Paul Schultze-Naumburg

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Paul Schultze-Naumburg (* 10. Juni 1869 in Almrich bei Naumburg, Provinz Sachsen; † 19. Mai 1949 in Jena) war ein deutscher Architekt, Kunsttheoretiker, Maler, Publizist und Politiker (NSDAP). Von 1930 bis 1939 war Schultze-Naumburg Direktor der Staatlichen Hochschulen für Baukunst, bildende Kunst und Handwerk in Weimar.

Nach dem Studium unternahm er Reisen nach Frankreich und Italien und arbeitete ab 1894 als Redakteur für die Zeitschrift Der Kunstwart. Dort veröffentlichte er Artikel über Malerei, Kunst und zur Lebensreform. 1901 erschien sein Buch Die Kultur des weiblichen Körpers als Grundlage der Frauenkleidung,[1] mit dem Schultze-Naumburg zur Reformierung der Frauenkleidung und zur Abschaffung des Korsetts beitrug. Gemeinsam mit Henry van de Velde und Anna Muthesius war er maßgeblich an Entwürfen für eine künstlerisch inspirierte weibliche Reformkleidung beteiligt.

Die Kulturarbeiten, die Schultze-Naumburg von 1901 bis 1917 als eine Serie von Büchern veröffentlichte, haben ihn zu einem gefragten Architekten gemacht und die Idee des Heimatschutzes unterstützt. Bis heute sind diese Bände als eine grundlegende Definition des Traditionalismus im 20. Jahrhundert bekannt.[2]

Kaiser Wilhelm II. beauftragte ihn 1912 mit dem Bau einer Residenz für den Kronprinzen in Potsdam. Kronprinz Wilhelm wurde freie Hand für dieses Schloss gelassen, und er wünschte sich ein Schloss im Tudorstil. Schultze-Naumburg wurde daher zu Studienzwecken nach England, Wales und Schottland geschickt. Das so entstandene Schloss Cecilienhof hatte 176 Zimmer und einen zweigeschossigen Festsaal sowie einen Ehrenhof. Es wurde 1917 bezogen und ist das komfortabelste aller Hohenzollernschlösser.

1930 trat Schultze-Naumburg der NSDAP bei und ging kulturpolitisch gegen den Bauhausstil vor. Auf Schultze-Naumburgs Anordnung hin wurden im Weimarer Schlossmuseum die Bilder u. a. von Ernst Barlach, Charles Crodel, Otto Dix, Erich Heckel, Oskar Kokoschka, Franz Marc, Emil Nolde und Karl Schmidt-Rottluff entfernt. Im Werkstattgebäude des ehemaligen Staatlichen Bauhauses Weimar, dem heutigen Van-de-Velde-Bau, der seit 1996 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt) ließ Schultze-Naumburg im Oktober 1930 die gesamte malerisch-plastische Ausgestaltung, die vom Bauhausmeister Oskar Schlemmer für die Bauhausausstellung 1923 geschaffen worden war, abschlagen und übertünchen, ohne den Künstler zuvor darüber in Kenntnis gesetzt zu haben.

Auf Wunsch von Hitler erhielt Schultze-Naumburg 1935 den Auftrag, das Opernhaus Nürnberg umzubauen. Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten fiel Schultze-Naumburg aber in Ungnade und ab 1935 erhielt er keine größeren Aufträge mehr. Hinzu kam, dass sein konservativ wirkender Heimatstil nicht in das Bild der NS-Architektur passte. 1940 wurde er im Alter von 71 Jahren aus dem Hochschuldienst verabschiedet, später nach einem Parteiausschlussverfahren aus der NSDAP verwarnt. Jedoch 1944 erhielt er von Hitler den Adlerschild des Deutschen Reiches mit der Inschrift „Dem deutschen Baumeister“ und wurde in die Liste der 12 wichtigsten bildenden Künstler der Gottbegnadeten-Liste aufgenommen.[3]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis zu seinem Tod 1949 lebte er in der Sowjetischen Besatzungszone. Seine Pensionsansprüche wurden ihm aberkannt und ein Großteil seines Besitzes enteignet. 1946 wurden mehrere Schriften Schultze-Naumburgs in die Liste der auszusondernden Literatur aufgenommen.

1 Bauten (Auswahl)

2 Vergleich zu Wikipedia




3 Einzelnachweise

  1. Volltext online
  2. Jahrhundertwende. Traditionalismus in Paul Schultze-Naumburgs „Kulturarbeiten“, in: Roman Hillmann, Die Erste Nachkriegsmoderne. Ästhetik und Wahrnehmung der westdeutschen Architektur 1945–1963, Petersberg 2011, Seiten 31–36.
  3. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 554.

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