Isaac da Costa (Kantor in Charleston von 1750 bis 1755)

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Isaac da Costa [1] (* vermutlich 1721 [2] [3] [4] oder 1722 [5] in London; gest 23. November 1783 in Charleston im US-Bundesstaat South Carolina) war ein jüdischer Kaufmann, Kantor und Rabbiner. Er war vermutlich der erste offiziell ernannte und auch als solcher bezeichnete jüdische Kantor Nordamerikas. [6] [7]
Der Hafen von Charleston (in einem Bild um das Jahr 1700), von dem aus Isaac da Costa mit Produkten wie Mais, Mehl, Rum, Apfelwein und Sklaven handelte
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1 Vita

  • Isaac da Costa entstammte einer bekannten Familie aus Portugal emigrierter sephardischer Juden, die großen Einfluss innerhalb des englischen Judentums hatte. Seine Eltern waren Joseph Da Costa und Sarah Da Costa (geb. Cohen), die am 19. September 1720 in London geheiratet hatten. [8] Von Isaac Nieto, dem Chacham der portugiesischen Bevis Marks Synagoge in London, wurde Isaac da Costa religiös unterwiesen.
  • Die vermögende Familie da Costa förderte von England aus die Einwanderung von Juden nach South Carolina und hatte dort auch viel Land erworben. Ab 1702 wanderten sephardische, ehemals portugiesische Juden aus England und den Niederlanden nach South Carolina aus. Nach dem Einmarsch der Spanier in Georgia im Jahr 1733 gingen viele Juden aus Furcht vor der spanischen Inquisition nach South Carolina. Die Verfassung der Provinz Carolina (Fundamental Constitutions of Carolina) wurde von John Locke, dem berühmten englischen Philosophen und Vordenker der Aufklärung, entworfen und garantierte den Juden eine für die damalige Zeit sehr große Religionsfreiheit. Außerdem bot die Hafenlage von Charleston den Juden gute Möglichkeiten im Handel. Einige von ihnen besaßen auch Plantagen. [9]
  • Im Jahr 1750 kam Isaac Da Costa dann nach Charleston. [10] Eine gewisser Ezra Stiles berichtete in seinem Tagebuch im Jahr 1774 über Da Costa und bezeichnet ihn explizit als Kantor (Huzzan):
"In the Afternoon I was visited by Mr Acosta a Jew Huzzan of the Synagogue in Charleston, So Carolina. He is act. 52, born in London & educated under Hochem Rabbi Nieto there till aet. 29. Then he came to America & in 1754 instituted a Synagogue at Charleston." [11] [12]
  • Isaac da Costa betätigte sich von Charleston aus erfolgreich als Kaufmann und später im Fernhandel. Er wird in der South-Carolina-Gazette vom 22. Juli 1751 als Ladenbesitzer erwähnt. Ein Jahr später scheint er ein Geschäft in der Broad Street gehabt zu haben. [13] Ab 1755 handelte er zusammen mit Thomas Farr Jr. im Handelsdreick Amerika - Europa - Indien mit Produkten wie Mais, Mehl, Rum, Apfelwein und Sklaven. [14]
    Synagoge der Congregation Kahal Kadosh Beth Elohim in Charleston, an der Isaac da Costa von 1750 bis 1755 als Kantor und von 1762 bis 1764 als Rabbiner wirkte
    Er war einer von sechs jüdischen Händlern in Charleston, die auch Sklaven von Afrika nach Amerika transportierten. Er war Eigner des 45-Tonennschiffs Carolina Packett. Da Costa und Thomas Farr Jr. werden in zwei Sklaventransaktionen mit insgesamt 360 Sklaven gelistet. [15] Ab 1762 handelt er dann ohne Thomas Farr. Seine geschäftlichen Aktivitäten scheinen um 1756 weniger erfolgreich gewesen zu sein. Für das Jahr 1773 ist ein Geschäft da Costas in der King Street dokumentiert. Ab 1778 betrieb er sein Geschäft zusammen mit seinem Sohn. [16]
