Zittau

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Zittau
Art der Gemeinde Stadt
Zittauer Wappen.jpg Lage Zittau.jpg
Breitengrad 50/53/46/N
Längengrad 14/48/26/E
Lageplan Zittau auf Google-Map
Bundesland Sachsen
Landkreis Görlitz
Höhe 242 m ü. NN
Fläche 66.74 km²
Einwohner 28.900 (Stand 2008)
PLZ 02763
02788 (Dittelsdorf, Hirschfelde, Schlegel)
PLZ-alt 8800 (Zittau)
Vorwahl 03583
Kfz GR (alt: ZI)
Gliederung 9 Stadtteile
Adresse Markt 1
02763 Zittau
Website www.zittau.eu

Die Stadt Zittau ist eine Große Kreisstadt im Landkreis Görlitz und liegt im südöstlichsten Zipfel des Bundeslandes Sachsen im Dreiländereck Polen-Tschechien-Deutschland. Die Stadt ist Sitz eines Amtsgerichts und gehört damit zu einem von insgesamt 30 Amtsgerichtsbezirken im Freistaat Sachsen. 2019 hatte die Stadt rund 25.000 Einwohner.

Blick auf das Rathaus

Inhaltsverzeichnis

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1 Frühgeschichte

Archäologische Funde belegen die Besiedlung des Zittauer Gebietes bereits in der Stein- und in der Bronzezeit. Während der Zeit der Völkerwanderung verließen ursprünglich germanische Siedler die Gegend und zogen sich in südlichere Regionen zurück.

2 Sorbische Besiedlung

Lage von Zittau

Im 6. Jahrhundert wurde das Gebiet von Sorben (Wenden) besiedelt, die bis an Elbe und Saale vordrangen. Ein sorbischer Stamm, die Milzener, ließ sich in der Oberlausitz in der Gegend um Bautzen nieder. Die Lunsizi besiedelten die Niederlausitz, die Besunzane die Gegend um Görlitz und die Poritschane („Flußleute”) scheinen die Bewohner des Zittauer Landes zwischen Mandau und Neiße (Fluss) gewesen zu sein. Der Name „Sorben” (Sichelträger) deutet darauf hin, daß sie fleißige Ackerbauern waren. Ihre hölzernen Hakenpflüge eigneten sich jedoch nur zur Bearbeitung leichterer Ackerböden in der nördlichen Lausitzer Tiefebene, in die südlich gelegenen Gebirgsgegenden mit ihren steinigen Böden drangen sie nur vereinzelt vor.

Die Sorben bewohnten, wie man aus Siedlungsresten erkannte, kleine Dörfer in Rundlingsform. Die Bauernhäuser standen dichtgedrängt und waren mit einem Giebel zum Dorfplatz ausgerichtet, in dessen Mitte sich auch der Dorfteich befand. Wurde der Eingang des Dorfes verschlossen, bildete es eine Art Burg. Das Vieh trieb man abends zum Schutz vor Raubtieren und Dieben hinein. Die Stammesburg der Sorben könnte sich etwa bei Poritsch oder Grottau befunden haben. Daneben könnten aber in den einzelnen Dörfern auch noch kleinere sogenannte Fliehburgen bestanden haben.

Aus dem Sorbischen sind zahlreiche Ortsbezeichnungen der Lausitz hervorgegangen, z.B. Zittau von sorbisch Zito = Roggen, aber auch andere Ortsnamen, wie Ostritz, Pethau, Hörnitz, Poritsch, Luptin, Oderwitz, Türchau, Oybin, oder auch die Bezeichnung Lausitz von Lusica = Sumpfland oder Namen von Bergen wie Koitsche und Jeschken oder Flußnamen wie Mandau und Lausur.

Auch einige Ausdrücke unserer Umgangssprache haben sorbischen Ursprung, z.B. Plautze = Lunge, pietschn = trinken, zutschn= saugen, knutschn = küssen.

3 Entstehung des Deutschen Reiches

Im Jahr 928 besiegte Heinrich I. die Slawen im heutigen Sachsen. Die Milzener der Lausitz mußten ihm von da an Tribut zahlen. Seine Nachfolger verliehen den deutschen Rittern als Dank für ihre Kriegsdienste die eroberten Ländereien als Lehen, verbunden mit umfangreichen Privilegien (Gerichtsbarkeit, Brau- und Schankrecht, Recht zum Betrieb einer Mühle etc.).

Im 12.Jahrhundert besetzten die deutschen Ritter ihre Lehen mit freien Bauern aus Franken, Thüringen, Schwaben und Flandern teilten das Land in soviel Hufen, wie Bauernfamilien angesiedelt wurden, wofür diese wiederum einen Pachtzins an den Lehnsherren entrichten mußten. Der Pachtzins wurde zum Teil in Geld, zum Teil in Naturalien entrichtet. Daneben waren für den Lehnsherren Dienste zu leisten, z.B. Mähen, Dreschen, Transport- und Botendienste usw.

Ein Teil des vom Lehnsherren zur Verfügung gestellten Landes wurde zum Bau einer Kirche, als „Pfarrwiedemut” zum Lebensunterhalt eines Pfarrers oder als öffentliches Weideland genutzt. Der Gemeindehirte trieb das Vieh der Siedler über den in vielen Orten namensmäßig noch vorhandenen „Viebig” (Viehweg) auf die öffentliche Weide.

4 Die erste Ansiedlung Zittau und erste urkundliche Erwähnung 1238

Die Keimzelle Zittaus war wohl eine Burg auf dem Burgberg im Westpark. Man mag das kaum glauben, wenn man heute vor dem winzigen Hügel steht, der selbst für eine Schlittenabfahrt zu klein ist. Noch im Jahre 1778 jedoch war der Burgberg so groß, daß man dort 32 Kanonen aufstellen konnte. Erst in späteren Zeiten haben die Zittauer Kleingärtner der Freudenhöhe den Berg abgetragen und das Erdreich zum Auffüllen ihrer Gärten benutzt. Ein schlichter Gedenkstein mit dem Text „Hier entstand Zittau” ziert das Hügelchen.

Der Lehnsherr hatte das Recht zur Ernennung des Richters, dessen Amt auch den Betrieb einer Mühle (der Burgmühle) und eines Kretschams beinhaltete. Der Beschreibung des Zittauer Stadtschreibers Johann von Guben zufolge muß sich der Kretscham „...czu neheste an der burgmoel...” in unmittelbarer Nähe der Burgmühle befunden haben. Wenn auch spekulativ, so könnte doch der Platz des heutigen Burgteich- Restaurants einen möglichen Standort dieses ersten Kretschams demonstrieren- nämlich in Rufweite des Burgbergs.

Der Sitte der damaligen Zeit folgend, befanden sich Mühle und Kretscham außerhalb der Stadtbefestigung, doch wäre es unlogisch, diese für die Ansiedlung so wichtigen Einrichtungen an ungeschützter Stelle aufzubauen und so dem umherstreifenden Raubgesindel auszuliefern. Der Standort in der unmittelbaren Nähe der schützenden Burg ist sinnvoll und logisch. Der Kretscham war ein wichtiger Rastplatz für Händler und Reisende, die den beschwerlichen Weg über die Gebirgspässe von und nach Böhmen und dann weiter nach Schlesien, Leipzig oder Nürnberg nahmen. Neben den schlechten Straßen und den Witterungsunbilden, denen die Reisenden der damaligen Zeit im Gebirge ausgesetzt waren, drohten auch Gefahren durch wilde Tiere- bis ins 17. Jahrhundert waren Bären, Luchse und Wölfe nicht selten im Zittauer Gebirge- oder durch Raubgesindel.

Die erste urkundliche Erwähnung findet Zittau im Jahr 1238, als ein Herr Castolaus de Zittavia genannt wird. Weitere Urkunden aus den folgende zwei Jahrzehnten nennen ebenfalls diesen Namen oder den von Verwandten, jedesmal mit dem Namenszusatz „de Zittavia”.

Das Aussehen dieser Ansiedlung kann man sich gar nicht einfach genug vorstellen: nach der Art böhmischer Rittersitze dürfte Zittau neben einigen einfachen Gebäuden aus Holz und Lehm die notwendigen Wirtschaftsgebäude umfaßt haben, die durch einen umlaufenden Erdwall mit Zaun oder Palisaden geschützt wurden.

5 Die Gründung der Stadt durch Ottokar II. im Jahre 1255

Sagenumwoben ist der Besuch König Ottokar (Premysl) II. von Böhmen im Jahre 1255 in Zittau, der für die Geschicke der Stadt entscheidend werden sollte.

