Protokolle der Weisen von Zion

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Die Protokolle der Weisen von Zion (auch Zionistische Protokolle) wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts von unbekannten Redakteuren auf der Grundlage mehrerer fiktionaler Texte erstellt. Sie gelten als einflussreiche Programmschrift für die Begründung der modernen Judenfeindlichkeit und sind immer wieder Anlass für Verschwörungstheorien. Im August 1921 veröffentlichte Philip Graves (Journalist), Korrespondent der Londoner Tageszeitung The Times in Istanbul, eine Serie von Artikeln, in denen er erstmals nachwies, dass die Protokolle ein Plagiat darstellten: Sie waren über weite Strecken von Maurice Jolys Buch Dialogue aux enfers entre Machiavel et Montesquieu („Gespräche in der Unterwelt zwischen Machiavelli und Montesquieu“) aus dem Jahre 1864 abgeschrieben. Seiner Meinung nach sollten damit die Juden und namentlich die Bundisten wegen ihrer angeblichen Rolle in der Russischen Revolution von 1905 verleumdet werden.[1]

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1 Entstehungsgeschichte

Die Bezeichnung Protokolle erweckt den Anschein, es handele sich um Dokumente von maßgeblichen Vertretern des Zionismus; angeblich sei der Text 1897 in Basel auf einem Kongress beschlossen worden,[2] ein Nachweis dafür wurde bis heute nicht erbracht. Vermutet wurde auch, dass der Text durch Mitarbeiter des zaristischen Geheimdienstes Ochranka in Russland verfasst wurde. Eine der ersten nachweisbaren Versionen erschien als Teil eines Buches in russischer Sprache 1905 im Russischen Kaiserreich. Es handelt sich um das Werk des religiösen Schriftstellers Sergei Nilus (1862–1929), das unter dem Titel Das Große im Kleinen, oder die Ankunft des Antichrist und die herannahende Herrschaft des Teufels auf der Erde erschien. Darin beschrieb er eine endzeitliche Verschwörung der „Kirche des Satans“ gegen das Christentum, die im Wesentlichen aus der „jüdischen“ Freimaurerei bestehen würde. Ein Exemplar dieses Buches befindet sich zum Beispiel in der Bibliothek des Britischen Museum. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Text zunehmend international verbreitet. Bekannt wurden insbesondere die englische Ausgabe aus den 1920er Jahren von Henry Ford in den Vereinigten Staaten und die deutschen Ausgaben von Gottfried zur Beek und Theodor Fritsch.

2 Rezeption

Aufmerksamkeit erregten in der Anfangszeit Aussagen wie etwa, dass es der geheime Zweck des Baus von U-Bahnen wäre, von ihnen aus ganze Städte in die Luft zu sprengen.[3]

Henry Ford, der sich seit einem Rechtsstreit 1927 von den Protokollen nachträglich distanzierte, trug anfangs maßgeblich zu ihrer weltweiten Verbreitung bei.[4] Seit Beginn des Nahostkonflikts gibt es eine nennenswerte Rezeption der Protokolle in islamischen Ländern.[5] Auch der spätere Ideologe Alfred Rosenberg, der in in Russland studiert hatte, fließend Russisch sprach und bei der Propaganda des Nationalsozialismus eine maßgebliche Rolle, wurde durch die Protokolle beeinflusst. Nach dem Zerfall der Sowjetunion verbreitete die radikalnationalistische Organisation Pamjat in den 1990er Jahren den Text der Protokolle der Weisen von Zion.[6] In Deutschland erschien der Text zum Beispiel als Anhang mit Illustrationen zu dem Buch Wer regiert die Welt von Des Griffin im Jahr 1984. Es wurden einige Druckexemplare im Jahr 2001 gemäß § 94 und § 98 der Strafprozessordnung durch die Entscheidung eines Amtsgerichts beschlagnahmt.[7]

3 Literatur

  • Maurice Joly: Macht + Recht, Machiavelli contra Montesquieu. Gespräche in der Unterwelt, mit einem Vorwort von Herbert Weichmann, aus dem Französischen von Hans Leisegang, Meiner, Hamburg 2016, Nachdruck der Ausgabe von 1979, ISBN 978-3-7873-0467-7.
  • Wolfgang Benz: Die Protokolle der Weisen von Zion. Die Legende von der jüdischen Weltverschwörung. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-53613-7.

4 Vergleich zu Wikipedia




5 Einzelnachweise

  1. “The Protocols of Zion – An Exposure”. Transcript of Philip Graves's articles published in the London Times, August 16 to 18, 1921 auf der Seite emperors-clothes.com, Zugriff am 8. Oktober 2011.
  2. Michael Hagemeister: Die 'Protokolle der Weisen von Zion' und der Basler Zionistenkongreß von 1897. In: Heiko Haumann (Hrsg.), Der Traum von Israel. Die Ursprünge des modernen Zionismus, Beltz Athenäum, Weinheim 1998, S. 256 ff.
  3. Jeffrey L. Sammons (Hrsg.): Die Protokolle der Weisen von Zion. Die Grundlage des modernen Antisemitismus. Eine Fälschung. Text und Kommentar. 6. Auflage. Wallstein, Göttingen 2011, S. 58
  4. Jeffrey L. Sammons: ‘‘Einführung’’. In: Ders. (Hrsg.), Die Protokolle der Weisen von Zion. Die Grundlage des modernen Antisemitismus. Eine Fälschung. Text und Kommentar. 6. Auflage. Wallstein, Göttingen 2011, S. 19.
  5. Michel Bernhardt und Julia Jaki: Die ‚Protokolle der Weisen von Zion‘. Die Genese der Idee einer jüdisch/zionistischen Weltverschwörung in Europa und der arabischen Welt. In: Schirin Fathi (Hrsg.): Komplotte, Ketzer und Konspirationen. Zur Logik des Verschwörungsdenkens. Beispiele aus dem Nahen Osten. transcript, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-8376-1341-4, (abgerufen über De Gruyter Online) S. 217.
  6. William Korey, Russian Antisemitism, Pamyat, and the Demonology of Zionism. Routledge, New York 1995, S. 13 f.
  7. Deutscher Bundestag: Drucksache 14/8470, Seite 3. 12. März 2002

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