Jazygen

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Die Jazygen, auch Jazygier, (lat. Iazyges, altgriechisch Ἰαζυγες) waren ein Stamm der Sarmaten, eines Volks von Reiterkriegern, das zwischen dem 6. Jahrhundert v. Chr. und dem 4. Jahrhundert n. Chr. im südrussischen und ukrainischen Steppengebiet von Sarmatien beheimatet war. Die Jazygen waren möglicherweise auf Druck der Goten, Aorsen und Alanen ähnlich wie die nachfolgenden sarmatischen Roxolanen nach Westen gezogen und noch vor der Mitte des 1. Jahrhundert n. Chr.[1] im östlichen Pannonischen Becken ansässig geworden.[2]

Die Jazygen waren auf ihrem Zug nach Westen zunächst in die östlichen dakischen Gebiete vorgedrungen. Teile ihres Stammes blieben eine Zeitlang östlich der Karpaten und zogen dann in westliche Richtung weiter. Ihre Route folgte dem Dnjestr nach Norden und Nordwesten. Anschließend umgingen sie im Norden die Gebirgszüge der Karpaten und richteten sich zwischen dem östlichen und nördlichen Donauufer entlang der Grenze zur römischen Provinz Pannonien ein. Ihr Siedlungsgebiet reichte nach Osten über die Theiß in die Ungarischen Tiefebene. Sie entwickelten rasch sehr gute Beziehungen zu den nordwestlich lebenden germanischen Quaden, die jahrhundertelang hielten. Der Stamm der Roxolanen siedelte in der Walachei,[3] an der Nordgrenze der Provinz Mösien und später auch im Banater Raum.[4]

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1 Antike und Spätantike

Sarmatische Panzerreiter fliehen vor römischer Kavallerie, Abbildung an der Trajanssäule, Rom.

1.1 Dakische Grenzstreitigkeiten

Die Römer waren im angehenden 1. Jahrhundert n. Chr. um Sicherungsmaßnahmen gegen das als potentiellen Gegner angesehene Dakien bemüht und förderten um 20 n. Chr. die Ansiedlung der einwandernden sarmatischen Reiterkrieger der Jazygen im östlich und nördlich der Donau liegenden Barbaricum des pannonischen Beckens. Sie hofften, mit den Jazygen einen Bundesgenossen zu gewinnen, der künftige dakische Angriffe von der Ostflanke der römischen Provinz Pannonien im Vorfeld abwehren würde.[5]

Der mit den Roxolanen verbündete dakische König Decebalus (ca. 85–105 n. Chr.)[6] konnte den Jazygen jedoch Teile ihrer östlichen Gebiete entreißen,[7] was zu anhaltenden Spannungen um diese Ländereien führte. Als Kaiser Domitian (81–96) die verbündeten Jazygen, Quaden und Markomannen zur Waffenhilfe gegen die im Winter 88/89 in der Provinz Mösien eingefallenen Daker aufrief, verweigerten die ihre Gefolgstreue, weshalb Domitian eine Strafexpedition gegen die Markomannen ansetzten ließ, die jedoch katastrophal scheiterte. Erst nach den für Rom verlustreichen Dakerfeldzügen und dem anschließenden kompromittierenden Friedensschluss mit Decebalus wurde für den Herbst 89 eine erneute Strafexpedition gegen alle drei treulosen Stämme entsandt, doch musste diese ergebnislos abgebrochen werden. Um seine ehemaligen Verbündeten doch noch zu schwächen, stellte sich Domitian 92/93 während der Grenzkonflikte zwischen Markomannen, Quaden und den spätkeltischen Lugiern auf die Seite der Kelten. Daraufhin verbündeten sich die beiden Germanenstämme erneut mit den Jazygen und griffen Pannonien von Norden und Westen an. In Brigetio gelang es dabei den Jazygen, die Legio XXI Rapax zu vernichten.[8] Noch im Jahr 92 gelang es dem herbeigeeilten Domitian, den Stamm zu besiegen.