Als der älteste Geschichtsschreiber der Stadt, Johann von Guben, ab etwa 1360 tätig wurde, befragte er die ältesten Einwohner Zittaus zu diesem Ereignis und berichtet über deren mündliche Überlieferungen:

„Als wir vornomen vnd vndirwystsyn von den eldisten vnsern voruarn, daz hie vor, czu cziten ee dese stat vz gelegt wart, daz hye dissit dez gebirgiz kretschin gebuwet woren, di logen vf dem werde czwischen czwen wassirn czu neheste an der burgmoel, do inne di vurleute und ander leute, di do wandirten vber daz gebirge in di marke, hatten ir nachtleger...

do noch ettliche czit, do der konig ottackerus vuelte und merkte die merunge der ynwoner vnd di grose czuvart der geste, wart do noch czu rote, wi her dese stat wolde lon vmmemueren, vnd liz eyne forch varen mit eyme phfluge vnd vmmerreyt di stat weytir wen si vor vmmegrifen waz,...alz wyt, daz di herren, di mit ym reten, sprochen ‘herre, di stat ist czu wyt’. her antworte vnd sprach ‘ich wil si also begnodn an eyme vnd an dem andern, daz ich si mit ynwonern wol beseczen wil’. Vnd wart gemuret MCCLV, vnd begnodte do dese stat beyde mit vreyunge vnd mit anderin rechten.”

Frei übersetzt lautet der Text:

Wie wir von den ältesten unserer Vorfahren vernommen haben und unterwiesen wurden, war hier bevor diese Stadt (Zittau) ausgelegt (gebaut) wurde, ein Gebirgskretscham (Kretscham von böhmisch Krcma ist ein Gasthaus) gebaut worden auf dem Werder (Ufer) zwischen den zwei Wassern (gemeint sind die Mandau und der Burgmühlgraben) in der Nähe der Burgmühle. Darin hatten die Fuhrleute (fahrende Händler) ihr Nachtlager, wenn sie über das Gebirge wanderten...

Einige Zeit danach, als König Ottokar die Zunahme der Einwohner und Gäste (in der kleinen Ansiedlung um Burg und Burgmühle) bemerkte, ritt er um die Ansiedlung und ließ hinter sich eine Furche mit einem Pflug ziehen, um anzuzeigen, wie weit die Stadt ummauert werden sollte. Er umritt die Stadt so weit, dass seine Gefolgsherren meinten, die Stadtgrenzen seien zu weit gezogen. Doch der König antwortete, er wolle die Stadt mit verschiedenen Rechten begnaden und wohl mit (ausreichend) Einwohner besetzen. Die Stadtmauer wurde gemauert 1255 und der König verlieh der Stadt zahlreiche Freiheiten und Rechte.

Der König legte durch seinen legendären Ritt um die Stadt, bei dem mit einem Pflug eine Furche gezogen wurde nicht nur die künftigen Stadtgrenzen fest und befahl die Befestigung der Stadt durch Errichtung einer Stadtmauer, er verlieh Zittau auch umfangreiche Rechte und Privilegien, so etwa eine Steuerermäßigung für alle Bürger (die Stadt mußte demnach jährlich 100 Mark, 1 Mark = 233,8 Gramm Silber, aufbringen), Zollfreiheit für Zittauer Kaufleute auf allen böhmischen Straßen, das Markt-, das Stapel- und das Braurecht sowie das Recht zur Ernennung von Handwerkern.

Beim Stapelrecht handelt es sich um ein Vorkaufsrecht für Waren, die zuerst den Zittauer Bürgern angeboten werden mußten, bevor gegen 10 Uhr der Landbevölkerung durch ein Zeichen (zuerst ein Strohwisch auf einer Stange, später durch eine eiserne, mit einem Z gekennzeichnete Stadtfahne) das Kaufen erlaubt wurde.

Ähnliche Stapelrechte besaß ab 1339 auch die Stadt Görlitz, was zwischen beiden Städten wiederholt zu Zwistigkeiten führte.

Die erste Stadtmauer Zittaus war bis zu 10m hoch und etwa 3m dick. Vier Stadttore- Budissiner, Frauen-, Böhmisches und Webertor und zwei Pforten- Mandauer und Wasserpforte- ermöglichten tagsüber in Friedenszeiten den Zugang zur Stadt. Nachts und in Kriegszeiten wurden die Tore geschlossen. Vor der Torschließung riefen kleine Glocken, die sogenannten „Bierglocken” die Bürger, insbesondere die Wirtshausbesucher, in die Stadt zurück. Wer zu spät kam, mußte Torgeld an die Wachen bezahlen, um noch eingelassen zu werden.

Die Türme und Bastionen in der Stadtmauer waren mit Geschützen armiert, darüber hinaus verfügte die Stadtmauer über gedeckte Wehrgänge und Schießscharten. Neben den Stadtsoldaten- die noch bis 1840 ihren Dienst versahen und im Volksmund spöttisch „Stadtameisen” genannt wurden- besetzten in Zeiten der Kriegsgefahr Zittauer Bürger, vorwiegend Handwerker, die Stadtmauern, Türme und Bastionen. Geschützt durch Blechhauben und Brustharnische trugen sie zumeist ihre Hauswaffen- Hakenbüchsen, Schwerter und Hellebarden.

6 Die Stadt wird an Markgraf Otto II. von Brandenburg verpfändet

Nachdem die Oberlausitz (zu der Zittau damals noch nicht gehörte) bereits 1253 an den Markgrafen von Brandenburg verpfändet worden war, erlitten Zittau und Rohnau von 1278-1283 das gleiche Schicksal:

Nach dem Tod König Ottokars II. im Jahr 1278 geriet sein siebenjähriger Sohn Wenzel unter die Vormundschaft des Markgrafen von Brandenburg. Dieser hielt das Kind in schlimmster Not wie einen Gefangenen (darunter von 1278 - 1281 in Zittau), der Junge litt ständig Hunger und Kälte, selbst ausreichend Kleidung und Schuhwerk wurden ihm versagt. Erst im Jahr 1282 gab der Markgraf den Jungen auf die drängende Intervention des böhmischen Adels frei, allerdings nur unter der Bedingung, daß man ihm für den angeblich gehabten Aufwand neben anderen Städten Zittau und Oybin verpfände. Rudolf von Habsburg zwang ihn jedoch 1283 zur Herausgabe der Pfänder.

Vermutlich führte die üble Behandlung in seiner Kindheit nicht nur zu der schwachen gesundheitlichen Konstitution Wenzels, die ihn schließlich früh versterben ließ, sie erklärt vielleicht auch seine späteren Verhaltensauffälligkeiten, die sich in Jähzorn und grundlosen Wutausbrüchen sowie einer unbeschreiblichen Grausamkeit geäußert haben sollen: nicht wenige Köpfe rollten während der Herrschaftszeit Wenzel’s.

7 Die Entwicklung Zittaus an der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert

In den folgenden Jahren nahm die Bedeutung Zittaus als Königlich Böhmische Grenzstadt ständig zu und aufgrund des rasanten Anwachsens der Stadtbevölkerung mußte im Jahre 1280 die Stadtmauer von 1255 um die sogenannte „Neustadt” erweitert werden.

Im Jahre 1303 wurde das Hospiz unter Zustimmung des Landvogtes Lutold von Pribetiz und anderer Herren in städtische Verwaltung gegeben.

Zittau wurde 1312 auch Sitz einer Königliche Münzstätte, die von König Wenzel von Böhmen später nach Kuttenberg verlegt wurde.

Die Stadt wurde in diesen unruhigen Zeiten von bewaffneten Truppen unter der Führung eines Landvogtes geschützt. Das war auch bitter nötig, da die Handelswege immer wieder von Raubrittern bedroht wurden. Die Zittauer müssen recht tatkräftige Männer gewesen sein, stürmten sie doch nicht nur die Raubburgen Tollenstein (1337) und Schönbuch am Wolfsberg (1339), sie jagten 1343 und 1347 auch die plündernden und mordenden Horden des Bischofs von Meißen aus dem Lande.

Bereits 1305 war Heinrich von Leipa, Nachfahr der Herren von Zittau und verdienter Oberlandschreiber von Böhmen, vom König die Stadt Zittau als Lehen übertragen worden. Nachdem bei einem Zittauer Turnier der böhmische Ritter Albrecht von Lomnitz den Grafen von Barby erschlug, hatte ihm der König im Zorn das Lehen wieder entzogen, übertrug es ihm im Jahre 1310 aber wieder mit der Maßgabe, daß der tüchtige Gefolgsmann seinen unerfahrenen 14- jährigen Sohn, den späteren König Johann von Böhmen, als Berater unterstütze.

Mit dem Besitzwechsel einher ging eine Änderung der Stadtverfassung von Zittau, nach der nun ein Bürgermeister an der Spitze von Ratsmännern die Geschicke der Stadt leiten sollte. Der Erbrichter, der bis dahin die Geschicke der Stadt leitete, war nunmehr (nur noch) einer unter mehreren Ratsherren. 1319 trat Heinrich von Leipa die Stadt gegen Besitztümer in Mähren wieder an den König ab.

In den folgende Jahren wechselten die Besitzer der Stadt wiederholt, auch das Schicksal der Verpfändung mußte die Stadt erneut erleiden und oftmals tief ins Stadtsäckel greifen, um wieder frei zu kommen.

