König Rother
König Rother ist ein mittelalterlicher Epos. Die mittelhochdeutsche Dichtung wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts erstmals schriftlich fixiert. Im König Rother geht es um die Brautwerbung des weströmischen Königs Rother um die Hand der Tochter des oströmischen Herrschers Konstantin. Der Epos wird der Spielmannsepik zugerechnet.
Inhaltsverzeichnis
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1 Entstehung und historischer Hintergrund
Das Epos von König Rother wurde wahrscheinlich um die Mitte des 12. Jahrhunderts verfasst, und noch aus dem selben Jahrhundert stammt auch die älteste, den Text nahezu vollständig überliefernde Handschrift. Vom Verfasser weiß man weder den Namen noch den Stand. Nur soviel lässt sich von ihm sagen, dass er aus der Gegend von Mainz stammt, später aber vermutlich in Bayern lebte und dort auch sein Epos schrieb.
Dass König Rother an zeitgeschichtliche Namen, Ereignisse und Schauplätze anknüpft, hat die Forschung inzwischen zweifelsfrei nachgewiesen. So führt der Dichter mehrere bayrische Adelsgeschlechter unter ihrem wirklichen Namen in sein Werk ein. Auch lässt er die Handlung des Epos in Städten spielen, deren Namen damals in aller Munde waren. In der süditalienischen Hafenstadt Bari - in der Dichtung König Rothers Residenz - begann für die meinsten Kreuzfahrer die Seereise nach Palästina, und in Konstantinopel, dem zweiten Schauplatz des Epos, machten die Kreuzfahrer auf ihrer Reise meist eine Zeitlang Station.Am wichtigsten für das gesamte Geschehen waren jedoch Ereignisses aus dem Leben König Rogers II.. Dieser Normannenkönig, Herrscher über das süditalienische-sizilianische Normannenreich, hatte 1143 und 1144 Gesandte nach Konstantinopel geschickt, die dort für seinen Sohn um eine Prinzessin werben sollten. König Manuel war jedoch an einer solchen Verbindung nicht gelegen; er zögerte die Verhandlungen hin und ließ schließlich sogar Rogers Gesandte einkerkern. Roger nahm daraufhin den Zweiten Kreuzzug als willkommene Gelegenheit, sich zu rächen. 1146 und 1149 schickte er seine Flotte gegen Griechenland, ließ Städte plündern und die Vororte von Konstantinopel ind Schutt und Asche legen.
Diese Vorgänge hätten sicher in deutschen Gebieten kein so großes Aufsehen erregt, wenn die Politik der Normannenkönige nicht eng mit den Machkämpfen auf deutschen Territorien verbunden gewesen wären. Roger II. hatte es nämlich geschickt verstanden, die Zwistigkeiten zwischen Welfen und Staufern für seine eigenen Ziele auszunutzen. Da die Staufer seinem eigenen Reich hätten gefährlich werden können, stellte er sich auf die Seite der Welfen und unterstützte deren Kampf auch durch die Zahlung zahlreicher Hilfsgelder. Dass sich Rogers II. beim Adel im welfisch gesinnten Bayern großer Beliebtheit erfreute, versteht sich daher von selbst, und der Rother-Dichter brauchte, wenn er Roger in der Gestalt Rothers verherlichte, in Bayern um Beifall nicht zu bangen. Diesen starken welfischen Tendenzen widerspricht es nicht, dass der Dichter am Schluss seines Werkes König Rother in die Reichsgenealogie einordnet und ihn zum Vater Pippins und damit zum Großvater Karls des Großen macht, denn die Reichsidee ließ sich durchaus mit welfischen Interessen verbinden. So weitet sich das Epos schließlich ins Weltgeschichtliche aus, denn wenn Rother, der Herrscher über das weströmisch-deutsche Reich, die einzige Tochter des Königs von Konstantinopel heiratet, wird er zugleich legitimer Erbe des oströmischen Reiches, und das Rother angeblich der Vorfahr Karls des Großen ist, kann die Vorherrschaft des weströmisch-deutschen Kaisertums in der Christenheit als bewiesen angesehen werden.
Trotz all dieser Anspielungen auf das zeitgenössische politische Geschehen ist der König Rother jedoch keineswegs in erster Linie eine politische Tendenzdichtung. Das politische wird dem Dichter niemals zur Hauptsache. Dasselbe gilt für das Religiöse. Die vielen frommen Reden, die er seinen Gestalten in den Mund legt, sind ohne eigenes gedankliches Format, und auch der weltflüchtige Schluss des Ganzen ist ohne religiösen Eifer geschrieben.
Der König Rother steht als mittelalterliche Brautwerbungsgeschichte nur mit einer einzigen anderen in unmittelbarerem Zusammenhang, mit der in der altnorwegischen Thidrekssaga überlieferten Geschichte von der Werbung des Wilzenkönigs Osantrix um die Tochter des Königs Milias von Hunaland. Die Rother- und die Osantrix-Erzählung haben so viele Züge gemeinsam - das Auftreten des Helden als vertriebener Recke, sein Deckname Dietrich, die Riesen, die beide Male die gleichen Namen tragen, und auch die Schuhprobe - , dass die literarischen Beziehungen offenkundig sind. Doch wie sie zustande kamen, weiß niemand zu sagen. Wahrscheinlich gehen beide auf dieselbe Grundlage zurück. Immerhin erzählt schon Paulus Diaconus im 9. Jahrhundert in seiner Historia Langobardorum eine Episode, die man vielleicht als Handlungskern der Rothersage ansehen kann.
2 Inhalt
3 Literatur
- Gretel und Wolfgang Hecht (Hrsg.): Deutsche Spielmannsdichtungen des Mittelalters / Nacherzählt und herausgegeben von Gretel und Wolfgang Hecht, Insel-Verlag Anton Kippenberg, Leipzig, 1977
- Christian Gellinek: König Rother - Studie zur literarischen Deutung, Verlag Francke, 2008
4 Weblinks
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