Nach der Teilung der Provinz Pannonien in Pannonia superior (Oberpannonien) und Pannonia inferior (Niederpannonien) musste der erste niederpannonische Statthalter und spätere Kaiser Hadrian (117–138) im Jahr 107 n. Chr. erneut einen Krieg gegen die Kataphrakten und Bogenschützen der Jazygen führen. Der Grund dazu war nach dem siegreichen Einmarsch der römischen Armee in Dakien gelegt worden. Die Jazygen hatten sich zuvor mit den Römern verbündet. Sie erwogen die geschürte Hoffnung, nach einem siegreichen Abschluss des Feldzuges ihr unter Decebalus verlorengegangenes Territorium von Kaiser Trajan zurückzuerhalten. Doch dieser verweigerte nach der Einnahme Dakiens jegliche Gebietesabtretungen.[9] Die Jazygen fühlten sich um ihre Beute betrogen und nahmen dies zum Anlass für einen Rachekrieg, der sich gegen die neugegründete Provinz Dakien richtete, da sie hofften, ihre verlorenen Gebiete doch noch zurückerobern zu können. In der sich für die Römer nun ergebenen, unruhigen Lage, wagte auch die besiegte dakische Bevölkerung einen Aufstand.

Etwa Anfang 117 begannen die Jazygen und Roxolanen gemeinsam, römisches Grenzgebiet in Dakien anzugreifen.[10] Im Herbst 117 war Hadrian daher erneut an der Donaufront, übernahm die Führung des Feldzuges von Niedermösien[1] aus und konnte die Kämpfe im Jahr 118 beilegen. Die besiegten Jazygen sollten gemeinsam mit den germanischen Quaden Roms Grenzen vor räuberischen Einfällen schützen. Jedoch blieben beide Stämme unberechenbar.

1.2 Markomannenkriege

1.2.1 Erster Krieg

Römische Soldaten kämpfen während der Markomannenkriege gegen Germanen. Grabstein aus Brigetio, um 173 n. Chr.: Ae(lio) Septimo opt(ioni) leg(ionis) I / [Ad]i(utricis) desideratus est / [bello 3]aris qui vix(it); Übersetzung: „Dem Aelius Septimus, Unteroffizier der Legio I Adiutrix, vermisst im Krieg gegen die Naristen, der lebte...“.CIL 3, 4310

Während der Markomannenkriege (166–180) waren die Jazygen neben den germanischen Markomannen, Quaden und Vandalen die römischen Hauptgegner. 171 setzten Markomannen, Quaden und Jazygen über die Donau, verwüsteten die Grenzregionen und marschierten nach Italien. Die Quaden unterstützten nicht nur die Markomannen, sondern leisteten auch den Jazygen militärische Hilfe. Diese nutzten die gleichzeitige Unruhe unter den germanischen Völkern, um immer wieder Raubzüge über die Stromgrenze zu führen. Im Zuge ihrer Brandschatzungen auf römischem Gebiet wurden auch viele Menschen verschleppt. Zwischen 171 und 175 griff das unter viel Mühen aufgestellte römische Heer die drei Hauptgegner in deren eigener Heimat jenseits der Donau an. Gegen massiven, gut organisierten Widerstand wurden Siedlungen zerstört, die Bevölkerung versklavt und getötet sowie ihr Besitz abtransportiert.[11] Nachdem 174 die Quaden von Kaiser Mark Aurel (161–180) niedergeworfen worden waren, richtete sich nun der Kampf gegen die sich hartnäckig wehrenden Jazygen in der Tiefebene.[12] Im Frühjahr 175, kurz vor dem Sieg über diesen Gegner, musste der römische Kaiser auf eine Usurpation reagieren,[13] belegte die Jazygen jedoch mit einem harten Friedensvertrag, um sie ein für allemal zu bändigen. So durften sie u.a. keine Schiffe mehr bauen und mussten alle existierenden Schiffe abliefern. Damit sollten erneute räuberische Donauüberquerungen außerhalb der Wintersaison unmöglich gemacht werden. Zudem wurde es den Jazygen verboten, die Donauinseln zu betreten und die römische Provinz Dakien zu durchqueren. Damit war den Besiegten der Weg nach Westen, Süden und Osten, das Betreten römischen Gebiets, versperrt. 179 wurden die Bedingungen, Dakien zu betreten jedoch bereits wieder gelockert[14] Auch die Festlegung einer 30 Kilometer breiten Sperrzone entlang der Donaugrenze wurde noch im selben Jahr aufgehoben. Nur die Inseln blieben ihnen verwehrt.[15] Weitere Punkte des Friedensvertrages waren die Auslieferung von Kriegsgefangenen und Überläufern sowie das Abhalten von regelmäßigen Volksversammlungen auf sarmatischem Gebiet unter Aufsicht römischer Beamter. Als Sicherheit hatten die Jazygen Geiseln zu stellen.[16] Ein weiterer Punkt war die Verpflichtung, Rom jedwede militärische Hilfe im Kriegsfall zukommen zu lassen und einmalig ein genau festgelegtes Kontingent an Rekruten zur Verfügung zu stellen.[17] Im Herbst 175 erhielten Mark Aurel und sein Sohn Commodus den Ehrentitel Sarmaticus (Maximus).