8 In der Stadt wird es zu eng

Zittau hatte seit seiner Gründung damit zu kämpfen, daß die Stadt nur über sehr wenig Grundbesitz (nach einer Urkunde aus dem Jahre 1345 waren es nur 19 Hufen) verfügte. Dieser Grundbesitz war jedoch für die Ernährung der ständig anwachsenden Bevölkerung dringend notwendig und so wurde den Ansiedlern erlaubt, in den umliegenden Orten Grundbesitz zu erwerben. Die Bewohner Zittaus waren in dieser Zeit- soweit nicht zum Gefolge des Landvogts gehörend- zumeist als Landwirte tätig.

Wie rasant der Bevölkerungszuwachs in dieser Zeit gewesen sein muß, läßt sich aus dem Zukauf von 41 Hufen Land im Jahre 1345 ablesen, wodurch sich der Grundbesitz der Stadt mit einem Schlag mehr als verdreifachte.

9 Handwerk und Handel erleben einen raschen Aufschwung

Das sich rasch entwickelnde Handwerk (im Jahre 1312 erließ die Stadt die erste Zunftordnung der Tuchmacher) und der Waren- und Güterverkehr führte immer wieder zu Zwistigkeiten mit Nachbarstädten. So hatte König Johann von Böhmen 1339 Görlitz das Recht des Waidstapels verliehen.

Diese wichtige Färbepflanze wurde aus Westdeutschland über Leipzig und Großenhain in die Oberlausitz eingeführt. Das Stapelrecht ermöglichte den Görlitzern, alle Fuhren über ihre Stadt zu lenken und bevorzugt das Waid zu kaufen.

Die Zittauer beschwerten sich nun beim König darüber, daß sie nur die Reste von Görlitz erhielten und erreichten beim König tatsächlich das Zugeständnis, eine bestimmte Menge direkt von den Händlern zu beziehen, wenn auch unter Androhung einer empfindlichen Strafe bei Mengenüberschreitung.

Kurz darauf (1341) beschwerten sich die Görlitzer über die Zittauer beim König, weil einige Kaufleute die Straße über Friedland und Seidenberg in Richtung Schlesien gewählt hatten, um so die Görlitzer Stadtabgaben zu sparen. Der König verbot daraufhin die Friedländer Straße, doch 1351 folgte eine Beschwerde der Zittauer über Görlitzer Kaufleute, die ihrerseits die Friedländer Straße Richtung Böhmen benutzt hatten, um die Zittauer Stadtabgaben zu sparen.

10 Die Gründung des Sechsstädtebundes 1346

Trotz aller Zwistigkeiten schlossen sich 1346 -u.a. wegen des immer mehr um sich greifenden Raubrittertums- die Städte Görlitz, Zittau, Kamenz, Bautzen, Löbau und Lauban zum Sechsstädtebund zusammen. Als sich Ostritz 1368 vom Zittauer Kreis loszureißen suchte, ein eigenes Rathaus und Mauern errichtete, rückte Zittau, unterstützt von den anderen Städten ein und ließ Rathaus und Mauern niederlegen. Im Gegenzug beteiligten sich Zittauer Mannschaften an einer Unternehmung der Görlitzer gegen Neuhof, ein Besitztum des Herzogs von Schweidnitz, von wo aus die Handelsstraße nach Görlitz geschädigt wurde.

11 Machtkämpfe zwischen Zünften und Zittauer Stadtrat 1358-1367

Hatte man in Görlitz noch 1339 die Zittauer Tuchwaren recht gering geschätzt, so änderte sich dies entscheidend in den folgenden Jahren. Nicht nur die wirtschaftliche Bedeutung der Tuchmacherei nahm immer weiter zu, sondern auch die politische Macht der Tuchmacherzunft. Bereits im Jahre 1360 hatte sie so viel Einfluß in der Stadt gewonnen, daß der Rat um seine Macht fürchtete- nicht ganz zu Unrecht. Der Zittauer Stadtschreiber Johann von Guben klagt darüber, daß die Zünfte unter sich über die Verordnungen des Rates verhandelten, nur angenommen hätten, was ihnen behagte und sich verschworen hätten gegen das, was ihnen nicht passte. Dieser Streit zwischen dem Zittauer Rat und den Zünften dauerte zunächst 10 Jahre.

Einer der Anlässe dieses Streits war unter anderem die Bierbrauerei in der Stadt:

Man braute drei Arten von Bieren: Weizen- und Gerstenbier für den sofortigen Verbrauch und das Märzenbier- ein Lagerbier, das man den Sommer über ausschenkte. Das Braurecht besaß jeder Bürger der Stadt, doch konnten die weniger Begüterten mangels Geld und Lagerraum meist nicht genügend für den eigenen Bedarf brauen und mußte den Reichen ihr Märzenbier abkaufen. So wollten die Bürger auch im Sommer brauen, was jedoch vom Rat wegen der Brandgefahr -fast alle Häuser waren damals aus Holz- verboten wurde.

1360 kam der Streit zwischen Rat und Zünften erstmals offen zum Ausbruch: den Handwerkern war die Einrichtung einer Stadtwaage ein Dorn im Auge und die vom Rat verlangten Gebühren müssen das Faß vollends zum Überlaufen gebracht haben; die Handwerker drohten mit einer Beschwerde beim Kaiser. Das wollte der Zittauer Rat jedoch um jeden Preis vermeiden, man wußte, wie der Kaiser in solchen Streitfällen verfuhr: er ging davon aus, daß beide Seiten schuldig waren und erlegte beiden regelmäßig hohe Geldbußen auf, um seine klammen Kassen zu füllen. Der Komtur der Johanniter schlichtete schließlich den Streit, die Waage wurde erst einmal nicht aufgestellt.

12 Der Erzbischof als Streitschlichter 1361 in Zittau

Doch bereits im folgenden Jahr kam es erneut zu unangenehmen Auseinandersetzungen:

„...Erzbischof Dietrich von Magdeburg[1] kam 1361 nach Zittau, um mit kaiserlicher Vollmacht Gericht zu halten. Die Tuchmacher hatten im Besitze eines Bürgers schlechtes Tuch, sogenanntes Flockentuch, gefunden." Flocken waren Wollabfälle, die nach den Zunftordnungen nicht mehr zum Tuchmachen verwendet werden durften. Als die Zittauer Bürger den Schuldigen erwischten, verfuhren sie sehr eigenmächtig. Sie schleppten das schlechte Tuch auf den Markt und verbrannten es trotz des Widerspruchs des Eigentümers. „...jener Bürger, der das schlechte Tuch eingeführt hatte, wurde von einem Tuchmacher mißhandelt und rief das Gericht der Schöffen an; während des Prozesses starb der Tuchmacher und wurde von Bürgern...in sehr formloser Weise beerdigt- man steckte die Leiche in ein Faß (und brach der Leiche dabei beide Beine). Man sah in dem Verfahren das Verbrechen der Leichenschändung...Auch mit dem Rate war der Kaiser unzufrieden, denn der Erzbischof brachte den Befehl, einen neuen Rat zu wählen. Die Verhandlungen des Statthalters mit Rat und Handwerkern zogen sich einen ganzen Tag hin...Zornig über das Scheitern seiner Sendung ritt der Erzbischof weg, 8 Schöffen eilten ihm bis Budweis nach und verhandelten nochmals mit ihm. Die Stadt mußte sich dazu verstehen, als Buße ein kaiserliches Haus zu bauen als Herberge für den Kaiser, wenn er nach Zittau komme, und 200 Schock[2] als Anzahlung dafür zu erlegen...”

Selbst die Intervention des Rates beim Kaiser gegen diese Auflagen brachten nichts mehr, das Kaiserhaus mußte gebaut werden. Der Kaiser hat jedoch nur einmal in seinem Haus genächtigt. In späteren Jahren brach man das baufällige Kaiserhaus ab, die Steine wurden u.a. beim Neubau des Marstalls auf der Neustadt verwendet.

13 Ein deutscher Kaiser in Geldnot

Der Nachfolger des böhmischen Königs Johann, der deutsche Kaiser Karl IV. bescherte der Stadt noch einige weitere unwillkommene finanzielle Überraschungen. So verlegte er 1357 die Landvogtei von Zittau kurzerhand auf die neugebaute Burg Karlsfried an der Gabler Straße und zog nun -obwohl Zittau den Straßenzoll bereits früher gekauft hatte- diesen wieder auf eigene Rechnung ein. Auch sonst nutzte der Kaiser jede sich bietende Gelegenheit, seine Kasse auf Kosten des Zittauer Stadtsäckels aufzubessern. Um so höher ist wohl sein Verzicht auf die jährliche Abgabe von 100 Mark Silber im Jahre 1359 zu werten, als ein verheerender Brand die Stadt verwüstete.

