Historische Jesusforschung

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Die historische Jesusforschung (früher: Leben-Jesu-Forschung) versucht die Frage nach dem historischen Jesus von Nazareth zu beantworten. Sie forscht in den Schriften des Urchristentums und anderen Quellen der Antike. Mit historisch-kritischen Methoden versucht sie Grundzüge seines öffentlichen Wirkens zu rekonstruieren. Für die weitaus meisten Forscher war Jesus ein historischer Jude, durch dessen Auftreten der Glaube an Jesus Christus entstand. Die historische Jesusforschung entwickelte seit etwa 1740 im Zeitalter der Aufklärung und konzentrierte sich zunächst im wesentlichen auf das Neue Testament (NT) in der Bibel. Allerdings war die Meinungsfreiheit der Forscher teilweise stark eingeschränkt: Hermann Samuel Reimarus schrieb 1762 nur für seine Freunde eine Apologie oder Schutzschrift für die vernünftigen Verehrer Gottes. Reimarus wagte es nicht, diese zu seinen Lebzeiten zu veröffentlichen. Ab 1774 veröffentlichte Gotthold Ephraim Lessing sieben Fragmente daraus (siehe Fragmentenstreit).

Seit etwa 1870 bezeichnete man die historische Forschung zu Jesus von Nazareth im deutschsprachigen Raum als „Leben-Jesu-Forschung“. Der Ausdruck geht wesentlich auf das Werk Das Leben Jesu (1835/36) von David Friedrich Strauß zurück. Die folgenden Autoren vertraten meist eine liberale Theologie im Protestantismus. Sie gingen optimistisch davon aus, mit Hilfe der Zwei-Quellen-Theorie die Biografie und „Persönlichkeit“ des historischen Jesus aus den Evangelien rekonstruieren zu können. Albert Schweitzer fasste diese Forschungsperiode 1906 mit seinem Werk Von Reimarus zu Wrede zusammen. Er zeigte, dass fast alle Autoren eines „Lebens Jesu“ ihr eigenes ideales Jesusbild in das NT projiziert hatten.[1]

Seit den 1970er Jahren bezog die Jesusforschung sozialgeschichtliche Fragen und Methoden ein. Vor allem in den USA wurden außerkanonische urchristliche Texte verstärkt berücksichtigt. Für Autoren, die diese Quellen bevorzugen, ist Jesus eher von altorientalischer Weisheit und vom Hellenismus beeinflusst. Demgegenüber sehen die meisten neueren Forscher Jesus als Vertreter einer innerjüdischen Erneuerungsbewegung, die auf die Prophetie im Tanach und die biblische Apokalypse zurückgriff. Sie ersetzen das doppelte Differenzkriterium durch kontextuelle Plausibilität: Als historische Jesusüberlieferung gilt, was aus dem damaligen Judentum erklärbar ist und die Entstehung des Urchristentums verständlich macht.[2]

1 Literatur

  • Werner Zager (Hrsg.): Jesusforschung in vier Jahrhunderten: Texte von den Anfängen historischer Kritik bis zur „dritten Frage“ nach dem historischen Jesus. Walter de Gruyter, Berlin 2014, ISBN 3-11-031842-3.

2 Vergleich zu Wikipedia




3 Einzelnachweise

  1. Gerd Theißen, Annette Merz: Der historische Jesus. 4. Auflage, Göttingen 2011, S. 25
  2. Gerd Theißen, Annette Merz: Der historische Jesus. 4. Auflage, Göttingen 2011, S. 28–29.

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