Theologie und exakte Wissenschaften

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"Theologie und exakte Wissenschaften" ist die 1980 geschriebene philosophische Magisterarbeit von Leo Allmann. Sie trägt den Untertitel "Darlegung und Wertung der Cusanus-Interpretation Heinrich Rombachs". Eingereicht wurde sie bei Prof. Dr. Karl-Heinz Weger SJ an der Hochschule für Philosophie in München.

Die Einleitung besteht aus einer Reihe von Thesen zu den drei Hauptkapiteln der Arbeit:

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1 Heinrich Rombachs Weg zu Nikolaus von Kues

Rombachs 'untersuchungsgeschichtlicher' Einstieg war das Evidenzproblem, das ihn von Husserl in die Anfänge neuzeitlichen Philosophieren zurückverwies. Dort erreichte er "zu (einer) Zeit, als (der Cusaner) [...] noch wenig diskutiert und nicht eigentlich in die Tradition der großen Philosophie und der ontologischen Grundgedanken gezählt (wurde)" (siehe Literatur), mit Nikolaus von Kues einen Angelpunkt des eigenen Denkweges.

  1. Nicht das 'Cogito ergo sum', sondern die 'Mathesis universalis' war der bahnbrechende Gedanke des René Descartes.
  2. Pascals Weiterentwicklung der Mathesis universalis fügt den Naturwissenschaften die Geisteswissenschaften hinzu, denen jeweils eigenständige 'Ordnungen', 'ontologische Regionen', zugrunde liegen.
  3. Pascal und Descartes führten Probleme einer Lösung zu, die vom spätmittelalterlichen Nominalismus aufgeworfen worden waren.
  4. Descartes und Pascal waren nicht die ersten, die das Problem der nominalistischen Theologie erfolgreich in Angriff nahmen; vielmehr verdanken sie wesentliche Schrittmacherdienste einer Denktradition, die über Giordano Bruno verläuft und mit Nikolaus von Kues beginnt.

2 Der 'Funktionalismus' des Cusaners

Die cusanische Theologie ist in einer Weise 'negativ', dass sie zu einer 'funktionalistischen' Ontologie der Welt gelangt.

  1. Negative Theologie und Agnostizismus vermeidet das cusanische Denken auf subtile Weise.
  2. Pseudo-Dionysius Areopagita ist der mittelalterliche Philosoph, der dem Cusaner am nächsten kommt. Doch selbst hier lassen sich entscheidende Abweichungen auffinden.
  3. Wer das cusanische 'non-aliud' verstehen will, muss auf kleinste 'Winke' der Sprache gefasst sein.
  4. Das 'non-aliud' ist eine Selbstgegebenheit, ein Phänomen, das keine Erläuterung durch anderes duldet.
  5. Zur Unendlichkeit (Infinitheit) Gottes können wir durch kein noch so ehrgeiziges Erkenntnisstreben hingelangen. Aber dieses Streben selbst hat schon von vornherein an der Unendlichkeit (Indefinitheit) der Welt teil.
  6. Der Funktionalismus ist nicht weniger als ein spezifisch christlicher Gedanke. Von diesem ist er jedoch in seiner Systemverfassung noch ähnlich weit entfernt wie der Substanzialismus. Nur die Strukturontologie verbindet sich mit jenem Gedanken.

3 Zur 'strukturalen Phänomenologie' Rombachs

Als moderne Grund- und Universalwissenschaft – so Rombachs Charakterisierung – ist die Phänomenologie prädestiniert, das Problem der Beziehung zwischen Wissenschaft und Theologie mit Aussicht auf Klärung in Angriff zu nehmen.