14 Händel zwischen Prag und Zittau

Aus unbekanntem Grund fielen 1363 die Prager in die Lausitz ein und plünderten Herwigsdorf und Ruppersdorf; bei Zittau erlitten sie durch die dortigen Mannschaften eine empfindliche Schlappe, hatte hohe Verluste und verloren ihre Beute. Der Kaiser regelte die Angelegenheit wie immer- mit einem Strafbefehl über 500 Gulden an die Prager. Diese rächten sich dadurch an Zittau, daß sie Zittauer Kaufleute in Prag festnahmen und ihr Tuch beschlagnahmten. Erst 1370 kam eine Versöhnung zustande.

15 Die Zittauer Zünfte ziehen 1367 zu Hirschberg vor den Kaiser

Die Zünfte hatten ihren Machtkampf mit dem Rat keineswegs beigelegt und nutzten die Gunst der Stunde, als der Kaiser 1367 eine Woche lang in Hirschberg am Bösig weilte. Dem Bericht nach soll eine 800 Mann starke Abordnung der Zittauer Handwerkszünfte -außer den Fleischern und Bäckern- in voller Bewaffnung vor den Kaiser gezogen sein, um ihm eines Sonntagmorgens auf dem Weg zur Messe ihre Bittschrift zu überreichen. Gemeinsam mit einer eiligst vom Zittauer Rat nachgesandten Abordnung und 6 Handwerksmeistern ging der Kaiser die Beschwerden durch. Er gewährte den Handwerkern einen freien Markttag für einen Brot- und Fleischmarkt, ließ sonst aber alles beim Alten. Als die Zittauer Handwerker am nächsten Tag nochmals beim Kaiser vorstellig wurden und einen weiteren Markttag einforderten, erzürnte der Kaiser so, daß er einige der Handwerker köpfen lassen wollte. Es kostete den Zittauer Rat alle Überredungskunst, den Kaiser von diesem Vorhaben abzubringen.

Die Stellung Zittaus zum Ende des 14.Jh. wurde gestärkt durch den Erwerb von Grundbesitz. Soweit sie nicht bereits der Stadt gehörten, wurden alle Dörfer des Landkreises nach und nach von der Stadt erworben. Die Herrschaft über den Landkreis ermöglichte auch die Verlegung einer Wasserleitung von Olbersdorf in die Stadt im Jahre 1374- ein erheblicher Fortschritt für eine mittelalterliche Stadt.

Der Machtkampf zwischen dem Stadtrat und den Zünften hielt auch in diesen Jahren weiter an- so gab es in den Jahren 1408, 1411 und 1414 Veränderungen des Rates, 1408 wurden sogar drei Innungsälteste hingerichtet. 1414 vermied man ein solches Vorkommnis nur dadurch, daß man König Wenzel, der für seine Grausamkeit bekannt war, mit einer Fuhre Zittauer Bier beschwichtigte.

16 Zittau kommt zur Oberlausitz

1412 schließlich erreichte eine Entwicklung ihren Endpunkt, die mit dem Eintritt in den Sechsstädtebund 1346 ihren Anfang genommen hatte: König Wenzel, Sohn und Nachfolger Kaiser Karl IV., zog die Landvogtei in Zittau ein und übertrug sie dem Landvogt der Oberlausitz in Bautzen. Damit war Zittau von Böhmen losgelöst und mit der Oberlausitz vereinigt.

17 Zittau im 15. Jahrhundert

Kaiser Karl IV. war sein Sohn Wenzel nachgefolgt, der im Volk auch den verächtlichen Beinamen „der Faule” führte und von dem der Geschichtschreiber berichtet, er sei „...nicht ohne natürliche Anlagen, aber ein Sklave seiner niederen Leidenschaften und rohen Launen...” gewesen. Dies führte dazu, dass die Kurfürsten Wenzel 1400 seiner kaiserlichen Würden enthoben und Ruprecht von der Pfalz wählten. Als dieser 1410 starb, wählte ein Teil der Kurfürsten Wenzels jüngeren Bruder Sigmund (Sigismund) und die anderen seinen Vetter Jobst von Mähren. Als Wenzel ebenfalls wieder Ansprüche auf die Krone erhob, hatte das Land drei Könige. Jobst starb schon 1411 und Wenzel verzichtete zugunsten seines jüngeren Bruders Sigmund auf die Königswürde.

Dieser berief 1414 das Konzil zu Konstanz ein, auf dem der tschechische Reformator Jan Hus, ein Prager Magister, und sein Schüler Hieronymus von Prag als Ketzer verurteilt wurden und den Feuertod erlitten. In der Folge kam es zum ersten Hussitenkrieg, der von 1419 bis 1437 dauerte und auch Zittau in fürchterlicher Weise in Mitleidenschaft zog.

Nach Wenzels Tod leisteten die Zittauer im Januar 1420 Sigmund auf einem Reichstag in Breslau die Huldigung. Alle Privilegien und Rechte der Stadt wurden bestätigt. Da Sigmund gleichzeitig König von Ungarn war, erhielt die Stadt von ihm Handelsfreiheit in diesem Land und konnte so ihre Handelsbeziehungen weiter ausbauen. Zittau beteiligte sich im Gegenzug gemeinsam mit den anderen Sechsstädten an den kriegerischen Unternehmungen Sigmunds im April 1420 zur Niederwerfung des Hussitenaufstandes. Die Zittauer kehrten Mitte August von den erfolglosen Unternehmungen zurück; näheres über die Kriegsereignisse ist nicht überliefert. Nachdem die Hussitten die Schlacht am Wischehrad gewonnen und ganz Prag besetzt hatten, quartierte sich das geflohene Prager Domkapitel in Zittau ein. Der Prager Erzbischof, Konrad von Vechta war zwar zu den Hussiten übergetreten, die übrigen geistlichen Herren des Prager Domkapitels nahmen jedoch ihren Wohnsitz im Franziskanerkloster zu Zittau, welches zu diesem Zweck wohl auch umgebaut wurde, denn einige Teile des Klostergebäudes stammen aus dem 15.Jahrhundert. Das Exil der geistlichen Herren in Zittau dauerte 20 Jahre, während dieser Zeit wurde das Erzbistum Prag von Zittau aus verwaltet.

Einen Großteil des Prager Domschatzes hatte man auf dem Berg Oybin eingelagert.

Von 1421 an ist Zittau ein Bollwerk gegen die Hussiten; es werden Vorstöße ins benachbarte Böhmen unternommen, Zittau gleicht einem Heerlager, als der Landvogt der Oberlausitz, Hans von Polenz, 1424 hier sein Hauptquartier nimmt.

Im gleichen Jahr erfolgt der Einfall der Hussiten unter Bocko von Podiebrad über die Gabler Straße. Zittau hatte, offensichtlich ohne rechte Vorstellung von der Stärke des Gegners, eine Mannschaft zur Burg Karlsfried ausgesandt, um den Paß zu decken. Das Scharmützel muß fürchterlich gewesen sein; viele wurden niedergehauen, 56 Mann, darunter Hauptmann Schläffer mit 10 Mann Besatzung des Karlsfried, wurden gefangen genommen. Nur etwa 15 oder 16 Mann ließen die Hussiten mit abgeschnittenen Nasen und abgehackten Daumen ziehen; die anderen Gefangenen wurden verbrannt. Nachdem die Hussiten Hartau niedergebrannt, Olbersdorf und Grottau verwüstet hatten, zogen sie nach drei Tagen ab. An die Mauern von Zittau trauten sie sich nicht heran.

18 Deutsche Ordensritter in Zittau

Die nächste Zeit ist geprägt von verzweifelten Anstrengungen zur Verstärkung der Zittauer Stadtbefestigungen; man nimmt, wie zu diesen Zeiten üblich, einen erprobten adligen Herren- den böhmischen Edelmann Wanko von Mönchau- zum Hauptmann der Truppen. Mit großem Jubel ziehen im Februar 1427 etwa 150 deutsche Ordensritter zur Verstärkung in die Stadt ein, doch die Begeisterung scheint nicht gegenseitig gewesen zu sein. So beklagt sich Vogt Gottfried von Rodenberg in einem Brief an den Hochmeister des Deutschen Ordens vom 8.Juli 1427 über die mangelnden Verteidigungsanstrengungen der Zittauer Bürger.

Dabei haben die sich durchaus wacker geschlagen! Am 10.Mai erschien ein schier übermächtiges Hussitenheer von wohl 14.000 Mann unter den beiden Prokop und Welek Kaudelnik von Bresnik vor der Stadt. Ein Ausfall der Zittauer Besatzung wurde zurückgeschlagen, die Zittauer Verteidiger erlitten hohe Verluste, hielten aber den Angriffen der Hussiten 2 Tage lang stand. Das Hospital St.Jacob brannte nieder und die Vorstadt war verwüstet, als die Hussiten sengend und brennend abzogen, Hirschfelde, Ostritz und Marienthal verwüsteten. Am 16.Mai 1427 eroberten sie die Sechsstadt Lauban und metzelten deren Bewohner bestialisch nieder.

