Fertigung

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Unter Fertigung, Fabrikation oder Herstellung verstehen die Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre den Vorgang, bei dem materielle Güter entstehen, was als Transformation bezeichnet wird. Oft wird der Begriff als Synonym für Produktion oder Produktionsverfahren verwendet. In der angloamerikanischen Fachliteratur wird zwischen Fertigung (manufacturing) und Produktion (production) unterschieden, wobei die Fertigung als Teilbereich der Produktion angesehen wird. In der französischen Sprache ist der Begriff Fabrication üblich.[1] Durch die Industrialisierung und Massenfertigung haben sich verschiedene Stufen im Produktionsprozess entwickelt, so dass eine Unterscheidung der Begriffe notwendig ist.

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1 Abgrenzung

Gegenüber der Produktion lassen sich die Begriffe abgrenzen, wenn von Rohstoffen wie Eisen, Wasser oder Holz ausgegangen wird. Die Begriffe Herstellung und Verarbeitung werden fließend verwendet, so wird beispielsweise wirtschaftssystematisch prinzipiell in Metallherstellung (z.B. Verhüttung beim Eisen) und Metallverarbeitung (Warenproduktion) unterschieden, die dazwischenstehende Fertigung von Halbzeug (wie Blech), an und für sich auch schon Handelsware, wird meist noch der Herstellung zugeordnet, obwohl technisch schon eine Verarbeitung von Metall vorliegt. Bearbeitung bezieht sich auf die Veränderung der äußeren Gestalt eines Werkstückes; bei der Verarbeitung wird das Rohteil verbraucht und liegt in chemisch-physikalisch anderer Form vor, beispielsweise verbrannt bei Brennstoffen oder ausgeschmolzen bei der Verarbeitung von Erzen zu Metallen. In der Landwirtschaft wird zum Beispiel im Obstbau die Handelsware bei Tafelobst direkt ohne jede Verarbeitung angeboten, während der Sektor Lebensmittelherstellung primär die Verarbeitung von Tieren und Pflanzen umfasst.

Dienstleistungen werden auch hergestellt. Bei ihnen erfolgt jedoch der Verbrauch (Konsum) oft zeitnah, weil sich der Konsument teilweise als externer Produktionsfaktor einbringt (etwa der Kunde beim Friseur). Manche Dienstleistungen „werden zeitgleich produziert und konsumiert. In diesem Zusammenhang werden die Begriffe Fertigung, Herstellung oder Fabrikation synonym gebraucht. Da bei oft nicht klar ist, ob auch Dienstleistungen inbegriffen sind, verwenden manche Wissenschaftler den Begriff Leistungserstellung, um zu verdeutlichen, dass Dienstleistungen und Sachgüter gemeint sind. Analog wird auch von der Leistungsverwertung für den Vertrieb gesprochen. Hintergrund ist, dass zunehmend Sachgüter zusammen mit Dienstleistungen verkauft werden, etwa im Falle eines Herstellers einer komplexen Maschine, der die Schulung der Mitarbeiter im Kundenunternehmen übernimmt, sowie die Programmierung, Wartung und Lieferung von Ersatzteilen. In Verlagen bleibt die traditionelle Bezeichnung Herstellung als großer Arbeitsbereich, zuständig für Papier- und Online Organisation, Satz usw. Wirtschaftsgüter wie beispielsweise Elektrizität oder Druckluft werden bereitgestellt oder geliefert. Umgangssprachlich wird auch produziert auf künstlerischem Gebiet (Fernsehproduktion, Filmproduktion, Musikproduktion).

2 Wirtschaftswissenschaften

2.1 Betriebswirtschaftslehre

Die Fertigung ist in der Betriebswirtschaftslehre die wichtigste betriebliche Funktion, ohne die andere Funktionen wie Beschaffung, Finanzierung, Verwaltung oder Vertrieb überflüssig wären. Der Fertigungsprozess wird als auf das Unternehmensziel ausgerichteter Transformationsprozess verstanden. In der Bilanz wird der Lagerbestand differenziert dargestellt, es werden nach § 266 HGB auf der Aktiseite unfertige Erzeugnisse, unfertige Leistungen, fertige Erzeugnisse und Waren unterschieden.

Die Fertigung verursacht eine Kostenart, die als Herstellungskosten bezeichnet wird. Ergebnis der Fertigung sind Fertigprodukte und Dienstleistungen. Je nach Fertigungsgrad gibt es Vorleistungsgüter, Halbfabrikate, Zwischenprodukte und Endprodukte.

