Luxus-Linker

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Als Luxus-Linke werden polemisch im Kontext der Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner, aber auch im innerparteilichen Kampf [1] [2] und in der Presse[3] meist Politiker bezeichnet, die sehr linke Positionen vertreten und zugleich einen vorgeblich luxuriösen Lebensstil pflegen würden. Ein älterer Begriff für solche Personen lautet Salonkommunist [4] oder Salonbolschewist. Für den Begriff "Luxus-Linker" existieren auch von der Aussage ähnliche Varianten wie z.B. der Begriff "Kaviar-Linker."[5] In Frankreich gibt es seit den 68er-Jahren den Begriff "gauche caviar" für elitäre Gruppen,[6] die zwar zum sogenannten Jetset gehören, sich aber dennoch mit den revolutionären Ideen der Studenten schmücken wollen. Diese Gruppen galten fortan als "gauche caviar" (deutsch "linker Kaviar"). Auch heute noch ist der Begriff in Frankreich ein geflügeltes Wort.[7] Durch den Verweis auf eine Diskrepanz zwischen den proklamierten sozialen Zielen einer Partei und dem persönlichen Verhalten einzelner Mitglieder dieser Partei in ihrem Privatleben kann die Glaubwürdigkeit sowohl der Person als auch der Partei insgesamt in Frage gestellt werden. Neben Kaviar werden auch Krimsekt und Havanna-Zigarren sowie allgemein der Besitzstand der einzelnen Personen als Beispiele angeführt. Schon der CSU-Politiker Franz-Josef Strauß macht sich darüber lustig: „Der linke Teil – eine Minderheit der Studenten, der Lehrer, der Pädagogen, der Dozenten, der Assistenten, der Psychologen, der Politologen, der Soziologen – da kommt das alles doch her. Das sind doch keine Arbeiter, meine Damen und Herren. Die haben in ihrem Leben doch noch nie eine Schaufel oder einen Schraubenzieher in der Hand gehabt.“

  • So wurde kritisiert, dass Klaus Ernst, bis 2012 einer der beiden Vorsitzenden der Partei Die Linke, einen Porsche fährt, eine Almhütte in den Alpen besitzt und Einkünfte aus drei Quellen bezieht.[8][9]
  • Auch Oskar Lafontaine (ehemals SPD) stand wegen seinem angeblich luxuriösen Lebensstil mit Flug im Privatjet und seiner privaten Wohnsituation mit 280 qm Wohnfläche auf einem 20.000 qm großen Grundstück schon in der Kritik. [10]

Diese Verhaltensweisen im Privatleben widersprächen den Forderungen der "Linken", Reichtum eher zu begrenzen. Der Begriff "Luxus-Linker" soll damit suggerieren, dass im politischen Spektrum sehr links positionierte Politiker dem Volk Wasser predigen selber aber Wein trinken würden. [12] Der Europaabgeordnete und ehemalige PDS-Wahlkampfmanager Andre Brie bemerkte, er stimme jenen zu, die Lafontaine als "Luxus-Linken" bezeichneten. Die Glaubwürdigkeit des Einsatzes für die sozial Benachteiligten leide darunter seiner Meinung nach. [13]

Zudem werden die wohlhabenden Mitglieder und Wähler der Partei Bündnis 90/Die Grünen teilweise in diese Kategorie eingereiht. Deren Wähler wohnen - wie seriöse Analysen zeigen - oft in besonders wohlhabenden Bezirken der Großstädte wie Berlin. Auch einige von der sogenannten Letzten Generation werden als Luxus-Linke eingeordnet.

1 Kritik

Es gibt verschiedene Argumente und teilweise wiederum polemische Gegenangriffe.

  • Die offiziellen Ziele der Partei Die Linke lauten, dass es den ärmeren Menschen besser gehen solle. Klaus Ernst habe nicht verlangt, dass die Bürger in Deutschland keinen Porsche fahren, und Oskar Lafontaine habe nicht verlangt, dass die Menschen keine Urlaube im Süden machen sollen. Die Politiker würden nicht den Luxus per se, sondern die angebliche Entwicklung zu einem Wohlstand nur für wenige kritisieren.[14] [15] [16] Die Angriffe gegen prominente Parteimitglieder der Partei Die Linke werden dabei teilweise wiederum polemisch als "Schüren von Sozialneid" abqualifiziert. [17]
  • Teile der Parteien Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke würden ihre Mandatsbezüge spenden.[18] [19]
  • Ferner fordert die Partei Die Linke höhere Steuersätze für Besserverdiener. Als relativ gut verdienende Abgeordnete würden sie davon selber negativ betroffen sein. [20]
  • Der Kritik an den "Luxus-Linken" wird auch mit ähnlichen Gegenangriffen in Bezug auf das private Verhalten eher nicht links stehender Politiker begegnet. So werden Politker wie Guido Westerwelle kritisiert, weil sie die Hartz IV-Sätze auch als Anzeichen spätrömischer Dekadenz sehen, während sie selbst gerne z.B. Weine für bis zu 100 Euro die Flasche, auch auf Kosten der Steuerzahler, trinken. [21] Sie würden also Maßhalten einfordern, während sie selber etwas anderes vorleben würden. Die steuerpolitischen Vorstellung der FDP werden im Gegenzug z.B. als eindeutig auf die Interessen der vorgeblichen "FDP-Klientel" gerichtet kritisiert. [22]

