Chauvinismus

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Chauvinismus (Aussprache [ʃovi'nɪsmʊs]) ist der Glaube an die Überlegenheit der eigenen Person oder Gruppe. Im zeitgenössischen Sprachgebrauch hat sich unter dem Einfluss des Feminismus die Überzeugung verbreitet, Chauvinismus bezöge sich ausschließlich auf den männlichen Chauvinismus.[1][2]

Chauvinismus (im ursprünglichen Sinne) tritt als exzessiver, meist auch aggressiv überzogener Nationalismus und Patriotismus auf, wobei sich jemand allein aufgrund seiner Zugehörigkeit zu seiner Nation gegenüber Menschen anderer Nationen überlegen fühlt und sie abwertet. Von Bedeutung sind aber auch der männliche und der weibliche Chauvinismus. Zur Wikipedia hieß es in einem Kommentar:

„Ich stelle (...) mal eine Theorie auf: "Chauvinismus wird von Feministen als Kampfbegriff in einem eigentlich nicht damit zusammenhängenden Kontext missbraucht." Das steht so aber nicht da, was für die These spricht, Wikipedia sei ein ideologisches Machwerk.“

[3]

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1 Wortherkunft

Das Wort leitet sich vom Namen des legendären, patriotischen Rekruten Nicolas Chauvin her, der in der Armee von Napoleon Bonaparte gedient haben und 17mal verwundet worden sein soll. Sein übersteigerter Idealismus wurde in der Figur Nicolas Chauvin im französischen Lustspiel La Cocarde tricolore (1831, Paris) der Brüder Cogniard verewigt und zahlreich karikiert, wodurch der Begriff des Chauvinismus geboren wurde.[4] Dieses Stück, in dem der Name Chauvin zum erstenmal auftrat, machte Georg Büchmann in seiner Zitatensammlung bekannt.

Chauvinismus und Chauvinist sind Schlagwörter, die im 19. Jahrhundert mehrfach verwendet wurden, z.B. „zur Bezeichnung eines kriegerisch erregten, nach Ruhm und Erfolgen dürstenden Patriotismus, im weiteren Sinne auch für eine blinde, nur von Gefühl und Leidenschaft hervorgerufene Begeisterung für eine Person oder Sache.“[5]

Wilhelm Wundt[6] schreibt dazu: „Ein anderes Beispiel dieser Art ist das Wort chauvinisme, das einer Lustspielfigur mit Namen Chauvin entstammt, die in einem Stück um das Jahr 1830 als eine Art 'miles gloriosus' vorkam. Hier hat sich dann noch ein weiterer, seinem Charakter nach regulärer Bedeutungswandel angeschlossen: aus einem Ausdruck für das Benehmen eines renommistischen Soldaten ist es ein solcher für den übertriebenen nationalen Ehrgeiz überhaupt geworden - eine Veränderung, die sichtlich unter dem Einfluß der neueren national-politischen Bewegungen entstand.“

Über die Franzosen heißt es: „Bei ihnen schreibt sich vom ersten Kaiserreich her eine unglückselige Wandlung ihrer Empfindungsweise gegen andere Völker, besonders gegen uns. Erreicht diese neue Empfindungsweise eine gewisse Höhe, so wird sie Chauvinismus genannt.“[7]

2 Varianten

2.1 Männlicher Chauvinismus

Von der Frauenbewegung in den 1970er Jahren wurde der Begriff male chauvinism (englisch für "männlicher Chauvinismus") geprägt. Sie bezeichnete Männer als Chauvinisten, von denen sie glaubten, dass sie patriarchalisch geprägt seien beziehungsweise ihnen unterstellten, allein aufgrund ihres Geschlechts einen Über­legenheits­anspruch über Frauen herzuleiten. Einzelne Männer werden in diesem Zusammenhang als Macho bezeichnet.

2.2 Weiblicher Chauvinismus

Von Autoren wie Nicholas Davidson, Autor des Buches The Failure of Feminism, wird ein mit dem Feminismus der 1970er Jahre zunehmender weiblicher Chauvinismus beschrieben. Dieser sei das Gegenstück zum männlichen Chauvinismus. Weiblicher Chauvinismus behauptet eine Überlegenheit des weiblichen Geschlechts gegenüber dem männlichen Geschlecht. In diesem Zusammenhang wird auch der Begriff Misandrie benutzt.

2.3 Staatlicher Chauvinismus

Aus unterschiedlichen Gründen kann der Chauvinismus nicht nur die öffentliche Meinung beherrschen, sondern auch als politische und ganz besonders auch staatliche Propaganda betrieben werden. Er resultiert nicht selten in Formen des Nationalhasses (so zum Beispiel im 19. und 20. Jahrhundert im einander steigernden Franzosen- und Deutschenhass).