1.2.2 Zweiter Krieg

Doch die drei besiegt geglaubten Hauptgegner im mittleren Donauraum hielten sich nicht an die Friedensverträge. Offensichtlich überfielen Markomannen, Quaden und Jazygen nur wenige Jahre später erneut zahlreiche römische Militärlager. Der Kaiser und sein Sohn brachen daher am 3. August 178 zum Gegenangriff auf. 179 wurde das während des Ersten Markomannenkrieges eingerichtete Brückenkopfkastell Iža-Leányvár, das sich gegenüber dem Legionslager Brigetio befand, überrannt und niedergebrannt.[18] In der Folge marschierte die römische Armee mit 20.000 Mann erneut in die Gebiete der Germanen und Sarmaten ein und schlug mit harter Hand zurück. Ziel war es, den Feinden die Lebensgrundlage zu entziehen und ihre Operationsmöglichkeiten einzuschränken. Daher richteten sich die Römer in den besetzten Gebieten ein und sperrten unter anderem deren Grenzen nach außen hin ab, um alle Fluchtmöglichkeiten und Hilfen von Außen zu unterbinden. Diese Maßnahmen deuteten spätere antike Historiker als Zeichen, dass Mark Aurel vorgehabt habe, zwei neue Provinzen – Marcomannia und Sarmatia – einzurichten, was jedoch bis heute umstritten ist.[19] Wie der Archäologe Sándor Soproni (1926–1995) feststellen konnte, legten die römischen Soldaten zumindest an einigen Punkten Erdwälle entlang der jazygischen Siedlungsgrenzen an, um die Kontrollen zu perfektionieren. Der während der Spätantike errichtete Limes Sarmatiae überlagerte später diese frühen Erdwerke. Mit dem Tod des Kaisers 180 und der Ernennung seines Sohnes Commodus zum Nachfolger, scheint sich die Politik gegenüber den Besiegten rasch geändert zu haben. Offensichtlich kam es nun zu einem Friedensschluss. Im Herbst 180 wurde der Zweite Markomannenkrieg mit einem Triumphzug in Rom beendet.[20]

Um zukünftig gegen Angriffe gewappnet zu sein, wurde von den Römern in der Folge der Ausbau beziehungsweise die Wiedererrichtung des Verteidigungssystems entlang der pannonischen Donaugrenze organisiert. Commodus ließ zum Abschluss dieser Arbeiten im Jahr 185 Bauinschriften aufstellen, die dies bestätigten. Eine wurde auf dem Gelände des Kastells Matrica entdeckt, eine weitere stammt aus Dunaújváros. Beide berichten vom Bau neuer Burgi entlang der Donau und von der Befestigung von Kastellen am gegenüberliegenden Ufer, um Flussübergänge gegen herumstreunernde Räuber zu sichern.[21]

1.3 Kriege unter den Soldatenkaisern

Kaiser Maximinus Thrax (235–238) führte von Sirmium aus in der 2. Hälfte des Jahres 236 gleichfalls einen erfolgreichen Feldzug gegen die mit freien Dakern verbündeten Jazygen, die in die Provinz Dakien eingefallen waren. Nach dessen Abschluss bekamen er und sein Sohn, Maximus Caesar, noch 236 auch den Ehrentitel Sarmaticus Maximus verliehen.

