Germar Rudolf
😃 Profil: Rudolf, Germar | ||
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Namen | Scheerer, Germar; Gauss, Ernst (Pseudonym); Köhler, Manfred (Pseudonym); Sprenger, Jakob (Pseudonym); Westphal, H.K. Dipl.-Ing. (Pseudonym); Kretschmer, Werner Dr. (Pseudonym); Konrad, Christian Dr. (Pseudonym); Scholz, Rainer Dr. Dr. (Pseudonym); Gärtner, Michael Dipl.-Ing. (Pseudonym); Mägerle, Anton (Pseudonym); Schwind, Heiko (Pseudonym); Körner, Gerhard (Pseudonym); Rose, Lennard Dr. (Pseudonym); Schlesiger, Wilhelm (Pseudonym); Gerner, Manfred Dipl.-Ing. (Pseudonym); Tuisco (Pseudonym); Berger, Jörg (Pseudonym); Markert, Rudolph (Pseudonym); Pfitzner, Wolfgang (Pseudonym); Reeves, Ronald (Pseudonym); Schneider, Angela (Pseudonym); Steiger, Gerd (Pseudonym); Weidenfeld, Frank (Pseudonym); Zornig, Rudi (Pseudonym) | |
Beruf | Chemiker | |
Persönliche Daten | ||
Geburtsdatum | 29. Oktober 1964 | |
Geburtsort | Limburg an der Lahn, in Hessen |
Germar Rudolf (* 1964 in Limburg an der Lahn) ist ein deutscher Chemiker und Holocaustleugner, der unter anderem wegen Volksverhetzung (§ 130 StGB) und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener (§ 189 StGB) zu mehrjährigen Gefängnisstrafen verurteilt wurde.
Inhaltsverzeichnis
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1 Lebenslauf
Während seiner Schul- und Studienzeit war Rudolf zeitweilig Mitglied bei der Jungen Union und von 1985 bis 1986 sowie von 1989 bis 1991 Mitglied der Partei Die Republikaner.[1] Nach seinem Abitur 1983 in Remscheid nahm Rudolf ein Studium der Chemie in Bonn auf, das er 1989 mit dem Diplom (Note 1,0) abschloss. Bekannt wurde er vor allem durch das umstrittene, sogenannte Rudolf-Gutachten. Darin behauptet er unter anderem, im Konzentrationslager Auschwitz in den Gesteinsresten nur kleine Rückstände von Cyanid-Verbindungen gefunden zu haben, so dass mit Zyklon B keine Massenmorde an Menschen stattgefunden haben könnten. Außerdem stützt er seine Behauptungen auch auf den Leuchter-Report von 1988.
Bis zum 5. Juli 2009 verbüßte er seine Freiheitsstrafe in Heidelberg, Mannheim, Ulm und zuletzt Rottenburg.[2] Nach eigenen Angaben lebt er seit Anfang August 2009 wieder in den USA.[3]
2 Strafverfolgung
Die Verbreitung seiner Schrift Gutachten über die Bildung und Nachweisbarkeit von Cyanidverbindungen in den „Gaskammern“ von Auschwitz - dem sogenannten Rudolf-Gutachten - führte zu einem Strafermittlungsverfahren. Von November 1994 bis Juni 1995 fand vor dem Landgericht in Stuttgart der Prozess statt. Das Urteil lautete am 23. Juni 1995 auf insgesamt 14 Monate Freiheitsstrafe wegen Volksverhetzung in Tateinheit mit Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener, Beleidigung und Aufstachelung zum Rassenhass.[4] Kurz nach Beginn dieses Strafprozesses erschien Ende 1994 unter dem Pseudonym „Ernst Gauss“ Rudolfs Publikation Grundlagen der Zeitgeschichte. Ein Handbuch über strittige Fragen des 20. Jahrhunderts im Grabert Verlag. Aufgrund dieser Publikation kam es 1995 erneut zu einem Strafermittlungsverfahren gegen Rudolf, während sein erstes gerade vor Gericht verhandelt wurde.
Um der 1995 vom Landgericht Stuttgart verhängten Freiheitsstrafe zu entgehen, floh Rudolf im März 1996 über Frankreich nach Spanien. Nachdem er von dortigen Plänen erfuhr, die Holocaustleugnung unter Strafe zu stellen, verließ er Spanien im Juni 1996 und ging nach Großbritannien.[5] Nachdem Rudolfs Aufenthalt durch die britischen Medien publik gemacht worden war, floh er Ende 1999 in die Vereinigten Staaten, wo er Ende 2000 politisches Asyl beantragte. 2005 wurde Rudolf nach Ablehnung seines Asylantrags aus den Vereinigten Staaten abgeschoben und unmittelbar nach seiner Ankunft auf dem Flughafen in Frankfurt am Main von der deutschen Polizei verhaftet.
3 Strafprozess
2006 begann vor dem Landgericht in Mannheim der Prozess gegen Rudolf aufgrund seiner Aktivitäten, die zur Verbreitung von Texten und Büchern in der Bundesrepublik Deutschland führten. In dem abschließenden Urteil wurde Rudolf wiederum wegen Volksverhetzung in Tateinheit mit Beleidigung und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener in zwei Fällen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt.[6] In der Begründung heißt es u.a.:
„Der Angeklagte hat sich [...] der Volksverhetzung in Tateinheit mit Beleidigung und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener in zwei Fällen [...] schuldig gemacht.