Anfang November 1428 fiel erneut ein Hussitenheer unter Johann Kralowetz und Welek Kaudelnik in der Gegend ein. Nachdem sie Friedland und Ostritz niedergebrannt hatten, berannten sie erfolglos die Stadt Löbau und lagerten schließlich bei Grottau. Die Sechstädte hatten inzwischen ein größeres Kontingent unter Führung des Landvogts Albrecht von Kolditz entsandt, welches am 16. November 1428 in Zittau einzog. Der Stadtschreiber berichtet:

„Am Tag vor St.Martin...in der Nacht ließen wir all den Unsern gebieten, die nicht zu jung noch zu alt dafür waren, kriegsbereit zu sein mit Wagen und Pferden, sowie man die Glocke läutete...”

Die Truppe nahm die Verfolgung des Hussitenheeres auf und stellte es, wobei 60 Mann Reiterei unter Führung des Zittauer Hauptmanns Wanko von Mönchau und des Lausitzer Adligen Leuther von Gersdorf das Gefecht eröffneten, beide fielen im Kampf.

Die Fußtruppen der Sechsstädte machten mit den Hussiten im Waldgebiet bei Machendorf endgültig kurzen Prozeß; der Schreiber berichtet von 500 toten und 500 gefangenen Hussiten; diese gaben ihre Verluste selbst mit 1300 Mann an.

In den folgenden Jahren folgten weitere kriegerische Unruhen mit wechselndem Kriegsglück für die Zittauer, bis sich Sigmund im Jahre 1438 mit den Böhmen aussöhnte (die Hussiten waren untereinander uneins geworden) und in Prag zum König gekrönt wurde. Lange konnte er sich dieser Würde nicht erfreuen, er starb kurz darauf und hinterließ das Land seinem Schwiegersohn Albrecht von Österreich. Dieser besuchte am 24. Oktober 1438 Zittau, wo er mit großem Prunk „...in der zweiten Nachtstunde...” empfangen wurde. Die Stadt glich- für damalige Verhältnisse- einem Lichtermeer. An den Stadttoren loderten Pechfässer, „...auf dem Ringe, der Neustadt und den größeren Gassen..” waren die Häuser mit Laternen und Lichtern erleuchtet, der Rat empfing den König auf dem Pfarrhof (dort steht jetzt das Alte Gymnasium) und huldigte ihm.

19 Zittau in der Zeit des 2. Hussitenkrieges 1467- 1479

Nachdem Albrecht bereits ein Jahr später verstarb, kam es zu langandauernden Verhandlungen in Prag, an denen auch Zittauer Honoratioren teilnahmen. Erst 1455 einigte man sich, den erst sechzehnjährigen Sohn Albrechts, Ladislaw, zum König zu krönen. Auch dieser verstarb plötzlich nach nur zwei Jahren Regentschaft und so übernahm ein Mann die Königswürde, der bereits seit Jahren aus dem Hintergrund die Regierungsgeschäfte geleitet hatte: Georg von Podiebrad, ein Mann mit kühler Intelligenz und rücksichtsloser Entschlossenheit.

Die Städte der Oberlausitz traten dem Hussiten Podiebrad, den der Volksmund auch „König Girschick” nannte, mit äußerster Zurückhaltung, ja Mißtrauen, entgegen. Nach langem Zögern huldigten sie ihm 1459, nachdem er der katholischen Kirche zugesagt hatte, der Religionstrennung in Böhmen ein Ende machen zu wollen. Dies konnte oder wollte er nicht verwirklichen, so daß 1466 der Kirchenbann gegen ihn verhängt wurde, im gleichen Jahr schloß Zittau unter Beteiligung einflußreicher böhmischer Adliger und der anderen Sechsstädte ein Bündnis gegen Podiebrad. Es kam zum zweiten Hussitenkrieg, der von 1467 bis 1479 dauern sollte und unsägliches Leid über die Bevölkerung beider Seiten brachte. In diesem Krieg wurden gegenseitige Raub- und Plünderungszüge durchgeführt, offene Feldschlachten eher vermieden. Da die Adligen der angrenzenden böhmischen Gebiete eher zu den Hussiten hielten, bedeutete dies eine erhebliche Gefahr für die Sechsstädte. So bot etwa der Herr der Feste Tollenstein, Jan von Wartenberg, den Hussiten Unterschlupf bei ihren Raubzügen.

20 Die Schlacht am Tollenstein 1467

Als ein Hussitenheer am 18.November 1467 über die Breitebergstraße zum Tollenstein zog, fingen die Zittauer den Kundschafter der Hussiten ab und zwangen ihn, den Hussiten das vereinbarte Zeichen zu geben. Nachdem die Böhmen das zusammengeraubte Vieh vorbeigetrieben hatten, griffen die Zittauer die Streitmacht der Hussiten an und hieben die Feinde scharenweise nieder, der Rest floh. Die Zittauer hatten lediglich 3 Gefallene, die ehrenvoll vor dem Hauptportal der Johanniskirche bestattet wurden.

21 Der Kampf auf der Queckwiese 1469

Weniger glücklich verlief für die Zittauer der Kampf auf der Queckwiese 1469. Diese Wiese breitete sich vor dem Frauenkirchhof, durchschnitten vom Mühlgraben.

Das Vorstadtdörfchen, daß sich dort erstreckte, trug den Namen Reichersdorf. Während die Hauptmacht der Zittauer den Tollenstein belagerte, fiel eine starke Hussitenstreitmacht von wohl 6000 Mann unter Strela über das Zittauer Gebirge ein, um Vieh zu rauben. Sie zogen über Poritsch nach Kleinschönau. Die in der Stadt gebliebenen Zittauer machten nun einen Ausfall nach Kleinschönau, um den Hussiten den Übergang über die dortige Neißebrücke zu verwehren. Diese aber umgingen die Zittauer, indem sie eine winzige Holzbrücke bei der Reißigmühle benutzten und gelangten so über besagtes Reichersdorf in den Rücken der Zittauer.

{Foto: Reißigmühle/ Brücke}

Die Zittauer zogen sich eiligst in die Neumühle an der Friedländer Straße zurück, doch wurde diese von den Hussiten mit Brandpfeilen und zwei Geschützen beschossen. 15 Zittauer fielen, 246 gerieten in Gefangenschaft. Obwohl kaum noch ein wehrhafter Mann in der Stadt war, gelang es den Hussiten während der folgenden 4 Tage nicht, sie zu stürmen. Die Gefangenen mußte die Stadt mit 2000 Gulden auslösen, wofür sie Geld borgen und ihre Privilegien auf Jahre verpfänden mußte.

22 Der Kampf gegen das Raubrittertum

Unabhängig von den beschriebenen Greueln der Hussitenkriege hatte Zittau auch verschiedene Fehden gegen die Ritterschaft zu bestehen, die sich immer mehr dem Raubrittertum zuwandte, um Ihren Lebensunterhalt zu bestreiten und die Handels- und Verkehrswege bedrohte. Da dies auch die wirtschaftlichen Grundlagen der Stadt schädigte, setzte diese sich- zumeist erfolgreich- zur Wehr.

Erwähnt seien nur die Renkersche Fehde 1419 und gegen Jan von Wartenberg auf dem Dewin 1425/26, welche die Stadt siegreich gestalten konnte. (Foto: Burgruine Dewin)

Am langwierigsten war die Fehde gegen Jan von Wartenberg, Sohn des Ralsko, auf der Burg Tollenstein. Dieser hatte den Zittauern blutige Verluste beigebracht, bevor diese ihn festnehmen konnten und nach Sitte der Zeit „...schleifen und vierteilen...” ließen.

Der Zittauer Rat ging durchaus pragmatisch und weitsichtig zu Werke: 1444 kaufte er die entfernten Raubburgen Neuhaus und Winterstein und ließ sie abbrechen, um die Handelswege zu sichern.

Wenn die Sechsstädte sich auch in Zeiten der Not und der Gefahr immer wieder beistanden, so kam es doch aus Gründen der wirtschaftlichen Konkurrenz zwischen ihnen immer wieder zu ärgerlichen Händeln.

23 Der Bierkrieg 1491

Damals durchaus Ernst, heute wohl nur noch eine Anekdote- der Bierkrieg von 1491 mit Görlitz:

Die starken Einfuhren des beliebten Zittauer Bieres wurde von den Görlitzer Brauern mit steigendem Mißvergnügen beobachtet, bis schließlich in einem Akt der Selbstjustiz eine junge Görlitzer Mannschaft einer Zittauer Bierfuhre entgegenritt und den Zittauern im Wald zwischen Ostritz und Hirschfelde -am „Läusehübel”- die Fässer zerschlug. Die Stelle trägt heute noch den Namen „Bierpfütze”. Als die Zittauer im Gegenzug in Görlitzer Gebiet einfielen, um in Wendisch-Ossig und Heidersdorf Vieh zu rauben, klagten die Görlitzer bei König Ladislaw und -da dem Pfarrer von Ossig auch Vieh geraubt wurde- bekamen die Zittauer sogar eine Bulle von Papst Alexander VI.