  • Am 3. September 1749 wurde in Charleston mit der Congregation Kahal Kadosh Beth Elohim eine der ersten Synagogen in Nordamerika gegründet. Die Congegration war anfänglich von sephardischen Juden und deren Traditionen dominiert. Moses Cohen wurde zum ersten Rabbiner der Congegration ernannt. 1750 wurde Isaac Da Costa zum Kantor gewählt. Er war damit der erste offiziel gewählte jüdische Kantor Nordamerikas, [17] und übte sein Amt bis 1755 aus. [18]
  • Nach dem Tod von Moses Cohen im Jahr 1762 übernahm Isaac Da Costa das Amt des Rabbiners. Aber bereits zwei Jahre später trat er wegen Differenzen mit der Kongegration wieder von diesem Amt zurück. [19]
  • 1754 erwarb Isaac da Costa ein Gründstück für einen Privatfriedhof für sich und seine Famlie, das er 1764 für 70 Pfund der Congregation Kahal Kadosh Beth Elohim nur Nutzung überließ. Der Friedhof blieb aber noch lange im Besitz der Familie da Costa bevor er 1847 endgültig in den Besitz der jüdischen Gemeinde überging. Der Friedhof ist heute unter dem Namen Coming Street Cemetery bekannt, und ist der älteste jüdische Friedhof in den US-amerikanischen Südstaaten. [20]
  • Isaac da Costa war auch bei den Freimaurern aktiv. In den Aufzeichnungen der Solomon`s Lodge, der ältesten Loge in South Carolina, ist er im Jahr 1753 erwähnt. Im Jahr 1759 ist er als Schatzmeister der Loge vermerkt. Außerdem war er in der Gemeinde Charleston politisch aktiv. [21]
  • Anfang der 1770er-Jahre kam es vermehrt zu Differenzen zwischen den sephardischen Juden der Gemeinde und den verstärkt zuwandernden aschkenasischen Gemeindemitgliedern. 1775 kamen Isaac da Costa und andere einflussreiche sephardische Juden der Gemeinde zur Überzeugung, dass ihre sephardischen Regeln und Traditionen durch die aschkenasischen Mitglieder verletzt würden. Sie planten den Bau einer eigenen, rein sephardischen Synagoge. Dafür schrieb Isaac da Costa an die Shearith Israel in New York um Geld für den Aufbau einer eigenen, sephardischen Gemeinde aufzutreiben. Mit dem Anbruch des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges geriet dies Projekt in Vergessenheit. [22]
    Stammbaum von Isaac da Costa
  • Isaac da Costa unterstützte während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges die Seite der Rebellen. Während der britischen Besetzung Charlestons wurde er aus der Stadt verbannt, [23] sein Besitz wurde konfisziert und er ging Ende 1781 nach Philadelphia. Dort half er den Juden von Philapelphia dabei, Geld für den Bau einer Synagoge zu sammeln. 1783 kehrte er nach Charleston zurück, wo er vor seinem Tod noch die Sublime Grand Lodge of Perfection gründete. Isaac da Costa starb anscheinend an einer infizierten Wunde. [24] Die Zeitung The Gazette of the State of South Carolina vermeldete am 27. November 1783:
"On Monday died, after a few days illness, by the wound of a splinter in his hand, Mr. Isaac Da Costa, Sen., a respectable and valuable citizen." [25]
  • Auf seinem Grabstein auf dem heutigen Coming Street Cemetery steht geschrieben:
"To the Memory of ISAAC DA COSTA SQR. Who departed this life on Sunday the 23rd of November, 1783, in the 62nd year of his age. Peace to nil Manes. Amen." [26]
  • Isaac da Costa war mit Sarah da Costa (geb. Pimenta bzw. Pimental) verheiratet. Das Paar hatte vier Kinder Joseph da Costa, Samuel da Costa, Sarah Sarzedas (geb. da Costa) und Rachel Sasportas (geb. da Costa). [27] [28]