In dem für Rom politisch unsicheren 3. Jahrhundert nutzten die Jazygen gemeinsam mit den Roxolanen die Situation, um in den Jahren 259/260, während ihrer Raubzüge, bis an den Südwestrand der Provinz Pannonia superior vorzudringen. Auf dem nordöstlichen Gebiet des heutigen Sloweniens richteten sie dabei schwere Verwüstungen an.[22] Unter Carus (282–283) brandschatzten die Jazygen erneut auf römischem Reichsgebiet, konnten jedoch 283 wieder zurückgeworfen werden. Im Laufe des 3. Jahrhunderts vermischen sich die in die Tiefebene eingewanderten und von Rom im Banat angesiedelten Roxolanen mit den Jazygen, wodurch sich umwälzende Veränderungen innerhalb der sarmatischen Kultur des pannonischen Beckens ergaben.[2]

1.4 Römische Befriedungsversuche

Pannonien und das Gebiet der Jazygen mit dem vorgelagerten spätantiken Wallsystem

289 griffen Vandalen, Gepiden, Goten und Taifalen im nördlichen Transsylvanien (Dakien) an und drängten die sich verteidigenden Jazygen langsam an den pannonischen Donaulimes. Die unterlegenen Angegriffenen wendeten sich letztendlich gegen Rom und mussten, von allen Seiten bedrängt, schwere Verluste hinnehmen. Kaiser Diocletian (284–305) griff von seinem Hauptquartier in Unterpannonien die sarmatischen Gegner 292 erfolgreich an. Doch bereits 294 musste der Mitkaiser Galerius (293–311) erneut gegen die Jazygen ausrücken[23] und die Ordnung wiederherstellen. Nach dem römischen Sieg wurden viele Sarmaten und andere barbarische Völker ins römische Reich umgesiedelt, was zur Beruhigung der Lage beitrug. 322 brachen erneut Kämpfe zwischen Römern und Sarmaten aus.[24] Konstantin der Große (306–337) konnte die Angreifer jedoch zurückwerfen. Die geschwächten Jazygen mussten sich nun notgedrungen mit den Römern arrangieren und einem erneuten Bündnisvertrag zustimmen. Diejenigen, die sich nicht unterwerfen wollten, flohen zu den jetzt in Dakien sitzenden Goten (sogenannte Banat-Sarmaten).

Vermutlich noch während der Regierungszeit von Konstantin dem Großen oder Konstantin II. (337–340) entstand nach römischen Plänen um das Siedlungsgebiet der Jazygen der Limes Sarmatiae, ein mächtiges, tiefgestaffeltes Erdwerk, das vom Donauknie nach Osten über die Theiß führte, am Ostrand der Tiefebene nach Süden abknickte und bei Viminatium, einer bedeutenden Militär- und Grenzstadt der Provinz Moesia, wieder auf die Donau stieß.[25] Zusätzlich errichteten die Römer Militärposten entlang dieser Zone. Die Art der Anlage der Erddämme lässt annehmen, dass sie vor allem den nomadischen Reitervölkern der Völkerwanderungszeit das Eindringen auf das Territorium der Jazygen erschweren sollten.[26] Zum Römischen Reich gehörte dieses Gebiet offenbar dennoch nicht. Es hatte weiterhin seine Aufgabe als Pufferzone zu erfüllen. Außerdem konnten die Römer so den unsicheren Bündnispartner besser kontrollieren. Auf Bitten der Sarmaten bekämpfte Konstantin 332 anrückende Gotenstämme im Gebiet der Moldau und Walachei und 334 soll der Kaiser 300.000 sarmatische Argaraganten, die sich im Banat niedergelassen hatten, als Siedler im römischen Reich aufgenommen haben, nachdem diese von einem Aufstand ihrer Sklaven, den Limiganten, vertrieben worden waren. Diesen Aufstand hatte wahrscheinlich ein vorher von ihnen unterjochtes Volk angezettelt.[27]