Er hat nämlich aufgrund jeweils gesonderten Willensentschlusses durch ein und dieselbe Handlung
- indem er behauptete, der Holocaust sei u.a. von den Juden erfunden worden, um politische Ziele zu erreichen und die nichtjüdischen Deutschen finanziell auszubeuten, in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, zum Hass gegen Teile der Bevölkerung - die in Deutschland lebenden Juden - aufgestachelt sowie die Menschenwürde anderer dadurch angegriffen, dass er Teile der Bevölkerung - die in Deutschland lebenden Juden - beschimpfte,
- eine unter der Herrschaft des Nationalsozialismus begangene Handlung der in § 6 Abs. 1 des Völkerstrafgesetzbuches bezeichneten Art - den vor allem in den Gaskammern von Konzentrationslagern begangenen staatlich organisierten Massenmord an den Juden während des Zweiten Weltkriegs - in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, öffentlich geleugnet,
- andere - die in Deutschland lebenden Juden, die unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wegen ihrer jüdischen Abstammung verfolgt wurden und die Verfolgung überlebt haben - beleidigt und
- das Andenken Verstorbener - der in den Konzentrationslagern ermordeten Juden - verunglimpft.
[...] Die Leugnung- des systematischen Völkermordes an der jüdischen Bevölkerung im Dritten Reich genießt als erwiesen unwahre Tatsachenbehauptung nicht den Schutz des Grundrechts der Meinungsfreiheit.
[...] wenn der Angeklagte zuerst suggeriert, jüdische Organisationen und der Staat Israel behaupteten aus finanziellen bzw. politischen Motiven bewusst eine übertrieben hohe Zahl von Holocaust-Überlebenden, dann aber [...] bei seinen AusfOhrungen zur Berechnung der Zahl der Übertebenden unmittelbar nach Kriegsende diese Zahlen aus dem Jahr 2000 zugrunde legt und damit sein Ergebnis begründet, dass „mindestens die Hälfte der Juden, die in Hitlers Herrschaftsbereich kamen, überlebten" [...], belegen schon die polemischen und zynischen [...] Bemerkungen und Passagen, die mit einer populärwissenschaftlichen Darstellungsweise oder bloßer Ironie nichts mehr zu tun haben, die mangelnde Ernsthaftigkeit des Vorgehens des Angeklagten.
[...] Bei beiden Taten hat die Kammer zugunsten des Angeklagten berücksichtigt, dass er - obgleich er keinerlei Einsicht oder Reue zeigte und darauf beharrte, dass seine Veröffentlichungen von der Wissenschaftsfreiheit geschützte Ergebnisse wissenschaftlicher Forschungen seien, die er für zutreffend halte - die ihm zur Last gelegten Sachverhalte im wesentlichen eingeräumt hat. Strafmildernd wirkte sich auch aus, dass der Angeklagte in erhöhtem Maß haftempfindlich ist, weil seine Ehefrau mit dem gemeinsamen Kind in den USA lebt.
Zu seinen Lasten fiel ins Gewicht, dass er einschlägig vorbestraft ist und nach dieser Verurteilung sein Tun noch intensiviert hat, was eine beträchtliche kriminelle Energie belegt. Erschwerend wirkte sich auch aus, dass er tateinheitlich mehrere Straftatbestände und Tatbestandsalternativen erfüllt hat. Schließlich war zu sehen, dass die Verbreitung über das Internet erfolgte, wodurch die Gefahr bestand, dass ein großer Personenkreis Kenntnis von den Inhalten nehmen würde; in diesem Zusammenhang war auch die Zeitdauer, während der die Inhalte im Intemet standen, zu berücksichtigen.
[...] “– Urteilsbegründung[7]
Bezüglich der Veröffentlichung im Internet wird die mehrsprachige Website www.vho.org genannt, die sich selbst als die größte Website der Welt zum Thema Geschichtsrevisionismus bezeichnet. Sein Buch „Vorlesungen über den Holocaust. Strittige Fragen im Kreuzverhör" wurde beschlagnahmt.
4 Kritik
Am Strafprozess wird manchmal kritisiert, es handle sich um im Ausland getätigte verlegerische Aktivitäten. Maßgebend sind aber die Staatsangehörigkeit des Täters und der Tatort.
5 Einzelnachweise
- ↑ Bayerisches Landesamt für Verfassungsschutz (Hrsg.): Verfassungsschutzbericht Bayern 2003. 2004, S. 84.
- ↑ Eintrag über Germar Rudolf beim Netz gegen Nazis.
- ↑ Bundesamt für Verfassungsschutz (Red.): Verfassungsschutzbericht 2012. (Archivversion vom 28. Februar 2017) Bundesministerium des Innern (Hrsg.), Berlin 2013, S. 145, abgerufen am 24. Juni 2017 (PDF; 5,5 MB).
- ↑ Landgericht Stuttgart, Az.: 17 KLs 83/94, Urteil vom 23. Juni 1995.
- ↑ Terri Judd: Neo-Nazi on the run is hiding in Britain. In: The Independent. 18. Oktober 1999.
- ↑ Landgericht Mannheim, Az.: 2 KLs 503 Js 17319/01, Urteil vom 15. März 2007.
- ↑ Landgericht Mannheim: Urteil gegen Germar Rudolf, Seite 64 ff., in www.archive.org
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