Die vom König verhängte Strafe von 300 rheinischen Gulden weigerten sich die Zittauer standhaft, zu zahlen,denn das wäre einem Schuldeingeständnis gleichgekommen. So brachten die unbeteiligten Sechsstädte Bautzen, Löbau, Kamenz und Lauban die Strafzahlung für Zittau auf, um den Frieden wieder herzustellen und den Bestand des Sechsstädtebundes zu sichern.

24 Erneute Machtkämpfe der Zünfte mit dem Rat- die „Wiesenherren”

1487 kam es erneut zu einer Aufruhr der Zittauer Stände gegen den Rat. Der Ratsherr Hans Pabst (Johann Bapst)- selbst kurze Zeit Bürgermeister der Stadt- wiegelte die Zünfte gegen den Zittauer Rat auf. Nach dem Treffpunkt der Verschwörer in einem Haus an der Queckwiese südöstlich des Frauenkirchhofes nannte man sie auch die „Wiesenherren”.

Die „Wiesenherren” nutzten ihre Verbindungen zum damaligen Landvogt von Stein, um diesen heimlich zu Hilfe zu rufen. Als dieser in Zittau eintraf, führten sie ihn zu einer Säule am Kaufhaus (Gewandhaus), an welcher zu lesen war, wieviel der „ungetreue” Rat aus dem Stadtsäckel für Wein und Lebensmittel verausgabt hatte. Der Landvogt lächelte zwar zu den Anschuldigungen, setzte jedoch mehrere Ratsherren und den Bürgermeister Bernhard ab.

Einer der Ratsherren, Michael Jentsch, wurde nach Abreise des Landvogts in die „Gans” gesteckt, die anderen warf man in den Böhmischen Turm. Bürgermeister Bernhard wurde gegen eine Bürgschaft frei gelassen, mußte jedoch die Stadt verlassen und durfte erst nach einigen Jahren zurückkehren, einem Ratsherren gelang die Flucht.

Ratsherr Jentsch, den der Landvogt beschuldigt hatte, ihn und den Kaiser geschmäht zu haben, mußte unter dem Haß der Aufrührer besonders leiden. Man folterte ihn 7 Stunden lang in der Tuchmacherbastei bei der Wasserpforte, „brannte ihn von beiden Seiten an” und brach ihm einen Arm. Dabei sollten wohl Aussagen von ihm erpreßt werden, die die Ratsherren belastet hätten, um einen Vorwand zur Plünderung ihrer Häuser zu haben. Jentsch blieb jedoch standhaft und ging später nach Löbau, wo ein Bader seine Verletzungen geheilt haben soll.

In der Folge dieser Ereignisse wählte der Rat den Aufrührer Pabst erneut zum Bürgermeister. Doch dieser veränderte von da an völlig sein Wesen, trat schroff gegenüber seinen ehemaligen Bundesgenossen aus den Zünften auf und duldete keine Versammlungen der Zünfte gegen den Rat mehr. Der Einfluß der „Wiesenherren” nahm danach stark ab, weil die Zittauer Bürger die Nase voll von deren Treiben hatten.

Man schloß die „Wiesenherren” nach und nach von ihren Ämtern aus und auch Pabst wurde nach Ablauf seiner Amtszeit als Bürgermeister nicht in den Rat wiedergewählt.

Pabst faßte in dieser Situation wohl den Plan, Landvogt von Stein erneut zu Hilfe zu rufen, er wollte diesem nachts die Zittauer Stadttore öffnen und von Stein sollte mit einem böhmischen Heerhaufen die Stadt überfallen.

Der Plan wurde verraten, Pabst gefangen gesetzt und am Sonnabend nach Weihnachten 1494 auf dem Markt in der Nähe seines Hauses Wettinerstraße 3 öffentlich enthauptet. Rätselhafterweise wurde er dennoch in der Johanniskirche am Taufstein ungemein ehrenvoll bestattet.

Die Zünfte erreichten während der Amtszeit von Pabst allerdings, das die vier bedeutendsten Zünfte der Tuchmacher, Fleischer, Bäcker und Schuhmacher je einen Vertreter in den Rat entsenden durften.

Zittau hatte die Jahre auch weiterhin zur Abrundung seines Grundbesitzes durch Neuerwerbungen genutzt: 1404 wurde Lückendorf, 1419 Waltersdorf, 1453 Bertsdorf, 1494 ein Teil von Hirschfelde erworben. Der Rat ließ zwischen 1472 und 1484 Teiche zum Zwecke der Fischhaltung anlegen, 1492 ein Fischhältergebäude errichtet; die Hältergasse hat hiervon noch ihren Namen.

Die Seuchen, welche die Menschen der damaligen Zeit heimsuchten, veranlaßten den Stadtrat 1470, einen Johann Gablenz als Stadtarzt (Medicus ordinarius) anzustellen.

25 Wirtschaftlicher Aufschwung, Reformation und Pönfall 1500-1599

Der wirtschaftliche Aufschwung- hervorgerufen im wesentlichen durch die Blüte der Tuchmacherei- ermöglichte eine umfangreiche Bautätigkeit in der Stadt, wobei sich der damalige Baustil grundlegend von dem uns heute aus dem Stadtbild bekannten unterschied.

Die meist niedrigen Häuser bestanden größtenteils aus Holz und waren mit Stroh oder Schindeln gedeckt. Größere Häuser hatten 2, manche sogar 3 Giebel zur Straße hin und waren mit hölzernen Lauben und Laubengängen geschmückt. Aus Zweckmäßigkeitsgründen boten die Häuser Räume zum Backen, Brauen, Spinnen und Weben. Die in die Stuben hineingebauten Backöfen dienten auch als Eßtische. Schlafkammern waren zumeist bühnenartig unter den Stubendecken angeordnet und konnten über Wendeltreppen erreicht werden. Stuben gab es hingegen nur wenige im Haus, klein und oftmals mit gewölbter Decke.

Die engen Höfe waren oft mit Schuppen und Stallungen bebaut, das Vieh der Bürger wurde vom Gemeindehirten auf die Weide getrieben.

Da Grundstücksflächen und Wohnraum im 16.Jahrhundert knapper wurden in der Stadt, wurde enger und höher gebaut. Statt der bis dahin üblichen breiten Holztreppen baute man Wendeltreppen, die Häuser wurden insgesamt schmaler. Anfangs waren die Wände schmucklos und von einfachster Bauart, der Fußboden bestand oft nur aus gestampftem Lehm, eine Verglasung der Fenster war noch unbekannt, statt dessen dienten Gewebe, Holzläden, Pergament, Blase oder dünne Hornscheiben zum Verschluß der Fenster. Ab dem 15. Jahrhundert kamen Butzenscheiben in Bleifassung auf, ab dem 17. Jahrhundert wurden Gipsdecken mit Stuckarbeiten oder Bemalung statt der einfachen Holzdecken gebaut.

25.1 Immobilienpreise im 16.Jahrhundert

Die Preise der damaligen Zeit machen die Preisrelationen zu heutigen Immobilienpreisen vielleicht etwas deutlicher: es gab schon einige Häuser für 100-700, mehrere für 1000-2000, wenige über 2000 und nur drei Häuser für etwa 3000 Schock (1 Schock= 60) gute sächsische Groschen zu kaufen. (1 Schock = 2,50 Mark)

Die städtischen Straßen waren zur damaligen Zeit unbefestigt und unsauber. Bei Regen bildeten sich große Pfützen, die Straßen waren voller Kot und Unrat, der aus den Häusern einfach auf die Straßen gekippt wurde und in dem das Federvieh und die Schweine der Stadtbewohner nach eßbaren Resten suchten.

Ab 1348 hatte man begonnen, einzelne Straßen zu pflastern, dennoch besoldete Zittau noch bis 1733 Sänftenträger, welche die Ratsherren durch die Stadt trugen.

1545 sah man sich genötigt, zwischen Markt und Johanniskirchhof eiserne Stangen als Absperrung anzubringen, damit „die schweyne nicht offn kirchhoff kunnen lauffen”.

Zittau erhält ab 1513 eine zweite Stadtmauer

Neben der regen Bautätigkeit in den vier Zittauer Stadtvierteln (Frauen-, Budissiner-, Weber- und Böhmisches Viertel) wurde auch die Zittauer Stadtbefestigung instand gesetzt. So wurde die erste, mit Schießscharten und bedeckten Gängen versehene Stadtmauer von 1255/80 um eine zweite äußere Mauer ergänzt, die man ab 1513 auf einer Gesamtlänge von 2956 Schritt errichtete. Der Bau wurde 1562 unter Johannes Heuberg fortgeführt und 1568 unter Nikolaus Dornspach vollendet. Zwischen beiden Mauern wurde ein Graben gezogen, Zwinger oder Parche genannt. Auf den Stadtmauern wurden Türme und Basteien errichtet, die als Gefängnisse und Hungertürme dienten. In einem solchen Turm ließ man 1517 einen Mann aus Klitschdorf, den sogenannten Zittauer Feind, verhungern. Diese grausame Praxis wurde erst 1572 von Kaiser Ferdinand I. verboten.

