Israel Lovy

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Israel Lovy (* September 1773 in Schottland [1] nahe Danzig; gest. 7. Januar 1832 in Paris) war ein jüdischer Kantor und Komponist.
Israel Lovy auf einer zeitgenössischen Zeichnung
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1 Vita und Werk

  • Seine aus Polen stammenden Eltern zogen während seiner Kindheit nach Glogau, wo sein Vater Kantor war. Dort wurde Israel Lovy Chorsänger (meshorer) im Chor der Synagoge. Ab dem Alter von 13 Jahren arbeitete er als Hilfskantor in verschiedenen Gemeinden in Mähren, Böhmen, Bayern und Sachsen. [2] Durch seine herausragende Stimme und sein musikalisches Talent wurde er schon bald sehr bekannt, so dass er er mit eine Gesangsgruppe durch Mitteleuropa tourte und Konzerte in Synagogen gab.
  • 1798 kam er auf einer dieser Konzertreisen nach Fürth, wo der Posten des Kantors gerade vakant war. Israel Lovy wurde in Fürth zum Nachfolger des Kantors Isaac von Prosnitz gewählt. Fürth war im 18. Jahrhundert eine der blühendsten jüdischen Gemeinden Deutschlands, und man förderte dort auch die Musik: Es bestand ein 10-köpfiger Chor und Feste wie Purim oder Chanukkah wurden aufwendig begangen. In Fürth entstand mit Elchanan Hendel Kirchahns Simchat ha-Nefesch (Jüdisch-deutsche Gedichte mit musikalischen Noten, zur Belehrung und Erheiterung) aus dem Jahr 1727 auch eine der frühesten Publikationen mit jüdischen Liedern inklusive Niederschrift in Noten.
  • In Fürth studierte Lovy neben seiner Arbeit als Kantor intensiv Klavier, Violine und Violoncello, und befasste sich mit der Musik von Mozart und Haydn. Er erlernte auch Italienisch und Französisch und befasste sich intensiv mit hebräischer Literatur. Ab seiner Zeit in Fürth nannte er sich selber Israel Lowy.
  • Er trat auch als Konzertsänger auf. Auf Anregung von Maximilian Joseph, dem späteren bayrischen König, sang er z.B. die Tenorstimme in Joseph Haydns Oratorium Die Schöpfung. Er gab auch Konzerte in Nürnberg, in dem Juden damals nicht erlaubt war zu übernachten und das sie nur in Begleitung einer christlichen Frau betreten durften.
  • In Fürth wurde er auch unter den Namen Israel Glogau oder Reb Yisroel Fürth bekannt. An späteren Stationen seines Lebensweges nannte man ihn u.a. Israel Mainz oder Israel Straßburg. Aus seiner Zeit in Fürth stammt eine Sammlung von 56 von ihm komponierten Musiktiteln, die sich heute in der Bibliotek des Hebrew Union College befindet. Nach Abraham Zevi Idelsohn weisen diese Kompositionen wenig Originalität auf und bewegen sich im Rahmen der Musik seiner Kantorenkollegen aus dem späten 18. Jahrhundert. [3]
    Einweihung der Synagoge an der Rue Notre Dame de Nazareth in Paris im Jahr 1822 (an der Israel Lovy von 1822 bis 1832 wirkte) auf einer zeitgenössischen Zeichnung
  • Im Jahr 1806 verließ Israel Lovy Fürth. Er wurde für drei Jahre Kantor in Mainz und wirkte danach acht Jahre lang als Kantor in Straßburg. [4]
  • Er plante nach London zu gehen, blieb dann aber auf dem Weg dorthin im Jahr 1818 in Paris hängen. In Paris wurde er dann zum Kantor gewählt. Die ersten vier Jahre war er Kantor an der Synagoge an der Rue Saint Avoie, und danach bis zu seinem Tode an der neu erbauten Synagoge in der Rue Notre Dame de Nazareth. [5] In Paris nannte er sich erneut Israel Lovy.
  • Um diese Zeit nahm die jüdische Gemeinde von Paris Reformen auch im musikalischen Bereich vor. Die 1822 neu errichtete Synagoge verfügte über eine Orgel und man gründete einen Chor. [6] Israel Lovys Aufgabe bestand auch darin, diese Reformen umzusetzen. Er organisierte einen vierstimmigen Chor und komponierte Gottesdienstlieder für den den ganzen Jahresablauf. [7] Er wurde damit zum Begründer des mehrstimmigen Synagogalgesangs. Aus einem Teil seiner in Paris entstandenen Kompositionen gingen die erst 30 Jahre seinem Tod im Jahr 1862 in Paris publizierten Chants religieux, composés pour les prières hébraïques hervor. [8] Die Chants religieux enthalten 57 meist drei- oder vierstimmige Lieder mit Orgelbegleitung. Die Sammlung wird mit acht als Airs Polonais bezeichneten Stücken für textlosen, einstimmigen Gesang und Klavierbegleitung abgeschlossen. [9]
  • Israel Lovy verfügte über eine Stimme im Bereich Bass und Bariton, die unten bis zum tiefen f reichte, und in den Höhen ein Tenortimbre hatte. Er gab in Paris auch im weltlichen Rahmen umjubelte Konzerte (seine Gesang wurde u.a. von Komponisten wie Joseph Haydn und Gioachino Rossini gelobt), und man versuchte ihn - allerdings erfolglos - zu einer weltlichen Karriere als Opernsänger zu überreden.
  • Nach Israel Lovys Tod brachen seine Reformerfolge im Bereich der Synagogalmusik bald zusammen. Seine Bemühungen konnten erst eine Generation später von Kantoren wie Salomon Sulzer, Louis Lewandowski und Samuel Naumbourg (seinem Nachfolger an der Synagoge in der Rue Notre Dame de Nazareth) durchgesetzt werden. Nach Abraham Zevi Idelsohn waren Israel Lovys Kompositionen zu radikal und neuartig für die Mehrheit der jüdischen Gemeinde und auch seine Kantorenkollegen. Idelsohn schreibt dazu u.a.:
"Obwohl er über alle Fähigkeiten eines Reformers verfügte, wurde diese Rolle nicht ihm zuteil, sondern Sulzer in Wien, Naumbourg in Paris und Lewandowski in Berlin. Der Grund dafür mag darin liegen, dass Lovy, wie wir in seinen Kompositionen erkennen, ein Extremist war. Sein Bemühen lag darin, mit der Vergangenheit und der Tradition zu brechen und völlig neue Melodien einzuführen. Ein Versuch, der im Einklang mit dem umfassenderen Versuch stand, mit dem alten jüdischen Leben zu brechen und einen völlig neuen Jude und neuen Judaismus zu schaffen." [10]
  • Dennoch wurden viele seiner Lieder in Paris aber auch in anderen Ländern wie z.B. Polen populär. Einige von Israel Lovys Melodien veröffentlichte später sein Nachfolger Samuel Naumbourg in eigenen Publikationen wie z.B. seinen Recueil de chants religieux et populaires des Israélites aus dem Jahr 1874. Eine Melodie Israel Lovys verwandte Abraham Goldfaden später in seiner Operette Sulamith oder Tochter Jerusalems aus dem Jahr 1880. [11]
Deckblatt der im Jahr 1862 veröffentlichte Sammlung Chants religieux, composés pour les prières hébraïques mit Melodien von Israel Lovy