2 Einzelnachweise

  1. Linken-Vorsitzender Ernst wehrt sich gegen Genossen, die seinen Lebensstil kritisieren. Er fahre gern Porsche, bekennt er im "Stern"-Interview - und warnt vor Miesmacherei
  2. Zur Kritik an Klaus Ernst aus Reihen der baden-württembergischen Linkspartei.
  3. Siehe z.B. auf www.stern.de zum eher linken Theaterregisseur Claus Peymann
  4. Der Begriff "Salonkommunismus" auf www.wiktionary.org
  5. auf www.stern.de zum eher linken Theaterregisseur Claus Peymann: "Da kabbelte sich der schlaue, aber immer sehr leidend dreinblickende Ex-Bürgerrechtler Schulz, der den Rückgriff auf den Kommunismus als rückwärtsgewandt und angesichts von Millionen Opfer als zynisch darstellte, mit dem rüpelhaft-aufbrausenden Kaviar-Linken Peymann - ("Nicht in diesem Ton!", schrie der Brecht-Adept)."
  6. https://fr.wikipedia.org/wiki/Gauche_caviar
  7. Linker Luxus von Kaviar Gauche
  8. "Es macht mir Spaß, Porsche zu fahren"
  9. Zur Kritik am "Luxus-Linken" Klaus Ernst wegen seinem Porsche und der Almhütte auf www.stern.de"
  10. Oskar Lafontaine, der Luxus-Linke
  11. Sarah Wagenknecht im Interview über Luxus und Klassenkampf
  12. "So sind sie, die roten Bonzen: Wasser predigen und selbst Wein saufen!" auf der Seite des Landesverbandes Hessen der NPD
  13. Andre Brie auf www.wiwo.de
  14. Dazu die Politikerin der Partei Die Linke, Katja Kipling: "Wenn es eine politische Richtung gibt, in der Luxus legitim ist, dann bei den Linken. Wir predigen ja kein Wasser, sondern wir möchten, dass es allen besser geht, nicht nur wenigen."; aus der Süddeutschen vom 11.09.2009
  15. Klaus Ernst antwortet auf die Kritik an ihm auf www.stern.de: "Das hat ihm den Vorwurf eingebracht, ein "Luxus-Linker" zu sein. "Ein Entbehrungssozialismus ist mit mir nicht zu machen", so Ernst. "Auch als Linker darf man Lebensfreude zeigen." Er sei dafür, dass es möglichst vielen Menschen so gut gehe wie ihm."
  16. Sarah Wagenknecht in einem Interview: "Ich predige nicht Wasser und trinke selbst Wein. Für den Sozialismus zu sein, heißt, Wein predigen und meinetwegen auch Hummer, aber für alle."; auf www.sueddeutsche.de
  17. Thalheim spielt die Kritik an Lafontaine herunter. “Auch wer sich für soziale Gerechtigkeit einsetzt, muß nicht in Sack und Asche gehen”, sagte Thalheim der WELT. Es werde versucht, “Sozialneid” zu schüren.
  18. "Die Linksfraktion hatte sich im Jahr 2008 gegen die Gehaltserhöhung für alle Parlamentarier ausgesprochen. Seitdem spendete Diana Golze ihren monatlichen Erhöhungsbetrag an zirka 50 Projekte wie ein Mutter-Kind-Zentrum, einen ambulanten Hospiz-Dienst oder Kindertagesstätten."; aus der Märkischen Allgemeinen vom 12.01.2011
  19. "Auf Empfehlung der externen Diätenkommission haben die Abgeordneten der Hamburgischen Bürgerschaft ab Juli 2008 drei Prozent mehr "Gehalt" bekommen. Wir, die Abgeordneten DER LINKEN, haben einstimmig beschlossen, diese Erhöhung zu spenden. Meine Kollegen spenden in einen so genannten „Soli-Fonds“."; auf www.linksfraktion-hamburg.de
  20. "Helmut Holter, Linkspartei-Arbeitsminister in Mecklenburg-Vorpommern, kommentierte Lafontaine Lebensstil ironisch: Wenn die Linkspartei ihr Programm umgesetzt habe, könne Lafontaine sich wahrscheinlich keinen Luxusurlaub auf Mallorca mehr leisten. Holter spielte damit auf die Forderung im Wahlprogramm an, ab einem Jahreseinkommen von 60 000 Euro eine 50-prozentige Einkommensteuer einzuführen. "Bescheidenheit steht jedem Politiker gut zu Gesicht, auch Lafontaine", sagte Holter.";" Helmut Holter auf www.wiwo de
  21. 75 Flaschen im Wert von 6.400 Euro - Schwarz-Gelb feiert Weinfest auf NRW-Kosten
  22. "Wenn Westerwelle über spätrömische Dekadenz in Deutschland reden will, sollte er über andere Menschen reden als Hartz-Empfänger - doch dann müsste er seine eigene Klientel beleidigen."; auf www.spiegel.de

3 Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Luxus-Linker) vermutlich nicht.

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