Auch der Turm des Böhmischen Tores, das schon 1305 erwähnt wird, wurde (bis 1726) als Gefängnis genutzt. Dort saß 1489 Nikol Rother wegen Aufruhrs ein, rettete sich jedoch mit Hilfe zusammengeknoteter Tücher aus dem Turm.

Die Mandauer Pforte schließlich erhielt 1531 einen Glockenturm, den man 1560, 1574 und 1598 wesentlich verbesserte.

Kirchliche Bauten erfuhren in dieser Zeit umfangreiche Erweiterungen und Erneuerungen.

25.2 Die Johanniskirche

Die Johanniskirche (1291 erstmals erwähnt), von deren Türmen nur der südliche bis zur halben Höhe aufragte, wurde weitergebaut. Der südliche Turm, auf dem sich heute in 60m Höhe eine Aussichtsplattform befindet, wurde unter der Leitung Dornspach’s 1559 aufgebaut, mit Türmerwohnung und steinernem Umgang versehen. Auch die Kirche selbst erfuhr umfangreiche Erweiterungen und erhielt eine neue Dacheindeckung. Die größte der drei Orgeln erneuerte der Zittauer Orgelbaumeister Zacharias Friedel für 2000 Mark. Die Arbeiten wurden 1611 abgeschlossen. Bereits 1559 hatte man der großen Glocke Maria eine weitere, 27 Tonnen schwere Glocke des Glockengießers Tobias Leubner, hinzugefügt.

25.3 Das große Fastentuch

Ein besonderes Zier- und Wertstück der Johanniskirche bildete jedoch das Große Fastentuch (im Volksmund Hungertuch), mit dem zur Fastenzeit der Altar verhüllt wurde. Der Gewürzhändler Jakob Gorteler (Gürtler) hatte es zum Andenken an teure Zeiten anfertigen lassen. Auf dem Tuch wird die biblische Geschichte mit alten Versen dargestellt. Rund 200 Jahre lang, von 1472- 1672, war das Tuch in der Johanniskirche in Gebrauch und soll dann noch jahrelang hinter dem Altar der Johanniskirche gelegen haben. Nach der Beschießung Zittaus am 23.Juli 1757 glaubte man das Tuch verloren, bis man es durch Zufall 1840 in der Zittauer Ratsbibliothek wiederentdeckte. Christian Adolf Pescheck sorgte dafür, daß es in den Folgejahren wieder der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Nach dem zweiten Weltkrieg erfuhr das Hungertuch eine mehr als unwürdige Behandlung; russische Soldaten benutzten es zum Zeltbau und zerschnitten es in zwei Teile; in späteren Jahren glaubte man es verloren. Erst 1990 wurde das Tuch wiederentdeckt und 1994/95 aufwendig von schweizerischen Fachleuten restauriert. Seit 1996 ist das Hungertuch wieder der Öffentlichkeit zugänglich und in der Kreuzkirche zu besichtigen.[3]


1589 erbaute man für den gesamten Zittauer Rat ein Gestühl in der Johanniskirche, bis dahin erfreuten sich nur Bürgermeister und Richter dieses Privilegs. Der angrenzende Kirchhof war ursprünglich sehr groß und ist jetzt zum großen Teil mit Häusern überbaut. Die Kirchhofsweihe im Jahre 1518 durch Bischof Heinrich von Nikopolis war die letzte katholische Weihehandlung in Zittau bis zur Reformation 1521.

25.4 Die Klosterkirche (Petri- Pauli- Kirche)

An der Stelle der jetzigen Klosterkirche soll sich bereits seit 1109 eine dem heiligen Nikolaus geweihte Kapelle befunden haben, als sich die Franziskaner 1244 hier ansiedelten. Sie erbauten vermutlich ab 1260 das Kloster und die Klosterkirche, deren Altar im Jahre 1293 Petrus und Paulus geweiht wurde.

1488 wurden die Gewölbe der Kirche von dem Mönch Vincentius ausgemalt.

1515 bekam die Kirche eine schöne Orgel.

Die Reformation -in Zittau 1521 von Lorenz Heidenreich eingeführt- bedeutete das Ende für das Kloster. 1543 wurden das baufällige Kloster und die Kirche vom Konvent an die Stadt übergeben, die sie bis 1598 leer stehen ließ. Im Gegenzug sorgte die Stadt für den Lebensunterhalt der wenigen verbliebenen Mönche. Der letzte Mönch, Michael Reinstein, verstarb1554.

Ab 1535 wurden aus einer Stiftung das Läuten der „Bierglocke” bezahlt, die täglich vom Turm der Klosterkirche aus um 21:00 Uhr die Besucher der Bierhäuser außerhalb der Stadtmauern zurückrief.

Der Turm wurde, da er eine Turmuhr besaß, 1560 vom Zimmermeister Michael Francke erhöht und erhielt eine neue viertelstündlich schlagende Turmuhr.

Ab 1598 erneuerte man die ganze Kirche notdürftig und hielt wieder Mittwochspredigten darin ab, am 22.April 1598 hielt der Pestprediger David Satorius die erste evangelische Predigt in der Kirche. Die Klosterzellen wurden zeitweise als Unterkunft für Frauen genutzt.

25.5 Die Weberkirche (Dreifaltigkeitskirche)

An der Stelle der heutigen Weberkirche befand sich eine von dem 1494 verstorbenen Michael Langer gestiftete hölzerne Kapelle. Zwischen 1488 und 1500 wurde unter der Leitung Johann Notthafts eine steinerne Kirche mit drei Türmen erbaut und erhielt zwischen 1515 und 1517 einen Kirchhof.

Außen an der Kirche sind an verschiedenen Stellen Sühnekreuze eingebaut, deren Bedeutung leider nur in den wenigsten Fällen überliefert ist. Das nach Nordwesten an der Kirche befindliche Kreuz mit Schwert und Messer deutet der Sage nach auf eine Wette zwischen einem Baumeister und seinem Lehrling, wer von beiden einen Pfeiler eher vollende. Als der Meister gegen seinen Lehrling die Wette verlor, soll er diesen niedergestochen haben, den Meister habe man später mit dem Schwert gerichtet.

Die Kirchweihe fand am 15.Juni 1518 statt, Gottesdienste hatte man jedoch schon ab 1508 abgehalten. Neben den drei Altären in der Kirche befanden sich in einer darunter liegenden Kapelle weitere Altäre. Nach der Reformation wurde die Weberkirche nur noch als Begräbniskirche genutzt. Der Kirchhof birgt neben wundervollen Barockgrüften auch das anrührende Denkmal der Anna Naske mit ihrem erst 16 Wochen alten Söhnchen Joachim, das Bildnis findet man an der nördlichen Mauer des Kirchhofs.

25.6 Die Kreuzkirche

Der gotische Kirchbau soll schon vor dem Jahre 1283 bestanden haben. Die Kirche hatte mehrere Altäre, neben dem Hochaltar zum Heiligen Kreuz den vom Altaristen des Hospitals St.Jakob, Ludwig Oppach, 1419 gestifteten Altar der Heiligen Katarina, den von Nikolaus Seidenberg, Pfarrer in Weigsdorf, gestifteten Altar der Heiligen Jungfrau und den vom Zittauer Barthel gestifteten Altar des Heiligen Petrus und Paulus. Unter den vier Priestern der Kirche befand sich 1517 auch Lorenz Heidenreich, der sich um die Reformation in Zittau höchste Verdienste erwarb.

25.7 Die Frauenkirche

Erstmals 1355 erwähnt, hat die Kirche doch schon früher bestanden. Die täglichen Messen wurden von den Priestern der Kreuzkirche abgehalten.

Bei dem Brand der Frauenvorstadt und der Neustadt 1483 brannte die Frauenkirche mit ab. In späteren Jahren wurde sie mehrfach durch Blitzschlag beschädigt. Nach der Reformation 1521 stand sie ganz leer und diente 1531 als Geschützgießerei.

1538 brach man die großen Ringmauern ab und erbaute daraus unter anderem einen Tanzboden, was den Zittauern einen ernsten königlichen Verweis einbrachte.

1572 baute man den östlichen Teil der Kirche, den Chor, im gotischen Stil wieder auf und nutzte sie als Begräbniskirche. Allerdings war die Kirche für diesen Zweck oft zu klein, beim Begräbnis des Glöckners Schaffrath im Jahre 1586 mußte der Leichenredner wegen des großen Gedränges auf einem Grabstein stehend die Rede halten.

Die Glocke trägt die Jahreszahl 1535 und wurde am 12.August 1611 erstmals geläutet.

Die Emporen tragen viele Bilder als Schmuck von Grabstätten der Bürger Zittaus und der Vorstadt. Während der künstlerische Wert der Bilder eher gering ist, sind sie doch für die Familien- und Stadtgeschichte sehr interessant, spiegeln doch Kleidertracht und äußere Erscheinung der abgebildeten Familien die Sitten der Zeit wieder.

