Development helped redefine the borders, and perhaps geographical center, of Jewish music scholarship." [4]
Francesco Spagnolo schreibt über das Buch u.a.:
- "Idelsohn was the first scholar to incorporate the Jewish ‘Orient’ into his research, and thus his work presents the first ecumenical, though still fragmentary, description of the variety of surviving Jewish musical cultures set within a single historical narrative. In his work Idelsohn pursued a particular ideological agenda: he adopted the idea of the underlying cultural unity of the Jewish people despite their millenary dispersion among the nations, and promoted the view that the music of the various Jewish communities in the present expresses aspects of that unity" [5]
Eliyahu Schleifer dagegen kritisiert die "übereifrigen" Versuche Idelsohns, die verschiedenen jüdischen Musiktraditionen bis auf eine vorgeblich gemeinsame Basis zur Zeit des Zweiten Tempels und sogar davor zurückzuführen und hält das Buch für revisionbedürftig. Er schreibt u.a.:
- "Idelsohn can now be criticized for his overzealous attempts to trace different musical traditions back to a common layer as early as the Second Temple and before. Moreover, much of his masterwork, Jewish Music in Its Historical Develeopment, including his theory of the modes, needs a thoough revision." [6]
Arbie Orenstein schreibt in der Buchausgabe von 1992 in einem Vorwort u.a.:
- "A.Z. Idelsohn`s Jewish Music in Its Historical Development was first published in 1929 and has been reprinted several times. Long considered a classic, it has been widely imitated but never superseeded." [7]
4 Siehe auch
- Jüdische Musik
- Hebräisch-Orientalischer Melodienschatz (Thesaurus of Oriental Hebrew Melodies)
- Hebräische Musik (Sachbuch von Eric Werner)
- Haš- šîrîm ašer liš-Šelomo / השירים אשר לשלמה (Kompositionen von Salomon Rossi)
- Gesellschaft für jüdische Volksmusik in St. Petersburg
- Die Musikgeschichte Israels (Sachbuch von Peter Gradenwitz)
5 Links und Quellen
5.1 Weblinks
- Judah M Cohen: A Crossroads of Jewish Music Scholarship: A. Z. Idelsohn and the Publication of Jewish Music in its Historical Development
- Online-Version der Originalausgabe von 1929 auf der Internetseite der Unibibliothek von Frankfurt am Main
5.2 Literatur
- James Loeffler: Do Zionists read Music from Right to Left? - Abraham Tsvi Idelsohn and the Innvention of Israeli Music; The Jewish Quartely Review, Vol. 100, No. 3, S. 385 bis 416
- Israel J. Katz: Abraham Zvi Idelson (1882-1938) -A bibliography of his collected writings, Musica Judaica, New York, 1975-1976
- Eliyahu Schleifer: Idelsohn’s scholarly and literary publications - An annotated bibliography, Yuval Studies of the Jewish Music Research Centre, Jerusalem, 1986
5.3 Einzelnachweise
- ↑ Israel J. Katz: Abraham Zvi Idelson (1882-1938) - A bibliography of his collected writings, Musica Judaica, New York, 1975-1976
- ↑ Aus dem Vorwort von Abraham Zevi Idelsohn: Jewish Music - Its Historical Development, Dover Publications, New York, 1992
- ↑ Deutsche Musikgesellschaft (Hrsg.): Zeitschrift für Musikwissenschaft, 15. Jahrgang, Oktober 1932 - September 1933, Breitkopf & Härtel, Leipzig, S. 86
- ↑ Judah M. Cohen: Rewriting the Grand Narrative of Jewish Music: Abraham Z. Idelsohn in the United States, The jewish quarterly review, Vol. 100, no. 3, S. 417 ff.
- ↑ Francesco Spagnolo: Ten Competing Notions of “Jewish Music”
- ↑ Eliyahu Schleifer: Jewish Liturgical Music from the Bible to Hasidism; in Lawrence A. Hoffman und Janet R. Walton (Hrsg.): Sacred Sound and Social Change in Jewish and Christian Experience, University of Notre Dame Press, 1992
- ↑ Aus dem Vorwort von Arbie Orenstein in Abraham Zevi Idelsohn: Jewish Music - Its Historical Development, Dover Publications, New York, 1992
6 Andere Lexika
Wikipedia kennt dieses Lemma (Jewish Music - Its Historical Development (Sachbuch von Abraham Zevi Idelsohn)) vermutlich nicht.
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