2 Siehe auch

3 Weblinks

4 Literatur

  • Abraham Zevi Idelsohn: Jewish Music - Its Historical Development, Henry Holt and Company, New York, 1929 (Taschenbuchausgabe bei Dover Publications im Jahr 1992) Seite 226 ff.
  • Encyclopaedia Judaica, Band XIII / (Lif-Mek), 2. Aufl., Keter Publishing House Ltd., 2007, Seite 232
  • Hector Sabo: Israel Lovy, portrait d'une personnalité musicale méconnue, Université des Sciences Humaines de Strasbourg, 1993
  • Eric Werner: A Voice Still Heard - The Sacred Songs of the Ashkenazic Jews, Pennsylvania State University Press, 1976, Seite 198 bis 200

5 Einzelnachweise

  1. Anm.: Der Ort Schottland heißt heute Przebrno-Borowo und gehört zur Stadt Krynica Morska
  2. Encyclopaedia Judaica, Band XIII / (Lif-Mek), 2. Aufl., Keter Publishing House Ltd., 2007, Seite 232
  3. Abraham Zevi Idelsohn: Jewish Music - Its Historical Development, Henry Holt and Company, New York, 1929 (Taschenbuchausgabe bei Dover Publications im Jahr 1992) S. 228
  4. Abraham Zevi Idelsohn: Jewish Music - Its Historical Development, Henry Holt and Company, New York, 1929 (Taschenbuchausgabe bei Dover Publications im Jahr 1992) S. 226 und 227
  5. John H. Baron: A Golden Age for Jewish Musicians in Paris 1820-1865, in Musica Judaica, Vol. 12, American Society for Jewish Music, 1991/1992, S. 33
  6. Tina Frühauf: The reform of synagogue music in the nineteenth century; in Joshua S. Walden: The Cambridge Companion to Jewish Music, Cambridge University Press, 2015, S. 199
  7. Abraham Zevi Idelsohn: Jewish Music - Its Historical Development, Henry Holt and Company, New York, 1929 (Taschenbuchausgabe bei Dover Publications im Jahr 1992), S. 228
  8. Günther Grünsteudel: MUSIK FÜR DIE SYNAGOGE - Jüdische Komponisten des 19. Jahrhunderts
  9. Israel Lovys Sammlung Chants religieux aus dem Jahr 1862 in er Freimann-Sammlung der Universitätsbibliothek der Goethe-Universität Frankfurt a. M.
  10. Im Original: "Altough he was endowed with all the giftss required for a reformer, this role was accorded not to him but to Sulzer in Vienna, to Naumbourg in Paris, and to Lewandowski in Berlin. The explanation may be found in the fact that Lovy was an extremist, as we see from his compositions, whose effort was to break with the past and tradition and to introduce entirely new tunes - an effort in line with the general attempt to do away with the old Jewish life and create an entirely new Jew and Judaism." (nach Abraham Zevi Idelsohn: Jewish Music - Its Historical Development, Henry Holt and Company, New York, 1929 (Taschenbuchausgabe bei Dover Publications im Jahr 1992), S. 229)
  11. Abraham Zevi Idelsohn: Jewish Music - Its Historical Development, Henry Holt and Company, New York, 1929 (Taschenbuchausgabe bei Dover Publications im Jahr 1992) S. 229

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