Produktionsstrategien befassen sich unter anderem mit Fragen der Fertigungstiefe, Just-in-time-Produktion und der Eigenfertigung oder Fremdbezug (make or buy). Der mehr oder weniger komplexe Produktionsprozess bedarf eines Produktionsmanagements. Für den Produktionsprozess werden Arbeitsabläufe von Fertigungsverfahren beim Zusammenwirken von Arbeits- und Betriebsmitteln untersucht. Er beinhaltet Produktentwicklung, Konstruktion, Arbeitsvorbereitung, Fertigung und Montage. Mit dem Produktionsprogramm wird festgelegt, welche und wie viele (Einprodukt- oder Mehrproduktunternehmen) Produkte hergestellt werden sollen, Produktionssysteme legen die Organisationseinheiten fest, in denen produziert werden soll.

Die Arbeit in der Fertigung wird auch als Wertschöpfungsprozess interpretiert. Diese Definition versteht sich vor allem als Abgrenzung zur Konsumption, bei der Produkte verbraucht werden.

2.2 Volkswirtschaftslehre

Bei der Weiterentwicklung von Theorien der klassischen Nationalökonomie etwa eines Jean-Baptiste Say, der 1803 die Einteilung in Produktion, Zirkulation, Distribution und Konsumtion vornahm,[2] wird manchmal die notwendige Veränderung des Begriffverständnisses durch den technischen Fortschritt nicht berücksichtigt. Die gilt insbesondere für den Bereich der Elektrizität, die erst mit der Batterie ein lagerfähiges Wirtschaftsgut wurde. In der Volkswirtschaft werden die Produktionsmittel werden verschiedene Wirtschaftszweige unterschieden. Investitionsgüter werden für die Produktion verwendet und ersetzen oder erhöhen den Kapitalstock der Unternehmen. Dementsprechend gibt es zunächst nur verschiedene produzierende Unternehmen, wobei zum Beispiel Maschinenbau ein typischer Fertigungsbereich ist.

3 Marxismus

In seinen Beiträgen zur Politischen Ökonomie definierte Karl Marx in allgemeineren gesellschaftlichen Zusammenhängen Produktion philosophisch wie Jean-Baptiste Say als wirtschaftlichen Prozess neben der Distribution, der Verteilung und der Konsumtion. So entstand der Begriff der Urproduktion. Im Marxismus spielen eher die Produktionsfaktoren eine Rolle. Hier werden Industrie und Handwerk nicht voneinander unterschieden, da diese Ebenen nicht in das Bild der Klassengesellschaft passen, obwohl es sich doch um grundlegend unterschiedliche Formen handelt.

4 Ingenieurwissenschaften

In der Ingenieurwissenschaft ist von Fabrikaten ist nur dann die Rede, wenn die neuen Produkte Eigenschaften aufweisen, die sie von den zu ihrer Herstellung verwandten Grundstoffen wesentlich unterscheiden. Ist die Abweichung nicht wesentlich, liegt eine Veredelung vor.

In der industriellen Produktionstechnik wird die Fertigung von Stückgütern, die Verfahrenstechnik (von Rohstoffen zu Gütern) und die Energietechnik unterschieden.

  • Unter Fertigung versteht man die Herstellung und Montage von zählbaren festen Teilen mit geometrisch bestimmter Gestalt (Stückgüter). Die Fertigungstechnik beschreibt die Fertigungsverfahren wie Fräsen, Gießen, Schmieden oder Schweißen.
  • In der Verfahrenstechnik wird primär die Verarbeitung von Rohmaterialien zu einem Produkt, unter Nutzung chemisch-physikalischer oder biologischer Vorgänge betrachtet. Sie steht damit zwischen dem Abbau der Rohstoffe und der Fertigstellung von Produkten. Dabei werden kontinuierliche und diskontinuierliche Prozesse unterschieden. Hier wird der Güterausstoß meist massen- oder volumenorientiert gemessen, da er nicht oder nur schwer zählbar ist (Mehl, Salz, Eisen, oder Medikamente). Anwendungsgebiete sind v. a. die Chemische Industrie, Nahrungsmittelindustrie sowie Bauwirtschaft.

Die verschiedenen Produktionsverfahren werden aus betriebswirtschaftlicher Sicht unterschieden nach der Anzahl der gefertigten Teile als Einteilungskriterium (Einzelfertigung, Serienfertigung) und der Fertigungsorganisation (Werkstattfertigung/Fließbandfertigung). Sehr differenziert wird die Herstellung in der Elektroindustrie und Automobilindustrie, wo von einzelnen Bauteilen bis zum Endgerät das Sprektrum sehr groß ist.

5 Siehe auch

6 Literatur

  • Jürgen Bloech et al.: Einführung in die Produktion. 7., korr. und aktualis. Aufl., Springer Gabler, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-642-31892-4

7 Weblinks

8 Einzelnachweise

  1. https://fr.wikipedia.org/wiki/Fabrication
  2. Jean-Baptiste Say, Traité d’Économie Politique, 1803, S. 158

9 Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Fertigung) vermutlich nicht.

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