Antisemitismus in Russland

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Ein erster Höhepunkt des Antisemitismus in Russland waren Pogrome gegen Juden - zunächst im Gouvernement Cherson - in den Jahren 1881 bis 1884. Häufig, aber nicht nur, wurden die Aktionen und Ideen von der Russisch-orthodoxen Kirche beeinflusst. Dies wurde hauptsächlich durch die Veröffentlichung eines Buches von 1905 im Russischen Kaiserreich bekannt. Es handelt sich um das Werk des religiösen Schriftstellers Sergei Nilus (1862–1929), das unter dem Titel Das Große im Kleinen, oder die Ankunft des Antichrist und die herannahende Herrschaft des Teufels auf der Erde erschien. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden Auszüge daraus als „Protokolle der Weisen von Zion“ international verbreitet und legten auch den Keim für den späteren Holocaust am jüdischen Volk. Allerdings haben die Ereignisse der Oktoberrevolution von 1917 die weitere Entwicklung in den Hintergrund treten lassen. Stalin hatte 1913 in „Marxismus und die nationale Frage“ erklärt, eine Nation sei eine stabile Gemeinschaft von Menschen, die durch einen historischen Prozess entstanden sei und sich auf der Basis einer gemeinsamen Sprache, gemeinsamen Territoriums und wirtschaftlichen Lebens entwickelt habe; da bei den Juden keine solche gemeinsame Basis vorhanden sei, seien sie nur eine „Nation auf dem Papier“ und die gesellschaftliche Entwicklung führe deshalb notwendigerweise zu ihrer Assimilation.[1] Die sowjetische Propaganda versuchte daher, jüdisches Leben zu ignorieren oder höchstens neutral darzustellen. Etwa 300.000 Juden wanderten in den 1920er Jahren nach Litauen, Lettland, Polen und Rumänien aus. Nur in den revolutionären Kadern waren noch zahlreiche Juden tätig.[2] Als eigenes Ansiedlungsgebiet für Juden wurde in den 1930er Jahren die Jüdische Nationale Oblast geschaffen. Die Planungen sahen vor, in der Region bis 1937 etwa 150.000 Juden anzusiedeln. Doch das Klima und die Lage im fernen Osten wirkten nicht gerade anziehend. Ab 1948 gab es einen neuen Höhepunkt des Antisemitismus.[3] Nach dem Zerfall der Sowjetunion verbreitete die radikalnationalistische Organisation Pamjat in den 1990er Jahren Text und Ideen der Protokolle der Weisen von Zion.[4] Allerdings hatte bereits Michail Gorbatschow in den 1980er Jahren für eine Wende gesorgt, und Putin bemüht sich um ein gutes Verhältnis zu Israel.[5] 2012 wurde ein Jüdisches Museum und Toleranzcenter in Moskau errichtet. Dagegen stehen die Versuche von Ideologen wie der ultrarechte, russisch-chauvinistische Alexander Dugin, weiter Einfluss auf die Entwicklung in der russischen Gesellschaft zu nehmen.[6][7]

1 Weblinks

2 Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Antisemitismus in Russland) vermutlich nicht.

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3 Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Juden_in_Russland#Unter_dem_Sowjetregime
  2. Yuri Slezkine: Das jüdische Jahrhundert (aus dem Englischen von M. Adrian und B. Engels), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 978-3-525-36290-7.
  3. https://en.wikipedia.org/wiki/Antisemitism_in_the_Soviet_Union
  4. William Korey, Russian Antisemitism, Pamyat, and the Demonology of Zionism. Routledge, New York 1995, S. 13 f.
  5. https://www.nzz.ch/meinung/das-blaue-wunder-wie-russland-lernte-juden-zu-lieben-ld.1543793
  6. Eva Hausteiner: Putins Dämon? In: Die Zeit, 21. August 2014
  7. Alena Trauschel in Focus Online am 18. März 2022: Wer Putins Lehrmeister kennt, kennt auch das Drehbuch, nach dem Putin handelt

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