1.5 Ende des römischen Einflusses

Die Verstärkung des pannonischen Donaulimes mit Kastellen, Burgi und Schiffsländen im Barbaricum wurde unter Valentinian I. durch die militärischen Oberbefehlshaber der Provinz, Terentius und insbesondere den begabten, aber rasch wieder abgesetzten Frigeridus, bis 373 erheblich forciert. Binnen kürzester Zeit konnte mit Hilfe der zahlreichen neuen Militärposten ein noch engmaschigeres Verteidigungsnetz geknüpft werden. Die Schiffsländen garantierten einen abgesicherten Donauübergang der römischen Truppen im Ernstfall. Diese Aktivitäten forderten den am Ostufer und nördlich der Donau siedelnden Stamm der Quaden heraus, der sich durch Valentinians neue, waffenstarrende Sicherheitsmaßnahmen deutlich bedrängt fühlte. Als ihr König Gabinius aufgrund einer vertragswidrigen und anmaßenden Gebietsberaubung im Zuge des Grenzausbaus am sarmatischen Limes Verhandlungen mit Rom einforderte, erhielt er eine Einladung aus der pannonischen Donauprovinz Valeria. Während des folgenden Banketts wurde der germanische König heimtückisch ermordet.[28] Die Römer hatten dem angereisten König nur zum Schein Verhandlungen angeboten. Je nach Quelle (Zosimos und Ammianus Marcellinus) war für diese Tat ein Celestius oder Marcellianus, der seit 373 amtierende dux, dafür verantwortlich. Darauf kam es zu einem Rachefeldzug der erzürnten Quaden. Sie verbündeten sich mit den Jazygen, überquerten die Donau und brachten Verwüstung in die pannonischen Provinzen. Valentinian marschierte daher im Juni 374 mit einer schlagkräftigen Armee in Pannonien ein. Die Truppen unter Führung des dux Moesiae, des jüngeren Theodosius, vertrieben noch im gleichen Jahr die Invasoren und stellten die Befestigungen am pannonischen Limes wieder her. Valentinian wiederum setzte bei Aquincum mit seinen Einheiten über die Donau, drang tief in die Stammesgebiete ein und zwang die Quaden zum Abschluss eines Vertrages (foedus). Während einer Audienz für Abgesandte der Jazygen und Quaden im Legionslager von Brigetio erlag er jedoch am 17. November 375 vermutlich einem tödlichen Schlaganfall. Schon bald nach seinem Begräbnis und im Zuge der Auswirkungen der Niederlage der Römer in der Schlacht von Adrianopel (378), musste der Limes Sarmatiae endgültig aufgegeben werden.

1.6 Ende der jazygischen Kultur

Die Kultur der Jazygen hat das 4. Jahrhundert offenbar nicht überdauert.[2] Die Endphase wird unter anderem durch ein reich ausgestattetes, wohl ostgotisches Frauengrab erhellt, das in Karavukovo (Bácsordas), ergraben wurde. Die Grablege nahe am südpannonischen Donaulimes war reich ausgestattet. Für die Datierung entscheidend erwies sich ein stempelfrischer Solidus, der während der Regierungszeit des Kaisers Theodosius II. (408–450) im Jahr 443 geprägt wurde.[29][30] Die Fundstelle zeugt davon, dass sich auf dem einstigen Territorium der Jazygen nun auch andere Volksstämme befanden, die im Zuge der Völkerwanderung eine neue Zeit einläuteten.

2 Leben

Zu den Lebensgewohnheiten der Jazygen gehörte es, Pferdefleisch zu essen und Sklaven zu halten. Sie wohnten in einfachen Grubenhäusern und schätzten römische Luxusgüter wie von weither importierte Terra Sigillata.[31] Doch auch dakische und germanische Funde zeigen, dass dieses Volk viele Kontakte nach außen hin pflegte. Ein Bestandteil ihrer Ausrüstung als Krieger waren Schuppenpanzer, die sie aus dem Horn von Pferdehufen fertigten. Viele der im ganzen römischen Reich angesiedelten Sarmaten (die Notitia Dignitatum nennt allein 18 Zentren sarmatischer Siedlung in Gallien und Italien) kämpften mit ihren lanzentragenden Kataphrakten in römischen Armeen und erlangten so das römische Bürgerrecht. Berühmt waren auch die berittenen Bogenschützen der Sarmaten, die mit Reflexbögen von großer Reichweite und Durchschlagskraft sogar rückwärts gewandt schießen konnten (siehe Parthisches Manöver). Eine wirkungsvolle Taktik der sarmatischen Stämme war es, ihre Gegner durch Schein-Rückzüge in Hinterhalte zu locken. Von der jazygischen Bestattungskultur zeugen unter anderem viele reich ausgestattete Frauengräber.[2]