2 Literatur

  • Barnett A. Elzas: The Jews of South Carolina - From the earliest times to the present day, J. B. Lippincott Company, Philadelphia, 1905
  • Solomon Breibart: Explorations in Charleston's Jewish History, Band I, The History Press, Charleston, 2005
  • Charles Reznikoff und Uriah Zevi Engelman: The Jews of Charleston - A History of an American Jewish Community, Jewish Publication Society of America, 1950

3 Weblinks

4 Einzelnachweise

  1. Anm.: Der Name Isaac da Costa war damals weit verbreitet. So gab es neben dem in diesem Artikel biografierten Isaac da Costa seinen Neffen Isaac da Costa (1746-1809), der in der Literatur oft als Isaac da Costa Jr. bezeichnet wird, und seinen Enkel Isaac das Costa (gest. 1830) (www.neilpiwovar.com). Außerdem gab es in Holland den zum Christentum konvertierten jüdischen Dichter Isaac da Costa (1798-1860). In Georgia verstarb 1733 ein weiterer Isaac da Costa. (Joseph R. Rosenbloom: A Biographical Dictionary of Early American Jews - Colonial Times Through 1800, University of Kentucky Press, 1960, S. 29 , Solomon Breibart: Explorations in Charleston's Jewish History, Band I, The History Press, Charleston, 2005, S. 114 und Isaac da Costa Amsterdam 1798 - 1860 auf www.gedichten.nl)
  2. Joseph R. Rosenbloom: A Biographical Dictionary of Early American Jews - Colonial Times Through 1800, University of Kentucky Press, 1960, S. 29
  3. James William Hagy: This Happy Land - The Jews of Colonial and Antebellum Charleston, University of Alabama Press, 1993, S. 185
  4. www.geni.com
  5. Charles Reznikoff und Uriah Zevi Engelman: The Jews of Charleston - A History of an American Jewish Community, Jewish Publication Society of America, 1950, S. 15
  6. Irene Heskes: Passport to Jewish Music - Its History, Traditions, and Culture, Greenwood Press, 1994, Seite 179
  7. Anm.: Isaac da Costa war allerdings nicht der erste Jude in Nordamerika der, wenn auch ohne offizielle Wahl und den Titel hazzan, Funktionen eines Kantors ausübte. Bis in die Neuzeit hinein wurde das Amt des Rabbiners und Kantors meist von einer Person in Personalunion ausgeübt (Irene Heskes: Passport to Jewish Music - Its History, Traditions, and Culture, Greenwood Press, 1994, S. 47). Dazu kommt der historische Gebrauch, dass man Personen welche die Funktion eines Rabbiners und/oder Kantors ausübten in den USA lange einfach als reader, Reverend oder Minister bezeichnete. Ob ein solcher reader, Reverend oder Minister dann auch die Funktione eines hazzan ausübte lässt sich deshalb oft nicht feststellen. (Judah M. Cohen: The Making of a Reform Jewish Cantor - Musical Authority, Cultural Investment, Indiana University Press, 2009, S. 31). Der erste Jude der vermutlich Funktionen eines Kantors in Nordamerika ausübte, war Saul Pardo (* ?; gest. 17. April 1702), der einer der ersten Kantoren der 1654 gegründeten Congegration Shearith Israel in New York war. Auch David Mendez Machado wirkte um 1734 noch vor Isaac da Costa an der Congegration Shearith Israel in Funktion eines hazzan. Moses Lopez da Fonseca wirkte wohl ab 1736 in Curaçao an der Mikvé Israel-Emanuel Synagoge, der ältesten Synagoge der Neuen Welt, in Funktion eines hazzan. (Joseph R. Rosenbloom: A Biographical Dictionary of Early American Jews - Colonial Times Through 1800, S. 14, 37 und 28 und 105).
  8. Stammbaum der Famillie da Costa auf www.americanjewisharchives.org
  9. Solomon Breibart: Explorations in Charleston's Jewish History, Band I, The History Press, Charleston, 2005, S. 113 und 114
  10. Irene Heskes: Passport to Jewish Music - Its History, Traditions, and Culture, Greenwood Press, 1994, Seite 179
  11. Barnett A. Elzas: The Jews of South Carolina - From the earliest times to the present day, J. B. Lippincott Company, Philadelphia, 1905, S. 35
  12. Anm.: Mit dem Datum 1754 für die Gründung der der Synagoge in Charleston irrt sich Stiles. (Barnett A. Elzas: The Jews of South Carolina - From the earliest times to the present day, J. B. Lippincott Company, Philadelphia, 1905, Fußnote auf S. 35)
  13. Barnett A. Elzas: The Jews of South Carolina - From the earliest times to the present day, J. B. Lippincott Company, Philadelphia, 1905, S. 36
  14. Helene Schwartz Kenvin: This Land of Liberty - A History of America's Jews, Behrman House Publisher, 1986, S. 29
  15. Saul S. Friedman: Jews and the American Slave Trade, Transaction Publishers, New Brunswick, 1998, S. 146 bis 148
  16. Barnett A. Elzas: The Jews of South Carolina - From the earliest times to the present day, J. B. Lippincott Company, Philadelphia, 1905, S. 36 und 37
  17. Irene Heskes: Passport to Jewish Music - Its History, Traditions, and Culture, Greenwood Press, 1994, Seite 179
  18. Eli Faber: America`s Earliest Jewish Settlers, 1654-1820; in Marc Lee Raphael (Hrsg.): The Columbia History of Jews and Judaism in America, Columbia University Press, New York, 2008, S. 32
  19. Solomon Breibart: Explorations in Charleston's Jewish History, Band I, The History Press, Charleston, 2005, S. 114
  20. Virtual Jewish World: Charleston, South Carolina auf www.jewishvirtuallibrary.org
  21. Joseph R. Rosenbloom: A Biographical Dictionary of Early American Jews - Colonial Times Through 1800, S. 29
  22. Solomon Breibart: Explorations in Charleston's Jewish History, Band I, The History Press, Charleston, 2005, S. 114
  23. Joseph R. Rosenbloom: A Biographical Dictionary of Early American Jews - Colonial Times Through 1800, S. 28
  24. Barnett A. Elzas: The Jews of South Carolina - From the earliest times to the present day, J. B. Lippincott Company, Philadelphia, 1905, S. 36 und 37
  25. zitiert nach Barnett A. Elzas: The Jews of South Carolina - From the earliest times to the present day, J. B. Lippincott Company, Philadelphia, 1905, S. 37
  26. www.genealogytrails.com
  27. www.geni.com
  28. Stammbaum der Famillie da Costa auf www.americanjewisharchives.org

5 Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Isaac da Costa (Kantor in Charleston von 1750 bis 1755)) vermutlich nicht.




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