  1. Phänomenologie ist Eröffnung und Sicherung transzendentaler Strukturen. So lässt sich also zumindest bis Kant zurückverfolgen und findet, über Husserl und Heidegger hinaus, heute bei Rombach weitestgehende Bedeutung als 'methodologische Grundlagentheorie'.
  2. Die 'mystische Theologie' des Cusaners erinnert in wesentlichen Ansätzen an das phänomenologische Vorgehen, das sich bei Rombach ja als Frucht des Funktionalismus (der 'cusanischen Ontologie') versteht.
  3. Theologie und Wissenschaft vermitteln 'Gebote' (bzw. Gesetze). Doch für eine 'theologische Theologie' ebenso wie für eine 'wissenschaftliche Wissenschaft' kommt es darauf an, die zugrundeliegende 'Botschaft' (bzw. Gesetzlichkeit) zu erschließen. Dies wird in beiden Fällen einzig durch lebendige Erfahrung gewährleistet.
    1. Die erste Reaktion der Theologie auf das sich ankündigende wissenschaftliche Zeitalter war unbedachte Kampfansage zulasten des eigenen Selbstverständnisses (Beispiel: Luthers 'Widerlegung' des heliozentrischen Weltbildes).
    2. Zu Beginn ihrer Entfaltung manövrierte sich auch die neuzeitliche Wissenschaft in eine ihr wesensfremde dogmatistische Position hinein (Beispiel: Newtons 'absoluter Raum').
    3. Notgedrungen waren die Wissenschaften einer-, die Theologie andererseits im Laufe der Neuzeit viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um ernsthaft mit dem Gedanken an Integration auf höherer Stufe zu liebäugeln – einen solideren Weg dorthin als dieses Selbstreinigungsbestreben hätten sie indessen nicht wählen können.
    4. Seine Radikalisierung des Unterschieds von Gott und Welt führte beim Cusaner genau zum Gegenteil dessen, was als Entfremdung zwischen Theologie und (Natur-)Wissenschaft für das neuzeitliche Denken so einschneidend virulent wurde – nur durch diese Nacht ist jenes Licht der Idee des Nicht-Anderen dem gegenwärtigen Bewusstsein anzuverwandeln.
    5. Die Anstiftung zu wissenschaftlicher Exaktheit ist als Konsequenz aus der mittelalterlichen Theologie geschehen – die Rehabilitierung der Glaubenswahrheit liegt in der Konsequenz moderner Wissenschaftstheorie (Stichworte: Dimensionenlehre, Strukturontologie).
    6. Auf Erfahrungen kann der (religiöse) Glaube sich nicht weniger stützen als das (empirische) Wissen und muss sich dieses nicht weniger gründen – eigenartige Richtigkeit der Fragestellung: Warum weißt du das? – als jener. Derart sind authentische Religion und authentische Empirie sehend geworden, zu Evidenz vorgedrungen.
    7. Sowohl Religiosität/Glaube als auch Wissenschaftlichkeit sind an transzendentale Erfahrungen gebunden, und zwar beide in einer je spezifischen Gestalt 'vermittelter Unmittelbarkeit'. Dies begründet eine tiefe 'Freundschaft' zwischen ihnen, die durch keine Tendenz hintergangen werden sollte und für deren Zuverlässigkeit das 'non-aliud' Bürge steht.

4 Bedeutungsangaben zu den Fachausdrücken

  • Agnostizismus: Stimmenthaltung in der Frage, ob Gott existiert oder nicht
  • Cogito ergo sum: Ich denke, also bin ich
  • Dimensionenlehre:
  • Empirie:
  • Evidenz: Was zweifelsfrei der Fall ist
  • Funktionalismus:
  • Indefinitheit: Unendlichkeit in einiger, aber nicht jeder Hinsicht
  • Infinitheit: Unendlichkeit in jeder Hinsicht
  • Mathesis universalis: Philosophie als exakte Universalwissenschaft
  • Methodologie: Methodenlehre
  • Mystische Theologie:
  • Negative Theologie: Philosophische Lehre, wonach von Gott nur gesagt werden kann, er nicht ist
  • Nominalismus:
  • Nominalistische Theologie:
  • Non aliud: Das Nichtandere
  • Ontologie: Philosophische Seinslehre
  • Ontologische Region:
  • Phänomenologie: Lehre von den Erscheinungen (Phänomenen) bzw. Selbstgegebenheiten
  • Selbstgegebenheit: Was sich offenkundig (evident) zeigt
  • Strukturale Phänomenologie:
  • Strukturontologie:
  • Substanzialismus:
  • Transzendental:
  • Vermittelte Unmittelbarkeit:

5 Literatur

  • Heinrich Rombach: Substanz System Struktur. Die Ontologie des Funktionalismus und der philosophische Hintergrund der modernen Wissenschaft. Zwei Bände, Alber 1965/66 (Der oben teilweise zitierte Satz findet sich auf Seite 485 von Band II und lautet vollständig: "Der Cusaner war zu der Zeit, als wir [H. R.] auf ihn stießen, noch wenig diskutiert und wurde nicht eigentlich in die Tradition der großen Philosophie und der ontologischen Grundgedanken gezählt.")

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