3 Siehe auch

4 Literatur

5 Anmerkungen

  1. 1,0 1,1 Paul Lambrechts u. a. (Hrsg.): Abriß der Geschichte antiker Randkulturen. Oldenbourg-Verlag, München 1961, S. 141.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Ion Ioniţă: Sarmaten. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Bd. 26. de Gruyter, Berlin 2004, ISBN 3-11-017734-X, S. 511.
  3. Martin Eggers: Sarmaten. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Bd. 26. de Gruyter, Berlin 2004, ISBN 3-11-017734-X, S. 505.
  4. Christian Körner: Philippus Arabs. Ein Soldatenkaiser in der Tradition des antoninisch-severischen Prinzipats. (Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte 61). de Gruyter, Berlin u.a. 2002, ISBN 3-11-017205-4, S. 150–151.
  5. Karl Christ: Geschichte der römischen Kaiserzeit. C. H. Beck Verlag, München 1995, ISBN 3-406-36316-4, S. 271.
  6. Claude Lepelley: Rom und das Reich 44 v. Chr.–260 n. Chr. Bd. 2. Die Regionen des Reiches. Verlag K. G. Saur. München, Leipzig 2001, ISBN 3-598-77449-4, S. 268.
  7. Christo M. Danov: Die Thraker auf dem Ostbalkan. In: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt. Bd. II, 7,1, de Gruyter, Berlin, New York 1979, ISBN 3-11-006875-3, S. 23–182, hier: S. 169.
  8. Marcelo Tilman Schmitt: Die römische Außenpolitik des 2. Jahrhunderts n. Chr. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 3-515-07106-7, S. 84–85.
  9. Karl Strobel: Untersuchungen zu den Dakerkriegen Trajans. Studien zur Geschichte des mittleren und unteren Donauraumes in der Hohen Kaiserzeit. Habelt, Bonn 1984 (Antiquitas, Reihe 1, 33), ISBN 3-7749-2021-4, S. 205.
  10. Jörg Fündling: Kommentar zur Vita Hadriani der Historia Augusta (= Antiquitas. Reihe 4: Beiträge zur Historia-Augusta-Forschung. Serie 3: Kommentare; Bd. 4.). Habelt, Bonn 2006, ISBN 3-7749-3390-1, S. 405.
  11. Jörg Scheuerbrandt: Auf Leben und Tod. Der Krieg gegen die Germanen. Harc életre-halálra. Háború a germánok ellen. In: Im Auftrag des Adlers. A római sas szolgálatában. Publius Ferrasius Avitus. Begleitbuch zur Deutsch-ungarischen Sonderausstellung 2012, ISBN 978-3-00-037759-4, S. 57–75; hier: S. 66–68.
  12. Marcelo Tilman Schmitt: Die römische Außenpolitik des 2. Jahrhunderts n. Chr. Friedenssicherung oder Expansion? Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 3-515-07106-7, S. 147.
  13. Jörg Scheuerbrandt: Auf Leben und Tod. Der Krieg gegen die Germanen. Harc életre-halálra. Háború a germánok ellen. In: Im Auftrag des Adlers. A római sas szolgálatában. Publius Ferrasius Avitus. Begleitbuch zur Deutsch-ungarischen Sonderausstellung 2012, ISBN 978-3-00-037759-4, S. 57–75; hier: S. 68.
  14. Marcelo Tilman Schmitt: Die römische Außenpolitik des 2. Jahrhunderts n. Chr. Friedenssicherung oder Expansion? Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 3-515-07106-7, S. 158.
  15. Marcelo Tilman Schmitt: Die römische Außenpolitik des 2. Jahrhunderts n.Chr. Friedenssicherung oder Expansion? Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 3-515-07106-7, S. 169.