25.8 Die Hospitalkirche St. Jakob (Spittelkirche)

Zu den Ursprüngen der Hospitalkirche und des Hospitals selbst ist recht wenig bekannt. In einer Handschrift aus dem Jahre 1352 wird erwähnt, daß an der Stelle, wo später das Hospital bestand, zuvor eine Fronleichnamskapelle bestand, für die 1352 ein Altar gestiftet wurde. 1581 wurde die Hospitalkirche geweiht, nachdem zuvor Emporkirchen eingebaut worden waren. Das Hospitalgebäude wurde um 1912 abgebrochen.

25.9 Das Alte Zittauer Rathaus

Das aus dem 13.Jahrhundert bestehende hölzerne Rathaus stand damals am Markt nach der Mandau zu. Im Jahre 1354 baute man ein steinernes Rathaus an dieser Stelle mit Bürgersaal, Rats- und Gerichtsstuben, Kanzlei, Archiv, Rüstkammer und Gefängnis. Nach weiteren baulichen Verbesserungen in den Folgejahren wurde das Rathaus 1532 ausgemalt und erhielt 1593 eine neue Ratsstube mit gewölbter Decke. 1566 baute ein Lehrling eine vielbewunderte steinerne Wendeltreppe als Gesellenstück. Der ziemlich niedrige Turm aus dem Jahre 1354 wurde 1567 bedeutend erhöht und mit einem Umgang versehen. 1592 erhielt das Rathaus ein Glockentürmchen mit einer Glocke. ...

Im Jahre 1599 wütete eine verheerende Pestepidemie in Zittau und den eingepfarrten Dörfern, die rund 3000 Menschen das Leben kostete, was mehr als einem Drittel der damaligen Bevölkerung entsprach. Diese Verluste wurden in den Folgejahren nur langsam ausgeglichen, in den Jahren 1601 bis 1604 betrug der Geburtenüberschuß in Zittau nur insgesamt 616 Personen.

26 1600-1699

Der kräftige wirtschaftliche Aufschwung in der Stadt führte auch zu einer weiteren Mehrung ihres Reichtums. War es der Stadt nach dem Pönfall gelungen, unter erheblichem finanziellen Aufwand in vergleichsweise kurzer Zeit wieder in den Besitz ihrer Privilegien und Güter zu gelangen, so setzte die Stadt ihre Erwerbspolitik auch in den ersten Jahren des 17.Jahrhunderts fort.

1602 kaufte Zittau die Stadt Eibau und 1603 ausgedehnte Waldungen bei Ebersbach. Der erfolgreiche Landerwerb der Stadt erregte die Eifersucht und wohl auch die Angst des Adels, der befürchtete, von der Stadt ganz verdrängt zu werden. 1619 erreichte der oberlausitzer Landadel bei den Ständen in Bautzen eine Regelung, nach der die Lehn- oder Erbgüter der Adligen nur wieder von Adligen erworben werden durften. Dies machte für Zittau auf längere Zeit weiteren Landerwerb unmöglich.

Im Juni 1608 kam es zum großen Stadtbrand von Zittau, der drei Viertel der Stadt in Schutt und Asche legte. Durch die Sommerhitze war das Holz, aus dem die meisten Häuser bestanden ausgedörrt, es fehlte an Löschwasser, die Löschgeräte waren nicht in Ordnung und beim Sturmläuten riß zu allem Unglück noch der Glockenstrang. In den drei Stunden, in denen das Feuer wütete, verbrannten über 500 Häuser, darunter allein 84 Bierhöfe.

Der Landeshauptmann der Oberlausitz, Kaspar von Meltzeradt, wandte sich mit der Bitte um eine Geldbeihilfe an Kaiser Rudolf II. Dieser versicherte der Stadt zwar sein gnädiges väterliches Mitleid, bedauerte im übrigen aber, der Stadt nicht mit einer baren Geldbeisteuer zu Hilfe kommen zu können, weil er keine Mittel dazu habe. Er erließ der Stadt allerdings auf 5 Jahre die Steuern und Zölle, was noch zweimal auf insgesamt 9 Jahre verlängert wurde.

Die Stadt bewilligte den Geschädigten neben Geldbeihilfen auch Holz aus den städtischen Waldungen zum Wiederaufbau, insgesamt 22000 Baumstämme. Die Zittauer bauten so eifrig wieder auf, dass vorm Winter bereits wieder 365 Häuser unter Dach waren.

Die Tatsache, dass das Feuer in Zittau fast gleichzeitig an mehreren Stellen ausbrach, legte schnell den Verdacht der Brandstiftung nahe. Erst einige Jahre später, 1624, faßte man in Marklissa eine Bande von Räubern und Mordbrennern, welche unter anderem die Brandstiftung in Zittau unter der Folter gestanden. Ihr Anführer, ein Junker von Schwanitz, hatte sich wegen einer vermeintlichen Beleidigung an der Stadt Zittau rächen wollen.

Man richtete die Täter grausam hin, indem man sie zuerst an der Stelle der Brandlegung und dann weiter auf dem Weg zur Richtstätte mehrmals „mit glühenden Zangen zwickte”, wie der Chronist berichtet. Schließlich wurden die Verurteilten beim Galgen mit eisernen Ketten an einen Eichenpfahl gefesselt und bei lebendigem Leibe verbrannt.

26.1 Die Patrizier

Der Reichtum der Stände in der Stadt führte immer wieder zu Auswüchsen. Prunksucht und übertriebener Luxus nahmen ein solches Ausmaß an, daß der Rat sich genötigt sah, durch Polizeiverordnung einzugreifen.

Der Chronist schreibt dazu, dass "Hoffarth und Exceß in Kleidungen bey ihr vielen mercklich überhand genommen, also, daß wenig Unterschied zwischen einem und dem andern Stand zu spüren, indem Sammet und Seiden sowohl als andere theure Waaren von etzlichen, denen es doch nicht gebühret, frey und ungescheut getragen werden."

Ausführlich regelt die Verordnung die Kleiderordnung der einzelnen Stände; sie bestimmt eingehend, was an Gold- und Silberschmuck, an feinem Pelzwerk und allerlei Kleiderstoffen den einzelnen Ständen erlaubt ist und gibt auch sehr sachverständige Vorschriften über die Herstellungsart besonders der weiblichen Kleidung. Das führte bei den niederen Ständen mit einigem Grund zu Vermutungen, daß die Frauen und Töchter der Zittauer Ratsherren ein gehöriges Wörtchen bei der Abfassung dieser polizeilichen Kleiderordnung mitgesprochen haben könnten.

Aus dem, was die Verordnung über Familienfestlichkeiten bestimmt, ersieht man, welchen Umfang zur damaligen Zeit solche Feierlichkeiten wie Verlobungen, Hochzeiten, Kindstaufen und Begräbnisse annahmen.

Demnach hatten laut Verordnung Hochzeiten nur noch längstens 5 Tage, von Samstag bis Mittwoch zu dauern, "den Donnerstag soll es allenthalben aus und gantz still seyn, bey Straff zwölff Marck"

Allerdings war der Verordnung kein dauerhafter Erfolg beschieden; halb resigniert, halb amüsiert fügt der Chronist seinem Bericht hinzu: "Ist aber nicht lange gehalten worden."

26.2 Dreißigjähriger Krieg

Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) brachte viel Leid. Als im Frühjahr 1619 Kaiser Matthias verstarb, verweigerten die Böhmen Ferdinand von Steiermark die Anerkennung als böhmischen König. Die Lausitz schloß sich nach langem Zögern auf das Drängen des Grafen Joachim Andreas von Schlick, einem Hauptführer der böhmischen Protestanten, der böhmischen Konföderation an, sandte jedoch nur 350 Mann Truppen. Infolge der Niederlage der böhmischen Stände in der Schlacht am Weißen Berg (1620) emigrierten zahlreiche böhmische Protestanten nach Zittau. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gab es deshalb eine tschechischsprachige evangelische Gemeinde in der Stadt.

Von 1631 bis 1645 wurde Zittau wiederholt beschossen, belagert, geplündert und von Kaiserlichen oder Schweden besetzt. In der Folge wurden die Jesuiten aus dem Land gejagt, ganz Böhmen trat unter Waffen. Während sich Schlesien und Mähren den Böhmen anschlossen, verhielt sich die Lausitz schwankend. Den sechs Städten Bautzen, Görlitz, Kamenz, Lauban, Löbau und Zittau waren die Folgen des Oberlausitzer Pönfalls von 1547 noch zu gut in Erinnerung, um sich jetzt vorbehaltlos gegen den Kaiser zu stellen.

27 Das 18. Jahrhundert

Im Siebenjährigen Krieg wurde die Stadt am 23. Juli 1757 von österreichischen Truppen in Brand geschossen, da die in der Stadt stationierten preußischen Truppen nicht kapitulieren wollten.[4]

Karte
Zittau auf OpenStreetMap


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