Als Voraussetzung des radikalen Nationalismus wird eine außerordentliche Bedrohung von außen oder eine Gefahr für die Existenz der Nation, beispielsweise eine militärische, wirtschaftliche oder politische Niederlage, die das nationale Selbstwertgefühl verletzt hat, angesehen. Laut dem Soziologen Eugen Lemberg tritt die Gefahr für die nationale Existenz immer dann ein, wenn die Integrationskraft für den Fortbestand der Nation schwindet, weil sie dann auf die Gefahr der Desintegration mit dem radikalen Nationalismus antwortet. Als Beleg führt er den deutschen Nationalismus nach 1918 in der Weimarer Republik aufgrund der militärischen Niederlage im Ersten Weltkrieg an. Dabei wurden Schuldige und Ursachen für das Kriegsende gesucht. Der militärische Zusammenbruch führte zum Ende der Monarchie, während das Volk nach Ansicht von Lemberg keine Niederlage erfahren hätte. Es entstand die Dolchstoßlegende. Deswegen führte der Zusammenbruch zur Betonung eines Sendungsbewusstseins,[8] wobei aus dem Glauben an die Nation der Wiederaufstieg ermöglicht werden solle. Dazu führte auch der politische Aspekt des "Diktats von Versailles" gehört.

2.4 Religiöser Chauvinismus

Religiöse Chauvinisten glauben an die Überlegenheit ihrer Religion und fühlen sich als Angehörige ihrer Religion den Angehörigen anderer Religionen überlegen. Beispiele sind im Judentum bei zahlreichen Sekten zu finden.

2.5 Sprachchauvinismus

Der Sprachchauvinismus als Merkmal ist entsprechend die extreme Abwertung anderer Sprachen verbunden mit der extremen Aufwertung der eigenen Sprache. Dies kann auch zur Unterdrückung oder sogar Beseitigung indigener Sprachen führen (siehe Kolonialismus).

Bedeutung gewinnt der sprachliche Chauvinismus auch bei der so genannten nationalen Wiedergeburt, die sich auf gemeinsame Sprache beruft und eine Sprachnation etablieren möchte - in Verbindung mit einer Kulturnation. Dabei begleiten den Sprachchauvinismus oft Sprachreinigungen und politische Kontroversen um den Status sprachlicher Minderheiten. Beispiele finden sich in Italien (siehe Südtirol in der Ära des Faschismus), Spanien (zur Zeit von General Franco) und in der Ukraine (unter russischer Herrschaft im 19. Jahrhundert).

2.6 Sozialer Chauvinismus

Sozialer Chauvinismus betont die Überlegenheit der eigenen sozialen Schicht bzw. Klasse gegenüber anderen Teilen der Gesellschaft. Hierbei handelt es sich oft um die Inszenierung von Wohlstand, Bildung oder Abstammung gegenüber den als minderwertig empfundenen "niedriger" stehenden Gruppe im gleichen Bezugssystem. Dies gilt auch umgekehrt, wenn die moralische Überlegenheit gegenüber einer als arrogant oder dekadent empfundenen "höher" stehenden Gruppe betont wird. Ein Beispiel ist die heutige Stellung des Adels. Neben diesem vertikalen sozialen Chauvinismus kann auch ein horizontaler Chauvinismus zwischen verschiedenen sozialen Milieus auf ungefähr gleichem wirtschaftlichen Niveau bestehen, etwa bei bestimmten Berufsgruppen (Ärzte, Rechtsanwälte usw.). Der Begriff ist zu unterscheiden vom Sozialchauvinismus.

3 Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Aus der englischsprachigen Wikipedia: Chauvinism
  2. "Chauvinism is 'fanatical, boastful, unreasoning patriotism' and by extension 'prejudiced belief or unreasoning pride in any group to which you belong.' Lately, though, the compounds male chauvinism and male chauvinist have gained so much popularity that some ill-informed users may no longer recall the patriotic and other more generalized meanings of the words.", The Columbia Guide to Standard American English (Abgelesen am 4. Dezember 2008)
  3. Kommentar von jck5000 am 19. August 2012 um 21:03 Uhr, in: Die Wikipedia-Files: Aufruf für eine ideologiefreie Wikipedia, Kritische Wissenschaft – critical science
  4. Otto Ladendorf: Historisches Schlagwörterbuch 1906
  5. z. B. Gutzkow, Die neuen Serapionsbrüder 2, 161 (1877): Reichschauvinismus, zitiert nach Otto Ladendorf: Historisches Schlagwörterbuch 1906
  6. Völkerpsychologie, 1. Bd. 2. Teil, 2. Ausl. S. 580, lt. Otto Ladendorf: Historisches Schlagwörterbuch 1906
  7. zitiert nach Otto Ladendorf: Historisches Schlagwörterbuch 1906
  8. welches sich u.a. bei Adolf Hitler findet

4 Vergleich zu Wikipedia




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