  16. Marcelo Tilman Schmitt: Die römische Außenpolitik des 2. Jahrhunderts n. Chr. Friedenssicherung oder Expansion? Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 3-515-07106-7, S. 163.
  17. Marcelo Tilman Schmitt: Die römische Außenpolitik des 2. Jahrhunderts n. Chr. Friedenssicherung oder Expansion? Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 3-515-07106-7, S. 165.
  18. Jörg Scheuerbrandt: Auf Leben und Tod. Der Krieg gegen die Germanen. Harc életre-halálra. Háború a germánok ellen. In: Im Auftrag des Adlers. A római sas szolgálatában. Publius Ferrasius Avitus. Begleitbuch zur Deutsch-ungarischen Sonderausstellung 2012, ISBN 978-3-00-037759-4, S. 57–75; hier: S. 69.
  19. Jörg Scheuerbrandt: Auf Leben und Tod. Der Krieg gegen die Germanen. Harc életre-halálra. Háború a germánok ellen. In: Im Auftrag des Adlers. A római sas szolgálatában. Publius Ferrasius Avitus. Begleitbuch zur Deutsch-ungarischen Sonderausstellung 2012, ISBN 978-3-00-037759-4, S. 57–75; hier: S. 74.
  20. Jörg Scheuerbrandt: Auf Leben und Tod. Der Krieg gegen die Germanen. Harc életre-halálra. Háború a germánok ellen. In: Im Auftrag des Adlers. A római sas szolgálatában. Publius Ferrasius Avitus. Begleitbuch zur Deutsch-ungarischen Sonderausstellung 2012, ISBN 978-3-00-037759-4, S. 57–75; hier: S. 75.
  21. CIL 3, 03385; AE 1910, 145.
  22. Slavko Ciglenečki: Slowenien. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Band 29. de Gruyter, Berlin 2005, ISBN 3-11-018360-9, S. 123.
  23. Alexander Demand: Die Spätantike. Römische Geschichte von Diocletian bis Justinian, 284–565 n. Chr. C. H. Beck, München 1989, ISBN 3-406-07992-X, S. 63.
  24. Oliver Schmitt: Constantin der Große (275-337). Leben und Herrschaft. Kohlhammer. Stuttgart 2007, ISBN 978-3-17-018307-0, S. 195.
  25. Zsolt Mráv: Castellum contra Tautantum. Zur Identifizierung einer spätrömischen Festung. In: Ádám Szabó, Endre Tóth (Hrsg.): Bölcske. Römische Inschriften und Funde – In memoriam Sándor Soproni (1926-1995). Ungarisches Nationalmuseum, Budapest 2003, (Libelli archaeologici Ser. Nov. No. II), ISBN 963-9046-83-9 (formal falsche ISBN) , S. 331; Sándor Soproni: Limes Sarmatiae. In: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve 2, 1969, S. 117–133.
  26. Zsolt Mráv: Römische Militäranlagen im Barbaricum. In: Von Augustus bis Attila. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-8062-1541-3, S. 51.
  27. Jakob Burckhardt: 1990, S. 71.
  28. Konrad Bund: Thronsturz und Herrscherabsetzung im Frühmittelalter. Bonner Historische Forschungen 44. Bonn 1979, ISBN 3-7928-0417-4, S. 127.
  29. Joachim Werner, Giovanni Annibaldi: Ostgotische Grabfunde aus Acquasanta, Prov. Ascoli Piceno (Marche). In: Germania 41, 1963, S. 356–373.
  30. Danica Dimitrijević; Jovan Kovačević; Zdenko Vinski: Problemi seobe Naroda u Karpatskoj Kotlini. Matica srpska, Neusatz, 1978, S. 36.
  31. Dénes Gabler: Terra Sigillata-Funde aus der sarmatischen Siedlung Dunakeszi-Alagi Major. In: Slovenská archeológia 49, 2002, S. 119–138.

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